Moin Willi,alfredo.fly hat geschrieben:Wozu bloß immer diese Wissenschaft!!!
Weil Wissenschaft Wissen schafft! wäre meine Antwort auf Deine Frage. Ich finde die Quintessenz solcher Überlegungen interessant und für die tägliche Praxis auch brauchbar, z.B. bei Kaufabsichten von Fliegenfischgerät.
Bernd Ziesche hat geschrieben: Beim Fischen kommt es wohl darauf an, wo und auf was man fischen möchte.
Wenn man mit der 6er Schnur auf sehr starke Fische gehen würde, kann ich mir die steifere Rute als sehr gute Wahl vorstellen. Möchte man hingegen auf Forellen und Äschen im kleinen Bach fischen, würden 99% aller Fliegenfischer sicherlich aus sehr gutem Grund die weichere Rute wählen.
hshl hat geschrieben:Beide Extreme - sowohl die sehr steife als auch die sehr schlaffe (langsame) Fliegenrute - werden nicht das Optimum an Effizienz bringen können: im ersten Fall kann der Werfer die positiven Effekte aus Drehimpulserhaltung und Federenergie nicht oder nur geringfügig aktivieren, was seinen Aufwand erhöht. Im zweiten Fall schafft es die Fliegenrute wegen ihres geringen Rückstellvermögens nicht, die Schnurgeschwindigkeit aufzubauen. Wo liegt also das Optimum ? Ich meine „irgendwo in der Mitte“ (wie so häufig im Leben), wenn die Fliegenrute auf die gewünschte Schnurgeschwindigkeit abgestimmt ist und damit die genannten physikalischen Effekte optimal aktivieren kann !!!
Bei vorstehendem Zitat musste ich an eine Zeit denken, als wir uns noch an Forellenseen herum getrieben haben. Oft standen die Forellen weit vom Ufer entfernt, manchmal half ein Trick doch noch an sie heran zu kommen. Der Schusskopf wurde an eine Rute mit etwas höherem Wurfgewicht angebaut, dann wurde er gestreckt auf dem Wasser abgelegt und mit ansteigender Kraft und Geschwindigkeit vom Wasser für einen kräftigen Rückwurf mit mehr Rutenbiegung abgehoben. Die höhere Rückwurfgeschwindigkeit der Schnur wurde benutzt um die Rute für den Vorwärtswurf stärker aufzuladen, der Vorwurf begann wenn die nach hinten schiessende Schnur an der Rutenspitze zog und diese nach hinten bog. Die größere Rutenbiegung brachte mehr Weite und manche Forelle, die sonst mit "normaler" Rutenkrümmung nicht erreichbar gewesen wäre.Zum Schluss noch eine kleine Geschichte zum Wiesenwurf: beim Filmdreh zu " Perfektes Fliegenwerfen" 2009 haben Hans- Ruedi und ich zu diesem Wurf einige Studien ausprobiert. Bei ein paar seiner Würfe habe ich das Ende der Fliegenschnur leicht festgehalten, indem ich es an die Wiesenoberfläche drückte. Das Ergebnis davon war, dass Hans- Ruedi die Fliegenschnur genau bei den so geänderten Würfen deutlich weiter hinaus brachte. Ein anderer Grund als die höhere Rutenbiegung (und die damit verbundene höher Endgeschwindigkeit der Rutenspitze), die wegen des Festhaltens aufgebaut wird, mag mir nicht einfallen ...
Und deshalb meine ich (wissenschaftlich oder nicht), ist Rutenkrümmung ein wesentlicher Bestandteil des Fliegenwurfs!
8) Klaus




