Nach Skagen fragen

Eines der Lieblings Urlaubs- und Angelländer der Deutschen. Neben den dänischen Küsten sind Auen und Flüsse die Hauptanziehung von Spin- und Fliegenfischern. Lest hier, was man in Dänemark erleben kann.
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schöngeist
dorfspacken
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von schöngeist »

:+++:

Gerne noch mehr..!

Schönen Urlaub euch!

:wink:
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Ned Flanders
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Ned Flanders »

Es ist mir wohl klar, dass man so etwas nie tun sollte, aber da wir hier ja unter uns sind, ist es Zeit, euch ein Geständnis zu machen, das meine Fliegenfischerseele befleckt und bei dem ich nicht weiß, was sie wieder rein wäscht. Vielleicht, weil ich es für die Kinder im vergangenen Herbst tat?
Es war windig, sehr windig damals auf Samsø, ich wollte mit den Knirpsen fischen gehen und so habe ich es, Brüder verzeiht mir, ein Paket Gummiwürmer von Gulp gekauft, Asche über mein Haupt. Als wir daheim waren, wanderte es in die tiefsten Tiefen des Kellers, um dem Vergessen anheim zu fallen.
Fast zumindest. Auf noch ungeklärten Pfaden schmuggelte es sich ins Auto und als die Frau heute morgen sprach: "Ich hätte heute gerne Fischsuppe", da also schlug bei strahlendem Sonnenschein die dunkle Seite der Macht zu. Die Gummiwürmer kamen aus ihrer neutralen Papppackung (wie so nen Pornoheftchen, die Älteren mögen sich erinnern) ans Tageslicht. Schlagartig sank die Außentemperatur um geschätzte zehn Grad, Blitze zuckten am Firmament und ein leichter Schwefelgeruch kam mit dem plötzlich aufziehenden Nebel auf, der die Sicht auf die vor Skagen ankernden Schiffe verdeckte.
Wollte ich das wirklich verantworten?
Unsicher stand ich an der Mole, da fiel mir der Wunsch der Gattin ein. Beherzt schlug ich die Heckklappe des Kombis zu und machte mich auf den Weg über die mächtigen Felsbrocken, die als Schutz der Westmole aufgekippt worden waren. Das Wasser schien zu blubbern, als das 40Gramm-Blei nach rund 100 Metern Kraxelei zum ersten Mal in die Wellen schlug und die Würmer in die Tiefe riss.
Erspart mir die Details, es war ein schmutziger Job, aber ich musste ihn tun. Nach zwei Stunden war das Werk vollbracht, bleich gelangte ich wieder ans Auto. Die Sonne kam raus, doch die Kälte blieb.
Wollen wir hoffen, dass die Suppe später wärmt.

Fröstelnd,
Tobi
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Ich möchte nochmal dasselbe wie er sagen - aber etwas umständlicher.
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Cowie
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Cowie »

...weil du es so schön und herzerwärmend beschrieben hast, verzeihen wir Dir... ;) :l: :+++: :lol: :lol: :lol:
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
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Maqua
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Maqua »

Herrliche Geschichten sind das hier, dank dir Tobi! :+++: :lol:
Lass dir die Suppe schmecken!
Gruss Manni :wink:





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Frank Carstensen
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Frank Carstensen »

Einen schönen Fischteller hast du dir da zusammengeangelt.
Lecker! :+++:
Grüße // Frank
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ostseelicht
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von ostseelicht »

Goil
:+++:

Mehr davon, also von beiden, Suppe und Story

TL
Werner
Glück kann man nicht kaufen, aber man kann drin waten.
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Polar-Magnus
Eigentlich war ich's nicht...
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Polar-Magnus »

Geil :!:

Gulp funktioniert?
Ich hatte da nie recht Vertrauen zu, und habe denen auch in "Notzeiten" nicht das nötige Vertrauen geschenkt... :-q:

Gruß

Ingo :wink:
Ein Fliegenfischer ist manchmal glücklich, aber nie wunschlos.

Du bestimmst das Ziel, du bestimmst den Weg und du bestimmst die Regeln. Es ist dein Spiel, dein Leben.
Zitat von gonefishing aus seinem sagenhaften Patagonien Reisebericht.
Stephen
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Stephen »

:lol:
gulp? fischsuppe?
du sollst einen wolfsbarsch fangen! mit der fliege! oder eine meerforelle!

:zsch: :wink: , stephen
" the last white christmas was in '79 ..."
(basement 5)
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Fischers Fritz
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Fischers Fritz »

Sind die drei ohne Kopf Petermännchen? Die sind doch so giftig, oder?

Viele Grüße,
Sven
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adasen
Von einem, der auszog...
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von adasen »

Tony, das ist ja nahezu poetisch :l: Sehr schöne Schreibe :+++:
Gruß
André

Ein Leben ohne Hund ist möglich...., aber sinnlos! (Frei nach Loriot)
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Ned Flanders
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Ned Flanders »

N'abend Männer,

draußen prasselt der Regen runter wie junge Hunde, ich sitze in Short und Shirt auf der Couch und bin zufrieden, mein Tuborg ist kalt, ich aber wieder warm. Und trocken.
Meine Güte, wie sehr habe ich mich vor grob zwei Stunden auf diesen Moment gefreut.

Gegen 16 Uhr fuhr ich zur Uggerby Å, 30 Minuten für 35 Kilometer, alles bestens.
Die Vereinshütte ließ ich links liegen und stratzte über die Felder stromab. Nach 20 Minuten war ich da, wo ich hinwollte. Dort, wo die Trampelpfade langsam aufhören und das Dickicht dicht ist.
Eigentlich war bei dmi.dk Regen angesagt, aber nach Regen sah das gerade nicht aus. Das Wasser war gefallen, deutlich sogar. Und etwas klarer, so ein wenig wie kurz gezogener Tee.
Ab und an könnte man Sandbänke erkennen. Über einer solchen Sandbank dann auch der erste Biss auf einen kleinen Ilex-Wobbler, eine Bachforelle. Klar erkennbar die roten Punkte. Die Bachforellen hier sind kleine Kraftpakete, gut im Futter und entsprechend wehrig.
Ich konnte den Fisch lösen, ohne ihn zu berühren, ein netter Auftakt, aber nicht das, was ich wollte. Weiter den Fluss abwärts, schauen, werfen, weiterbummeln. Was für eine Ruhe, was für eine Umgebung, so soll das sein. Hier eine Kurve, da eine S-Kurve, dazwischen langgezogene Krautfahnen, so ist das da im Wasser. Aber das Ufer ist bewachsen, dicht bewachsen, man muss sich seinen Weg bahnen. Doch das hatte ich ja gewollt.

Eine Stunde, zwei Stunden, die Zeit vergeht hier immer wie nichts - egal, zurück gehe ich später halt über die Felder, dann geht das viel schneller. Und jede Kurve vor der Nase sieht nach Fisch aus - komm, um die nächste Ecke noch, nur mal eben schauen. In einer Geraden, Schilf auf beiden Seiten, das Flüsschen sehr schmal und offensichtlich tief, sind 10, vielleicht mal 15 Meter Wurfweite drin. Erster Wurf nix, zweiter Wurf Inferno: Eine Kirsche, 3 Kilo, vielleicht mehr, auf jeden Fall ein Brummer wie der zuletzt (nicht von mir) gefangene Fisch explodiert an der Oberfläche. Gottohgott, an der Küste hast du Platz, aber hier? Hier nicht. Hilft ja nix, mach es hart.
Mach es falsch. Als der Kescher den Fisch berührt, ich hänge halb in der Uferböschung, halb im Fluss und sehe mich schon als Sieger, buckelt und bäumt er sich auf, da ist noch zu viel Energie im Fisch. Der Wobbler hängt im Netz, der Fisch zeigt seine runde, silberne Flanke und gleitet zurück in den Tee.

Oder ist das Wasser kackbraun? So eine Scheiße. Trottel, der ich bin.
Aber gut, Scheiße passiert und Fisch ist da. Also weiter. Nächste Kurve, und die nächste und die dahinter, wann ist man schon mal hier, also weiter, immer weiter. Die Bachforellen beißen, zwei oder drei vielleicht. Sie schwimmen ausnahmslos alle wieder, obwohl sie Pfannenmaß haben. Nur eine muss ich anfassen. Ein Reh springt am anderen Ufer weg, vor Jahren habe ich hier mal einen dicken Dachs gesehen, ich mag diesen kleinen Fluss, von dem mir Stephen mal erzählte.
Danke dafür!
Ich würde für diesen Fluss keine 800 Kilometer fahren, aber im Familienurlaub sich mal wegstehlen zu können - ziemlich spitze.

Aber warum brüllen da irgendwo, vermutlich am anderen Ufer, eigentlich Kühe? Ich weiß es nicht, bin ja kein Bauer.
Komm, noch eine Kurve, da setzt plötzlich Wind ein. Heftige Böen, wie aus dem Nichts. Und dann wird es sehr schnell dunkel. Jetzt schon?
Es blitzt wie aus dem Nichts heraus, das ist noch ein paar Meter entfernt, dann setzt das Grummeln ein. Rollt langsam an, wird lauter.
Es gibt eine alte New Model Army-Platte, ihr Name ist Thunder & Consolation, darauf der Song, "Valleys of Green an Grey", der fängt so an. Mit einem sich langsam aufbauenden Donnergrummeln. Ich liebte diesen Song, aber das hier hier gerade wird echter Mist. Erst ein Tropfen, dann zwei, dann eine Wasserwand.
Schon Scheiße, wenn man den Horizont nicht sehen kann, weil man sich in einer kleinen Talsenke befindet.
Und dann ist das Gewitter über mir. Blitze zucken, es knallt, es ist ziemlich düster und nass und ich bin Kilometer vom Wagen entfernt. Ich habe selten Schiss, aber jetzt und hier eine Kohlefaserrute in der Hand zu haben, ist auch eher so eine Kappenidee. Naja, ich halte sie ja am Kork fest, denke ich, schaue auf meine Hand und sehe Wasser auf ihr.

Über die Felder zurückzugehen, kann ich vergessen, das wäre so, wie mit einem dicken Schild herumzulaufen: "Bitte hier einschlagen".

So knüppel ich mich zurück am Ufer entlang. Rutsche hier aus. Lege mich da auf die Fresse. Der Fluss schwillt an, der Boden ist weich, rutscht, gibt nach. Und von oben Unmengen Wasser.
Irgendwann ein Pfad, er wird breiter, dann die letzten Meter, an der Hütte vorbei, die Treppe rauf, ab ins Auto. Nass bis auf die Knochen, ohne reingefallen zu sein.
Dann die Rückfahrt, immer noch 35 Kilometer, aber 50 Minuten.
Ich danke dem Erfinder der Sitzheizung, der Gummidichtung und speziell Michael Faraday für seinen Käfig.

Wollen mal sehen, wann das Flüsschen wieder geht, da wartet immer noch meine Kirsche.
Und wenn nicht: Ich hab sie immerhin gesehen. So nah war ich ihr hier noch nie.

Bestes,
Tobi
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Cowie
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Cowie »

Traumhaft geschrieben, Tobi ! :+++: :+++:

...man ist mitten drin im Geschehen, quasi selbst dabei und fiebert mit, mehr davon... :l: :wink:

Viel PETRI für die nächste Tour! :+++:
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
Stephen
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Stephen »

ooooh mann,
so ein pech! aber immerhin ist ja fisch im fluss. die nächste ist deine!

ein wenig neidisch,
stephen
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Strandlaeufer
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Strandlaeufer »

...hilft bestimmt prima, die Rute bei Gewitter nur am Kork festzuhalten. :+c
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Stephen
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Re: Nach Skagen fragen

Beitrag von Stephen »

:o
.... spezial-modell zum fischen bei gewitter?

:lol: , stephen
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" the last white christmas was in '79 ..."
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