Bunte Köder, ach wie bunt!

Natürlich interessieren wir uns nicht nur für die erfolgreiche Fischwaid, sondern auch für jegliche Hintergrundinformationen über unsere silbernen Kameraden. Nur wer sein Gegenüber genau kennt, der kann sich auf ihn einstellen.
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cojote
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Beitrag von cojote »

Hallo Jürgen,

...rhetorische Frage??? Ich denke gerade drüber nach und erwarte deshalb ggfs. Korrektur. Was adsorbiert denn nun das Licht??? Die Wassersäule zwischen Köder und Fisch oder die Wassertiefe/Wassersäule?

Wenn ich mit nem hübschen Mädel schnorcheln geh, die hat so nen geilen roten Bikini an und schwimmt ca. 8m entfernt (für meinen Geschmack zu weit).....ich guck durch die Taucherbrille, aber der Bikini ist doch immernoch rot, oder?

Wenn wir dann zusammen zum Grund tauchen, dann wirs wohl Grau, oder???

Cojote
" Die Rückkehr des Mefi-Ritters "
Gast

Re: und noch ne Theorie oder ... Physik

Beitrag von Gast »

piscator hat geschrieben:Ps: theoretisch :p brauchts die Farbe nur im Nahbereich

stimmt :-q:

klar, im ersten moment sieht der fisch nur den schatten des opfers. er verfolgt ihn , ist kurz hinter ihm und dann kommen die farben in´s spiel :+++:
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Tante Torge
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Beitrag von Tante Torge »

cojote hat geschrieben: Wenn wir dann zusammen zum Grund tauchen, dann wirs wohl Grau, oder???

Cojote
Hauptsache sie sieht selbst dann noch gut aus :lol:


Fällt elektromagnetische Strahlung auf Materie, so wird ein Teil der Strahlung reflektiert, der andere Teil dringt in das Medium ein. Dort wird die Strahlung durch zwei Prozesse geschwächt: Absorption (Umwandlung der Energie z.B. in Wärme) und Streuung (Richtungsänderung).
Deshalb siehst du nur das niedrigere Energielevel.
"...und wenn du die Auflaufbremse an der Zweiendrigen Einhand nicht exakt auf 37Nm eingestellt hast, dann kann son 60er Umsteiger dir schonmal den Tag versauen...."
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cojote
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Beitrag von cojote »

Tante Torge hat geschrieben:
cojote hat geschrieben: Wenn wir dann zusammen zum Grund tauchen, dann wirs wohl Grau, oder???

Cojote
Hauptsache sie sieht selbst dann noch gut aus :lol:


Fällt elektromagnetische Strahlung auf Materie, so wird ein Teil der Strahlung reflektiert, der andere Teil dringt in das Medium ein. Dort wird die Strahlung durch zwei Prozesse geschwächt: Absorption (Umwandlung der Energie z.B. in Wärme) und Streuung (Richtungsänderung).
Deshalb siehst du nur das niedrigere Energielevel.

...achso, dann ist ja alles klar :-q:
ist die badehose jetzt in 8m seitlich von mir immernoch rot. mir fehlt gerade ein testobjekt und es ist ja schon soooo kalt.....

cojote
" Die Rückkehr des Mefi-Ritters "
horndorsch

Beitrag von horndorsch »

Klar bleibt die Badehose rot! :grin:

hab gerade ein bisschen gestöbert. Demnach sind für die Lichtverhältnisse unter Wasser i.W. folgende Gesetzmäßigkeiten verantwortlich:

1) Reflexion
Je spitzer der Winkel ist, mit dem das Licht auf die Wasseroberfläche auftritt, um so mehr wird reflektiert. Die besten Lichtverhältnisse herrschen zur Mittagszeit, wenn die Sonne hoch am Himmel steht und die Lichtstrahlen senkrecht auf die Wasseroberfläche treffen. Deshalb hat übrigens auch der Wellengang einen wichtigen Einfluss auf die Lichtverhältnisse: Je mehr Wellengang, desto weniger senkrechte Eintrittsfläche hat das Licht und desto dunkler ist es.

2) Refraktion
Bevor der Lichtstrahl letztendlich die Wasseroberfläche durchdringt, muss dieser die Refraktion überwinden. Aufgrund der verschiedenen Brechungsindizes von Luft (1,00) und Wasser (1,33) wird beim Übertritt von einem Medium zum anderen der Lichtstrahl gebrochen. Diese Veränderung bewirkt für unser Auge eine scheinbare Verkürzung der Entfernung um 1/4. Daher erscheinen alle Gegenstände unter Wasser näher und dadurch größer. Stolpergefahr

3) Extinktion
Mit jedem Meter Weg den Licht durch das Wasser vordringt, werden die Farben herausgefiltert werden. Dieses Phänomen wird Extinktion genannt. Infrarotstrahlung wird schon nach wenigen Millimetern nach Eindringen in das Wasser vollständig absorbiert. Nach der Infrarotstrahlung wird in den ersten fünf Metern in der Wassersäule der rote Lichtanteil herausgefiltert. Dann die orangenen Lichtanteile bei 10m und die gelben Lichtanteile bei 30m. Grün und Blau dringen tief in die Wassersäule, weshalb Wasser in großen Tiefen blau und grün erscheint. Unterhalb von 200m durchdringt kein Lichtstrahl mehr die Wassersäule.

4) Diffusion
Alle Gewässer ob Meer- oder Süßwasser enthalten Partikel, die einen organischen oder anorganischen Ursprung haben. Je nachdem ob das Gewässer mehr oder weniger Partikel hat, ist das Wasser mehr oder weniger klar. Der Lichtstrahl wird an diesen Partikeln zerstreut (diffundiert) . Dies bewirkt eine allgemeine Schwächung der Energie. Die Auswirkung der Diffusion hängt von der Anzahl und Größe der Partikel im Wasser ab.

Zurück zur roten Badehose :l: heißt das, daß sie in 8m Entfernung aufgrund der Absorption des roten Lichteanteils wohl eher grau (?) gesehen wird. Eine vollständige Absorption der Badehose hätte mehr Charm. ;)

Stellt sich für mich die Frage, was das mit den japanroten Jigs beim Kutterangeln auf 22m Wassertiefe soll. :q: Gibt es eigentlich graue Köder?
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Sehr schön beschrieben. Das trifft wohl für das menschliche Auge zu; Fische sehen jedoch anders, besser. Z.T. haben sie sogar "Restlichtverstärker" in ihren Augen und sehen UV- und Infrarot.
Den roten Bikini reizen nicht nur cojote, sondern auch Haie. :grin:
Und graue Köder gibts auch (zB. den Spöket), mit dem ich allerdings noch nicht gefangen habe (da zu selten benutzt). ;)

Bis mich Jemand vom Gegenteil überzeugt, bleibe ich dabei:

- geringe Mengen UV-Material einbinden
- helle Farben bei trübem Wasser (zB. Deceiver)
- vornehmlich fluoreszierendes Grün und Chartreuse verwenden
- wenn farbig, dann kontrastreiche Muster binden
- dem Köder viel „Leben“ verleihen ist besser als viel Farbe :grin: :wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Schaut Euch mal diese Seite an. Es fällt auf, dass die meisten Fliegen (Shrimps) orange oder blaue Farbanteile haben. :wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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nordfan
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Beitrag von nordfan »

Da kann er sich richtig ins Zeug legen, der Knoesel. :+++: :+++:
Vielen Dank für Deine aufschlußreichen Beiträge. :l:

Ich werde mich weiterhin an den bunten Blinkerwänden und den wuseligen Fliegenschachteln im Angelladen freuen.
Aber kaufen wohl nicht... :grin:

Konkret bedeutet das für mich:
Blinker/Wobbler - in Kupfer und blau/grün
Fliegen - natur/hell bis rosa und schwarz.

Gruß
Nordfan :wink:
Ich sitze meinen Stein gern platt!
Er duldet mich.
Nicht immer sitzt ein netter Arsch auf mir, sagt mein Stein!
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

knoesel hat geschrieben:Bis mich Jemand vom Gegenteil überzeugt, bleibe ich dabei:

- geringe Mengen UV-Material einbinden
- helle Farben bei trübem Wasser (zB. Deceiver)
- vornehmlich fluoreszierendes Grün und Chartreuse verwenden
- wenn farbig, dann kontrastreiche Muster binden
- dem Köder viel „Leben“ verleihen ist besser als viel Farbe :grin: :wink:
Hallo Klaus,

einige Punkte Deiner Farbenlehre habe ich mal in eine Fliege gebracht, die als Sandaal für Mefos durchgehen soll sowie als Laichplatzkonkurrent am Laxfluss.

Grün ist drin, nur sehr wenig UV :grin: , der Kontrast hell-dunkel ist gegeben, das "Leben" bringt leckerer Polarfux und statt reinem Silberkörper leuchtet die im Dunkeln, also auch was für den "Restlichtverstärker" der Fische.

Als Vergleich habe ich mir zudem mal die neue Laxfliegenkollektion von Scierra herangezogen und festgestellt, dass so manche Laxfliege, die auch erfolgreich Mefos fängt, ebenso gebunden ist.

Der Kontrast in der Schwinge, immer mit Schwarz überlegt, kann mit Weiss, Orange und Grün gebunden werden. Etwas Glitter unterstützt die Reflektion und der Rest ist Sache von Präsentation und Glück.

Anregungen sind willkommen, bevor ich meine Kleinserie für 2008 beginne :lol:

Wie sollte der Farbaufbau bei einer Oberflächenfliege sein? So eine Hitchtube, die sowohl an der Au als auch im Fluss funktionieren soll. Einfach Schwarz mit etwas Silberflash? Sieht der Fisch nach oben nur den Kontrast oder sieht er mehr? :wink:
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Achim Stahl
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Beitrag von Achim Stahl »

Moin zusammen,

der Frage nachzugehen, wie der Bikini einer Strandschönheit unter Wasser aussieht finde ich durchaus interessant und ein dreiseitiger Thread über dieses Thema ist mit Sicherheit nicht übertrieben. :+++: :+++: :+++:

Aber seine Köderauswahl danach zu treffen, welche Farben die Fische am besten sehen ist ungefähr so, wie wenn ein Bäcker seine Brötchen mit Lebensmittelfarbe orange-chartreuse gestreift einfärbt, in die Auslage legt und glaubt, wir kaufen sie jetzt, weil wir sie besser sehen :lol: :lol: :lol:

Ich persönlich mag die neonrotgefärbten Würstchen in Dänemark zum Beispiel nicht sonderlich gerne, und wenn eine Forelle einen Tangläufer in braunolive auf einem 12er Haken auf 10 Meter ausmachen kann, weiß ich nicht, weshalb sie einen blauen Shrimp bevorzugen soll.

Oder anders ausgedrückt: Ginge es nur darum, dass der Köder möglichst sichtbar ist, würde ich nur noch 25 cm lange Weihnachtsbaumstreamer in chartreusepurpleschwarzgelbgestreift mit viel UV-Flash und Knicklicht in der Mitte fischen und wäre der Vielfänger schlechthin! :-++:

Jaja, ich weiß, das ist Polemik der untersten Schublade, aber das juckte mir jetzt wirklich massiv in den Fingern.

Und ganz im Ernst: ich finde es vollkommen okay und interessant, zu untersuchen, wie die Fische Farben wahrnehmen, aber beim Fliegenbinden spielt es auch eine Rolle wie die Futtertierchen im Original gefärbt sind. Das zu übersehen ist mit Sicherheit ein ganz fataler Fehler.

Viele bunte Grüße!

Achim
Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Fischlein her.

www.serious-flyfishing.de
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Achim Stahl hat geschrieben:Ginge es nur darum, dass der Köder möglichst sichtbar ist, würde ich nur noch 25 cm lange Weihnachtsbaumstreamer in chartreusepurpleschwarzgelbgestreift mit viel UV-Flash und Knicklicht in der Mitte fischen und wäre der Vielfänger schlechthin! :-++:
Hallo Achim, meinst Du sowas wie im Anhang? :grin: Mist, das Knicklicht habe ich vergessen ;)
Achim Stahl hat geschrieben:aber beim Fliegenbinden spielt es auch eine Rolle wie die Futtertierchen im Original gefärbt sind. Das zu übersehen ist mit Sicherheit ein ganz fataler Fehler.
Dazu fällt mir als Erstes die Garnele ein, die im Film "Geheimnisse der Mefos" vom Foto-Blitz durchleuchtet wird.

Diese Farbgebung ist in der Natur sicherlich in ähnlicher Weise, je nach Sonnenschein z. B., für den Fisch sichtbar.
Wenn ich nun eine Garnele binde in natürlicher Farbgebung, schwimmt sie auch so durchs Wasser - gebe ich ihr aber noch etwas UV mit auf den Weg, vermag sie möglicherweise einen kleinen Teil eines weiteren Farbspektrums entstehen zu lassen, welchen wir gar nicht sehen, oder nur halbwegs wahrnehmen, für den Fisch aber in diesem Moment natürlicher wirkt, als ohne UV.

Dies mag alles Theorie sein, aber da wir nicht genau wissen, was der Fisch wirklich sieht, lohnen sich meiner Ansicht nach solche Überlegungen.

Ein Unterschied wird unserem Auge schon deutlich, wenn so eine Juletrae mal mit und mal ohne Blitz und vor verschiedenen Hintergründen fotografiert wird. Was sieht der Fisch darin, wenn die Juletrae mal über Sandgrund huscht und mal am steinigen dunklen Grund vorbeischwimmt?

Welchen Einfluss hat die Wassertrübung dabei, obwohl die Sonnenstrahlen das Material auch dann leuchten lassen?

Oder die Nachtfliege, die nur aus UV bestehend einen schönen bläulichen Glanz hat, wenn der Mond sie beleuchtet. Sieht eine Garnele dann nicht vielleicht ähnlich aus?

Wenn das UV-Material im Hellen Weiss ist und sich im Dunkeln blau färbt, ist das nicht vielleicht ein Schlüssel zum Farbsehen der Fische, wenn das Blau auch im tiefen Wasser - und somit auch bei Nacht - möglicherweise besser sichtbar ist, als nur eine Fliege mit Silhuette (und Druckwelle, Knicklicht :oops )?

Bevor ich das nicht verstanden habe, binde ich weiterhin so lustig bunte Fliegen :grin: :wink:
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Achims Beitrag ist nur schwierig zu lesen, da zu viel Buntes enthalten ist. Der Vergleich mit den Brötchen gefällt mir, weil diese auch mit viel verkaufstechnischem Brimborium verziert werden, ohne den Geschmack grundlegend zu verändern. Auch Torten würden ohne Sahnehäubchen, Pfefferminzblättchen und Erdbeere etc. lecker schmecken.
Ohne diese schöne Polemik:
Es wird niemand abstreiten, dass die Futtertierchen ständig ihre Farbe der Umgebung anpassen und/oder bei Gefahr sogar verändern.
Jeder Angler hat sicherlich auch schon beobachtet, dass etliche Futtertierchen häufig kleine glitzernde Luftblasen tragen, die selbstverständlich auch Einfluss auf deren farblichen Eindruck haben. Auch grün- und goldschillernde Futtertierchen werden beobachtet. Wir binden also sowohl Fluo- als auch UV-Material ein.
Warum? Weil wir meinen, was wir sehen, sehen unsere Zielfische auch. Ich bin überzeugt, Achims blauen Shrimp nehmen die MeFo eher, als den braunoliven (immer vorausgesetzt: bei gleicher Führung).
Auf einen - in diesem Zusammenhang - interessanten Artikel möchte ich DORT ff. hinweisen

@ Achim: warum nicht den 25 cm langen Weihnachtsbaumstreamer in chartreusepurpleschwarzgelbgestreift mit viel UV-Flash und Knicklicht in der Mitte binden? Das wär doch mal was für unser FlyBi-Treffen am 08. Dez in Kappeln. :grin:

Im "Fliegenfischen" (im letzten Jahr?) stand m.W. zum Thema auch ein Bericht.
Ich verabschiede mich hiermit aus diesem thread :wink: :wink:
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