Nachdem ich alleine unterwegs war und nur an ziemlich ruppiger Felsenküste C&R gefischt habe, gibt es von diesem Urlaub überhaupt keine Fangbilder. Ich wollte daher erst keinen Bericht posten, da ich selbst aber eigentlich auch Berichte ohne Fangfotos mag kommt nun doch einer...
Anfang November ging’s für mich nach Mauritius, eine lange Anreise aber dank Übernachtflug absolut erträglich. In’s Hotel eingecheckt, whow! Superschön, supersauber, super Service, super Essen, lecker Bier, alles 5 Sterne und das im 3-Sterne-Hotel zum 2-Sterne-Preis :-)
Gleich mal einen Strandspaziergang und nachschauen ob meine Hotelwahl richtig war. Während bei sehr vielen Hotels in Mauritius das Korallenriff relativ weit draussen liegt und vor dem Hotel nur eine eher sandige Lagune, sollte bei meinem nur wenige 100m entfernt das Riff an eine kleine Halbinsel laufen, wo noch eine Felszunge bis an die Riffaussenkante reicht. Und genauso war es, Google Earth sei dank.
Das sah nach den erhofften guten Schnorchel- und Angelmöglichkeiten aus, allerdings liesen mich viele Locals die nur kleine Fische fingen meine Erwartungen gleich wieder nach unten schrauben.
Aber ich wollte es ja nicht einfach, die Fische selber finden und dafür auch Schneider in Kauf nehmen. Ansonsten gäbe es in Mauritius auch unzählige Möglichkeiten mit lokalen Fischern in kleinen Booten rauszufahren, Guides für landbased und kayak fishing, voll ausgestattete Boote von small bis big game, bis hin zu mehrtägigen Bootstouren zu abgelegenen Inseln wie St.Brandon.
Den Anreisetag lies ich mit Tackle vorbereiten, etwas planschen und einem ausgiebigen Test des lokalen Bieres ausklingen...
Am ersten Tag ging es nach dem Frühstück dann zum ‚Haus-Spot’, ein kurzer Anmarsch und einen kleinen Kanal durchschwimmen und schon war ich da. Beim Rückweg merkte ich dass ich am anderen Ende durchwaten konnte...
Am Spot angekommen war ich gerade am Rolle montieren, als mir die Kinnlade nach unten klappte. Wenige Meter vor mir schwamm ein GT weit jenseits der 10kg gemächlich vorbei. Mit zittrigen Händen die ‚kleine’ Rolle mit 30lbs Geflochtener und 50lbs Vorfach wieder runter und die neue Van Staal mit 50/80lbs drauf, Popper dran und los geht’s. Aber bei den gewaltigen Wellen die auf mich zurollten (und mich regelmässig abduschten) konnte ich den Popper nicht so toll führen und fing mir Schnursalate statt GT’s. Mit Stickbait war es noch schlimmer, da die Strömungen dort so heftig waren dass ich ständig Leerschnur einkurbelte und die Schnursalate noch kapitaler wurden. Wobbler waren kaum auszuwerfen, da mir ein heftiger Wind voll in’s Gesicht blies. Schwere Jigs und Löffel gingen auch nicht gut, da das Wasser nicht sehr tief war und sie bei ultraschneller Führung sofort aus dem Wasser kamen. Zwar gab’s weniger Schnursalat, aber etwas zu lange absinken lassen und er biss sich sofort am Riff fest.
Naja, ich hatte zwar damit gerechnet Lehrgeld zu bezahlen, kam mir aber schon vor wie ein totaler Anfänger...
Da kamen mir die schweren Jackson Pintail Wobbler in den Sinn, die mir schon oft im Salzwasser gute Dienste geleistet haben, die könnten funktionieren. Rausgepfeffert, fliegen auch bei perfekten Kite-Bedingungen noch weit und zielgenau, und Vollgas kurbeln. Geil, bleiben auch bei 2-3m hohen Wellen schön im Wasser und kommen wie ein verletzter Fisch mit Schlagseite daher vibriert.
Schon beim vierten Wurf ein gewaltiger Einschlag dass es mir fast die Rute aus der Hand reisst, yesss, fish on! Mit einem brutal forcierten Drill und etwas Glück kann ich den Fisch und die Schnur von den unzähligen Felsen und Korallen fern halten und bringe ihn vor meine Füsse. Jetzt mit einem Auge die Wellen beobachten, mit dem zweiten Fisch und Schnur, und mit dem dritten sichere Tritte durch die scharfkantigen Felsen, oder irgendwie so... Es geht alles gut, der Schwanzwurzelgriff sitzt, schnell wieder ein paar Meter hoch und schon rollt die nächste dicke Welle rein, die den Platz wo ich vor wenigen Sekunden stand zum Fleischwolf macht und mich ein paar Meter höher noch deftig abduscht.
Whow, ich halte den Fisch den ich mir für diese Ferien gewünscht bzw. von dem ich geträumt habe in den Händen, ein wunderschöner Bluefin Trevally, ca. 4kg pure Schönheit und Power. Leider keine Chance ein Foto zu machen, ohne den Fisch auf den Messerscharfen und nadelspitzen Lavafelsen abzulegen. Also die Schönheit noch kurz bestaunt, zurück in sein Element und mich einfach nur freuen das erleben zu dürfen.
Ziemlich genau so sah mein Traumfisch aus:
http://www.mauritiusfishingandhuntingsa ... ING.html#1
Ich fische noch etwas weiter und kann kurz darauf noch einen etwas kleineren Trevally oder Jack von ca. 2-3kg fangen. Einen seiner Kollegen konnte ich beim Schnorcheln fotografieren, tippe mal auf Crevalle Jack ohne genau recherchiert zu haben.
Es gibt überhaupt keine Fangfotos obwohl ich die Kamera immer dabei hatte. An den erfolgreichen Spots konnte ich keine Fotos machen ohne dass die Fische dabei gelitten hätten, und Locals waren zwar meistens in der Nähe aber halt nicht an den exponierten 'Dusch-Spots' die ich mir ausgesucht hatte. Beim gemütlichen Fischen in der Lagune fing ich wenn überhaupt nur kleine Barracudas, und von solchen habe ich schon genug Fotos.
Auch war ich nicht vorrangig zum Fischen gekommen, sondern wollte Land und Leute kennenlernen, ausspannen, schnorcheln und ein bischen fischen. Ab dem zweiten Tag hatte ich einen Mietwagen und war so fasziniert von dem tollen Land und hatte so viel Spass mit den supernetten Einheimischen, dass mein Plan jede Erkundungstour mit 2-3 Stunden fischen an vorgängig über Google Earth und Panoramio ausgespähten Spots zu verbinden nur selten aufging.
Ich war aber schon einige Male und hatte neben tollen Sessions mit 2-3 Fischen auch mehrere Schneider. Eine anspruchsvolle und anstrengende Fischerei, bei der jeder Fisch erkämpft und verdient werden muss, ganz nach meinem Geschmack!
Allerdings auch sehr gefährlich, man muss die Gezeiten genau studieren, da der Tidenhub 1-2.5m beträgt und brutale Strömungen verursacht, wenn man da unüberlegt irgendwo hinauswatet kann das böse enden. Bei den guten Spots an der Riffkante herrschten die ganzen zwei Wochen sehr starker Wind und heftiger Wellengang den man ständig beobachten muss, da sind immer wieder grössere Brecher dazwischen und wenn man da nur gut knöcheltief drinsteht zieht es einen fast die Füsse weg. Hinzu kommen Korallen, scharfkantige Lavafelsen und riesige Seeigel, festes Schuhwerk ein Muss und stolpern verboten.
Gefangen habe ich neben verschiedenen Trevallys und Jacks (Stachelmakrelen) vor allem Barracudas und ein paar Snapper, hier wieder zwei ‚Schnorchel-Bilder’ von Kollegen der gefangenen Fische:
Etliche Fische habe ich auch verloren da ich konsequent ohne Widerhaken gefischt habe, man beim Landen die Wellen abpassen muss, und der Strömungswechsel von einer ablaufenden zur nächsten hereinrollenden Welle sehr aprupt und heftig ist, so dass der Kontakt zum Fisch fast nicht zu halten ist. Habe es aber auch nicht geändert, da bei den vielen Hindernissen die Gefahr sehr gross ist dass ein stärkerer Fisch die Schnur kappt und ich keinem Fisch das Maul vernageln wollte.
Mit einem grossen GT wurde es nichts, ich hatte zwar ein paar Attacken auf Popper, die haben den aber immer verfehlt bzw. sind nicht hängengeblieben. Da ich in diesem Terrain gegen einen guten GT aber wahrscheinlich eh keine Chance gehabt hätte, tolle Fische gefangen und einen genialen Urlaub in einem wunderschönen Land hatte kann ich gut damit leben.
Und man brauch ja noch Ziele für kommende Reisen...
Wie gesagt wollte ich ja vor allem Land und Leute kennenlernen und habe nur nebenbei ein bischen gefischt. Hierfür kann ich Mauritius uneingeschränkt empfehlen. Die Natur über und unter Wasser ist absolut eindrücklich und abwechslungsreich, aber das Highlight sind die Menschen. Ich habe mich selten spontan an einem Ort so willkommen und wohl gefühlt, und hatte so wenig Bedenken alleine ein Land zu erkunden. Mauritius ist das reichste Land Afrikas und hat eine sehr geringe Arbeitslosigkeit, wodurch es auch kaum Kriminalität gibt. Hindus, Moslems, Christen und ein paar andere Religionen leben friedlich miteinander oder vielleicht besser nebeneinander (die Vermischung ist wohl gering).
Obwohl es relativ viel Tourismus gibt sind fast alle Leute dort sehr offen und (gast)freundlich. Ich war allerdings an der weniger erschlossenen Ostküste, und weiss nicht wie es an den Touristenmeilen im Westen und Norden aussieht.
Ich habe allerdings den Kontakt zu den Einheimischen auch gesucht, bin vor allem in einfache Restaurants und an einfache Imbissbuden (wo es aber immer hervorragende afrikanische, indische oder kreolische Küche zu geniessen gibt). Dort kommt man sehr schnell in's Gespräch, was fast immer sehr lustig und interessant war. Nur einmal bin ich an einen etwas schrägen Typen geraten, der sich aber problemlos abwimmeln lies.
Auf der anderen Seite habe ich tolle Menschen kennengelernt und wurde sogar zu einer Hinduhochzeit eingeladen.
Ein unvergesslicher Urlaub mit allem was das Reisen so schön und spannend macht!
Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß.
