Umwelt und Natur - Giftige Gase am Grund von Apenrader und Flensburger Förde
In den Küstengewässern im Bereich des östlichen Nordschleswig herrschte im September starker Sauerstoffmangel. Das Center für Umwelt und Energie (DCE) legt alarmierende Messergebnisse vor. In den dänischen Küstengewässern herrschte im vergangenen September Sauerstoffmangel in Tiefenbereichen vieler Förden, Buchten und Meerengen wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das berichtet das von der staatlichen Umweltbehörde Miljøstyrelsen mit der Gewässerüberwachung beauftragte Center für Umwelt und Energie (DCE), das zur Universität Aarhus gehört. Hohe Wassertemperaturen und Überdüngung. Ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen, die die Löslichkeit von Sauerstoff im Wasser mindern, und vor allem Zersetzung von Planktonalgenteppichen, die sich nach Massenvermehrungen in der überdüngten See am Meeresboden zersetzen, haben zu geringen Sauerstoffwerten geführt. Fische und Bodentieren ist damit wieder einmal die Lebensgrundlage entzogen worden.
In einigen Meerebereichen wie dem Limfjord sorgten stürmische Winde zeitweise für Entspannung. In der Apenrader Förde war die Situation ebenso wie in der Flenburger Förde und im Alsensund sowie Kleinen Belt teilweise dramatisch. Giftiger Schwefelwasserstoff freigesetzt: Weil in dortigen Tiefenzonen, in die kein sauerstoffhaltiges Frischwasser gelangen konnte, bei Fehlen von Sauerstoff anaerobe Zersetzungsprozesse einsetzten, wurde Schwefelwasserstoff freigesetzt. Im September herrschte in der Flensburger Förde in 70 Prozent des Gewässers starker Sauerstoffschwind. Offenbar sind Fortschritte hinsichtlich der Wasserqualität durch wieder steigende Überdügung der Küstengewässer zunichte gemacht worden. Im Bereich Alsenförde waren die Sauerstoffverhältnisse seit Beginn der Messungen außer 2012 nicht so ungünstig wie in diesem Jahr.
Ostsee: Wasser zu warm und zu schmutzig - Due Todeszonen dehnen sich extrem aus
In der Ostsee hat sich die Fläche der sauerstoffarmen Todeszonen im vergangenen Jahrhundert mehr als verzehnfacht. Insgesamt wuchsen die Areale mit extremem Sauerstoffmangel zwischen 1898 und 2012 von 5000 auf 60.000 Quadratkilometer an. Das berichtet ein dänisch-schwedisches Forscherteam um Jacob Carstensen von der Universität Aarhus im Fachmagazin PNAS. Ursachen sind demnach die Erwärmung des Wassers, vor allem aber der Eintrag von Nährstoffen – etwa durch die Landwirtschaft. Die Wissenschaftler untersuchten östlich der dänischen Insel Bornholm und um die schwedische Insel Gotland, wie sich Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffwerte seit dem Jahr 1906 entwickelt haben. Dabei stellten sie fest, dass die Wassertemperatur in beiden Gebieten um etwa zwei Grad Celsius stieg. Die Folgen für den Sauerstoffgehalt: Je höher die Temperatur des Wassers, desto weniger Sauerstoff kann sich darin lösen.
Besserung währte nur kurz - Noch gravierender aber wirken sich Nährstoffe etwa aus der Landwirtschaft aus, die mit Flüssen in die Ostsee gespült werden. Sie lassen etwa Cyanobakterien sprießen, die sich stark vermehren und Sauerstoff verbrauchen. Die Forscher bezeichnen die Ostsee als die weltweit größte Sauerstoffmangelzone menschlichen Ursprungs. Überraschend gut sah es im Untersuchungsgebiet 1993 aus: Damals waren die Todeszonen etwa auf das Maß von 1931 geschrumpft. Die Ostsee schien sich nach schwierigen Zeiten erholt zu haben. Doch die Studie zeigt, dass dies einem seltenen Ereignis geschuldet war: Zwischen 1982 und 1993 floss mehr Wasser aus der Ostsee in die Nordsee hinaus als auf umgekehrtem Weg hinein. Da die Nordsee mehr Salz enthält, sank in dieser Zeit der Salzgehalt der Ostsee. Die Schichten aus Wasser mit geringem und hohem Salzgehalt wurden durchlässiger. Tiefen- und Oberflächenwasser tauschten sich stärker aus, mehr Sauerstoff gelangte in die Tiefe.
Seit 1993 dehnten sich die sauerstoffarmen Zonen wieder aus und sind heute größer als je zuvor. Fische und andere Meeresbewohner haben dadurch einen kleineren Lebensraum, was etwa die Fangmengen schrumpfen lässt. Die Wissenschaftler sehen eine Möglichkeit, die Ostsee wieder gesünder zu machen: Die auf Felder ausgebrachten Düngemittel müssten verringert werden. Sauerstoffmangel ist in der Ostsee im Prinzip ein natürliches Phänomen. Denn sie hat den Charakter eines Binnenmeeres – tauscht also nur wenig und sporadisch Wasser mit der Nordsee aus. Sauerstoffarmut entsteht, wenn Mikroorganismen abgestorbenes Plankton unter Sauerstoffverbrauch abbauen. Sauerstoffmangel führt zudem dazu, dass sich Nährstoffe aus dem Sediment lösen. Dann beginnt der Teufelskreislauf der sich selbst verstärkenden Eutrophierung.
Quelle: https://www.berliner-kurier.de/