Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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LenSch
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von LenSch »

Frank Carstensen hat geschrieben: 24.01.2022, 13:39
Colli_hb hat geschrieben: 24.01.2022, 10:46 ...Morgens von 4 bis 8 mag ich am liebsten im Juni.....
Das sehe ich auch so. Dieser Zeitraum fischt im Juni auf Mefo besser, als die Abendstunden. Als kleiner Bonus sind auch Makrelen morgens eher in Ufernähe anzutreffen.


Hier das Bewegungsprofil einer adulten Meerforelle im Zeitraum Juni. Was meint ihr ist der Grund, dass die Meerforelle tagsüber immer wieder auf Tauchgang geht (pendelt zwischen ca. 2-15 Meter)?

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Ich würde es mit Verdauung argumentieren. Im kalten Wasser geht das wohl besser. Aber dafür wäre das ziemlich oft am Tag :q:
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Frank Carstensen
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von Frank Carstensen »

LenSch hat geschrieben: 24.01.2022, 14:06 Ich würde es mit Verdauung argumentieren. Im kalten Wasser geht das wohl besser. Aber dafür wäre das ziemlich oft am Tag :q:
Der Ansatz mit der Verdauung ist gut, aber noch nicht ganz auf den Punkt. So sehen die einzelnen Tauchgänge im Tagesablauf aus. Gemessen an 8 unterschiedlichen adulten Meerforellen, die alle unabhängig voneinander, an verschiedenen Orten ein ähnliches Ganztagesmuster geschwommen sind, wie in der ersten Grafik gezeigt. Insgesamt 63,8 % der Zeit halten sie sich trotz der vielen Tauchgänge küstennah, in Tiefen von unter 3 m auf. Der einzelne Tauchgang ist also zu kurz, um allein auf eine bessere Verdauung im kalten Wasser zu tippen.

Mal schauen was die anderen LMF-ler so vermuten... :-D :!: :!: :!:

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Grüße // Frank
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newbie
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von newbie »

Na denn tippe ich mal auf:
Sauerstoffsättigung des Wassers …
Tl
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superfredi
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von superfredi »

hmm...die sind einfach nur immer auf Futtersuche.
Aber oben schwimmt es sich leichter mit Schwimmblase - ab und zu mal runter, um zu sehen ob es was leckeres am Grund gíbt . :oops :-f:
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Papabär
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von Papabär »

Ich könnte mir vorstellen,das die Fische ab und zu mal abtauchen, um Ihre Schwimmblase wieder "aufzuladen". Mit gut gefüllter Schwimmblase lässt es sich im seichten Wasser bestimmt besser herumlungern, ohne viel Energie zum schwimmen zu verbrauchen. Nur eine Idee. Vielleicht ist das auch Nonsens, dann vergesst das ganz schnell wieder :-D
Beste Grüße aus Eckernförde und TL
Timo
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LenSch
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von LenSch »

Frank Carstensen hat geschrieben: 24.01.2022, 15:42
LenSch hat geschrieben: 24.01.2022, 14:06 Ich würde es mit Verdauung argumentieren. Im kalten Wasser geht das wohl besser. Aber dafür wäre das ziemlich oft am Tag :q:
Der Ansatz mit der Verdauung ist gut, aber noch nicht ganz auf den Punkt. So sehen die einzelnen Tauchgänge im Tagesablauf aus. Gemessen an 8 unterschiedlichen adulten Meerforellen, die alle unabhängig voneinander, an verschiedenen Orten ein ähnliches Ganztagesmuster geschwommen sind, wie in der ersten Grafik gezeigt. Insgesamt 63,8 % der Zeit halten sie sich trotz der vielen Tauchgänge küstennah, in Tiefen von unter 3 m auf. Der einzelne Tauchgang ist also zu kurz, um allein auf eine bessere Verdauung im kalten Wasser zu tippen.

Mal schauen was die anderen LMF-ler so vermuten... :-D :!: :!: :!:

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Es scheint sich tatsächlich nur um Minuten zu handeln... Puh... Weisst du denn warum die sich so verhalten? :-D
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Kurt Mack
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Vielleicht tauchen die Meerforellen für eine so kurze Zeit in die Tiefe, um sich dort im kälteren Wasser von Hautparasiten zu befreien? Die kleinen Tiere, meist Krebsarten, kommen mit einem so schnellen Temperaturunterschied nicht gut zurecht.

Mit Verdauung und der Schwimmblase hat es meiner Meinung nichts zu tun.

Tschüss, Kurt
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Frank Carstensen
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von Frank Carstensen »

Diese Grafik hier zeigt die durchschnittliche Tauchaktivität der adulten Meerforellen im Zeitraum 24. April bis 01. August (erkennbar an der zunehmenden Tageslänge) bei Tag (blau), in der Dämmerung (grau, 1h vor bis 1h nach Sonnenuntergang) und der Nacht (schwarz). Es ist gut zu erkennen, dass einige Meerforellen auch in der Nacht Tauchgänge starten, aber im Verlauf des Frühling/Sommers die Tauchgänge bei Tag erheblich zunehmen. Ein Tauchgang dauert im Schnitt zwischen 10 - 20 Minuten.

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Diese Grafik zeigt wie im küstennahen Bereich, in dem wir als Watfischer angeln, die Präsenz der adulten Fische zum Sommer prozentual abnimmt und in welche Tiefen die Meerfrorellen ziehen. Das bestätigt meinen Lieblingszeitraum Ende Mai bis Juni als Top-Zeit zum Mefoangeln.

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Warum dieses permanente Pendeln? Der Grund dafür schien gefunden, als parallel die Wärmesensoren der markierten Meerforellen ausgewertet wurden - mit einem interessanten Ergebnis (sie Bild: blau Tauchtiefe, rot Körpertemperatur). Die Meerforellen versuchen demnach die Körpertemperatur in ihrer Komfortzone zwischen 13-15° C zu halten.

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Aus diesen Erkenntnissen kommt die DTU, die diese Studien aufgebaut und ausgewertet hat, auf zwei Schlussfolgerungen:

1.) effiziente Nahrungssuche über den 24h-Tag

2.) den Stoffwechsel von Meerforellen in der optimalen Zone zwischen 13 - 15° C Körpertemperatur aufrecht halten, um maximale Wachstumsschübe aus der aufgenommenen Energie zu generieren. Gemäß dem Motto: Wer schnell wächst und gut frisst, lebt im Meer sicherer und länger.

Also in Summe macht es bei steigender Wassertemperatur schon Sinn, die Mefo-Angelei in die dunkleren Stunden zu verlegen. Es sind aber auch Fänge von kapitalen Meerforellen tagsüber möglich, sofern die Plätze dem Fisch die Möglichkeit geben, schnell ins tiefer Wasser abzutauchen und schnell wieder an die Küste zurückzukommen.

Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen. Welche Schnüre man sich jetzt aufzieht ist also Geschackssache. Der eine will nahe oder auf der Oberfläche anbieten, der andere etwas tiefer. Ich persönlich bevorzuge das Mittelwasser und tiefer, weil ich davon ausgehen, dass die Meeforellen eher im Mittelwasser oder über Grund aus der Tiefe ans Ufer geschwommen kommen als an der Oberfläche. Funktionieren tut aber beides. ✌🏻
Grüße // Frank
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von superfredi »

Ich mach mal so : :+++:
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von Cowie »

Danke für die Top-Dokumentation, Frank! :+++: :+++: :+++:
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
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LenSch
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von LenSch »

Und wieder etwas dazu gelernt! Vielen Dank!! :+++:
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von piscator »

Moin, wie das mit so geringen (nicht repräsentativen) Datenmengen immer so ist -- da wird das Spekulieren immer einfach. Hier nur mal ein paar Phänomene die eine Rolle spielen könnten.

Bekanntes Phänomen ist die tägliche Vertikalwanderung von Zooplankton (Shrimps, Flohkrebse und kleinere Viecher), die zum Fressen in der Dunkelheit nach oben wandern und bei Tageslicht dem Fressdruck in die Tiefe entfliehen -- kleine Fische folgen diesem Zyklus und dieser Zyklus variiert in der Saison.

Temperatur: Es gibt sicher einen optimalen Temperaturbereich der MF (sagen wir mal 10-12°C) -- dann ist es interessant, wie sich die Ostseeschichtung relativ zu dieser Temp. verhält. Im Winter ist die Temperatur ca. 2-4°C nahe der Oberfläche und wird nur wenig wärmer in der Tiefe bis zur Salzgehaltssprungschicht (regional unterschiedlich). Frühjahrserwärmung macht die flachen Schichten zum bevorzugten Aufenthaltsort besonders wenn die Temperaturen zwischen 4 -10°C liegen. In der ersten Maiwoche wird die Erwärmung die 10°C erreichen -- dann ändert sich das Verhalten der MF. USW.

Dann gibts noch den möglichen Wind/Wellen Effekt -- Turbulenz durch brechende Wellen ist produktiv durch freigespülte Nahrung aber auch anstrengend für die Forelle. Dazu gibts aber kaum Untersuchungen.

Durch Corona sind wir ja jetzt sensibilisiert was repräsentative Stichprobenmengen sind. Wenn man ein Multiparameterproblem wie dieses hier hat, dann braucht man große Datenmengen, die ohne Bias vorgenommen wurden (Bias bedeutet z.B.: nur Probennahme im angenehmen Wetterumfeld, oder nur MF-Weibchen oder nur kleine MF.....). Dann braucht man ein Multiparameter Ökosystem-Modell und einen dicken Rechner --- und versucht so die Abhängigkeiten zu erklären.

Einiges davon wurde hier schon mal diskutiert -- mal stöbern! Aber zunächst mal Vielen Dank für die Anregung zur Diskussion!!!!
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von knoesel »

@ Jürgen: :+++:
Außerdem ist Etliches u.a. DORT näher erklärt - als weitere Hilfestellung/Info und nicht mehr.
Auf der anderen Seite brauchen auch MeFo mal eine kleine Erholungspause vom Jagen und Fressen (= Verdauungsschläfchen) und verstecken sich dabei gerne in Tang- und Seegrasfeldern
auf dem Grund. :-roll:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
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Frank Carstensen
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Re: Nachtfischen, welche Schnüre & Vorfächer....

Beitrag von Frank Carstensen »

Datenlagen sind eigentlich immer zu dünn. Aber immerhin gibt es was. Von 125 im Geburtsfluss markierten Mefos wurden 53 Markierungen (42 %) geborgen und ausgewertet. Acht Mefos überlebten die gesamte Meeresperiode (d.h. kehrten in ihren Geburtsfluss zurück).
Grüße // Frank
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