Vejle Fjord

Eines der Lieblings Urlaubs- und Angelländer der Deutschen. Neben den dänischen Küsten sind Auen und Flüsse die Hauptanziehung von Spin- und Fliegenfischern. Lest hier, was man in Dänemark erleben kann.
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Rollo
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Vejle Fjord

Beitrag von Rollo »

Moin liebe Kollegen*innen,
meine Frau und ich sind heute von einem einwöchigen Kurzurlaub vom Vejle Fjord zurück. Davon möchte ich euch kurz berichten. Nachdem wir mehr als zehn Jahre immer am Kleinen Belt zwischen Apenrade und der Insel Arö unterwegs waren und die Angelei dort immer schlechter wurde (nach dem Großbrand 2016 in Fredericia ging gar nichts mehr) sind wir auf der Suche nach einem neuen Revier. So sind wir dieses Jahr am Vejle Fjord gelandet. Das Wetter war gut, unser Ferienhaus fantastisch, direkt am Wasser, der Wind sehr mäßig und die Umgebung wunderschön. Aber- kein Fisch weit und breit. Das Wasser hatte die ersten vier Tage eine merkwürdig gelb-braune Trübung, so dass man im knietiefen Wasser seine Füße nicht mehr sehen konnte (obwohl die ganzen Tage kaum Wind war). Wasserpflanzen waren am ganzen Fjord kaum anzutreffen, vereinzelt Blasentang, der mit Braunalgen überzogen war. Braunalgen gab es dafür reichlich. Einheimische erzählten mir, das es im Fjord keine Fische mehr gäbe, selbst die Nebenerwerbsfischer würden nichts mehr fangen. Ein Besuch im ökologischen Museum in Vejle bestätigte dann das der Fjord in einem katastrophalen Zustand ist. Ich tippe mal das die Nachwirkung des Brandes 2016 in Fredericia und übermäßiger Gülleeintrag für den schlechten Zustand verantwortlich sind. So blieb neben zwei fischereilichen Kurzeinsätzen viel Zeit für meine Frau und mich und Ausflüge in die Umgebung übrig. Gruß Rollo :wink:
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IdEfIx
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Re: Vejle Fjord

Beitrag von IdEfIx »

Hiho Rollo

danke für die Infos zum Vejle Fjord, habe dazu mal die dänischen Nachrichten nach Gülleeinträgen der letzten Wochen durchsucht, wurde aber nicht pfündig. Eine merkwürdig gelb-braune Trübung des Wassers; sowie der Algenbildung, hört sich sehr nach Gülle an. Das der Vejle Fjord so in einem katastrophalen Zustand ist, war mir bisher nicht bekannt.

Man liest ja häufig in den Medien, wie sehr die Dänen ihre Natur und Umwelt schützen, hegen und pflegen, sowie Besatzmaßnahmen, Renaturierung Projekte und so vieles mehr und trotzdem passieren immer wieder kleine & größere Umweltkatastrophen, die man im vornherein hätte vermeiden können. In Apenrade z.B. stehen mehrere Diesel Silos direkt am Wasser und in den letzten 10 ~ 12 Jahren sind durch Tanklecks gleich mehrere tausend Liter Diesel so einfach in die Ostsee gelaufen. Vermutlich haben die Verantwortlichen ihre Aufsichtspflicht verletzt, d.h. die ges. vorgeschriebenen Kontrollen nicht richtig ausgeführt.

Der Großbrand 2016 in Fredericia war die bisher größte Umweltkatastrophe der letzten Jahre in Dänemark, wobei tausende Tonnen an Palmöl, hoch konzentriertes Ammoniak und Salpetersäure in die Ostsee, bzw. in den kleinen Belt liefen, dessen Ausmaß und die jahrelangen Nachwirkungen wir uns nicht vorstellen können, jedenfalls nach Aussage mehrerer dän. Biologen & Wissenschaftler. Schon im Sommer 2016 wurden erste Nachwirkungen sichtbar, aufgrund einer massiven Algenblüte entlang der dänischen Küste bis zum Skagerrak. In Südnorwegen wurden einige Personen mit starken Vergiftungssymptomen ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie zum Midsommar Festival 2016 frisch gesammelte Krebse und Muscheln aßen. Wie die Belastung bei den Fischen aussieht, ist mir leider nicht bekannt und die essen wir nunmal gerne, oder?

Anstatt aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, wurden die Lecks an den Diesel Silos in Apenrade wiedereinmal gepflickt, die Silos in Fredericia neu aufgestellt und alles sieht wieder so aus, wie es einmal war und das heißt nichts anderes, das solche Umweltkatastrophen jederzeit wieder ausbrechen können, oder? Wieso man solche Silos so dicht am Wasser baut ist m.M. genauso dämlich wie verantwortungslos; hier zu erinnere ich einmal an die Nuklearkatastrophe von Fukushima in Japan; hier wurde das Atomkraftwerk direkt am Wasser und in einer Tsunami-Zone gebaut und ist das nicht merh als dämlich?

Der Großbrand 2016 bzw. die Umweltkatastrophe in Fredericia ist im nachhinein mehr als suspekt. Anfangs konnte man Berichte und Videos in den Medien verfolgen, danach wurde nichts mehr darüber berichtet, was daran lag, daß die Medien nicht mehr darüber berichten durften, d.h. sie wurden durch höhere Stellen zum stillschweigen unter strafandrohung vergattert. Möglicherweise wollen sich so amerikanische Investoren der Verantwortung entziehen, um Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe abzuwenden. Ein deut. Angler-Magazin hatte darüber einen Artikel veröffentlicht und bekam prompt eine Abmahnung und auch eine Nachfrage bei der GEOMAR für Ozeanforschung Kiel ergab, daß sie darüber keine Auskunft geben durften.

In diesem Sinne - Gruss Rudi :wink:
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Vejle Fjord

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

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Moin Rollo,

Deine Eindrücke kann ich schon einige Jahre teilen und sie werden auch bestätigt von anderen Naturinteressierten, die mir von ihren Beobachtungen erzählen. Es ist aber nicht nur der Rückgang der Fischvielfalt auffällig, es betrifft auch die Vögel und Pfanzen. So hatte ich zum Beispiel vor ein paar Tagen ein längeres Gespräch mit einem englischen Vogelkundler, der mich ansprach, als ich das Wasser verließ um zurück zum Auto zu gehen. Er hatte mich wohl schon an den Vortagen beobachtet und bemerkt, dass ich ohne etwas gefangen zu haben, mit dem Angeln aufhören wollte. Er fragte nach Kleinfischsichtungen, ich sagte: "Kaum was zu beobachten," und fügte hinzu, "sonst wären Seeschwalben hier." Er erklärte, er käme schon über längere Zeit immer im Frühjahr in diese Gegend um Kibitze und ander Wiesen- und Strandbrüter zu beobachten. Ich sagte ihm, dass es früher reichlich Strandläufer und Kibitze gab, die einen attakierten wenn man den Nestern zu nahe kam, wie auch viele Feldlerchen und ebenso massenhaft Seeschwalben, die beim Füttern ihrer Jungen einen Riesenlärm machten. Wir standen vor einer Steilwand mit noch alten Wohnröhren von Uferschwalben, aber jetzt unbewohnt. Er hörte sich meine Erzählung an und sagte, er würde sich über die Bestätigung seiner Beobachtungen freuen und fragte nach vorstellbaren Ursachen. Ich schilderte ihm stattdessen, dass auf einer früher rotblühenden Wiese, auf der immer viele Vögel brüteten, jetzt sogar die Grasnelken mickern und nur noch vereinzelt rumstehen.

Es sind schon irgendwie deprimierende Beobachtungen und Erlebnisse. :-( Besser man bleibt drin und spielt irgendwas. 8|

Brutwiese in früherem Zustand:
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Grasnelken_04.2009.jpg
Grüße
Klaus
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Rollo
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Re: Vejle Fjord

Beitrag von Rollo »

Danke Rudi und Klaus für eure Rückmeldung. So einen Reisebericht liest natürlich keiner gerne. Ich hätte auch lieber über gute Fänge berichtet. Aber Schweigen ist der falsche Weg. So eine Entwicklung muss publik gemacht werden, so besteht die Chance das über den Fremdenverkehrsverband in Dänemark Druck auf die Politik ausgeübt wird. Die Hoffnung auf Besserung stirbt zuletzt. Gruß Rollo :wink:
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Colli_hb
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Re: Vejle Fjord

Beitrag von Colli_hb »

Danke für Deinen Bericht. Ich kann die schlechte Fischerei im Fjord bestätigen. Wir waren vor 3 Jahren dort.
In Kirkholm konnte ich aber in den Abendstunden ein paar Fische finden und überreden.
Gruß und Petri,

Sascha
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