Um 09:00 Uhr raus und nochmal Kaffee und gemütlich frühstücken. Dann mit dem Klappspaten ab in Wald und Stoffwechsel betreiben, das kann eine ungemein befreiende Wirkung haben. Beschwingt das Nymphenzeug fertiggemacht, flux in die Watklamotten und ab ins Wasser. Wir haben da eine relativ ruhig fließende Rinne unter einer Schwelle/Rausche, die wollte ich mir mal intensiv anschauen.
Die Rinne ist etwas über 2m tief, ich Fische dort mit 4m Vorfach, 1m 0,22 Stroft GTM, 2m 0,18 Stroft FC1 und 1m 0,16 Stroft FC1. Auf dem 0,22er ist der Bissanzeiger, den ich mit dem Spitzenring runterschieben kann und den Fisch dann auch sicher landen. Wegen dem Bissanzeiger werde ich oft belächelt, ist nicht jedermanns Sache, aber ich komme so gut klar. Das Vorfach ist so gewählt, damit das gut und gleichmäßig absinkt, der Kontakt zur Nymphe erhalten bleibt und das wichtigste, damit sich das Vorfach bei der Präsentation N I C H T streckt! Am Besten ist, wenn die Nymphe vielleicht einen halben bis einen Meter vor dem Bissanzeiger landet, deswegen wende ich auch Parachute- Roll- und Switchwürfe an, wenn ich keinen Rückraum habe (in den meisten Fällen
Gestern habe ich die 5er Rute mit einer TT gefischt. Da ist die Keule zwar nur 12 Meter lang, aber ich habe die Option, jeder Zeit das Vorfach zu tauschen und Trocken zu fischen. Gefischt habe ich eine leichtbeschwerte Pheasant Tail in Größe 16. Also Parachute Wurf Stromauf, leichtes Mendings raus und etwas Schnur nachwerfen, damit das alles gut Absinken kann. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Nymphe unten ist, oft sieht man das ja am Bissanzeiger, lege ich eine Schnurschlaufe stromab, strecke damit das Vorfach und ab diesem Zeitpunkt fischt die Fliege. Wenn die Schlaufe an mir vorbeigetrieben ist, werfe ich Schnur nach in die Strömungsbahn der Schlaufe und kann so sehr lange driften Fischen. Wenn die Fliege an mir vorbei ist kann ich durch leichte Schwipps mit der Rutenspitzenseite der Fliege etwas Leben einhauchen, ein so genanntes Haifischzahnmuster. Diese Art zu fischen wurde glaube ich von Roman Moser entwickelt, mir hat es Peter Ebert beigebracht und sehr gut beschrieben ist es im Buch "Erfolgreich Nymphenfischen" von Günter Feuerstein.
Die Fischerei war sehr erfolgreich und damit kurzweilig. Inzwischen war es Mittag und die Sonne hat ganz schön runtergebretzelt. Es war also Zeit für eine Erfrischung! Während ich die Rinne befischt habe, bin ich langsam am Ufer flussab gewatet. Wir haben da so große Betonquader als Uferbefestigung. Da bin ich dann aus dem etwas über knietiefen Wasser draufgklettert und habe weitergefischt, immer One Step One Cast. Nach ca. 15m kam ein Busch und ich musste wieder ins Wasser um daran vorbeizufischen. Also habe ich einfach einen Schritt gemacht, zurück ins etwas über knietiefe Wasser. Allerdings hatte das Wasser dort etwas über 1,5m Tiefe!!! Es tat also einen kapitalen Pflatscher und nur mein Hut blieb über der Wasseroberfläche - die Badesaison war eröffnet!!! Und das war sowas von erfrischend, phantastisch. Ich musste erst mal meinen Hut bergen, der war schon in Richtung Schwarzem Meer unterwegs und dann mit voller Wathose aus dem Wasser klettern, gar nicht so einfach!
Dann zum Auto zurück, erstmal die nassen Klamotten runter und mal schauen, was als Ersatz taugt. Hab dann das vollgeschwitzte T-Shirt vom Vortag angezogen, ist ja aus feiner Wollemund soll nicht riechen, außerdem ist das dank Corona-Mindestabstand nicht so schlimm. Die nasse Unterhose habe ich angelassen und bin mit Shorts in meine Hüftwathose, nicht so angenehm, aber iiji. Dann erstmal Mittag, wenn wir schonmal da sind und dann Standortwechsel. Am anderen Spot angekommen sehe ich wieder Maifliegen flattern. Allerdings ist es heute sehr windig (für Binnenländer, also in Böen vielleicht 3-4 Bft.), das macht es für diese großen Fliegen nicht so einfach zu schlüpfen und dann geordnet abzuheben. Ich denke, dass deswegen der Schlupf auch verhaltener war als am Tag davor. Forellen sind nur wenige gestiegen, aber ich konnte zwei zum steigen bringen, einen auf volle Wurfdistenz, das hat Schbass gemacht.
Wir haben da eine Stelle, ruhiges leicht angestautes trotzdem strömendes Wasser vor einer Schwelle mit vielen großen Steinen, davor sicherlich etwas schlammiger Untergrund - der Lebensraum der im Boden Röhrengrabenden Eintagsfliegenlarven. Hier habe ich schon tolle Maifliegenschlüpfe erlebt! Und tatsächlich sind vereinzelt Fische gestiegen. Also frisch aus Werk! Ich wollte heute mal eine Fliege von Mario Malarczuk ausprobieren, eine Marios Gosling, also eine Maifliege mit Mallard als Schwanz und Hechel und darunter Murmeltierdubbing. Eine sehr schöne Fliege, die sowohl als Dun funktioniert und gut schwimmt, wenn das Dubbing gefettet wird, aber genausogut Unterwasser als Aufsteiger oder Auskriecher geht und auch als Nassfliege gefischt werden kann. Echt ein cooles Muster: https://m.youtube.com/watch?v=RAYaikgyc4c
Es waren dann wirklich noch ein paar tolle Stunden. Viele Fische waren nicht am steigen, es sind trotzdem etliche Fische hochgekommen und haben die Fliege genommen. Ich denke, dass nicht so viele Maifliegen geschlüpft sind wegen dem Wind. Die Fische aber drauf gewartet haben, sie zu fressen, wie in den letzten Tagen. Vielleicht war dadurch die Fischerei sogar besser, als wenn der Massenschlupf startet. Wichtig war, dass die Fliege nicht ganz unbewegt daher kommt, sondern man musste mit der Rutenspitzen leichte Schwipps geben, damit sich die Fliege ganz leicht bewegt. Nicht zu sehr und auf keinen Fall gleichmäßig dreggen, sondern kleine Hüpfer von 2-3cm und dann wieder natürlich abtreiben. Die Bisse waren dann auch ganz unterschiedlich. Die einen haben sich mit allem draufgeworfen was sie haben, da musste man aufpassen, dass das Vorfach (nicht unter 0,18, eher 0,20) nicht bereits beim Biss gesprengt wird. Die anderen sind ganz gemütlich hochgekommen, haben die Fliege in Ruhe genauer betrachtet, 2-3M verfolgt, um sie dann ganz gemütlich zu nehmen - und jetzt auf keinen Fall sofort anhauen, weil sich das Maul bei diesen Fischen auch ganz langsam schließt! Sonst zieht man die Fliege aus dem geöffneten Fischmaul raus. Eher wie in NZ erst ein lautes "God Save the Queen" aussprechen und dann den Haken setzen. Aber das sofort hinzubekommen ist eigentlich unmöglich. Natürlich habe ich auch den ersten Fisch verklopft! Der nächste springt fast einen Meter hoch aus dem Wasser, mit der Fliege im Maul, und den nächsten siehst du wieder sich ganz gemütlich vom Grund lösen, vielleicht 3cm von der Fliege entfernt das alles nochmal einer intensiven visuellen Untersuchung unterziehen und dann die Fliege langsam einsaugen, dann God Save the Queen und Zack - 2kg Allgäuregenbogen tobt am anderen Schnurende. Das ist einfach eine saugeile Fischerei mit soviel Adrenalin, dass sich selbst bei 30 Grad die Körperhaare alle aufstellen!
Gegen 16:00 Uhr hat dann meine Erziehungsberechtigte angerufen, ob ich unsere Große vom Sport abholen kann. Waren ja eigentlich 2 super Tage und man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Außerdem muss ich an meinem Punktekonto arbeiten, will ja in 2 Wochen wieder 2 Tage ins Allgäu! Hoffe nur, dass die Wassertemperaturen nicht noch weiter steigen. War bisher eigentlich noch kein so richtiger Übersommer, aber bei meiner kleinen Planscheinheit hat sich das schon so Richtung 18-20 Grad angefühlt und dann wird das irgendwann blöd für die Fische!
So Long...







