Skjervoy 2009
Skjervoy 2009
Wir können es einfach nicht lassen.
Dieses Jahr waren mein Vater und Ich nicht alleine, es begleitete uns derjenige der mich zum Meeresangeln gebracht hat, Matthias.
Nach dem letztem Jahr langen die Erwartungen natürlich sehr hoch, wir sollten etwas enttäuscht werden, dennoch gab es ein paar Highlights.
Die Fischerei gestaltete sich dieses Jahr als äußerst zäh, viele vereinzelte Fische, kein konstantes Wetter und keine Standorttreue der Fische machten es uns nicht wirklich leicht.
Schon bei der Anreise trafen wir hochgradige Prominenz aus der Anglerszene und Ich musste mich auch gleich mit „dem“ Thorsten Ahrens ablichten lassen.
Die nächste Überraschung war, dass wir beim Transfer zum ersten Mal die Fähre benutzten. Das schlechte Wetter sollte die Vorfreude aber auf keinen Fall beeinflussen.
Kurz nach der Ankunft wurden wir auch gleich in unser diesjähriges Boot eingewiesen. Dieses Mal haben wir gedacht, wir gönnen uns mal einen und wählen eine der Luxuskarossen, eine Arvor 215. Das Boot gefiel uns auf Anhieb und Ich wollte nicht als Schneider ins Bett gehen, also hieß es rauf auf das Nordmeer und noch ein paar Meeresräuber abgreifen.
Ein paar vereinzelte schöne Küchendorsche fanden die Gummifische zum anbeißen, aber richtig laufen wollte es nicht. Der erste Lump von Matthias hat mich eher angeekelt als erfreut. Die Viecher brauch ich echt nicht im Boot!
Müde und mit den ersten Filets im Kühlraum fallen wir alle drei nach Mitternacht ins Bett.
Nach dem schwierigen Aufstehen am ersten kompletten Angeltag schaue ich aus dem Fenster und freue mich über den blauen Himmel und die stillen Baumkronen. Nachdem ich ein wenig Mundhygiene betrieben habe gucke ich wieder raus und will meinen Augen nicht trauen. Es regnet in Strömen und der Wind pfeift über unser schönes Haus hinweg. Nicht das optimale Wetter in Norwegen, riskieren wollen wir nichts und fischen im ruhigen Bereich. Der Wind dreht alle fünf Minuten komplett, gute Driften sind fast nicht möglich.
Heute war ganz klar der Tag der Küchendorsche. Man musste zwar viel treiben um möglichst viel Wasserfläche absuchen aber ab und zu blieb dann doch ein „Torsk“ hängen.
Die aber größte Überraschung an diesem Tag war der Fang eines Babylengs auf Gummifisch. In drei Jahren hab ich in der Anlage einen halbstarken im Filetierhaus gesehen aber mehr auch nicht und jetzt fängt man die schon als Beifang?! Komisch, denn er sollte nicht der letzte bleiben…
Der zweite Angeltag fing trotz des immer noch inkonstanten Wetter gut an. Matthias hat viel herumexperimentiert und als er den Giant Jighead mit einem toten Seelachs gen Grund schickte musste ich leicht schmunzeln. Warum einfach wenn es auch kompliziert geht dachte ich mir. Fünf Minuten später verging mir mein Lachen. Matthias drillte einen stattlichen Dorsch. Nach erfolgreichem Gaffen meinerseits kann Matthias den 16 Pfünder in die Kamera halten. Der erste vorzeigbare Dorsch für Nordnorwegen.
Der restliche Tag verlief eher unspektakulär, bis auf einen kracher Biss auf einen Köderfisch von Matthias. Den Bissspuren zufolge eines garantiert besseren Fisches.
Am späten Abend haben wir noch ein, zwei Köhlerschwärme ausfindig machen können, wobei ich Matthias nicht davon abhalten konnte ein Paternoster zu fischen. Ich wollte viel lieber die Dorsche unter den Schwärmen, die aber leider nicht da waren bzw. nicht beißen wollten.
Der Blick am Morgen des dritten Angeltages aus dem Fenster verhieß gutes, selbst nach der Mundhygiene. Quasi spiegelglatte See und Sonnenschein laden zu einer etwas weiteren Ausfahrt ein. Kurz nachdem wir an einer Kante eines Plateaus angekommen sind bekommt Matthias einen Biss auf seinen Pilker. Er hängt sich während des Drill richtig rein, doch als er den Fisch zu sehen bekommt wird er leicht nervös. Sein größter Traum war es im ersten Jahr Norwegen einen Steinbeißer und einen Heilbutt zu fangen. Sein Steinbeißer hängt bereits 4 Meter unter der Oberfläche und nach schnellem Gaffen mit weißem Mors liegt Matthias erster Steinbeißer in der Bütt.
Während des Versorgens bekommt Papi auch einen Biss. Ich erwähne Scherzhaft, das es noch ein Steinbeißer ist. Drei Minuten später werde ich wieder ganz ruhig. Der zwei Steinbeißer ist in Gaffnähe. Auch dieser Fisch landet in der Butt und wir freuen uns wie die Schneekönige.
Nach den Steinbeißern kommen immer wieder knackige 10 Pfünder ins Boot. Das erste Mal das man sagen konnte jetzt läuft‘s.
Gegen Nachmittag frischte der Wind wieder auf sodass wir wieder in der Platzwahl eingeschränkt waren. Papi fing seinen ersten Leng, ein paar Dorsche fanden den Weg ins Boot, aber so gut wie am Vormittag lief es nicht.
Am späten Abend gehen Matthias und Ich nochmal über den Bootssteg und entdecken einen Fischotter, der sich Fischreste aus den Booten stibitzt.
Der Vormittag des vierten Angeltages war nicht gerade zufriedenstellend, sodass wir uns etwas für den Nachmittag überlegen mussten. Es sollte anscheint ein Glücksbringer sein, denn von nun an lief es immer öfter.
Im Haukoysund haben wir es eigentlich auf Heilbutt abgesehen, doch das einzige was wir fangen waren ein paar halbstarke Dorsche. Die Ostseite von Haukoy brachte viele Seelachse, auf die wir nach 20 Minuten keine Lust mehr hatten. Papi schlägt ein großes Plateau nördlich von Haukoy vor, auf dem wir bisher noch nicht waren.
Beim ersten Runterlassen meines 50 Gramm Pilkers an einer 75 Gramm Spinnrute bekomme ich auch schon den ersten Dorsch ans Band. Es folgten viele viele in der 3 Kilo Klasse. Matthias und Papi fischten mit den sonst sehr erfolgreichen orangen Gummifische und haben nur ein paar Zupfer.
Papi blieb seiner Gummifischlinie treu, Matthias wechselte irgendwann auf Pilker. Als ich einen Fisch von Papi versorgte, flog fast meine Rute über die Reling. Nachdem ich die Rute gerade noch so in Griff bekam knallt der Fisch am anderen Ende der Schnur gen Grund. Nach 15 minütigen Hin und her, wobei mir der Fisch immer wieder 20 Meter Schnur in einem Rutsch von der Rolle weißt, erscheint eine klassische Freiwasserdorschflanke im Wasser. Zwar „nur“ 16 Pfund (im Drill dachte ich an deutlich mehr) aber kraftvoll und schön schlank ab gewachsen.
Das Matthias auch auf Pilker wechselte zahlte sich wenig später aus. Wir standen mitten im Fisch. Bei jedem Ablassen gab es knallharte Bisse bereits im Mittelwasser. Die Dorsche waren hinter fünf Centimeter langen Sandaalen hinterher, selbst die Dorsche über 10 Pfund spuckten uns Massen an Sandaalen vor die Füße.
Als die erste Bütt randvoll mit Dorsch waren zog ein Unwetter innerhalb von 10 Minuten auf, sodass wir sicherhaltshalber den Heimweg antraten.
Der fünfte Angeltag sollte mir gehören. Nachdem wir bei wirklich anstrengenden Bedingungen im offenem Wasser nur ein paar Dorsche und Seelachse hatten, hatte Papi die Idee zur Brücke zu fahren. Dort hatten wir wenigstens ruhiges Wasser.
Als wir bei der Brücke ankamen traute ich meinen Augen nicht. Auf einen Blick sah man mindestens zwei Stellen wo das Wasser durch steigende, drehende und sogar springenden Seelachse schien zu kochen.
Ich erwartete schon die Dorsche über 20 Pfund, doch die erste halbe Stunde brachte nur zwei „Büttdorsche“. Ich fischte mit Gummifisch unüblicher weise in der Andrift. Auf einmal knallte es erhoffter weise mal so richtig in der Spinnrute. Meter um Meter fliegen von der Spule und wir treiben auf die Brücke zu. Während des Drills müssen wir mehrere Male das Boot verholen um nicht gegen die Brückenpfeiler zu treiben. Einen guten Fisch an einer leichten Spinnrute zu halten ist ja schon schwer genug, aber wenn man dann auch noch gegen Strömung und Fahrt vom Boot drillen muss geht man doch schnell kaputt. Nach einer halben Ewigkeit kam der Fisch dann doch ins Oberflächenwasser und kann von Matthias in Boot gehievt werden. Knackige 22 Pfund.
Die Fische standen an diesem Vormittag auf äußerst aggressiv geführte Gummifische. In der Abdrift fingen Papi und Matthias zusammen nur zwei Dorsche zum Mitnehmen, wobei der Rest der vollen Bütt aus der Andrift stammte.
Auch hier waren die Fische hinter den kleinen Sandaalen hinterher. Andere Angler berichteten ähnliche Vorfällte. Wenn diese Sandaalschwärme gefunden waren dauerte es auch nicht lange mit den richtigen Dorschsschwärmen.
Am Abend dieses Angeltages blieb Matthias an Land und Papi und Ich machten noch ein paar Dorschstellen unsicher um gegen Mitternacht müde aber zufrieden ins Bett fielen.
Der letzte Angeltag sollte für Matthias die große Überraschung offenhalten. Wir hatten richitges Sauwetter. Dauerregen und Eiskalter Wind aus Nord laden eher zum Kuscheln ein als aufs Fischen.
Wir fahren gleich zur Brücke, da selbst mit einem hochseetauglichen Boot wir einem Arvor an einer Ausfahrt gen Norden gar nicht zu denken ist.
An genau der Stelle wo ich letztes Jahr zwei kleine Heilbutts fangen konnte bekommt Matthias einen guten Biss auf seinen Gummifisch. Ich höre nur das Singen der Rolle und mir ist schnell klar, das ist kein Dorsch. Matthias fischt wie ich mit einer leichten Spinnrute, welche sich ordentlich krumm macht. Es dauerte ein bisschen bis der Butt in Bootsnähe ist, kann dann aber sicher gelandet werden. Damit hat Matthias seine Ziele für diesen Urlaub erreicht und sein meist ausgesprochenes Wort an diesem Tag war ganz klar „HEILBUTT“.
Nach dem Butt fing Matthias einen schönen Dorsch nach dem anderen und ich stand blöd daneben und hakte nur ab und zu einen Seelachs…dann fing auch noch Papi an abzuräumnen und Ich stand immer noch blöd daneben. Manchmal gibt es solche Tage.
Die Nachmittagsausfaht lief wenigstens ein bisschen besser für mich. An einer Stelle wo ich bestimmt schon 30 Mal drüber getrieben bin, bekommt Matthias schon wieder einen Biss. Er denkt an einen etwas besseren Seelachs, doch als sich eine kleine Buttsilhouette im Wasser abzeichnete wurde er leicht nervös. Der Butt kommt ins Boot und ich schüttel nur noch den Kopf. Da ist der Herr zum ersten Mal in Norwegen und fängt einfach mal zwei Butts am Tag.
Nach dem Butt haben wir die einzigen Schellfische des Urlaubs gefangen und sind dann zum letzten Mal im Hafen eingelaufen.
Am nächsten Mittag hieß es Abschied nehmen von meiner zweitliebsten Insel, Skjervoy.
Die Abreise lief reibungslos ab und um 22 Uhr betraten wir gestern wieder den gelobten Hamburger Boden.
Ich bedanke mich nochmal ganz herzlich bei meinen beiden Jungs für die tolle Reise und kann weiter auf einen richtig großen Butt hoffen.
Zuletzt geändert von Sebi am 19.08.2009, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Sebi
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Das war doch ein schönes Kontrastprogramm zur Schwedentour...und das mit den suboptimalen Wetterbedingungen hattest du ja auch schon zur Genüge geübt.Ostsee-Silber hat geschrieben: Aber diese Vorrichtung für den "Köderfisch" hat mich doch etwas erschrocken. Im Mittelalter gabs sowas auch mal so ähnlich...naja, muß man ja nicht benutzen.
Gruß Arne
There's a fine line between fishing and just standing on the shore like an idiot. ~Steven Wright
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Du schwächelst, Sebi!
Nein, tolle Fotos von einem tollen Fanggebiet - habt einen Traumurlaub gehabt!
Zur Arvor brauchen wir man gar nix sagen, ist halt das Angelboot schlechthin in Nordnorge - besser geht nur Seigur/ Island.
Aber die Lengs bei euch sind erstaunlich, da verschiebt sich wohl einiges mit dem Strom?
Danke für den feinen Bericht
Karsten & Tanni
Nein, tolle Fotos von einem tollen Fanggebiet - habt einen Traumurlaub gehabt!
Zur Arvor brauchen wir man gar nix sagen, ist halt das Angelboot schlechthin in Nordnorge - besser geht nur Seigur/ Island.
Aber die Lengs bei euch sind erstaunlich, da verschiebt sich wohl einiges mit dem Strom?
Danke für den feinen Bericht
Karsten & Tanni