Erleben wir gerade den Niedergang der Wildlachsbestände in der Ostsee?, oder kann diese kritische Situation ein Weckruf für die politischen Entscheidungsträger sein? Das war der Ausgangspunkt für eine Filmvorführung und eine Debatte im Europäischen Parlament!
Am 4. November 2025 fand im Forum für Freizeitfischerei und Gewässerschutz des Europäischen Parlaments eine Veranstaltung statt. Ausgangspunkt war der neue Dokumentarfilm „Ein Requiem für den Ostseelachs – FREE FALLING“ der schwedischen Anglerin Emilie Björkman, die auch an der Veranstaltung teilnahm.
Der Film thematisiert die Probleme der Gewässer in der Ostsee und insbesondere die Bedrohung der Wildlachsbestände.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen diese Probleme, aber auch deren sozioökonomische Folgen für die Anrainerstaaten der Ostsee. Der jährliche Umsatz der Fischerei wird auf 1,9 Milliarden Euro geschätzt, und es werden über 15.000 Vollzeitstellen im Bereich der Freizeitfischerei geschaffen.
Lasst es ein Weckruf sein - Dass der Verlust nicht nur die Wildlachsbestände selbst betrifft, betonte einer der Initiatoren des Treffens, der deutsche Europaabgeordnete Niclas Herbst, der erklärte:
– Der heutige Film erinnert uns daran, dass hinter jedem politischen Vorschlag Menschen stehen – Familien, Angler und lokale Gemeinschaften, denen die Gewässer, die sie am besten kennen, wirklich am Herzen liegen. Lasst uns auf das konzentrieren, was uns eint – den festen Willen, die Ostseelachse wieder frei, gesund und in großer Zahl schwimmen zu sehen. Lasst uns dieses Ereignis nicht zu einem Requiem, sondern zu einem Weckruf machen. (HINWEIS: Der Artikel wird unten fortgeführt.)
Lachs schafft Identität und Wert - Auch der Biologe Kaare Manniche Ebert vom Dänischen Sportfischerverband, der die Europäische Anglerallianz (EAA) vertrat, war bei dem Treffen anwesend. Beim Ansehen von Emilies fantastischem und zum Nachdenken anregendem Film fällt vor allem eines auf: der enorme soziale Wert des Lachses. Wenn die ersten Lachse in den Bach oder Fluss zurückkehren und sich die Menschen versammeln, um sie springen zu sehen und zu angeln, spürt man, wie das ganze Tal wieder zum Leben erwacht. Für die lokalen Gemeinschaften bedeutet dies die Wiederherstellung eines wichtigen Teils ihrer kulturellen Identität, sagte Kaare Manniche Ebert bei dem Treffen und fuhr fort:
Der Wert der Lachspopulation lässt sich aber auch wirtschaftlich bemessen. In Torne Älv erwirtschaftet die Lachsfischerei jährlich rund 11 Millionen Euro, in Mörrum etwa 4,5 Millionen Euro. Ein einzelner Lachs, der von einem Angler auf See in Finnland gefangen wird, ist im Durchschnitt rund 1.150 Euro wert – und dabei sind die Kosten für Boote, Angelgerät und Ausrüstung noch nicht einmal berücksichtigt. Die wirtschaftliche Bedeutung der Fischerei übersteigt somit den Wert der kommerziellen Wildlachsfischerei bei Weitem – und dieser Wert wird in einigen der am dünnsten besiedelten Gebiete Europas geschaffen.
Beispiel: Auf der dänischen Insel Bornholm geben einige hundert Lachsfischer im April während der Trolling Masters in nur einer Woche fast eine Million Euro aus. Dies ist ein bedeutender Beitrag zur Wirtschaft einer kleinen Insel – und das, obwohl dabei nur sehr wenige Fische gefangen werden. Das ist praktisch eine nachhaltige Fischerei.
Die Notwendigkeit eines neuen Fischereimanagements: Kaare Manniche Ebert hob hervor, dass der Lachs als isolierter Bestand bewirtschaftet wurde, ohne die Herings- und Sprottenbestände zu berücksichtigen, die eine besonders wichtige Nahrungsquelle für den Lachs darstellen.
Es besteht ganz eindeutig ein Bedarf an einem ökosystembasierten Fischereimanagement: Lachse können nicht als isolierter Bestand bewirtschaftet werden, sondern müssen als Teil eines größeren marinen Ökosystems verstanden werden. Lachse benötigen Heringe und Sprotten – und Schutz vor Beifang. Dennoch werden Lachse im mehrjährigen Bewirtschaftungsplan für die Ostsee nicht einmal namentlich erwähnt. Lachse müssen viel besser in die Ziele des Plans integriert werden. Wir brauchen Daten und konkrete Maßnahmen, um den Beifang von Lachsen zu vermeiden – und vor allem müssen wir ein gesundes marines Ökosystem gewährleisten, sagte Kaare Manniche Ebert und schloss: Wenn wir das tun, dann können wir auch weiterhin die sozialen und wirtschaftlichen Vorteile genießen, die wir in Emilies Film sehen – Vorteile, die der Lachs den Europäern seit Jahrhunderten bringt.
Video: Zwar in schwedischer Sprache, aber mit sehr schönen Aufnahmen.
https://www.youtube.com/watch?v=M9Ujs1Ykfac&t=2s
Quelle: https://www.sportsfiskeren.dk/natur-og- ... a-eu-event
Breaking records in the best salmon river on Earth - the Alta River (mit engl. Untertitel)
Video: https://www.youtube.com/watch?v=DP5b32g2n5w

