Die Tage des Blattgemüses
Die Tage des Blattgemüses
Zwei ganze Wochen in Dänemark, die Junisonne und die hellen Mittsommernächte ließen auf eine gute Fischerei hoffen und zu Beginn sah auch Alles ganz prima aus.
Allerdings ging es nicht um zwei Wochen Dauerfischen, sondern eher um einen gemeinsamen Urlaub mit meiner Frau und so trafen sich die Interessen wie schon so oft und das Gleichgewicht überwog. Das Interesse an der Meeräsche und den im Juni blühenden Pflanzen fand Übereinstimmung in der Erkundung neuer Strände mit der Sichtung vieler botanischer Schönheiten und der kurzen Sichtung zweier Meeräschen im flachen Wasser.
Um es vorweg zu nehmen, dies blieb die einzige Multensichtung.
Das Wetter spielte dazu nicht gerade in meine Karten, direkt zu Urlaubsbeginn gab es ordentlich Wind und Welle, was die Meeräschen bestimmt nicht dolle fanden...
Die Ruten blieben daher erst mal verstaut und wir besuchten ein kleines Museum im Örtchen Gram, an der Gemeindegrenze der Haderslevkommune.
Gram liegt geographisch gesehen etwa mittig in Dänemark, zwischen Nordsee und Ostsee und das Museum zeigt archäologische Funde der Vergangenheit, als sich der Meeresspiegel noch gute 100 Meter über dem heutigen Festland befand.
Der ausgestellte Wal aus der Grube hinter dem Museum zeugt neben Haizähnen, Muscheln, Seeigeln und vielen weiteren Versteinerungen von dieser Zeit. Empfehlenswert für einen etwa zweistündigen Ausflug, man darf auch mal selbst buddeln in der Grube, wenn man mag.
War sehr interessant dort. :grin:
Am nächsten Tag zeigte sich Petrus entspannter und Wind und Wasser luden ein.
Meeräschen gab es allerdings nicht, aber eine Meerforelle verriet sich an der Oberfläche und hing kurz danach am Band. Nachwuchs, meine kleinste bisherige Forelle musste ich kurz bildlich festhalten, weitere 7 Fische bis knapp mäßig später ergaben, dass sich hier keine größere Forelle fangen ließ.
Etwas abseits der Kinderstube gab es auch keine größeren Forellen, dafür aber ein paar Hornhechte. Der obligatorische Horni für meine Nichte kam mit ins Ferienhaus.
Auch am Folgetag sah am Strand alles nach Meeräsche aus, aber wieder keine Spur von den Zicken.
Nicht eine weitere Meeräschensichtung, daher beschloss ich neue Wege zu gehen. Da mussten jetzt die „Insider“ mal so richtig auspacken, wo hier was mit den Multen gehen könnte.
Einige Küstenbewohner zwang ich regelrecht zur Aussage, doch dieser hier blieb teilnahmslos und verschwieg die Geheimnisse des Strandes.
Der nächste Küstenbewohner war da schon freundlicher und verriet mir wenigstens die grobe Richtung.
Also mal in die Richtung, sicherheitshalber bei den Seeskorpionen nochmals nach dem Weg fragen, aber die zeigten sich zuerst sehr verschwiegen.
Also musste ich sie zwingen.
Tja, die Nacht brachte dann heftigen Wind und die ersten Sturmböen, die im Laufe des Vormittags noch zunahmen. Schon am Mittag war endgültig Schluss mit Multen am Hausstrand, denn das Wasser war einfach weg.
Also zum nächsten Strand und siehe da, etwas Wasser gab es noch. Zum Abend hin also doch noch etwas gefischt und diverse Tierchen ans Band bekommen, wieder ein paar kleinere Meerforellen, ein Alien und einige Hornhechte gefolgt von einigen Minidorschen am späten Abend, aber weiterhin keine Spur einer Multe.
Der Wind drehte sich am nächsten Tag so rasant, dass wir uns zuerst berieten und etwas lasen. In Gartenzeitschriften, wo mir der Mondkalender ins Auge fiel.
Natürlich, sagte meine Frau, natürlich deshalb. Du hast die Forellen gefangen, weil die Tage des Blattgemüses sind. Jetzt wo Du es sagst, dachte ich ... ...
Und grübelte weiter, denn auch die Kalender der Ausgaben von Anfang diesen Jahres stimmten mit meinen Ergebnissen überein. Zufall? Nicht ernst nehmen, dachte ich mir und wir entschieden, uns wegen des Wetters mal die Nordseeseite anzusehen. Also ab quer durchs Land.
Unser Weg führte nach Romø, hier sollte es ja auch schon mal Meeräschen gegeben haben, aber heute nicht. Auch hier blies der Wind kräftig und die Gezeiten hatten wir wohl auch schlecht getimt.
Da ich die Strände hier nicht kannte, beschlossen wir mal dort nachzusehen, wo wir uns etwas besser auskannten. Sogar Meeräschen habe ich hier schon mal gesehen.
Aber auch hier, trotz sehr attraktiv wirkender Strandabschnitte, keine Meeräsche.
Nach ausgiebiger Inspektion der dortigen Nahrungsbedingungen stand jedoch fest, hier finden die Meeräschen Nahrung. Und die Nahrung war teilweise sogar schon dabei, nachzudecken.
Aber zum Essen kam heute Niemand. Wir gönnten uns dann mal ein leckeres Krabbenbrötchen und pendelten wieder zwischen den Meeren.
Wind und Sturm begleite uns die weiteren Tage, das Fischen und Multenspotten geriet in die endgültige Zweirangigkeit und wir nahmen als Touris sämtliche im Infobüro erhältliche Möglichkeiten wahr.
Wobei, zugegeben, dies nicht immer uninteressant war ... ... wenn auch sehr ungriffig.
Ab Haderslev gab es Vieles zu unternehmen, so fuhren wir mal nach Flensburg zum Shoppen, nach Kolding, nach Aabenraa und so war ich die meisten Abende zu müde zum Fischen.
Aber man darf die Gelegenheit ja nicht ungenutzt lassen und so stapfte ich dann doch mal wieder zum Riff am Hausstrand. Es wurde so langsam dunkler, mittsommerdüster.
Wie gehabt bissen die kleinen Dorsche, schön zu sehen, aber abwarten. Eine halbe Stunde pausieren, muß ja nicht jeder kleine Dorsch gleich mit Piercing groß werden. Eine halbe Stunde später waren sie allerdings immer noch nicht satt.
Nochmal eine Pause, die Ruhe geniessen, kein anderer Kollege weit und breit, mein Strand war es, für heute nacht. Kein Auto, kein Flugzeug, kein Lärm, das Handy aus. Traumhaft, die Schweinswale jagten im letzten Licht und der Kormoran kam nach jedem Tauchgang mit einer Krabbe wieder hoch.
Mal sehen, noch Dörschchen da? Die ersten drei Würfe blieben kontaktlos, sehr schön, nun ist es Zeit. Inzwischen war es kurz nach 23 Uhr, gute Sichtbedingungen und Wind und Wetter spielten diesmal perfekt in meine Karten.
Es ist meine letzte Chance auf ein Urlaubs Happy End, dachte ich gerade, als es einen heftigen Wiederstand gab. Kontakt straffen und sofort explodierte die Wasserfläche, ein ordentlicher Schwall ließ es klatschen und dann wurde es wieder still.
Zu still, was ist es, ein Dorsch? Die Rute war schön krumm und das Vorfach zirpte, ganz knapp unter der Oberfläche zog dieser Fisch nun langsam seine Bahn, nachdem er direkt über dem Riff die Fliege geschnappt hatte. Als ich seine Richtung beeinflussen wollte, zeigte er sich. Im Sprung war die Meerforelle komplett aus dem Wasser und es klatschte ein zweites Mal ordentlich, als sie wieder eintauchte.
Nach 10minütigem Hin und Her glitt sie in den Kescher, eine hübsche fette Sommerforelle von 62 Zentimetern und 2,9 Kilo. Trotz des fetten Bäuchchens war der Magen leer, vielleicht kam sie gerade erst aus dem angrenzenden 20 Meter tiefen Wassers, hatte tagsüber geruht und trotz der guten Strömung an diesem Riff nicht früher gejagt.
Mir war es diesmal egal, denn es war der letztmögliche Urlaubsangelabend und laut Mondkalender in der Gartenzeitschrift war es der letzte günstige Tag von drei aufeinander folgenden Tagen im Juni,
den Tagen des Blattgemüses.
Allerdings ging es nicht um zwei Wochen Dauerfischen, sondern eher um einen gemeinsamen Urlaub mit meiner Frau und so trafen sich die Interessen wie schon so oft und das Gleichgewicht überwog. Das Interesse an der Meeräsche und den im Juni blühenden Pflanzen fand Übereinstimmung in der Erkundung neuer Strände mit der Sichtung vieler botanischer Schönheiten und der kurzen Sichtung zweier Meeräschen im flachen Wasser.
Um es vorweg zu nehmen, dies blieb die einzige Multensichtung.
Das Wetter spielte dazu nicht gerade in meine Karten, direkt zu Urlaubsbeginn gab es ordentlich Wind und Welle, was die Meeräschen bestimmt nicht dolle fanden...
Die Ruten blieben daher erst mal verstaut und wir besuchten ein kleines Museum im Örtchen Gram, an der Gemeindegrenze der Haderslevkommune.
Gram liegt geographisch gesehen etwa mittig in Dänemark, zwischen Nordsee und Ostsee und das Museum zeigt archäologische Funde der Vergangenheit, als sich der Meeresspiegel noch gute 100 Meter über dem heutigen Festland befand.
Der ausgestellte Wal aus der Grube hinter dem Museum zeugt neben Haizähnen, Muscheln, Seeigeln und vielen weiteren Versteinerungen von dieser Zeit. Empfehlenswert für einen etwa zweistündigen Ausflug, man darf auch mal selbst buddeln in der Grube, wenn man mag.
War sehr interessant dort. :grin:
Am nächsten Tag zeigte sich Petrus entspannter und Wind und Wasser luden ein.
Meeräschen gab es allerdings nicht, aber eine Meerforelle verriet sich an der Oberfläche und hing kurz danach am Band. Nachwuchs, meine kleinste bisherige Forelle musste ich kurz bildlich festhalten, weitere 7 Fische bis knapp mäßig später ergaben, dass sich hier keine größere Forelle fangen ließ.
Etwas abseits der Kinderstube gab es auch keine größeren Forellen, dafür aber ein paar Hornhechte. Der obligatorische Horni für meine Nichte kam mit ins Ferienhaus.
Auch am Folgetag sah am Strand alles nach Meeräsche aus, aber wieder keine Spur von den Zicken.
Nicht eine weitere Meeräschensichtung, daher beschloss ich neue Wege zu gehen. Da mussten jetzt die „Insider“ mal so richtig auspacken, wo hier was mit den Multen gehen könnte.
Einige Küstenbewohner zwang ich regelrecht zur Aussage, doch dieser hier blieb teilnahmslos und verschwieg die Geheimnisse des Strandes.
Der nächste Küstenbewohner war da schon freundlicher und verriet mir wenigstens die grobe Richtung.
Also mal in die Richtung, sicherheitshalber bei den Seeskorpionen nochmals nach dem Weg fragen, aber die zeigten sich zuerst sehr verschwiegen.
Also musste ich sie zwingen.
Tja, die Nacht brachte dann heftigen Wind und die ersten Sturmböen, die im Laufe des Vormittags noch zunahmen. Schon am Mittag war endgültig Schluss mit Multen am Hausstrand, denn das Wasser war einfach weg.
Also zum nächsten Strand und siehe da, etwas Wasser gab es noch. Zum Abend hin also doch noch etwas gefischt und diverse Tierchen ans Band bekommen, wieder ein paar kleinere Meerforellen, ein Alien und einige Hornhechte gefolgt von einigen Minidorschen am späten Abend, aber weiterhin keine Spur einer Multe.
Der Wind drehte sich am nächsten Tag so rasant, dass wir uns zuerst berieten und etwas lasen. In Gartenzeitschriften, wo mir der Mondkalender ins Auge fiel.
Natürlich, sagte meine Frau, natürlich deshalb. Du hast die Forellen gefangen, weil die Tage des Blattgemüses sind. Jetzt wo Du es sagst, dachte ich ... ...
Und grübelte weiter, denn auch die Kalender der Ausgaben von Anfang diesen Jahres stimmten mit meinen Ergebnissen überein. Zufall? Nicht ernst nehmen, dachte ich mir und wir entschieden, uns wegen des Wetters mal die Nordseeseite anzusehen. Also ab quer durchs Land.
Unser Weg führte nach Romø, hier sollte es ja auch schon mal Meeräschen gegeben haben, aber heute nicht. Auch hier blies der Wind kräftig und die Gezeiten hatten wir wohl auch schlecht getimt.
Da ich die Strände hier nicht kannte, beschlossen wir mal dort nachzusehen, wo wir uns etwas besser auskannten. Sogar Meeräschen habe ich hier schon mal gesehen.
Aber auch hier, trotz sehr attraktiv wirkender Strandabschnitte, keine Meeräsche.
Nach ausgiebiger Inspektion der dortigen Nahrungsbedingungen stand jedoch fest, hier finden die Meeräschen Nahrung. Und die Nahrung war teilweise sogar schon dabei, nachzudecken.
Aber zum Essen kam heute Niemand. Wir gönnten uns dann mal ein leckeres Krabbenbrötchen und pendelten wieder zwischen den Meeren.
Wind und Sturm begleite uns die weiteren Tage, das Fischen und Multenspotten geriet in die endgültige Zweirangigkeit und wir nahmen als Touris sämtliche im Infobüro erhältliche Möglichkeiten wahr.
Wobei, zugegeben, dies nicht immer uninteressant war ... ... wenn auch sehr ungriffig.
Ab Haderslev gab es Vieles zu unternehmen, so fuhren wir mal nach Flensburg zum Shoppen, nach Kolding, nach Aabenraa und so war ich die meisten Abende zu müde zum Fischen.
Aber man darf die Gelegenheit ja nicht ungenutzt lassen und so stapfte ich dann doch mal wieder zum Riff am Hausstrand. Es wurde so langsam dunkler, mittsommerdüster.
Wie gehabt bissen die kleinen Dorsche, schön zu sehen, aber abwarten. Eine halbe Stunde pausieren, muß ja nicht jeder kleine Dorsch gleich mit Piercing groß werden. Eine halbe Stunde später waren sie allerdings immer noch nicht satt.
Nochmal eine Pause, die Ruhe geniessen, kein anderer Kollege weit und breit, mein Strand war es, für heute nacht. Kein Auto, kein Flugzeug, kein Lärm, das Handy aus. Traumhaft, die Schweinswale jagten im letzten Licht und der Kormoran kam nach jedem Tauchgang mit einer Krabbe wieder hoch.
Mal sehen, noch Dörschchen da? Die ersten drei Würfe blieben kontaktlos, sehr schön, nun ist es Zeit. Inzwischen war es kurz nach 23 Uhr, gute Sichtbedingungen und Wind und Wetter spielten diesmal perfekt in meine Karten.
Es ist meine letzte Chance auf ein Urlaubs Happy End, dachte ich gerade, als es einen heftigen Wiederstand gab. Kontakt straffen und sofort explodierte die Wasserfläche, ein ordentlicher Schwall ließ es klatschen und dann wurde es wieder still.
Zu still, was ist es, ein Dorsch? Die Rute war schön krumm und das Vorfach zirpte, ganz knapp unter der Oberfläche zog dieser Fisch nun langsam seine Bahn, nachdem er direkt über dem Riff die Fliege geschnappt hatte. Als ich seine Richtung beeinflussen wollte, zeigte er sich. Im Sprung war die Meerforelle komplett aus dem Wasser und es klatschte ein zweites Mal ordentlich, als sie wieder eintauchte.
Nach 10minütigem Hin und Her glitt sie in den Kescher, eine hübsche fette Sommerforelle von 62 Zentimetern und 2,9 Kilo. Trotz des fetten Bäuchchens war der Magen leer, vielleicht kam sie gerade erst aus dem angrenzenden 20 Meter tiefen Wassers, hatte tagsüber geruht und trotz der guten Strömung an diesem Riff nicht früher gejagt.
Mir war es diesmal egal, denn es war der letztmögliche Urlaubsangelabend und laut Mondkalender in der Gartenzeitschrift war es der letzte günstige Tag von drei aufeinander folgenden Tagen im Juni,
den Tagen des Blattgemüses.
- HolgerLachmann
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Wirklich ein sehr schöner und mit Liebe geschriebener Bericht, Mirko!
Und natürlich feine Bilder, auch wenn darauf nicht nur Fische zusehen sind.
Es freut mich für Dich, daß es zumindest mit einer guten Sommer-Mefo geklappt hat, wenn schon die Meeräschen so zickig waren.
Thomas
Und natürlich feine Bilder, auch wenn darauf nicht nur Fische zusehen sind.
Es freut mich für Dich, daß es zumindest mit einer guten Sommer-Mefo geklappt hat, wenn schon die Meeräschen so zickig waren.
Thomas
zum fischen geboren, und nicht mehr zur Arbeit gezwungen
https://www.youtube.com/user/SalvelinusSalvelinus
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- Kystefisker
- Fish hard, Rest easy....
- Beiträge: 11427
- Registriert: 21.09.2004, 17:09
- Wohnort: Holtenau
... so soll ein Urlaub sein und wenn dann noch ein schöner Bericht mit prima Bildern dabei raus kommt, um so Schöner das wir dann auch dran teilhaben dürfen, Danke Mirko....
Und auf das Bierchen freu ich mich schon jetzt, dann mit der "Bande" zusammen...
Und dann kümmern wir uns um die Zicken.... :grin: "kf"
Und auf das Bierchen freu ich mich schon jetzt, dann mit der "Bande" zusammen...
Und dann kümmern wir uns um die Zicken.... :grin: "kf"
"Good fishing trip means also good time with your friends, people who have the same burning passion to fly fish, find the peace in it and respect mother nature."