Strömungen der Ostsee

Unsere Meere Leben und verändern sich zyklisch und azyklisch und folgen ihren eigenen Gesetzen, die teils global, teils regional bestimmt sind. Viele Größen und Einflüsse ändern sich und nehmen wiederum Einfluss auf unsere silbernen Freunde. Welche dieses sind und wie sie wirken kann hier erörtert werden.
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piscator
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Strömungen der Ostsee

Beitrag von piscator »

Sind Kenntnisse über die Strömungen in der Ostsee wichtig, wenn wir Meeforellen angeln wollen oder nicht? Um es vorweg zu nehmen, die Antwort ist Jein. Wissen wir etwas über die Strömungen in der Ostsee? Antwort ja ein bisschen. Mal sehen ob das Wenige interessant für euch ist.

1. In der Ostsee gibt es keine vorhersagbaren Gezeiten (nicht ganz wahr, in den Belten gibts ein bisschen)

2. Vorhersagen der großräumigen Strömungen gibts z.B. vom BSH. Das hat zu tun mit dem Windfeld über der Ostsee. Bringt uns nicht wirklich was. Viel wichtiger sind die damit verbundenen Wasserstandsschwankungen (Eigenschwingungen der Becken -- Periode 27 und 31 Stunden). Aber, in den Meerengen (z.B. Fehmarnbelt sind mit den Wasserstandsänderungen starke Strömungen verbunden, die lokal vielleicht wichtig sind).

3) lokale, kleinräumige Strömungsfelder sind sehr wichtig und die haben was mit Wind/Wellen und Strandstrukturen zu tun, und um die geht es mir hier.

Ein kleiner Exkurs in die Physik:
Kurze Schwerewellen auch Tiefwasserwellen werden z. B. durch den Wind angeregt. Mit diesen ist kein Massentransport verbunden, sie fühlen den Boden nicht und die Wasserteilchen unter solch einer Welle vollführen kreisförmige und geschlossene Orbitalbahnen. D. h. eine solche Welle erzeugt keine Strömungen. Alle Wellen, deren Wellenlänge deutlich größer als die Wassertiefe ist ist eine kurze Welle. Die Phasengeschwindigkeit C einer solchen Welle ist einfach zu berechnen, nämlich Wurzel aus (G*H); G=Erdbeschleunigung und H= Wassertiefe.
Ein Beispiel: H=5m, G=10m/s**2 ; C=Wurzel(50)=7m/s, oder H=4000m
dann ist C=720kmh (Tsunami). Ihr seht schon, die Dinger sind schnell.

Wenn solch eine Welle jetzt in flaches Wasser kommt, H=Wellenlänge, dann fühlt die Welle den Boden und ist damit eine lange Welle. Die Teichenbahnen werden zu Ellipsen bis die Welle bricht. Die Energie der Welle wird dann in auflandige Strömung ümgewandelt. Da es aber nicht immer einen auflandigen Transport geben kann muss das Wasser wieder abtransportiert werden und das geschieht durch küstenparallele Ausgleichströmung (kennt der Geologe und ist der Mechanismus mit dem Strandhaken und Ausgleichsküsten geformt werden. Geil oder? Hat das was mit Angeln zu tun? Jetzt hab ich erst mal keinen Bock mehr und zieh meine neue Rio Outbound auf und mach sie fertig.
TL, Juergen
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nordfan
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Beitrag von nordfan »

:?: :s+2: :?:

Gruß
Nordfan :wink:
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Nicht immer sitzt ein netter Arsch auf mir, sagt mein Stein!
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Jelle
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Beitrag von Jelle »

cool - werde das weiterhin mit Interesse verfolgen!

wann kommt den der Abschnitt zu den Strömungsprognosen und wasserstandsprognosen von bsh und dmi!?! :x
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bulldogfish
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Beitrag von bulldogfish »

Moin Jürgen! :wink:

Na da haste ja mal wieder was abgesetzt. Danke dafür. Ist die Uferströmung immer in Richtung der Hauptwindrichtung? Oder ist es möglich, das die Strömung durch Uferbeschaffenheit (durch kleine Riffe; tiefe Förden, etc.) eine Umkehrung stattfindet? Sach ma! :q: :roll:

TL Bull
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Torsten
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Beitrag von Torsten »

Mal ganz ehrlich !!

Wer sucht seinen Mefo-Strand nach diesen Theorien aus ?
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piscator
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ja, ganz ehrlich

Beitrag von piscator »

Moin,
ja ganz ehrlich, ich such mir meine Plätze genau danach aus. Vielleicht wirds durch die Fortsetzung ja noch deutlicher.

Wo waren wir? Windwellen drehen also wegen Bodenreibung auf die Küste zu und durch Brechen der Wellen bekommen wir küstenparallele Strömungen. Irgendwie muss das Wasser aber wieder vom Ufer wegströmen und das passiert dort wo sich kleine Sand/Steinnasen befinden. Strömung wird schwächer und aufgewirbeltes Sediment lagert sich ab (Strandhaken, Sandriffe beginnen sich zu formen). Dort sammelt sich auch mitgeführtes Kleingetier und die eine oder andere MF (deswegen die Wahl solcher Stellen). Viel besser noch, die Restströmung kann manchmal dazu führen, dass die vorgelagerte Sandbank in Verlängerung so eines Riffs eine Schneise hat, durch die MF in die ufernahe Wanne einfallen. Auch ein Grund dort zu fischen, oder nicht?

Das kann man übrigends bei klarem Niedrigwasser und Sonnenschein von erhöhten Standorten gut erkennen. Z.B in Stohl.

TL, Juergen
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cojote
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Beitrag von cojote »

@torsten: Ich, ganz ehrlich!!! Gerade dieses Frühjahr ist mir aufgefallen wie wichtig Strömung sein kann...

@bulldogfisch: ja, kann sie sogar sehr häufig, hängt halt von der Uferbeschaffenheit ab. Weiß ich vom Wellenreiten.

@Piscator: Super, weiter so. Hast Du die Rio Outbound denn noch gefischt??? Haben uns wohl letzte Woche in der Kieler Förde getroffen, aber ich hab Dich glaube ich zu spät erkannt, sonst hätte ich ja was gesagt....Finde Deine Erklärungen zwar meist kompliziert, aber sehr interressant :+++:

TL
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Shorty
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Beitrag von Shorty »

Was ist mit diesen Stömungskarten von BSH? Danach gehe ich schon manchmal.
Gruß Shorty
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Alex
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Beitrag von Alex »

@ Shorty: Die BSH -Karten sind urheberrechtlich geschützt! ;)

Aber ich schaue auch gelegentlich mal in die Karten vom BSH. Meist sind die aber so skaliert, daß man eine grobe Richtung erkennen kann, aber wie es am Angelplatz dann genau aussieht kann man nur erahnen. :c
Gruß & Petri ALEX

Diejenigen, die gerade darüber jammern,
dass nichts beißt, mögen dies bitte leise tun,
um nicht diejenigen zu stören, die gerade fangen.
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Shorty
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Beitrag von Shorty »

:-no: :s+3: :s+2: +oops sorry!
Gruß Shorty
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cojote
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Beitrag von cojote »

@piscator: sehr richtig :!: :!: :!: Das mit den Rinnen, gerade in Stohl sehr schön zu sehen.
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stonefly
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Beitrag von stonefly »

Hallo Juergen,

du bringst da glatt noch Licht ins Dunkel. :D

In DK am Strand von Kelstrup verläuft die parallele Strömung in der
Regel in östliche Richtung. :-q:

Unabhängig von der Windrichtung wechselt die Strömungsrichtung. (Vermutung)

In östlicher Richtung ist die Strömung immer am stärksten. (Tatsache)

Zunächst hatte ich geglaubt es hängt irgendwie mit der Tide zusammen
aber die unregelmäßige Veränderung der Strömung deckt sich nicht
mit der Theorie oder doch?.

Wie lange würde eine Strömung die durch Wind verursacht wird
anhalten wenn der Wind weniger wird oder die Windrichtung sich erheblich ändert?
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piscator
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Wie lange Strömts?

Beitrag von piscator »

Das kann man nur für die großräumigen Strömungen beantworten. Lokale Strömungen durch lokale Winde/Wellen immer nur so lange wie der Wind weht. Bei den großräumigen Strömungsmustern (wie bei BSH Vorhersage) ist das großräumige Windfeld und Druckfeld wichtig.

Z.B. Anhaltende Westwinde über zentraler Ostsee führen zu Wasserstandsanstieg im Finnischen und Bottnischen Meerbusen und Absenkung in der westlichen Ostsee. Hört der Wind schlagartig auf, schwappt die Brühe wie in der Badewanne zurück und Strömungen kehren sich um (Z.B. der Durchstrom im Fehmarnbelt). Periode der Schwingungen hatte ich ja schon gegeben 2L/Sqrt(G*D); L= Beckenlänge,
G hatten wir schon und D=mittlere Beckentiefe. Dann kann das jeder ausrechnen, auch für seine Badewanne.

So, heute probier ich sie mal am Wasser aus, meine Neue, Juergen
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stonefly
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Beitrag von stonefly »

Viel Spass mit deiner neuen und gib acht das die Strömung dich nicht
mitreisst.
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Afibus
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Strömung und Fisch

Beitrag von Afibus »

Moin alle zusammen

Ich habe auf'n Knust,egal an welchem Strand ich fischeOst oder West noch nie eine Schuppe gefangen, wenn wir Strömung aus dem Norden haben.Mit dem B.-Boot gibt es immer Fisch aber nicht bei der verfluchten Nordstömung.Ich kann mir das nicht erklären.Die Ostseite ist mein Hausrevier,da kenne ich jeden Strandabschnitt,wenn der N.-Strohm geht gehe ich heute wieder und komme morgen um zu fangen bei anderer Strömung.
Gruß vom Knust
Im Abendrot zu stehen nach Westen,
da Angelt man am besten!

Dicke Fische

Peter
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