Hallo
Das ist für jeden Zielfisch, an jedem Gewässer ein interessantes Thema.
Fische können durch unsere Erscheinung (Sehen) oder durch Bewegung (Schall) oder Töne (Lärm) aufgescheucht werden.
Sehen
Die meisten Fische sind kurzsichtig und haben ein begrenztes Sehfeld. Das können wir z.B. in der Sichtfischerei ausnutzen aber müssen das begrenzte Sehfeld bei unser Präsentation der Fliege bedenken ! Wird der Fisch durch unsere Erscheinung aufgescheucht merken wir es oft selbst, da wir den Fisch oder seine Reaktion auf uns sehen können.
Schall und Töne
Fische haben hinter den Augen ihre Ohren und nehmen damit Schallwellen war. Diese Ohren, kleine Röhrchen, gleichen in der Funktion den Ohren von Landlebewesen. Jetzt kommt noch ein viel sensibleres Organ ins Spiel, die Seitenlinie. Erst mit diesem ist der Fisch in der Lage auch die Richtung bzw. die Quelle von Strömungen, Töne und Schallwellen zu orten.
Schallwellen breiten sich unter Wasser viel viel schneller aus ! Dies hängt von einigen Faktoren (Salzgehalt, Druck Temperatur) ab. Als Richtwert über Land um die 340 m/sec und unter Wasser um die 1500 m/sec, also ca. fünf mal schneller als wir es gewohnt sind !!
Manche Fischarten reagieren neugierig oder aggressiv auf den Schall, so macht man sich das beim Waller zu nutze um diesen anzulocken oder serviert die Fliege auf manche Fische in der Karibik, oder zu Hause dem Hecht einen fetten Popper, mit einem lautem "Platsch" auf der Wasseroberfläche….
Andere Fische fühlen sich durch Töne oder Schall gewarnt, sie flüchten oder stellen die Nahrungsaufnahme für eine Zeit ein.
Ich bin überzeugt, dass wir sehr viele Fische warnen ohne dies zu merken. Im Fluss kann man (leider) schöne Kettenreaktionen beobachten. Ich scheuche eine Forelle vor mir auf, diese flüchtet dann stromab und warnt weitere Standfische indem sie diese kurz "an tickt", durch diesen Fisch ist für mich gleich eine lange Strecke am Fluss "gewarnt"… Wenn ich das vielleicht nicht einmal mitbekommen habe fische ich eine "tote" Strecke ohne es zu wissen.
Viel schwieriger zu erkennen ist es, wenn diese nicht flüchten sondern lediglich die Nahrungsaufnahme für eine Zeit einstellen. Da steht dann im Fluss noch der schöne Fisch aber verweigert alles, oder die Meeräsche ist noch direkt vor meiner Nase aktiv, allerdings ist sie nach dem ersten Wurf bereits gewarnt!
In Neuseeland an vielen bekannten Flüssen (mit hohem Befischungsdruck) sagt man, die Fangchance mit dem ersten Wurf beträgt 80%, mit dem zweiten nur noch 20% und mit dem dritten Wurf hat noch niemand einen Fisch gefangen.
Der erste Wurf sollte also
immer gut vorbereitet sein, da haben wir die grösste Chance wenn wir einen Fisch anwerfen !
"the first cast is always the best cast"
Das Verhalten sowie die Bewegungen der Fische kann uns manchmal einen Hinweis geben, z.B. schnelle Bewegungen der Brustflossen, steht der Fisch am Grund oder schlägt er seitlich aus (frisst Nymphen) etc…
Im Meer sehen wir vieles nicht. An der Küste auf Meerforelle sehen wir Nachläufer, auf kurze Distanz flüchtende Fische, auf längere Distanz auch springende und buckelnde Fische.
Am Ende eines Tages rätseln wir alle gerne und fachsimpeln, das macht Spass und gibt uns die Gelegenheit aus dem Erlebten etwas zu lernen
Gestern war es besser, morgen ist es wärmer, heute waren keine da, die wollten nur Kleinkram, die waren nicht am fressen, Ostwind beisst nichts…. alles Sätze die wir vielleicht schon selbst gesagt, zumindest alle oft genug gehört haben.
Wir hinterfragen unser Handeln oftmals erst, wenn etwas nicht so funktioniert hat wie wir es uns vorgestellt- oder gewünscht haben.
Vielleicht sollten wir uns gerade am Ende eines
schönen Tages auch mal fragen:
Wie viele habe ich heute wohl gewarnt ?
In diesem Sinne, allen einen schönen Sonntag !
LG Alex