Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

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Naturmensch
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Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Naturmensch »

Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Ich trage den Gedanken schon länger mit mir herum und habe mich in der Vergangenheit schon mit verschiedenen Anglern darüber unterhalten. Außer Vermutungen ist leider nicht viel heraus gekommen, vllt. kann hier ja jemand Licht ins Dunkel bringen?

Grundsätzlich passt sich salmo trutta (europäische Forelle) an ihren Lebensraum an und wird dann zur Bach-, Meer-, oder Seeforelle – ich denke soweit sollten wir uns einig sein, oder?

Was ich mich jetzt frage, wann „entscheidet“ sich der salmo trutta Jungfisch???

Folgendes Beispiel: Im Oberlauf eines Gewässers gibt es zwar Kiesbetten, und Standplätze für Jungfische, jedoch eine begrenzte Anzahl Standplätze und/oder Nahrung für adulte Fische (Sedimente).

Ist es möglich, wenn im Mittellauf eines Gewässers immer mehr Struktur, d.h. Standplätze und raue Mengen Futterorganismen auftauchen, dass sich ein abwandernder Smolt (aus Besatz im Oberlauf) noch „umentscheidet“ ,aufgrund dieser hohen Nahrungs- und Lebensraumverfügbarkeit die Wanderung Richtung Meer abbricht und doch im Fluss bleibt?

Eine etwas kühne Theorie: Sollte dem so sein, wäre dann der Meerforellenreichtum mancher Gewässer nicht evtl. in der strukturellen Armut großer Gewässerstrecken (mal abgesehen von den Oberläufen, in denen die letzten Jahrzehnte ja viel passiert ist!) zu sehen?
Bitte nicht falsch verstehen – mir ist schon klar, dass Meerforellen relativ hohe Ansprüche an die Fließgewässer stellen. Genauso klar sollte sein, dass immer ein Teil der Jungfische ins Meer abwandert, um eine genetische Reserve zu bilden (Absicherung gegen Auslöschen der gesamten Population im Bach durch Trockenfallen o.ä.).

Worauf ich hinaus möchte ist eher das Verhältnis zwischen im Fluss verbleibenden salmo trutta (fario), und abwandernden salmo trutta (trutta) Jungfischen!
Wäre es prinzipiell möglich, dass nahezu ganze Jahrgänge von im Fluss neu entstandenen Strukturen „verschluckt“ werden, somit die Zahl der Mefos (erstmal, bis die Standplätze besetzt sind?) ab-, und die Zahl der Bafos zunimmt?

Ich habe irgendwo mal gelesen, dass man durch einen gezielten Überbesatz mit salmo trutta Brütlingen (zu viele salmo trutta für zu wenig Lebensraum, Nahrung, Standplätze) die Quote der smoltifizierernden Fische erhöhen kann – dieses Prinzip müsste doch auch anders herum greifen oder irre ich mich da -> zu viel unbesetzte Standplätze und Nahrung im Überfluss?

Noch einen Gedanken weiter: Idealerweise (naturnah) müssten die Gewässer doch dann „vor Bafos stehen“, und einen Teil Mefos (gen. Reserve) aufweisen. Der typische Langdistanzwanderer unserer Tieflandgewässer wäre somit doch eher der Lachs, oder?!
Damit wäre die Meerforelle „nur“ ein wichtiges Zwischenziel (Laichmöglichkeiten, lineare Durchgängigkeit etc.) auf dem Weg zu großflächig gesunden und strukturreichen Gewässern?!

Wichtig: Vielen Dank an alle, die in den letzten Jahrzehnten daran gearbeitet haben die Mefos wieder anzusiedeln! :+++: :+++: :+++:

Trotzdem frage ich mich aber, ob dies „nicht nur“ (bitte bloß nicht falsch verstehen, ich will es in keinster Weise in Frage stellen, oder klein reden) ein wichtiger Etappensieg auf dem Weg zu feinsten Lachsgewässern im norddeutschen Tiefland ist?? In diesem Zusammenhang möchte ich noch mal innere Bilder schaffen – vor den großen Regulierungen und Verschmutzungen der Gewässer kam auch in die Elbe mit Nebengewässern eine silberne Flut, wie man sie heute vllt. noch aus Kanada,Alaska und ähnlichen Regionen kennt!!!

Mache nur ich mir Gedanken um so „abgedrehte“ Themen??? +oops :-lol:

Sollte irgendetwas unklar sein, bitte unbedingt nachfragen!

Mir ist klar, dass dies evtl. „gefährliche“ Gedanken in einem Mefo- Forum sind, hoffe aber trotzdem auf einen regen und informativen Austausch.

Wann entscheidet sich salmo trutta?
Gruß
Kai

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Polar-Magnus
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Polar-Magnus »

Hallo Kai,

eine leicht abgewandelte Frage dazu stellt sich mir immer wieder:

Warum wird in der Mörrum nie eine Bachforelle gefangen, obwohl es
sich um eines der bekanntesten europäischen Meerforellengewässer handelt... :-q: ?

Seltsam...

Gruß

Ingo :wink:
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Naturmensch
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Naturmensch »

Moin Ingo,

mit der Mörrum habe ich mich noch nicht so tiefgehend auseinandergesetzt - trotzdem schiessen mir spontan zwei Ansätze in den Kopf (rein spekulativ).

Nebenbäche:
Ist es möglich, dass der Meforeichtum aus der Überpopulation (natürlicher "Überbesatz") bzw. der gen. Reserve der Nebengewässer gebildet wird? Werden in diesen Gewässern denn Bafos gefangen? Sollten die Nebenbäche voll von Bafos sein, könnte dies ein Ansatz sein.

Limitierende Faktoren:
Ist es möglich, dass es evtl. irgendwelche limitierenden Faktoren gibt, die eine Verbreitung der Bafos verhindern (fehlende Standplätze oder Nahrung, besser für Mefos geeignete Laichmöglichkeiten - evtl. zu grobes Material?, o.ä.)???

Wie geschrieben rein spekulativ, muss ja aber einen Grund haben, aus dem sich salmo trutta Jungfische "entscheiden" zu salmo trutta trutta zu werden und nicht als trutta fario im Fluss bleiben! :q:
Gruß
Kai

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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Schluchtenjodler »

Moin Kai,

wenn einer Bachforelle entweder der Unterstand, die Korngröße, die Durchflussmenge, die Temperatur oder der Sauerstoffgehalt nicht passt, dann ist sie bald weg. Das Nahrungsangebot ist komischerweise nicht ganz so wichtig. Bei wenig Nahrung bleibt sie halt dauerhaft kleinwüchsig.

Meine Beobachtungen gehen dahin, dass die Forellen um so wanderfreudiger werden je weiter sie von der eigentlichen Forellenregion entfernt sind. Schon in der Äschenregion gibt es weniger standorttreue Fische, obwohl die Forellendichte dort genauso hoch oder noch höher sein kann wie im Oberlauf.
Bei E-Befischungen in kleinen Bächen der Forellenregion konnte ich einzelne Fische, mehrere Jahre hintereinander, in ein und dem selben Kolk fangen. Eine Grundbedingung für einen standorttreuen Bachforellenbestand sind eindeutig reichlich Unterstände. Hier mal ein Foto von so einem Bachforellenbach:
IMGP4160.JPG
IMGP4160.JPG (549.86 KiB) 7195 mal betrachtet
Ich denke, der Durchfluss, die Korngröße des Sohlsubstrates und die Durchschnittstiefe spielt eine entscheidende Rolle. Ähnlich wie bei den Äschen. Das sind zwar eher Schwarmfische aber doch auch Salmoniden. Sie kommen in eng abgegrenzten Flussabschnitten vor. 50 Meter hoch und runter können schon entscheidend für einen Äschenbestand sein. Wenn Äschen weiter hoch in die Forellenregion oder weiter runter in die Barbenregion umsetzt werden dann sind sie auch sehr schnell wieder weg.

Grüße
Silvio
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Dr.Fish »

Ja- nee.
Da machst nicht nur du dir Gedanken darum.
Nehmen wir mal einen See in Norddeutschland, der nur über Umwege Verbindung zum Meer hat. Er wird von einigen Bächen gespeist, die Salmo trutta führen.
Im Sommer finden sich diese maßigen und braunen Exemplare im See, immer nur dann wenn die Bäche nahezu trockenfallen. Großartige Jungfischpopulationen kann man aber irgendwie nicht wirklich in den Bächen oder im See beobachten, weder mit dem Auge, noch in der Fischer Netz oder Reuse, noch beim Angler.
Außer eben, die Forellen flüchten (wohl) aus ihren Unterständen mit vermutlich letzter Kraft in den See. Dann werden sie plötzlich allenthalben im See gefangen.
Bach leer von Forellen, See normalerweise auch.
Nun sage mir mal, warum ein- zwei Jahre später plötzlich Salmo trutta wieder in den Unterständen im Bach steht. Und zwar in Größen, die ich nie für möglich hielt. Nachwuchsfische sind wegen der Kürze der Zeit also ausgeschlossen.
Sind das nach dem Laichgeschäft Salmo trutta Forma trutta, die einfach mal so stehen geblieben sind?
Also um nach deiner Eingangsfrage zu gehen, sehr, sehr späte Entscheidung...?
Ich rede von deutlich Ü 60 im Plural.
Grüße, G.
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Schluchtenjodler »

Dr.Fish hat geschrieben:Nun sage mir mal, warum ein- zwei Jahre später plötzlich Salmo trutta wieder in den Unterständen im Bach steht.
Vielleicht Fische die eine Laichsaison ausgelassen haben (Überspringer)? Oder der See ist doch nicht ganz leer gefischt?

Grüße
Silvio
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Broder
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Broder »

Naturmensch hat geschrieben:
Grundsätzlich passt sich salmo trutta (europäische Forelle) an ihren Lebensraum an und wird dann zur Bach-, Meer-, oder Seeforelle – ich denke soweit sollten wir uns einig sein, oder?
Grundsätzlich ist das eher ein Thema für Biologen.
Es ist schon eine Weile her, dass ich Bücher verschlungen habe zu dem Thema und die Bücher waren nicht die aller - allerneuesten aber auch nicht die allerältesten.

Mein bescheidenes Wissen in Bezug auf das Thema, dass Du hier aufmachst, geht von jeweils verschiedenen Arten aus.

Bachforelle eine Art.
Seeforelle eine Art und unser Freund die Meerforelle natürlich auch eine Art für sich.

Das andere ist geistiges Neuland für mich und wirft dann natürlich viele Fragen auf wie man sieht.
Ich werde gleich übernächste Woche in die Bücher schauen, ganz ganz fest versprochen !!!
Unser Universum funktioniert deshalb nahezu perfekt, weil es für Universen unendlich viel Zeit gibt um unendlich viele Universen zu testen und zu verwerfen bis unser Universum herauskam.
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Schluchtenjodler
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Schluchtenjodler »

Hallo Broder,

die Ansprüche von Salmo trutta an ihren Lebensraum oder die Zucht sind sehr gut erforscht. Da gibt es schon unzählige gute Literatur.
Viele Fakten zum Verhalten in freier Wildbahn sind aber noch unbekannt. Ich vermute, dass man zu jedem einzelnen Gewässersystem mindestens noch einen dicken Wälzer schreiben könnte. Da tut sich ein riesiger Forschungsbedarf auf!

Grüße
Silvio
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Broder hat geschrieben: Mein bescheidenes Wissen in Bezug auf das Thema, dass Du hier aufmachst, geht von jeweils verschiedenen Arten aus.

Bachforelle eine Art. Seeforelle eine Art und unser Freund die Meerforelle natürlich auch eine Art für sich.
Moin Broder,

Wenn ich mich einigermaßen richtig an vor langer Zeit mal Gelesenes erinnere, haben Engländer im 19ten Jahrhundert in Südamerika an vier Stellen Bachforellenbrut ausgebracht. Diese haben sich in Jahrzehnten über den ganzen Kontinent ausgebreitet, sind zu Seeforellen und Meerforellen geworden und daneben auch andernortes wieder Bachforellen mit vielen verschiedenen Lebensgewohnheiten geblieben, wie z.B. Sea going Browns im Unterlauf des Rio Grande.

In der Mosel wurden bei Untersuchungen aus Bachforellenbeständen abwandernde smoltifizierte Fische festgestellt. In EINER Bachforelle steckt ALLES drin. Die Frage war aber, wann und warum entscheidet sich eine junge Bachforelle zum Smolt zu werden und auf Wanderschaft zu gehen!
Schluchtenjodler hat geschrieben:
Dr.Fish hat geschrieben:Nun sage mir mal, warum ein- zwei Jahre später plötzlich Salmo trutta wieder in den Unterständen im Bach steht.
Vielleicht Fische die eine Laichsaison ausgelassen haben (Überspringer)? Oder der See ist doch nicht ganz leer gefischt?
An Überspringer oder Fische, die einfach mal eine Laichsaison auslassen, glaube ich nicht. Wo wurde so etwas ernstzunehmend nachgewiesen? Fische schwimmen zu Laichplätzen stromauf oder wenn sie dort Futter finden, manchmal gehen sie in die Zuflüsse weil dort kälteres und sauerstoffreicheres Wasser ist, ungewöhnlich ist das nicht.

Gruß
Klaus
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Naturmensch »

Moin,
Schluchtenjodler hat geschrieben: Meine Beobachtungen gehen dahin, dass die Forellen um so wanderfreudiger werden je weiter sie von der eigentlichen Forellenregion entfernt sind.
Unter anderem wollte ich genau darauf hinaus!

Muss ein Bach / Fluss immer alle Fischregionen aufweisen?

Kleine Geschichte am Rand: Ich habe bis vor ein paar Jahren regelmäßig einen älteren Herren beim Fischen an der Au getroffen und meist einen kurzen Klönschnack gehalten. Er kannte die Au noch so wie sie aussah bevor (seine Aussage) "die Arbeiter in den braunen Hemden" gekommen sind. Er sprach immer wieder von 4-5m tiefen quelligen Mäandern und großen Mengen Kies im Bach.

Heute fließt die Au hier relativ eintönig schnurgerade entlang und man würde vom äußeren Anschein niemals glauben, dass dieser Abschnitt mal Forellen beherbergt hat - wäre im ursprünglichen Zustand aber aus den Beschreibungen eigentlich noch der unteren Forellenregion zuzuordnen.
Fast vergessen: Wir befinden uns auf ca. halber Strecke zwischen Quelle und Mündung eines knapp 40km langen norddeutschen Tieflandbaches (mind. 20km potentielle Forellenregion :q: :o :x ).

Da die Gewässer unter natürlichen Bedingungen Jahrtausende Zeit hatten ihr Bett zu gestalten (z.B. Austrag und Sortieren von Sedimenten) liegt doch die Vermutung nahe, dass viele von ihnen auf weiten Strecken kiesige Sohlen aufwiesen - bis in die Unterläufe! Damit könnten sich doch auch die Fischregionen verschieben, bzw. einzelne garnicht vorkommen?!


@schluchtenjodler:
Ich hab halt häufiger davon gelesen, dass Nahrung ein entscheidender Faktor sein soll aus dem sich der Fisch "entscheidet". Sicher braucht es auch Standplätze - bin mir aber gerade unsicher ob das überhaupt pauschal zu beantworten ist -> limitierende Faktoren jedes einzelnen / des konkreten Gewässers. In einem Gewässer fehlen Standplätze, im nächsten die Nahrung im übernächsten gibt es wohlmöglich temporäre Schwankungen der Wasserwerte die ein dauerhaftes Verweilen ungemütlich gestalten, usw. - who knows?
Ich denke es müssen schon einige Parameter zusammenpassen damit sich Bachforellen wohl fühlen, ist ja nicht umsonst ein sog. Indikatororganismus!

schicker Bach :l:


@Broder:
Da sich die verschiedenen Formen von salmo trutta auch untereinander paaren können, aufgrund der hohen Variabilität innerhalb der Formen und vielen Gemeinsamkeiten ist eine klare Abgrenzung nicht immer einfach. Daher wird heute häufig die Unterscheidung in Unterarten (nach Linné) als überholt angesehen, und nach Lebensraumformen innerhalb der Art unterschieden - ist und bleibt aber ein etwas umstrittenes / noch nicht abschließend geklärtes Thema.



Dr.Fish hat geschrieben: Sind das nach dem Laichgeschäft Salmo trutta Forma trutta, die einfach mal so stehen geblieben sind?
Also um nach deiner Eingangsfrage zu gehen, sehr, sehr späte Entscheidung...?
Ich rede von deutlich Ü 60 im Plural.
Das legt auch bei mir die Vermutung nahe, dass Meer- bzw. Seeforellen nach dem Laichen einfach stehen gelieben sind. Wann (zu welcher Jahreszeit) hast du sie denn in den Unterständen gesehen? Späte Absteiger scheiden aus? Wenn der Bach gelegentlich im Sommer trockenfällt hört sich das ja schon nach einem eher kleineren Bach an. Könnte der Bach diese Fische denn dauerhaft ernähren, oder sind sie wohlmöglich nur der Wanderung von Futterfischen hinterhergezogen?
Bernd Kuleisa hat in seinem Buch "Einfach auf Meerforellen" die Bulltrout beschrieben. Ist im Prinzip eine Mefo, die nach dem Laichen nicht ins Meer sondern nur in die unteren Flussabschnitte / See? zieht - evtl. auch ein Ansatz (vllt. gerade wenn das Meer, wie du schreibst, nur auf Umwegen zu erreichen ist)?
Bist du sicher, dass der See, oder mit ihm verbundene Seen keine Seeforellen beherbergen?

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben: In einer Bachforelle steckt ALLES drin.
:+++:

Und alles ist möglich???
Gruß
Kai

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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Dr.Fish »

Nein, keine Seeforellen.
Also... normalerweise nicht. Eben nur wenn Salmo trutta , wie ich vermute, aus den Bächen in den See ziehen.
Im Hochsommer, wenn die Bäche Rinnsale sind.
Eins hatte ich vergessen. Die Forellen sind zahlreich aus ihren Unterständen entnommen worden, dann ein bis zwei Jahre Pause, und siehe da, neue Monstertrouts in den alten Gumpen. So gut wie keine Nachwuchsfische zu sehen.
Späte Absteiger? Ja doch, möglich. Habe jeweils die anglerisch gefangenen Fische gesehen. Da ich nicht wusste, dass es so große Bachforellen gibt, schoss mir spontan die Meerforelle mit Migrationshintergrund durch den Kopf.
Also die späte Entscheidung im letzten oder vorletzten Lebensabschnitt?
Mal was´ anners: Fisch- Hitparade Bachforelle ist doch eine Farce, oder?
Grüße, G.
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Naturmensch »

Moin,
Dr.Fish hat geschrieben:Nein, keine Seeforellen.
Also... normalerweise nicht. Eben nur wenn Salmo trutta , wie ich vermute, aus den Bächen in den See ziehen.
Im Hochsommer, wenn die Bäche Rinnsale sind.
Sicher dass dort nicht salmo trutta (trutta) über "Umwege" ankommen? Würde von der Jahreszeit und Fischgröße passen. Zudem verfärben sich die Fische mit Eintritt ins Süßwasser mehr oder weniger schnell. Gerade wenn die Durchgängigkeit in den Bächen stark vom Wasserstand abhängt, macht es aus Sicht der Forellen doch Sinn "rechtzeitig" vor Ort zu sein, um die kurzen Phasen in denen ein Aufstieg und ggf. Ablaichen möglich sind optimal zu nutzen / nicht zu verpassen?!
Dr.Fish hat geschrieben: Eins hatte ich vergessen. Die Forellen sind zahlreich aus ihren Unterständen entnommen worden, dann ein bis zwei Jahre Pause, und siehe da, neue Monstertrouts in den alten Gumpen.
"Die Natur" haushaltet mit Energie sehr sparsam und kann sich keine Verschwendung leisten. Wenn durch die Entnahme ein Überangebot an Standplätzen (die große Fische halten und ernähren können) entsteht, was spricht dagegen, dass die Eine oder Andere aufgestiegene Mefo gerne auf die energieraubende Wanderung (über Umwege) verzichtet wenn sie die Möglichkeit sieht, auch ohne Wanderung, die Art zu erhalten?!

Dr.Fish hat geschrieben: Also die späte Entscheidung im letzten oder vorletzten Lebensabschnitt?


Das würde dann ja die Vermutung nahelegen, dass sie ihr Leben lang sehr variabel und anpassungsfähig bleiben - also ist prinzipiell doch alles und jederzeit möglich?
Gruß
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Dr.Fish »

Ist schon klar, schrieb ich ja. Es besteht durchaus Verbindung zum Meer, nur eben nicht so unmittelbar, wie man sich das gemeinhin vorstellt.


Das würde dann ja die Vermutung nahelegen, dass sie ihr Leben lang sehr variabel und anpassungsfähig bleiben - also ist prinzipiell doch alles und jederzeit möglich?

Ehrlich gesagt, so würde ich das sehen, ja.
Aber ich bin kein Meeres- oder Fischereibiologe.
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von Broder »

Naturmensch hat geschrieben: @Broder:
Da sich die verschiedenen Formen von salmo trutta auch untereinander paaren können,
Ist mir nicht bekannt :no: wo hast Du das her ?
Da es sich um unterschiedliche Arten handelt (so hab ichs gelernt) paaren sich Bachforellen mit Bachforellen und Meerforellen mit Meerforellen.
Bachsaibling (aus Nordamerika eingeführt) kreuzt sich manchmal mit der Bachforelle, das ergibt dann eine Tigerforelle, ergaben meine jüngsten Untersuchungen im Internet.
Das Thema Tigerforelle hatten wir hier mal.
Vermischungen zwischen Raini und Mefo wurden hier mal diskutiert.
Eine Kreuzung aus diesen ist allerdings meines Wissens nie aufgefischt worden.

Wie gesagt ich bin kein Biologe, der könnte erklären was da abgeht.
Solange gehe ich einfach wie bisher davon aus, dass es sich um unterschiedliche Arten handelt, die sich im Laufe der Evolution gebildet haben.
:wink:
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Re: Wann entscheidet sich salmo trutta wie sie leben möchte?

Beitrag von FoolishFarmer »

Servus,
mir reicht's jetzt hier mit gefährlichem Halbwissen, daher mlde ich mich jetzt als Experte mal zu Wort:

Salmo trutta ist EINE Art. Punkt. (alles andere beschränkt sich auf den vor-genetischen Untersuchungsstand von vor 1990)
Es gibt die drei allseits bekannten Formen, die sich aufgrund der geographischen Lebensweise voneinander unterscheiden, biologisch jedoch NICHT in Unterarten trennen lassen, da sich die in den Rhein aufsteigende Meerforelle durchaus und nachweislich auch mit der Bachforelle aus dem Siegsystem etc. verpaart (die Trennung von Arten im biologischen Sinn wird u.a. anhand der Verpaarung festgemacht).
Wenn man die Biologie von Salmo trutta aufzuschlüsseln versucht, entstehen zwangsläufig etliche Stämme, die sich jedoch nur regionaltypisch aufgrund des Einzugsgebietes und Laichzeitpunkts trennen lassen - denn die "Bachforelle" aus dem Schwarzwald wird sich nie mit der "Bachforelle" aus der norddeutschen Au verpaaren können räumliche und zeitliche Trennung).

Das aktuellste und umfassendste Werk zur Taxonomie (Artklassifizierung) der europäischen Fische, insbesondere auch der Salmoniden, ist "Handbok of European Freshwater fishes - Kottelat & Freyhof 2007".



Zur topic:
Die Genetik der Forelle entscheidet hauptsächlich über den Migrationsdrang: so gibt es Forellenstämme die einen ähnlich hohen Wanderdrang wie die Lachse haben und andere bei denen nahezu alle Jungfische im Bach verbleiben. Verdrängung durch Standortfaktoren allein ist kein Kriterium den Bach zu verlassen und zum Langdistanzwanderer zu werden.
(Dazu gibt es umfassende wissenschaftliche Untersuchungen, die irgendwo daheim inmeiner Bibliothek schlummern.) ;)
Gruß Paddy
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