Vielen Dank,
einer kommt ja noch:
Tag 6
Ja, und damit leider schon am Ende dieser Geschichte und auch schon unser letzter Tag zum Fischen.
Nach dem sehr erfahrungsreichen und fischarmen Tag 5, war die Devise es ganz locker angehen zu lassen.
Hatten wir in den Vortagen schon einigen probiert, so stand noch Watfischen auf der Liste. Denn trotz der geringen Wassertiefe in den Flals von Boca Paila, ist der Boden eher weich, fast schlammig und zu Waten eben nicht geeignet.
Also, wie immer, Luciano kundgetan was unser Begehr für den Tag ist und schon startete wieder der morgendliche Tiefflug über die Flats. Heute ging es noch schneller als sonst, denn der sandige, feste Bereich lag direkt um die Ecke.
Das Wetter war ideal, wenig Wind und sonnig und damit ideal auch mit dem niedrigen Sichtwinkels des Watenden Fische spotten zu können.
Eine wenig überrascht waren wir schon, als Luciano uns aussteigen ließ, aber selber im Boot blieb. Auf meine Frage, ob er nicht mitkäme, schüttelte nur freundlich lächelnd den Kopf. Na gut, dann eben nicht, selbst ist der moderne Fliegenfischer.
Tatsächlich konnten wir schon nach wenigen Metern den ersten Bonfisch sichten, der uns aber auch...
Wir waren noch nicht wirklich weit gekommen, da sahen wir wie unser Guide uns folgte. Hm, schlechtes Gewissen?
Schnell war er bei uns.
„Permit, far away, you see the Fins?“
Nein, sahen wir nicht. Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis wir sie ebenfalls entdeckte.
Man muss vielleicht für alle unwissenden dazusagen, dass Permit sozusagen der (Alb-)Traum aller Flatangler sind.
Nicht, weil sie besonders groß (ja, sie können auch groß werden) oder hübsch wären. Nein, einfach weil sie schwer zu fangen. Sie sind schwer zu finden, meist schnell wandernd, und very, very spooky. In der Regel scheitert der klassische Grand Slam (Bonefisch, Tarpon, Permit) am selbigen.

- Tailing Permit
So, und nun waren sie also da. Es gibt Flatangler, die würden ihre Mutter verkaufen, um tailende Permits zu sehen. Wir hatten sie , und sogar auf dem Bild.
Im Zeitlupentempo pirschten wir uns an die Fische.

- Die Jagt den Permits hinterher
Da wir nur eine Permitrute dabei hatten, folgte Steffen mit dem Guide den Fischen, während ich mich den Bonefischen widmete und in regelmäßigen Abständen Kontrollblicke herüberwarf. Bestimmt 20min pirschten und warfen sie, konnten aber schließlich keinen an die (Krabben-)Fliege bekommen.
Selbst die Bonefische waren very spooky, aber 30 gespotteten und 15 angeworfenen Fischen, konnte ich endlich einen verhaften. Trotzdem eine faszinierende, mit nichts zu vergleichende, spannenden Fischerei.

- Bone fast ausgedrillt
Schließlich hatten die Permits ihre Verfolger abgehängt und ich wurde wieder vom Boot „eingesammelt“ mit dem Ziel eines anderen Spottes.

- Fisch spotting auf den Flats
Hier tat sich zwischen Mangrovenbäumen ein weiter Kanal auf. 1-2m tief, glasklar und voller Fische.
Ist die Fischer auf den Flats sonst eher von Suchen und Spotten bestimmt, so war hier einfach alles voll. Meeräschen, Snapper, Jack, Hornhechte, Bonefische und Permit.
Permit? Ich starrte ins Wasser. Die Rute wie einen Zeigestock nach vorn, drehte ich mich zu Luciano: „ Is this a Permit?“
Sein Blick folgt meiner Rute, die Augen wurden groß.
„Yes, cast, cast!!“ Mit Bonefishrute und Gotcha bewaffnet. Folgte wir nun dem kleinen Schram Permits in den Kanal. Was soll ich sagen, 20min später hielt ich einen Permit in den Händen. Klein, aber mein!!!!!

- klein, aber mein
Wir waren total aus den Häuschen. Da fehlte ja „nur noch“ ein Tarpon für den Grand Slam.
„Want to catch a Tarpon? Change Spot.“ Für Luciano eine lange Rede.
Wenige Minuten später tauchten wir in einen weiterer Kanal ein, in dem es auch nur so wimmelte. Doch Snook und Bonefish ließen wir links und rechts liegen.

- Luciano sucht Tarpon
- LMF Tag6 Luciano Tarponsuche.jpg (103.15 KiB) 5851 mal betrachtet
Im Kriechtempo schob das Boot an eine Mangrove und hielt. Vor uns öffnete sich ein Pool, 25m lang, 10m breit.
„Tarpon“, kamen die flüsternden Worte von hinten. „You see?“. Meine Augen brannten sich förmlich unter den Büschen am Ende des Pools fest. Ich sah nur Laub, Äste, Schatten.... und eine Bewegung. Ein massiger Körper schob sich aus dem Dunkel der Mangroven in den schummerigen Halbschatten. Was für ein Fisch, das war kein Babytarpon.
„Cast!“
Der erste Wurf kam zu weit links,
„Again, more right.“
Der passt. Langsam sehe ich den schwarzen Streamer absinken.
„Strip.“
Mit leichten Zügen tanzt die Fliege auf uns zu.
„He's coming...“ Alles im Füsterton. Um uns ist es totenstill.
Ich sehe ihn kommen, der Schatten löst sich aus dem Dämmerlicht der Mangoven ins freie Wasser des Pools. Ich kriege eine Gänsehaut (beim Schreiben übrigens auch noch...).
„Faster.“, ich erhöhe die Schlagzahl.
Unruhig tänzeln geschätzte 1,2m Fisch hinter der Fliege. Noch 10m bis zum Boots.
Noch schneller lasse ich den Streamer auf uns zu rucken.
Der Fisch holt die Fliege ein, das Schwarz des Köders verschwindet, die Schur ist stramm....
es folgt ein kurzer Schwall und der silberne Körper schießt in die Mangroven davon.
Und wieder Stille. Durchatmen. Holy Shi....!!! Das wäre einer gewesen.
Zwar konnten wir noch zwei weitere ausmachen, aber sie waren in den engen Channels entweder nicht anzuwerfen oder verschwanden schnell unter den Büschen.

- Wer sieht den Tarpon, kleiner Tipp: ganz weit weg
So, jetzt war endlich Steffen wieder dran, hier nochmal vielen Dank an einen tollen, geduldigen Angelpartner für meine Chance auf den Grand Slam!!!! Wir kamen zurück in den weiten Kanal. Vielleicht sind ja die Permits noch da.
Und was soll ich sagen, keine 15 Minuten später machten wir Fotos von Steffen mit den Permit.

- Permit im Drill
Unglaublich, damit hätten wir nun gar nicht gerechnet.

- Permit - wunderschön
Es folgte noch ein weitere Versuch an eine geheimen Geheimstelle auf Tarpon. Hier stieg ein kleiner in einem sportlichen Sprung nach kurzer Zeit aus und eine zweiten Biss konnte ich nicht verwerten, Sche...Stripp-Strike.
So wurde es nicht aus dem Grand Slam, war aber auch egal. Es wirklich ein krönender Abschluss dieser „Ganz heißen Sache“ und ich befürchte es war nicht das letzte Mal, das mich Bonefisch und Co gesehen haben.
Da gibt es noch soviel zu entdecken und zu erleben. Na schau'n wir mal.
Jetzt sitze ich im Flieger über dem Atlantik wir passieren gerade Neufundland.
Diese tolle Zeit ist schon wieder um.
Leider geht Montag der ganz normale Wahnsinn wieder los. Vielleicht schaffe ich es noch ein paar Gedanken zu dieser Angelei zu Papier zu bringen, denn vieles normales Fliegenfischen, aber manches, ja für manchen muss man das einfach erlebt haben.....
ich hoffe ich konnte eine wenig Urlaubs-Flat-Feeling ins kühle Deutschland über den großen Teich tragen
Für mich war es auf jeden Fall eine
GANZ HEIßE SACHE!!!!!!
Uwe

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