@ piscator

Unsere Meere Leben und verändern sich zyklisch und azyklisch und folgen ihren eigenen Gesetzen, die teils global, teils regional bestimmt sind. Viele Größen und Einflüsse ändern sich und nehmen wiederum Einfluss auf unsere silbernen Freunde. Welche dieses sind und wie sie wirken kann hier erörtert werden.
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interceptor
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@ piscator

Beitrag von interceptor »

Moin Jürgen,

Du bist doch vom Fach. Kannst Du mir den starken Temperatur Abfall innerhalb eines Tages im tiefen Wasser erklären ?

Fehmarn Belt

Danke & Gruss


Frank
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Popeye
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Beitrag von Popeye »

moin Frank, ich bin zwar nicht Jürgen,
aber ich glaube das "Daisy" 09.01-11.01 für diesen "Temperatursturz" verantwortlich war.
Hat einfach aufgrund des starken Sturms nen Wasserwechsel vollzogen.
Konnte man in den Medien auch schön sehen, wie die Wellen überall peitschten.
Bin aber auf die Erklärung von Jürgen gespannt.

:wink: Sven
Bild Gruß Sven

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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

;) Der Nordatlantische Strom kam für kurze Zeit zum Erliegen?

Man sieht zumindest das gleiche Phänomen nicht nur bei den Daten um Fehmarn.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die WT in 25m Tiefe von einem auf den anderen Tag in der ganzen Ostsee 4-5 Grad abfällt.

Bin gespannt, Jürgen :wink:
Gruß
Bernd
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interceptor
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Beitrag von interceptor »

Bernd hat geschrieben:;) Ich kann mir nicht vorstellen, dass die WT in 25m Tiefe von einem auf den anderen Tag in der ganzen Ostsee 4-5 Grad abfällt.

genau das kann ich mir auch nicht vorstellen, Jürgen ?


Gruss
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mefoandy
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Beitrag von mefoandy »

Vielleicht schenken wir aber auch den Instrumenten zuviel Glauben.
Oder gibt es Vergleichsmessungen?

Also, jetzt bin ich auch gespannt :oops

tl Andy
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin, im Fehmarnbelt gibt es verschiedene Ein-und Ausstromlagen:
Strömung bis zum Boden in östliche oder westliche Richtungen -- je nach großräumiger Wetterlage. Wenn das System umschwingt (meist bei starken Änderungen der gr. Wetterlage) dann kann es oben in eine Richtung und unten in die andere Richtung strömen mit zum Teil sehr hohen Stromgeschwindigkeiten (mehr als 1m/s). Mit dem Umschwingen der Strömungen sind auch starke Änderungen der Hydrographie (Temperatur und Salzgehalt) verbunden.

Am 10.1. gab es gerade das Maximum des Wintersturms und eine schnelle Abnahme der Windgeschwindigkeiten danach. Der Wasserberg in der westlichen Ostsee (durch den Windstau des Nordoststurms) schwappt zurück und das ist wahrscheinlich dann die Ursache für die beobachtete schnelle Temperaturabnahme auf etwa Oberflächenwerte.

Hinzu kommt tiefreichende Vermischung durch den Sturm -- sichtbar durch die Temperaturzunahme der oberen Sensoren (die allerdings geriger ausfällt, weil die untere Schicht schon relativ dünn war).


Das ist also ein durch die Strömungen und Vermischung hervorgerufenes Phänomen und nicht so ungewöhnlich.

TL, Jürgen
Zuletzt geändert von piscator am 15.01.2010, 20:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Popeye
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Beitrag von Popeye »

Danke Jürgen :+++:
Bild Gruß Sven

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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Jürgen,
Dank Dir für die Erklärung. :+++:
Ich ahbe mir soeben mal den Jahreschart Arkonabecken 2008 angesehen. Da und auch auf anderen Jahrescharts fällt mir auf, dass an einem Tag alle Messungen zwischen 2 und 40m Tiefe zwischen z.B. 12 und 16 Grad liegen. Nur einen Tag später taucht in 25m Tiefe plötzlich 6 Grad kaltes Wasser auf. Woher kommt dies im August so plötzlich?
Ich meine 10 Grad Unterschied mitten im August, das erscheint mir schon mächtig viel?
Und wo hatte sich so kaltes Wasser bis in den August gehalten?
Gruß
Bernd
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SilverDoc

Beitrag von SilverDoc »

Man lernt nie aus......Danke :+++:
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piscator
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Beitrag von piscator »

Hallo Bernd,
Prinzipell kann das nix mit Erwärmen und Abkühlen zu tun haben (da tief und zu große Amplitude). Für dieses Sommerereignis kann ich auch nur spekulieren: Das muss durch Strömung herangeführt werden und Strömungen sind im Wesentlichen entlang von Dichteflächen. Wenn auf einer Dichtefläche also starke Unterschiede in Temperatur existieren, müssen die durch Salzgehaltsunterschiede kompensiert werden. Ich kann also auf einer Dichtefläche, die z.B. in 25m Tiefe liegt, erhebliche Temperaturunterschiede haben und die an meinem Sensor vorbeiströmen lassen. Kompensation ist etwa 1° C kompensiert durch 1g/kg. Ob das im Arkonabecken vorkommen kann (10° enstpr. 10g/kg) weiss ich nicht -- Wasser aus dem bottnischen Meerbusen neben Wasser aus dem Skagerrak -- mag sein.

TL, Jürgen
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Beitrag von mefoandy »

Ok,
danke für die ausführliche Info !

Gru´ß
ANdy
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interceptor
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Beitrag von interceptor »

@ Jürgen

Danke für die schnelle und ausführliche Antwort.

Gruss aus HH


Frank


ps. lustig, die WT in 23 Meter schnellt gerade wieder hoch... nächste Woche Mi bitte an meinem Lieblingsstrand. gr
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin,
eigentlich ist das nicht so toll für uns. In den milden Wintern ohne fette Stürme bleibt die tiefe Schichtung bestehen. Da muss dann im Frühjahr nicht soviel geheizt werden um die richtigen Temperaturen zu erzeugen.

Jetzt haben wir einen NAO- Winter gepaart mit Sturm und tiefer Vermischung, das ist scheisse fürs MF-Angeln, da muss man dann spezial WST-Locationen :insider: befischen.

Ausserdem gibt Auftrieb nach Daisy in den Buchten keinen T-Effekt mehr, da alles gleich kalt ist. Also macht euch auf eine relativ kurze und späte Winter/Frühjahrssaison gefasst ---

Jürgen
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Beitrag von oh-nemo »

piscator hat geschrieben: da muss man dann spezial WST-Locationen :insider: befischen.
Wolllleeee :lol: wo denn?


...und überhaupt,wo ist Wolle? ;)

Jürgen Du hast echt Ahnung :+++:
Jørg



.....auf der Suche nach "Edeltrout",der Mutter aller Trutten.....
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Die von Jürgen genannte Ein-und Ausstromlagen wurden in den letzten Jahren immer seltener (wie ich vor einiger Zeit einem Vortrag entnommen habe).
Im Normalfall kommen Einströmlagen 1 bis 2x jährlich vor; sie transportieren salzhaltiges und nährstoffreiches Nordseewasser
bis in die Brutgebiete des Dorsches in der östlichen Ostsee. Das Fehlen dieses Wasseraustausches führte u.a. zu geringem Aufwuchs der Dorschbrut
sowie zu den uns bekannten kleinen Makrelen, weil eben die Kleinkrebs-Nahrung fehlte.
Die von Euch beobachteten Temperaturunterschiede sind also normal und hoffentlich finden Wasserwechsel im "Aquarium Ostsee" wieder häufiger statt.
Können das die "Fischereiforscher" im LMF bestätigen - sofern wir welche in unseren Reihen haben?
:wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
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