Der Zauberlehrling des FF

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

fly fish one hat geschrieben:
mach es doch nicht so kompliziert! Die Physik lebt von Vereinfachungen innerhalb komplexer Systeme. Vergiss mal den ganzen "Rutenschlonz", Federenergie pipapo und wir nehmen meinen schon o.g. Besenstiel! Wir nehmen 2 Stück: 1 Stiel 2 Meter und ein Stiel 3 Meter. Den 3 Meter Stiel bohren wir soweit hohl das er genauso viel wiegt wie der 2 Meter Stiel.

Dann nehmen wir eine Feder in einem Mechanismus der beide Stiele auf dem selben Weg bewegt. Wenn der 2 Meter Stiel dran ist, stellen wir ihn zur Kompensation der Abwurfhöhe auf einen 1 Meter Podest. Dann denkst Du Dir einen Ball an der Spitze befestigt, der von dem Stiel geworfen wird! Danach nimmst Du die Feder in die Hand und bringst sie auf eine Höhe von 3 Metern.

1) Und dann fliegen in diesen 3 Versuchen alle Bälle gleich weit??


Verstehst Du, lieber Klaus, die Erhaltungssätze sind ehernes Gut der Physik, alle, da bin ich vollkommen bei Dir. Wenn ich über die Energieerhaltung an das System "Hebel im Wurf" heran gehe, komme ich zum selben Ergebnis. Aber, wenn ich die Sache über die Kräfte und Geschwindigkeiten betrachte, dann stimmt für mich etwas nicht! Und eigentlich kann das nicht sein, weil die Energie oder die Kräfte oder Impulse, immer nur verschiedene Blickwinkel auf ein und den selben Ablauf zeigen. Das System "Hebel im Wurf" muss sich sowohl von der Energie oder den Hebeln/Geschwindigkeiten schlüssig und mit selbem Ergebnis erklären lassen!

Und als Letztes: Was soll der Hebel übrhaupt, wenn ich bei konstanter Kraft, keinen Unterchied in der Wurfweite erreiche? Deine Aussage: " Die Abwurfgeschwindigkeit beider Ruten ist nicht unterschiedlich!" Heißt ja ist "gleich" und die veränderte Länge hat keinen Einfluss! Und das zu Ende gedacht heißt: Ich kann den Hebel auch auf NULL reduzieren und Werfe bei selben Krafteinsatz genau so weit!

Stimmst Du mir zu?? Und wo steckt das eigentliche Problem?

Frank
Hallo Frank,

wegen der etwas verwirrenden Beschreibung Deines Versuchsaufbaus habe ich vielleicht ein einfacheres 'Denkmodell' zur Hand. Eine zu modifizierende 'Taubenwurfmaschine', an die man verschieden lange Wurfarme anbringen kann, aber gleich schwere, damit es einigermaßen vergleichbar bleibt. Der Abwurfwinkel ist weitgehend horizontal und gemessen werden die Abwurfgeschwindigkeiten mit verschieden langen Wurfarmen. Die Einstellung der Leistungs- oder Energieabgabe (Drehmoment – Federspannung – Wurfkraft :q: ) der Maschine bleibt unverändert.

Und nun kannst Du mal Nachdenken, warum am längeren Hebel weniger Kraft zum Beschleunigen verhanden ist und ein längerer Wurfarm bei gleichem Input langsamer dreht, wie es auch bei der längeren Rute der Fall ist.

Gruß
Klaus
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troutcontrol
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von troutcontrol »

fly fish one hat geschrieben:Die Gewichte der Besenstiele ändern nicht die Größenordnung der grundsätzlichen Betrachtungen und der Einfachheit halber setzen wir die Massen der Besenstiele auf NULL. Was eingeht ist das an dem 13' Besenstiel 38 Gramm hängen und an dem 15' Besenstiel 42 Gramm und dann Besenstiele werfen und wieder nachdenken!
Das war ne Fangfrage - mit meinen masselosen Besenstielen (m = 0) kann ich natürlich keine Kraft (F = m · a) generieren.
Wenn ich also mit der Kraft von 0 N an den Schussköpfen ziehe .... passiert nix!

Chapeau ! :+++:
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von troutcontrol »

fly fish one hat geschrieben: Und wie sieht es eigentlich aus, wenn die Besenstiele beide nur 13' oder nur 15' lang sind?
Und um den zweiten Teil deiner Frage zu beantworten:
Die Länge der Besenstiele spielt keine Rolle, in keinem Fall bewegt sich was.
Mir ist jetzt allerdings nicht ganz klar, was dieser Erkenntnisgewinn für die weitere Betrachtung bringen soll. :no:
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

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Moin Martin,

Franks Denkaufgaben verwirren, deshalb zurück zu Deiner Feststellung.
troutcontrol hat geschrieben: Bei einem Vergleich zwischen 38g - Kopf / 11 m an der 13´ und 42g - Kopf / 11 m an der 15´ ist die auf den SK übertragene Energie bei identischem Krafteinsatz bei beiden Ruten gleich, aufgrund der unterschiedlichen Massen die Geschwindigkeit des schweren Schusskopfes jedoch geringer.
Wenn mit der Formulierung "bei identischem Krafteinsatz" die gleiche Energieeingabe gemeint ist, dann ist Deine Schlussfolgerung absolut richtig. Die beiden Massen werden unterschiedlich beschleunigt und erreichen unterschiedliche Geschwindigkeiten. Kinetische Energie (Ekin = 1/2 m v²) oder Impulse ( p = m v) beider Schussköpfe sind gleich, unabhängig davon welche 'Mechanik' dazwischen steckt, vorausgesetzt man geht von verlustfreier Übertragung aus.

Gruß
Klaus
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von fly fish one »

Liebe Kollegen,

es gibt keinen identischen Krafteinsatz (besser resultierende Kraft) bei einem unterschiedlichen Gewicht wenn es bewegt werden soll! Deshalb meine verwirrenden Denkaufgaben. Wenn 1 KG auf dem Boden liegen, habe ich eine Gewichtskraft von 10 Newton (F= m * g ; g ungefähr 10 m pro sek. im Quadrat) und bei 2 KG demzufolge 20 Newton. Ich muss diese 10 und 20 Newton überwinden um das Gewicht überhaupt zu bewegen. Wenn ich an beiden Gewichten mit 30 Newton Muskelkraft ziehe, habe ich bei dem 1 KG Gewicht eine resultierende (und das Gewicht beschleunigende ) Kraft von 20 Newton und bei dem 2 KG Gewicht eine Kraft von 10 Newton. Und dann denken wir alle zusammen noch einmal über die Energie und die Impulse nach.

Frank

Nachtrag für Klaus: Worauf Dein Beitrag vermutlich beruht, ist der elastische Stoß zweier unterschiedlicher Massen. Dort ist in beiden der Impuls nach dem elastischen Stoß gleich gross. Was bedeutet, dass die grössere Masse sich mit geringer Geschwindigkeit bewegt, als die kleinere Masse, weil sonst die Gleichsetzung nicht richtig wäre. Hier betrachten wir aber zwei völlig getrennte Systeme, innerhalb dessen die Impulse und Energien übertragen werden, aber es doch fraglich ist, ob die Eingangsgrössen nicht unterschiedlich sind. Dabei könnte für die kin. Energie eine andere Formel helfen: E = F* S. Wenn Du die Einheiten "Deiner" Formel und "meiner" Formel prüfst, ist ersichtlich das dies einander entpricht! Dies Kraft * Weg als Energie eleminiert zunächst mal die Geschwindigkeit, die wir im Moment noch gar nicht kennen.
Zuletzt geändert von fly fish one am 26.09.2019, 11:51, insgesamt 2-mal geändert.
fly fish one: Reinkarnation der 20 Meter-Plus-Leinen, Lachsfischer der traditionellen Art, Rutendesigner mit Geschmack, FF Purist, wirft beidhändig EH und ZH und Bon Scott sang: It's a long way to the top if you wanna Rock 'n' Roll!
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hshl
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von hshl »

Hallo Klaus,
Der 'Counterflex' ist das Nachschwingen der Rutenspitze nach dem Loslassen der Fliegenschnur. Größere Massen nahe der Rutenspitze führen logischerweise zu mehr Counterflex (Gegenbiegung) und längerem Nachschwingen, deshalb ist es vorteilhaft, obere Rutenteile mit möglichst wenig unnützer Masse zu haben.
Ja. Die Energie, welche zur Gegenbiegung (Counterflex) führt, geht "negativ" in die Energiebilanz ein :!: . Die Gegenbiegung gehört zum "Abbremsen" der Fliegenrute. Je mehr Du diesen Energieanteil also reduzieren kannst, desto weniger Energie "verschwendest" Du. An dieser Stelle wird ein weiterer, großer Nachteil des Besenstiels (nahezu unbiegsame Rute, wie sie hier von Bernd geworfen wird https://vimeo.com/21029307) deutlich, denn er benötigt für sein Abbremsen in etwa die selbe Energie wie für seine Beschleunigung. Was für eine "Verschwendung" :o !

Die flexible Fliegenrute hat gute Voraussetzungen, dass der Werfer sehr wenig Energie für das Abbremsen aufwendet. Gelingt es dem Werfer die Biegung zur Spitze hin "auszurollen", dann bleibt die Gegenbiegung klein und es wird nur sehr wenig Energie verschwendet (so wie mir das auf diesem Video gelungen ist: https://vimeo.com/146512447). Auch an diesem Beispiel wird deutlich, wie sehr die Biegung zur effizienten Energieübertragung beitragen kann und dem Besenstil diesbezüglich bei Weitem überlegen ist ;) .

Und deshalb mein Interesse am WIE bezüglich des Werfens, wie eingangs formuliert:
hshl hat geschrieben:Neben dem, DASS die Fliegen dem Fisch präsentiert werden muss, geht es für mich auch um das WIE :!: . Hinter dem WIE verbirgt sich neben anderen Faktoren auch der Aufwand des Werfers. Der Aufwand wiederum wird von der Biegung maßgeblich beeinflusst.
In der Vergangenheit wurde fast ausschließlich auf das Ergebnis eines Fliegenwurfes geschaut und sowohl auf dieser Grundlage als auch in Bezug auf die 80/20 Regel halbgare bzw. unvollständige "Feststellungen" getroffen, die heute bei genauerer Betrachtung (meine Arbeit und das 2D Modell) in einem anderen Licht stehen - eben weil die 80/20 Regel nicht die Aussagekraft hat, wie zuvor angenommen.

TL, Tobias
Energieübertragung Griff -> Spitze = Hebelwirkung ("Rotation / Translation") + Zwischenspeicherung ("Rutenladung") + Umverteilung ("Drehimpuls/Massenträgheit")
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von hshl »

... vor längerer Zeit habe ich einen kleinen Artikel zu diesem Thema, dem "WIE" geschrieben (dieser Link und Anhang). Vielleicht hat der eine oder andere Interesse daran ?!
Dateianhänge
Die_Biegung_der_Fliegenrute_und_die_Rotation.pdf
(75.29 KiB) 58-mal heruntergeladen
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troutcontrol
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von troutcontrol »

troutcontrol hat geschrieben:
fly fish one hat geschrieben:Die Gewichte der Besenstiele ändern nicht die Größenordnung der grundsätzlichen Betrachtungen und der Einfachheit halber setzen wir die Massen der Besenstiele auf NULL. Was eingeht ist das an dem 13' Besenstiel 38 Gramm hängen und an dem 15' Besenstiel 42 Gramm und dann Besenstiele werfen und wieder nachdenken!
Das war ne Fangfrage - mit meinen masselosen Besenstielen (m = 0) kann ich natürlich keine Kraft (F = m · a) generieren.
Wenn ich also mit der Kraft von 0 N an den Schussköpfen ziehe .... passiert nix!

Chapeau ! :+++:
Moin Frank,
wie ist denn nun deine Antwort auf die in den Raum gestellte Frage?
Ich hab den Sinn zwar nicht verstanden, aber mich dennoch um eine Antwort bemüht.
Und?

:roll:
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

.
Hallo Tobias,

ein gelungenes, anschauliches und gut erklärendes VIDEO!

Beim Nachdenken über das Nachschwingen ist es doch die noch in der Rute 'steckende' Restfederenergie, die die Biegung der Spitze in die Gegenrichtung bewirkt, nachdem der 'Überholvorgang' der Schnur gegenüber der Rutenspitze begonnen hat. Eine theoretisch 'unbiegsame' Rute kann aber weder Spannenergie aufnehmen noch abgeben, also kein Counterflex beim 'Broomstick'. Wenn es einem guten Werfer wie Dir gelingt, aus einer biegsamen Rute neben der 'Spannenergie' auch die 'Bewegungsenergie' oder 'Rotatiosenergie' raus zu nehmen, müsste das doch auch mit dem 'Besenstiel' gelingen, oder?

Gruß
Klaus
ArminK
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von ArminK »

Hallo ,

@ Martin
hier ist es wie bei Anne Will: auf konkrete Fragen gibt es keine klaren Antworten. Vielleicht fischt die ja auch mit der Fliege und könnte die Moderation übernehmen. :grin:

@Klaus/Tobias
Schaut euch mal die Videos von z.B. Geir Hansen an. Der macht nix um den Counterflex zu verhindern bzw. zu minimieren. Bei Würfen über 60m kann er nicht so viel falsch machen oder?!

Gruß
Armin
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hshl
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von hshl »

Hallo Klaus,
SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:Ein gelungenes, anschauliches und gut erklärendes VIDEO!
danke, es ist und bleibt eine Herausforerung, die Ergebnisse meiner Arbeit "einfach" und allgemein verständlich zu erklären. Dieses Video verzichtet auch zuviel theorischen Schnickschnak und ist daher gut als "Einstieg" geeignet (meine ich).
SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:Beim Nachdenken über das Nachschwingen ist es doch die noch in der Rute 'steckende' Restfederenergie, die die Biegung der Spitze in die Gegenrichtung bewirkt, nachdem der 'Überholvorgang' der Schnur gegenüber der Rutenspitze begonnen hat. Eine theoretisch 'unbiegsame' Rute kann aber weder Spannenergie aufnehmen noch abgeben, also kein Counterflex beim 'Broomstick'.
Die Gegenbiegung zeigt in etwa die Höhe der Energie, die in der Rute vebleibt und nicht in die Fliegenschnur übertragen werden kann. Dies betrifft aber nur den oberen, massearmen Bereich / Abschnitt der Fliegenrute. Der massereiche, untere Bereich / Abschnitt hat sich zum Ende des Wurfes hin "selbst entschleunigt" also quasi von alleine abgebremst ("Selbstentschleunigungseffekt" => in SL "self deceleration mechnism" genannt), weil ja der zu Beginn des Wurfes stark im unteren Bereich verteilte Drehimpuls gegen Ende des Wurfes hin in die Spitze übertragen wurde (quasi in die Spitze "gewandert" ist !!! https://vimeo.com/226547073). Also braucht der Werfer so gut wie keinen Aufwand mehr, um den unteren Bereich / Abschnitt abzubremsen.
SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:Wenn es einem guten Werfer wie Dir gelingt, aus einer biegsamen Rute neben der 'Spannenergie' auch die 'Bewegungsenergie' oder 'Rotatiosenergie' raus zu nehmen, müsste das doch auch mit dem 'Besenstiel' gelingen, oder?
In der starren Fliegenrute verbleibt zum Ende des Wurfes hin so gut wie die ganze Energie, die der Werfer zuvor eingegeben hat. Sie besitzt keinen Bereich / Abschnitt, der sich selbst entschleunigt / abbremst, weil sie eben keine Spann- und Rotationsenergie zur Spitze hin umverteilen / konzentrieren ("herausnehmen") kann :zsch: !!! Der Werfer muss also ALLE Bereiche / Abschnitte der starren Fliegenrute abbremsen und nicht nur den oberen Bereich / Abschnitt wie bei einer flexiblen Fliegenrute. Das führt zu dem "blauen Unterarm" (colored forarm), von dem Bernd bei Werfen der starren Fliegenrute gesprochen hat. Das "Fehlen" der Gegenbiegung ist bei einer starren Fliegenrute also kein Indiz für einen geringen Energieverlust, da sie schlichtweg keine Gegenbiegung besitzt.

Interessanterweise besitzt sogar bei der theoretischen Annahme der Masselosigkeit beider Fliegenruten - so wie in meiner Arbeit als Randbedingung angenommen - die flexible eine deutlich bessere Energieübertragung als die starre (das wurde auch mit dem 2D Modell durchgerechnet). Es bleibt also bezüglich der Effizienzbetrachtung noch nicht mal ein theoretischer Fall übrig, bei welchem die starre Fliegenrute der flexiblen überlegen wäre :?: :!: :arrow: :grin: .
ArminK hat geschrieben:Schaut euch mal die Videos von z.B. Geir Hansen an. Der macht nix um den Counterflex zu verhindern bzw. zu minimieren. Bei Würfen über 60m kann er nicht so viel falsch machen oder?!
Der turniermäßige Weitwurf hat bei der Effizienzbetrachtung wenig verloren. Hier gibt der Werfer "alles", um den entscheidenden halben Meter zum Gewinn des Pokals zu erreichen. Beim Turnierwerfen steht die Effektivität im Vorderdrund, nicht die Effizienz. Oder würdest Du so die ganze Zeit an der Küste werfen ? Nochmal: bei gleicher Wurfweite ist die flexible Fliegenrute immer effizienter als die starre - was nicht bedeutet, dass die starre kürzer wirft. ;) Für die Demonstration "Fliege weit" würde ich persönlich zur sehr steifen Fliegenrute greifen und wäre ein 3 Würfen froh, diesen Prügel wieder aus der Hand legen zu dürfen. An der Küste wähle ich eine Rute mit "schneller Bauchaktion", mit der ich nur wenig kürzer als mit der starren in gleicher Länge werfe - dafür aber den ganzen Tag "kraftlos" ;) .


TL, Tobias
Zuletzt geändert von hshl am 26.09.2019, 13:30, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

fly fish one hat geschrieben: ... es gibt keinen identischen Krafteinsatz (besser resultierende Kraft) bei einem unterschiedlichen Gewicht wenn es bewegt werden soll! Deshalb meine verwirrenden Denkaufgaben. Wenn 1 KG auf dem Boden liegen, habe ich eine Gewichtskraft von 10 Newton (F= m * g ; g ungefähr 10 m pro sek. im Quadrat) und bei 2 KG demzufolge 20 Newton. Ich muss diese 10 und 20 Newton überwinden um das Gewicht überhaupt zu bewegen. Wenn ich an beiden Gewichten mit 30 Newton Muskelkraft ziehe, habe ich bei dem 1 KG Gewicht eine resultierende (und das Gewicht beschleunigende ) Kraft von 20 Newton und bei dem 2 KG Gewicht eine Kraft von 10 Newton. Und dann denken wir alle zusammen noch einmal über die Energie und die Impulse nach.
Mein lieber Frank, was hast du geraucht? Waren das vielleicht die 'überlagerten' Zigarren?
Bezugssysteme mit konstanter Relativgeschwindigkeit

Experiment zum Fallen im fahrenden Zug.

Fährt man in einem Zug mit konstanter Geschwindigkeit, so laufen alle Vorgänge wie im Stillstand ab. Man kann einen Ball werfen und fangen oder auf den Tisch legen und im Zug herumlaufen. Auch eine hohe Geschwindigkeit beeinflusst diese Bewegungen nicht, wir spüren lediglich die Erschütterungen des Wagens durch Unebenheiten der Schiene oder der Räder. Die Erschütterungen werden aber von Veränderungen der Geschwindigkeit hervorgerufen, bei einer ideal glatten Schiene könnten wir keine Veränderung zum Stillstand wahrnehmen.

Auch bei einer Fahrt mit dem Aufzug macht man diese Beobachtung. Nach kurzer Zeit hat der Aufzug auf eine konstante Geschwindigkeit beschleunigt. Nun fühlt sich das eigene Körpergewicht wieder "normal" an, ebenso laufen alle anderen Vorgänge exakt wie im Stillstand ab.

Durch die Rotation der Erde und der Bewegung der Erde um die Sonne bewegen wir uns, auch wenn wir einfach nur Sitzen, im Bezugssystem der Sonne mit einer sehr großen Geschwindigkeit. Weil sich die Geschwindigkeit aber nur langsam verändert[1], spüren wir davon nichts.
Nachtrag für Klaus:
Worauf Dein Beitrag vermutlich beruht, ist der elastische Stoß zweier unterschiedlicher Massen. Dort ist in beiden der Impuls nach dem elastischen Stoß gleich gross. Was bedeutet, dass die grössere Masse sich mit geringer Geschwindigkeit bewegt, als die kleinere Masse, weil sonst die Gleichsetzung nicht richtig wäre. Hier betrachten wir aber zwei völlig getrennte Systeme, innerhalb dessen die Impulse und Energien übertragen werden, aber es doch fraglich ist, ob die Eingangsgrössen nicht unterschiedlich sind. Dabei könnte für die kin. Energie eine andere Formel helfen: E = F* S. Wenn Du die Einheiten "Deiner" Formel und "meiner" Formel prüfst, ist ersichtlich das dies einander entpricht! Dies Kraft * Weg als Energie eleminiert zunächst mal die Geschwindigkeit, die wir im Moment noch gar nicht kennen.
Es geht ja hier auch nur um grundsätzliche Betrachtungen, wenn was 'Gleiches' reingesteckt wird, muss auch was 'Gleiches' rauskommen. Früher hätte ich es auch mal ausrechnen können! Da fällt mir noch ein Spruch für Stephen ein, der ja interessiert mitliest und nachrechnet. ;)

Überheblich ist, wenn man sagt: "Ich habe schon mehr vergessen, als Du je gewusst hast." :grin:

Grüße
Klaus
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

ArminK hat geschrieben: @Klaus/Tobias
Schaut euch mal die Videos von z.B. Geir Hansen an. Der macht nix um den Counterflex zu verhindern bzw. zu minimieren. Bei Würfen über 60m kann er nicht so viel falsch machen oder?!
Hallo Armin,

wie Tobias gesagt hat, könnte er den Counterflex minimieren oder ganz verhindern, würde er ein paar Zentimeter mehr rausholen. Mich stören die 'Schnurwellen' auch nicht sonderlich.

Gruß
Klaus
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von hshl »

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:wie Tobias gesagt hat, könnte er den Counterflex minimieren oder ganz verhindern, würde er ein paar Zentimeter mehr rausholen. Mich stören die 'Schnurwellen' auch nicht sonderlich.
Danke Klaus, den folgenden Abschnitt hatte ich auf die Anmerkung von Armin in meinem letzten Beitrag nachgetragen....
hshl hat geschrieben:Der turniermäßige Weitwurf hat bei der Effizienzbetrachtung wenig verloren. Hier gibt der Werfer "alles", um den entscheidenden halben Meter zum Gewinn des Pokals zu erreichen. Beim Turnierwerfen steht die Effektivität im Vorderdrund, nicht die Effizienz. Oder würdest Du so die ganze Zeit an der Küste werfen ? Nochmal: bei gleicher Wurfweite ist die flexible Fliegenrute immer effizienter als die starre - was nicht bedeutet, dass die starre kürzer wirft. ;) Für die Demonstration "Fliege weit" würde ich persönlich zur sehr steifen Fliegenrute greifen und wäre ein 3 Würfen froh, diesen Prügel wieder aus der Hand legen zu dürfen. An der Küste wähle ich eine Rute mit "schneller Bauchaktion", mit der ich nur wenig kürzer als mit der starren in gleicher Länge werfe - dafür aber den ganzen Tag "kraftlos" ;) .
Bevor der Einwand kommt: "kraftlos" = kraftminimiert ;) . Und der Peitscheneffekt hat an der Reduzierung des Aufwandes / der Kraft einen großen Anteil !

TL, Tobias
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Re: Der Zauberlehrling des FF

Beitrag von hshl »

Oder ganz "einfach" mit 2 Beispielen gesprochen:

1.) größte Wurfweite = 100 % bei einem Aufwand von 100% (beispielhaft für eine sehr steife, nahezu starre Fliegenrute)
2.) größte Wurfweite = 95% bei einem Aufwand von 50% (bespielhaft für eine "normale" handelsübliche Fliegenrute)
:x
Beispiel 1 würde ich für den "Turnierwurf" nehmen, Beispiel 2 für das praktische Fischen. Beispiel 1 ist effektiv (da 5% größere Wurfweite) bezogen auf Beispiel 2 aber NICHT effizient (da 50% mehr Aufwand):!:

~Effektivität = nur Wurfweite; ~ Effizienz = Wurfweite / Aufwand


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