WARUM NUR!?

Solch ein Thema scheint in jedes Forum zu gehören. Daher auch hier ein kleiner Bereich für diese Sachen.
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Chrischan
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WARUM NUR!?

Beitrag von Chrischan »

Habe ich bei mir auf'er Festplatte gefunden.......


Warum nur?
Eine Liebeserklärung an die Meerforelle
Warum nur?
Das ist die wohl am meisten gestellte Frage wenn ein Nicht-Angler sich mit einem Angler unterhält und herausbekommen hat, dass er einen aus dieser Kaste der unbelehrbaren Optimisten vor sich hat. Einen, der seine spärliche Freizeit damit verplempert an irgendeinem Gewässer irgendeinem, oft nicht vorhanden scheinenden Fisch nachzustellen.
Und glauben sie mir, so oft mir diese Frage gestellt wurde, so oft bin ich in Verlegenheit geraten, dieses unerklärliche Phänomen in Worte zu fassen.
Im Folgenden möchte ich versuchen, es zumindest grob zu umreißen. Wer dann etwas Einfühlungsvermögen besitzt, erahnt vielleicht was mich ans Wasser treibt.
Ich versuche dieses Phänomen anhand meines Lieblingsfisches, der Meerforelle, darzustellen, denn dies ist wohl eines der extremsten Beispiele. Alles was aus dieser Betrachtung folgt, trifft auch auf so ziemlich jede andere Fischart in mehr oder minder abgeschwächter Form zu. Das sieht (glücklicherweise) jeder Angler auch wieder etwas anders.

Warum nur?
Warum nur verspüre ich (nicht immer aber immer wieder) diesen Drang ans Fischwasser zu gehen?
Gerade der Lachs und die Meerforelle, diese Fische zweier Welten, die im Fluss geboren werden, sich im Meer dick und rund fressen um dann wieder zum Laichen zu ihrem Geburtsfluss zurückzukehren, gerade diese beiden bringen wie kaum ein andere Fisch die Jünger Petri selbst zur Wanderschaft.
Alljährlich plündern Tausende von Anglern ihre Konten, verlassen ihre Familien, verschwenden ihren Urlaub, fahren Tausende von Kilometern gen Norden und suchen mit einer Pflichtangelzeit von 10-12 Stunden/Tag die ach so nötige Erholung. Nach 1-2 Wochen kommen sie wieder heim: Kreuzlahm, von Mücken geschunden und oft genug mit einer kapitalen Erkältung. Trotzdem sind sie glücklich! Warum nur?
Der Nichtangler vermutet nun natürlich, dass sie an ihrem Urlaubsziel „Meerforellen satt" gefangen haben und deshalb glücklich sind. Das kann richtig sein, erfasst aber eben nur die halbe Wahrheit. Sicher ist man glücklich wenn man viele oder gute Fische gefangen hat aber man ist eben auch glücklich wenn man nur wenige oder gar keine gefangen hat. Wie Lachs- und Meerforellenangler bestätigen können, kommt dies viel häufiger vor als uns lieb ist. Alle Misserfolge und Missgeschicke können uns Irre nicht davon abhalten, uns wie Lemminge mit Angelruten im nächsten Jahr wieder auf den Weg zu machen, um die Fische das Fürchten zu lehren. Warum nur?

By the way, reisende Angler sind leicht zu erkennen. Auf Flughäfen sind wir meist in Rudeln anzutreffen, wir armen Spinner brauchen am Zielort schließlich jemanden, dem wir unser Anglerlatein auftischen können. Außerdem sind bei Gruppenreisen die Kosten oft erträglicher. Das hierdurch gesparte Geld nutzt der echte Angler dadurch, eine Woche länger zu bleiben oder sich vorher eine neue/teure Angelrute/Rolle zu kaufen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die „Neue" ist natürlich „viel besser" als die letzten 5 Ruten/Rollen der letzten 5 Jahre. Dieses neue Schätzchen befindet sich am Flughafen im sichersten Erkennungszeichen reisender Angler, in einer Röhre aus Hartplastik/Aluminium, abschließbar und innen gut gepolstert, damit dem „Liebling" ja nichts passiert. Dieses Rohr wird beim Check-In nur widerwillig und mit einer ernsten Ermahnung an das Personal, pfleglich damit umzugehen, auf das Gepäckband gelegt.
Auch die Angler, die mit dem Auto den Fischen entgegen reisen, sind leicht zu erkennen. Auf kleinen Autos sind die Ruten sofort auf dem umfunktionierten Skiträger zu erkennen, auch ein „Dachsarg" im Sommer oder auf dem Weg nach Skandinavien dient selten zur Beförderung von Skiern/Snowboards. Auch in größeren Kombis sind die Unmengen an Rutentaschen, Angelkoffern etc. kaum zu übersehen. Großen und kleinen Autos gemeinsam ist, dass sie tief auf den Achsen liegen, da sie bis zum Maximum beladen sind. Mann will am Urlaubsort schließlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Ich persönlich gehöre zu dieser Gruppe der Autofahrer.

Nun ja, jetzt habe ich mich im Spät-Winter mit meinem voll gestopften Kombi an die dänische Ostseeküste gequält, eines der besten Meerforellen-Reviere überhaupt.
Das erste was ich tue, ist die Tiefkühltruhe im Ferienhaus „anzuwerfen" obwohl ich noch gar nicht geangelt, geschweige denn einen Fisch gefangen habe. Kaum ist das Gepäck notdürftig eingeräumt, springe ich in die Wathose, schnappe mir meine Meerforellen-Peitsche und fahre an die Küste, egal ob die Sonne scheint oder Wind der Stärke 8 den Schneeregen waagrecht durch die Luft treibt. Warum nur?
Heute habe ich Glück, denn es weht nur schwach. Der Schneeregen fällt, der Schwerkraft folgend, von oben nach unten. An der Küste angekommen, hänge ich einen Blinker/Wobbler an die Schnur und steige in das (um diese Zeit)
3-8 °C „warme" Wasser, bis ich mindestens bis zum Bauch darin stehe und beginne mit dem werfen.
Beim ersten Wurf sind die Nerven bis zum zerreißen gespannt. Warum nur?
Schließlich weiß ich aus Erfahrung, dass beim ersten Wurf noch nie eine Meerforelle gebissen hat. Spätestens nach 20 min des andauernden Werfens und Einholens klingt diese Erregung ab und macht einer konzentrierten, aufmerksamen Ruhe Platz. Ich beginne, neben der Tätigkeit mit der Rute, alles andere mit einer ganz eigenen Entspanntheit aufzunehmen, ja fast aufzusaugen.
Da sind die Möwen, deren Flugakrobatik mich immer noch begeistern kann, da entdecke ich bei einer kurzen Pause am Ufer (um die kalten Beine aufzutauen) auf dem Feld hinter mir eine Fuchs der Mäuse jagt und jedes Mal ein kreuzdummes Gesicht macht wenn er eine verfehlt hat. Da sehe ich das sanfte Wiegen des Seegrases in der Strömung und da der Schneeregen inzwischen aufgehört hat, genieße ich ein paar Sonnenstrahlen und den Regenbogen am Horizont. Darum vielleicht?
Doch halt, was war das? Da vorn, ca. 25 m vor mir war plötzlich ein Wirbel im Wasser! Sofort steigen Puls und Blutdruck und ich werfe die Stelle an: 1 Mal, 2 Mal, 3. Mal...10. mal...wieder mal nichts! Entweder haben mir meine Augen einen Streich gespielt oder der Fisch war nicht hungrig oder ihm hat mein Blinker nicht gefallen oder, oder, oder....
Wenn es nun schlimm kommt, sieht man plötzlich überall Meerforellen jagen und springen aber keiner meiner 6783 „unfehlbaren" Blinker/Wobbler/Fliegen findet Gnade vor ihren Augen. Eine Steigerung dieser Pein ist auch noch möglich, wenn nämlich die Meerforellen „nachlaufen". D. h. sie folgen dem Köder brav im Abstand von max. 50 cm bis unter die Rutenspitze, um dann gelangweilt abzudrehen.
Sagte ich gelangweilt? Ich könnte schwören, die eine oder andere dieser Meerforellen hatte ein spöttisches Grinsen um die Mundwinkel wenn sie meine Verzweiflung sah. Es gibt natürlich „todsichere" Tips, solche Nachläufer doch noch zum Biß zu verführen aber auch die versagen in 98% der Fälle (mindestens). Es gibt tatsächlich Tage, an denen man meint, es würde eher passieren, dass einem eine Meerforelle in die Wathose springt und dort an einem Herzinfarkt stirbt, als daß sie auf meinen Köder beißt! Und trotzdem gehe ich immer wieder ans Wasser! Warum nur?
So stehe ich am nächsten Tag wieder am Wasser, dieses Mal an einer anderen Strecke weiter südlich, nördlich westlich östlich oder wo auch immer. Die Wathose habe ich gestern Abend noch geflickt, nachdem mir ein winziges Loch einen kalten, nassen rechten Fuss beschert hatte. Das Wetter ist angenehmer als gestern, es ist wärmer und es regnet nicht. Wieder die Spannung beim ersten Wurf und wieder das Abklingen der Spannung mit der Zeit. Doch plötzlich macht es einen Schlag und die Rute macht eine Verbeugung! Automatisch schlage ich an! Hoffentlich fasst der Haken! Hurra, sie hängt! In Sekundenbruchteilen steigt der Puls auf 250 und eine Adrenalinwelle sintflutartigen Ausmaßes schwappt durch meine Adern! Darum vielleicht?
Die Meerforelle merkt nun, dass sie genarrt wurde und setzt zur Flucht an. Die Bremse kreischt, die feine Schnur fliegt nur so von der Rolle. Nun beginnt sie, große Halbkreise an der gespannten Schnur um mich zu ziehen. Langsam kann ich Schnur zurückgewinnen. Da, sie zieht erneut los und schraubt sich mit unglaublicher Eleganz und Vehemenz aus dem Wasser und...plötzlich ist die Schnur locker!!! Das ist doch nicht wahr! Im Sprung hat sie sich den Haken aus dem Maul gehebelt! Die nun folgenden Gedanken des Anglers sind mal nur gemurmelt, mal weit über das Wasser zu hören, je nach Temperament. Gemeinsam ist ihnen, daß sie nicht druckreif sind!
Voll grimmiger Entschlossenheit wirft man weiter, euch werde ich es schon zeigen! Und tatsächlich! Wenige Minuten später wieder ein Biss, Anschlag automatisch, Puls steigt auf...ach ja das hatten wir schon.
Dieses Mal scheint der Haken besser zu sitzen und sie kommt gezwungenermaßen immer näher. Nach einer letzten Flucht, die mir den Angstschweiß auf die Stirn treibt, gleiten nun ein, zwei, drei oder gar mehr Kilo glänzendes, lebendiges Silber in die Maschen meines Keschers. Sie ist mein! Was für ein Gefühl! Darum vielleicht?
Das Wort „Glück" reicht nicht aus, um meine Gemütslage in diesem Moment zu beschreiben, ja selbst das Wort „Triumph" ist nicht stark genug! Darum vielleicht?
Vergessen sind die Anstrengungen, die kalten Füße und Hände, was zählt ist nur dieser Fisch den ich, ja ich, gefangen habe! Nur schnell zum Ufer, ich lege den Kescher ab und schlage den Fisch ab, denn der hat das Mindestmass von 40 cm locker überschritten, wie ich mit geübtem Auge erkenne. Nun folgt ein tiefes Durchatmen, ich möchte aufstehen, singen und tanzen. Aber das sähe mit der Wathose doch ziemlich lächerlich (schon mal ein tanzendes Michelin-Männchen gesehen?) aus.
So bleibe ich vor dem Fisch sitzen und lasse vorsichtig, ja andächtig die Hand über die Flanken dieses wunderschönen Fisches gleiten. Meine Hände zittern immer noch ein wenig dabei obwohl meine allererste Meerforelle überhaupt schon lang her ist und ich schön größere hatte. Ich habe Angler erlebt, die es mit diesen zitternden Händen nicht schafften ihre „Beruhigungszigarette" anzuzünden. Darum vielleicht?

So, nun hänge ich mir die Meerforelle an einer Schnur, gut sichtbar für alle Passanten, über die Schulter und steige wieder ins Wasser. Schließlich weiß ich, daß Meerforellen oft in Gruppen unterwegs sind, vielleicht kann ich noch weitere „verhaften". Und wirklich, im Laufe der nächsten 2 Stunden kann ich noch 2 dieser silbernen Torpedos auf die Schuppen legen. Ablauf wie gehabt. Zwischendurch beantworte ich stolz die Fragen der Spaziergänger, die einen sonst so furchtbar nerven, gebe mich ganz „cool" wenn Anglerkollegen bewundernd und ein wenig neidisch auf meine Beute schauen weil sie noch nichts haben. Darum vielleicht?

Großzügig wie ich bin, verteile ich Tips an die Kollegen zur Wahl des Köders und des Gerätes. Schon überlege ich ob nicht doch Charles Ritz, Izaak Walton oder Ernest Hemmingway in meinem Stammbaum zu finden sind. Schließlich bin ich heute die unumstrittene Nr. 1 am Strand. Darum vielleicht?
Doch Halt! Da kommt eine unscheinbarer Einheimischer mit unscheinbarem Gerät und einem unscheinbaren Köder, der sich zu uns gesellt. Und aus seinem unscheinbaren Rucksack purzeln 5 gar nicht unscheinbare Meerforellen, eine schöner als die andere. Das bringt mich dann etwas auf den Boden zurück. Aber schließlich ist er ein Einheimischer und kennt das Revier besser als man es als Tourist jemals kennen kann. Außerdem klopft er mir auch bei „nur" 3 Meerforellen anerkennend auf die Schulter. Glauben Sie mir, so ein Schulterklopfen eines dieser netten, dänischen Angler ist für mich wie ein Ritterschlag! Überhaupt, diese Dänen: Sie freuen sich mit einem wenn man fängt, muntern auf wenn gerade nichts „geht", geben Tips und sind unglaublich hilfsbereit, ohne jemals aufdringlich zu sein oder einem gar den Fisch zu neiden.
Darum vielleicht?

Das war einer dieser Tage, die man nicht vergisst und das ist gut so! Denn morgen wird man an der gleichen Stelle, mit gleichem Gerät und gleichem Köder nicht einen „Schwanz fangen", trotz größter Anstrengungen.
Aber was macht's? Von einem dieser guten Tage kann man lange zehren. Abends wenn man in seine urgemütliches Ferienhaus heimkommt wämt man sich auf, springt unter die heiße Dusche, wirft den Kaminofen an und erkundet den tieferen Sinn des dänische Wortes „Hyggellig" im Ferienhaus, egal ob man heute erfolgreich war oder nicht. Darum vielleicht?
Zu guter Letzt ist man wieder zuhause und genießt mit Freunden ein köstliches Mahl, zubereitet aus den selbst gefangenen Meerforellen. Darum vielleicht?
Dabei leben die Erinnerungen auf und man erzählt seine Erlebnisse. Da kommt sie, die ganz unvermeidliche Frage eines dieser Nichtangler: „Warum nur?"
Womit wir wieder am Anfang wären, denn es wird mich wieder in Verlegenheit bringen, ES zu erklären. Aber Ihnen, lieber Leser dieser Zeilen, brauche ich es nicht mehr zu erklären denn Sie haben es ja jetzt, so hoffe ich, begriffen. Wie bitte, nicht so ganz? Trösten Sie sich, ich verstehe es selber nicht so ganz.
Darum vielleicht?
:wink:
Viele Grüße
Chrischan
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medo
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das...

Beitrag von medo »

.... hatten wir doch schon einmalhier ;)
gruss jörg

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Vossi
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Re: das...

Beitrag von Vossi »

medo hat geschrieben:.... hatten wir doch schon einmalhier ;)
Stimmt schon Jörg, aber da liest mindestens die Hälfte des LMF überhaupt nicht mehr ;)

Gerne wieder gelesen Chrischan :wink:
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medo
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Re: das...

Beitrag von medo »

Vossi hat geschrieben:
medo hat geschrieben:.... hatten wir doch schon einmalhier ;)
Stimmt schon Jörg, aber da liest mindestens die Hälfte des LMF überhaupt nicht mehr ;)

Gerne wieder gelesen Chrischan :wink:
Das war bei mir auch nur noch so in den grauen Zellen...

Aber gerne gelesen hab ich´s auch nochmal.
gruss jörg

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Re: das...

Beitrag von Vossi »

medo hat geschrieben:Das war bei mir auch nur noch so in den grauen Zellen...
:lol: :lol:

der war gut jetzt :oops :oops :wink: :wink:
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Re: das...

Beitrag von medo »

Vossi hat geschrieben:
medo hat geschrieben:Das war bei mir auch nur noch so in den grauen Zellen...
:lol: :lol:

der war gut jetzt :oops :oops :wink: :wink:
..wieso :q:

gemeint ist der cortex nach haier :roll:
gruss jörg

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