Also ich kenne viele Orte wo es am schönsten ist, und definitiv ist Aerö einer davon. Diesen Oktober habe ich meinen vierten Urlaub auf diesem Kleinod in der südfünischen Ostsee verbracht und möchte gerne von neuen Erlebnissen auf dieser kleinen Insel berichten.
Alleine zu fischen kann sehr schön sein, mit guten Freunden ist es aber noch besser und so war ich wirklich froh die ersten Tage zu zweit mit Jari auf meine Lieblingsinsel fahren zu können.
Das Übersetzen mit der Fähre ist mir mittlerweile zum geliebten Ritual geworden, kein Aerö-Trip ohne Ristet Hotdog an Bord. Kaum angekommen erstmal tief durchatmen: Aerö-Luft!!
Endlich bin ich wieder da, seit Wochen warte ich auf diesen Moment- Urlaub, Fischen, Aufstehen wann ich will und einfach abschalten. Dafür ist diese Insel wie geschaffen, an manchen Tagen sieht man außer der Kassiererin im Daily Brugsen keinen Menschen und eine ruhige und absolut entschleunigte Atmosphäre legt sich über meinen sonst so betriebsamen Geist.
Aber zum Fischen: In Rekordzeit laden wir das Auto aus, gleiten quasi in die Watklamotten und sitzen total heiß darauf loszufischen kurz darauf im Auto. Ziel: Skjoldnaes. Die nordwestliche Spitze der Insel hat es mir besonders angetan, wenn ich den Leuchtturm auf der schmalen Landzunge wiedersehe fühle ich mich wie zu Hause.
Tag darauf: Dieses Mal probieren wir die extrem-früh-Aufsteh-Taktik. Kaum ist es hell stehen wir im Wasser! Unsere Fliegen machen ordentlich Kilometer durch die Ostsee, aber irgendwie treffen sie nicht auf beisswillige Fische :c die Zeit verstreicht, es wird Mittag, es wird Nachmittag, es wird früher Abend aber bis auf eine verlorene Forelle von Jan halt so nix. Kurz vor Sonnenuntergang trennen sich unsere Wege und als ich Jan im Halbdunkel wiedertreffe, sehe an seinem Fischring das, was dort hingehört: Die erste maßige Forelle!! Ist der Bann gebrochen ?
Das muss ich dann allerdings alleine ausprobieren, denn der folgende Tag ist sein Abreisetag.
Für mich wird´s allerdings auch nicht besser, denn auch dieser Tag bleibt ( bestimmt wegen dem Wasserstand !) ein Schneidertag
Aber der fünfte Tag bringt die Wende ! Endlich stimmt der Wasserstand, Wind ist beherrschbar und ich stecke immer noch voller Motivation. Das wird belohnt, denn vormittags gegen 11 der erste Einschlag: Eine schöne Endvierziger! Eine innere Stimme sagt mir jedoch dass es besser ist die Fischgötter sanft zu stimmen und sie darf weiterschwimmen. Jetzt fische ich tatsächlich auf dem trockenen, einen halben Meter vom Spülsaum entfernt. Warum? Weil die Fische jetzt ganz dicht unter Land kommen und ich will sie nicht verscheuchen. Dadurch habe ich zwar auf den letzten 2 Metern immer wieder kleine Krauthänger, aber ich habe das deutliche Gefühl, so mehr Erfolg haben zu können. Womit? Mit Recht !! Denn kurz darauf ziehe ich die Fliege wieder mit der Rute aus dem Wasser, das Vorfach ist bereits zu 90 % an der Luft als sich wieder die Fliege ins Kraut hängt - allerdings fängt das Kraut darauf an heftig rumzuzappeln und das Wasser schaumig zu schlagen! Ich bin fassungslos: Da liegt die riesige Ostsee vor mir und ich fange einen Fisch 20 cm vom Ufer entfernt !! Nun gut, der Drill war dann nicht so spannend und so lasse ich auch diese ca 50er gleich wieder ihrer Wege schwimmen.
Dann ist erstmal nix mehr los, aber der späte Nachmittag bringt wieder Fisch. Gleich spüre ich, dass der ein besserer ist und diesmal ist der Drill alles andere als unspannend, ich habe einen Kämpfer am Haken. Nützt ihm aber nix, er ist wirklich sicher gehakt und so begibt sich der erste Fisch auf seinen Weg in meine Räuchertonne, schöne 58cm Salmo trutta trutta.
Der nächste Tag bringt erstmal frischen Wind in meinen Angeltrip, der hat nämlich angefangen mal ein bisschen loszulegen und ne gute 5 aus West weht mir um die Ohren. Egal, auf die Ostseite ausgewichen und loswedeln. Dauert auch nicht lange, und Zack! hängt der erste Fisch.
Halt nicht lange, denn nach 5 Sekunden ist er wieder weg. Was soll´s , abhaken und weitermachen. Eine Stunde später hab ich den nächsten an der Leine, aber auch der ist kurz darauf verloren. Komisch, die Fliege hab ich doch gecheckt, Hakenbogen O.K., spitz muss der sowieso sein weil erst am Vorabend gebunden, aber da stimmt doch was nicht....klar, Widerhaken ist ab, aber irgendwie hab ich so ein Gefühl...und dann, bei ganz genauem Hinsehen hab ichs :
Der letzte Millimeter des Hakens hat wohl kurz Kontakt mit einem Stein gehabt und sich um 90 Grad verbogen, was allerdings nur bei ganz genauem Hinschauen erkennbar war. Danach war der natürlich so spitz wie ein Radiergummi :c
Blöd, dann bin ich auch noch selber Schuld und kann´s nicht auf das böse Schicksal schieben.
Aber auch dieser Tag schenkt mir noch einen Fisch, knappe 50 hat er wohl auf dem Buckel. Dem schenke ich aber auch die Freiheit weil´s am Abend eh Räucherfisch geben wird den ich zusammen mit meiner nun angekommenen Freundin essen werde, da kann ich ruhig großzügig sein.
Neben meiner Blödheit gibt´s noch eine weitere bemerkenswerte Geschichte an diesem Tag. Ich treffe ein Trio von holländischen Fliegenfischern wieder mit denen ich bereits vergangenes Jahr sehr netten Kontakt hatte. Als sie zu fischen beginnen mache ich gerade Kaffeepause und mittlerweile kennen wir uns gut genug um auch mal eng beieinander zu fischen und so sitze ich gerade mal ein Paar Meter von dem Ältesten der Drei, ein sehr lustiger Kollege um die 60. Er wirft seine Fliege vor sich ins Wasser, zieht die Schnnur von der Rolle und will gerade die Leine abheben um den ersten Wurf zu beginnen, da ....hängt schon eine Forelle!! Unfassbar, manche Leute fangen ja beim ersten Wurf den ersten Fisch, aber VOR dem ersten Wurf, das hab ich noch nie gesehen.
Die hier fangen zwar auch immer, aber ich glaube die fischen nicht mit Fliege:
Kurz und knapp: Schneidertag. Der nächste Tag ist auch nicht besser und als letzter Ausweg bleibt Borgnaes, das allerdings eher ein Winterplatz ist mit seiner relativ flachen Bucht.
Dort werden meine Erwartungen dann auch negativ bestätigt, nur zwei kleine Grönis bleiben hängen, leider genau was ich befürchtet hatte. Das flache Wasser zieht eher die kleineren Fische an, vielleicht hatte ich auch einfach kein Glück.... Schön ist es trotzdem, ich fische den ganzen Nachmittag bis sich die Lichtverhältnisse so darstellen:
Letzter Tag: Wieder sind die Bedingungen SUPER, das tolle Wetter hat sich gehalten. Wir wollen die späte Fähre nehmen und so habe ich nach dem auschecken aus dem Ferienhaus noch 4 Stunden Zeit am Wasser. Trotz der tollen Umstände tut sich aber irgendwie nix, kein Biss, kein Kontakt, kein Fisch, kein Nix.
Dann aber wiederholt sich auf verhängnissvolle Weise die Geschichte. Genau wie im Vorjahr ist meine Freundin mit am Strand und genießt die warme Oktobersonne. Genau wie im Vorjahr ruft sie mir zu, dass nur noch kurze Zeit ist, bis wir uns auf den Weg zur Fähre machen müssen. Wir sind an der gleichen Stelle wie im Vorjahr. Genau wie damals habe ich einen Hammerbiss. Ich rufe ihr zu, die Kamera rauszuholen um den Drill zu filmen. Ein Hammerfisch, der macht absoluten Alarm an der Oberfläche. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie meine Freundin die Kamera auf mich richtet, ich bin total aufgeregt weil ich den Fisch nun schon einige Meter rangeholt habe. Wieder kocht das Wasser als sich der Fisch heftig an der Oberfläche wälzt. Genau wie im Vorjahr ist der Fisch dann.....................weg...............
Das
gibt´s
doch
nicht
Exakt die gleiche Story wie zuvor, alles gleich, gleiche Stelle, kurz vor der Abfahrt, größter Fisch des Trips, meine Freundin bei mir am Strand, ich rufe ihr zu die Kamera rauszuholen und wieder ist der Fisch weg!!! Booah, schlimm wie das visuelle Gedächtnis die Szene immer wieder vor meinem inneren Auge ablaufen lässt, immer wieder die gleiche Szene.......wieso brennt sich sowas so ein?? Naja, ich komm wieder, und dann breche ich den Bann!!!
Als Fazit kann ich nur sagen, wenn Aerö, dann nur mit Zeit im Gepäck. Die Schneidertage bei schlechten Bedingungen haben mir wieder vor Augen geführt, dass es wichtig ist ein paar miese Tage auch mal aussitzen zu können. Denn wenn´s dort Scheiße läuft kann man nicht ausweichen und dann geht man besser spazieren.
Danke für den Bericht Tilman.
Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß.
