Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Natürlich interessieren wir uns nicht nur für die erfolgreiche Fischwaid, sondern auch für jegliche Hintergrundinformationen über unsere silbernen Kameraden. Nur wer sein Gegenüber genau kennt, der kann sich auf ihn einstellen.
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Cowie
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Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Cowie »

Guten Abend,

mich beschäftigt bei der bisherigen und derzeitigen Wetterlage eine Frage:

Gefährdet der derzeitige Wasserstand den abgelegten Laich.... :oops

Zurück besinnend haben Meerforellen bei uns in der Wupper am 22./23.11.2014 Laichgruben angelegt: http://www.leidenschaft-meerforelle.de/ ... 29&t=19269

Dieses geschah bei normalem Pegel von ~50-60cm.

Der milde Winter einhergehend mit vielen Regenfällen hat am 19.12.2014 zu einer Pegelspitze von ca. 215cm geführt, die sich am 21.12.2014 noch so mit einem Pegel von ca. 170-180cm darstellte:
IMG_3492a.jpg
Normale Uferstrukturen und die vorhandenen Kiesbereiche sowie Rauschen sind nicht mehr erkennbar :cry:
IMG_3493a.jpg
Die Frage, die mich beschäftigt, ist die, ob der abgelegte Laich in den Gruben bei einem eigentlichen Normalpegel an diesen Stellen von 20-30cm dem jetztigen
Wasserdruck einer Walze von ca. 150-180cm Höhe und deren Kraft standhält oder ober er ausgespült und in allen Richtungen verstreut wird.
IMG_3497a.jpg
Kann sich der Laich dann, wenn sich die Lage wieder bereingt hat, neu ansiedeln oder ist er dann ge- oder beschädigt (zerstört)?

Im Klartext:
Führt die Erderwärmung dazu, dass der Aufstieg der Lachse/Mefo's bald vergeblich sein wird, weil ihr Bemühen durch erderwärmungsbedingtes Frühhochwasser wieder zerstört wird?

Früher, bei normalen Wintern hatten wir regulären Pegel, Schnee und Frost. Im Frühjahr dann natürlich mit der Schmelze auch Hochwasser, aber bis dahin hatte der Laich ein gewisses "Reifestadium" erreicht. :oops

Frage an die Experten:

Spült die Kraft der Wasserwalze (mehr Gewicht und Tempo) den abgelegten Laich aus der Kiesstruktur der Laichbetten oder führt ein möglicherweise eingespülter Sedimenteintrag aus anderen Bereichen zum "Ersticken" des Laichs in den ehemaligen Laichgruben?
Sind meine Sorgen berechtigt oder mache ich mir unnötig Gedanken? :q: :oops
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von DrMabuse »

Die Sorgen sind leider gerechtfertigt.~ Du hast ausreichend
Gründe genannt,die zu reduzierter Reproduktion führen.
DrMabuse
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oh-nemo
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von oh-nemo »

Die Trave ist in weiten Teilen 100erte Meter breiter als im Normalfall.Da geht nicht nur Brut verloren.
Jørg



.....auf der Suche nach "Edeltrout",der Mutter aller Trutten.....
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Cowie
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Cowie »

Sorry Jörg,

aber ich wollte nicht wissen oder anführen, wo das Leiden oder Hochwasser am größten ist,
sondern im Speziellen, ob insbesondere der frische Laich in den Mittelgebirgsflüssen durch diese
"neue" besondere Situation gefährdet ist.
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
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Kurt Mack
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Nach meinem Wissen und Erfahrungen ist die erhöhte Strömung das kleinere Problem, da sie durch die Reibung der Steine auch bei wesentlich höheren Wasserständen am Grund meist nicht viel stärker wird. Die Eier bzw. die Larven mit Dottersack im Lückensystem sind gefährdet von Sand und Schlamm überdeckt zu werden und sterben dann an Sauerstoffmangel. Gerade Gewässer in deren Einzugsgebiet viele überbaute Flächen liegen, springen förmlich bei Regenfällen und dort gibt es nur selten Forellennachwuchs aus dem Hauptstrom.
Ein weiteres Problem ist bei soganannten Mischsystemen, das Abwasser, das bei Überforderung des Abwassersystems direkt in den Fluß geleitet wird. Diese Spitzenbelastungen sollen auch für die häufiger vorgefundenen geringen Bestände an Wasserinsekten verantwortlich sein.

Tschüß, Kurt
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Maqua »

Ich denke das andauerndes Niedrigwasser das größere Problem darstellt.
Bei hohem Wasserstand bleiben die Sedimente in Bewegung und lagern sich nicht ab, zumindest in den bevorzugten, schnellfließenden Laichgebieten.
Bei Niedrigwasser hingegen lagern sich auch dort Sedimente ab, der Grund verschlammt und veralgt, mit entsprechenden Folgen für den Laich und die Larven.
Das ist bei uns an der Rur das wesentlich größere Problem.
Selbst nach extremen Hochwassern im Winter, konnte ein guter Bestand an natürlichem Nachwuchs im Frühjahr festgestellt werden.
Gruss Manni :wink:





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Blauzahn
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Blauzahn »

Die Beobachtungen von Kurt und Manni kann ich für unsere Mittelgebirgsbäche und -flüsse bestätigen.
Hochwasser stellt kein Problem für den Laich dar, welcher ja eh 5-10cm tief im Kies verborgen ist
und die Strömungsverhältnisse am Grund bei erhöhtem Durchfluss fast unverändert bleiben.
Auch möglicher Sedimenteintrag bei einem Hochwasser ist kein Problem,
denn die Forellen wissen instinktiv wo sie ihre Laichgruben schlagen :wink:

In unserer wasserkraftgeplagten Region sind solche HQ5 oder HQ10 eher ein Segen in der Laichzeit....

Mittagsgruß
René
Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand. (Darwin)
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Schluchtenjodler
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Schluchtenjodler »

Ich habe in der Nähe einen sehr naturnahen Gebirgsbach, der jede Menge Kies und Geröll aus den Hanglagen mitbringt. Bei jedem Hochwasser verändert sich der Bachlauf. Einzelne Flussschlingen werden zu Altarmen, riesige Geröllhaufen türmen sich auf, Kiesbänke werden komplett umgelagert. Mit Sicherheit geht dabei das eine oder andere Forellenei drauf. Aber das natürliche Forellenaufkommen ist trotzdem klasse denn ein sauberes Kieslückensystem kann erst durch Umlagerung entstehen. Ich denke auch, dass Niedrigwasser in den meisten Bächen das größere Problem ist.

Gruß
Silvio
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Angeln ist so herrlich! Man kann eine Angel ins Wasser werfen und wieder rausholen.
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Cowie
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Cowie »

Danke für Eure Aussagen,

ihr habt mich doch etwas beruhigt... :+++:

...hatte schon gedacht, die von mir beobachtete Liebesmüh' wäre umsonst gewesen... :oops ;)
Liebe Grüße und T. L.


Wolfgang
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Harald aus LEV
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Re: Gefährdet Hochwasser den abgelegten Laich....?????

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Wolfgang,

schau Dir mal die Bodenbeschaffenheit in den Bereichen oberhalb der besagten Strecken an.
Ist es da eher bergig/steinig/Schieferberge wie im Bereich Rüden oder Wupperhof, oder eher mit Kiesgrund wie in Glüder, dürfte nicht so viel Sediment mitkommen. Hast Du dagegen eher flachere Bereiche mit Landwirtschaft und Viehtränken im Fluss und Lehm und Ackerflächen, ist es problematischer, da hier viel Sediment gelöst wird und auch Einträge aus der Landwirtschaft mitgeführt werden, die dem Laich Schaden können.
Wie oben schon gesagt, ist das hauptsächliche Problem die Ablagerung von Sediment und Schadstoffen, die die Eier ersticken lassen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass im eher westlichen Teil des Berg. Landes die Beeinträchtigung durch Landwirtschaft nicht so gravierend ist, wie z.B. im östlichen Teil. Wate mal durch Wupper oder Dhünn (westlich) und durch Sieg und Agger (östlich). Während Du in den westl. Flüssen einen sicheren Tritt hast, wackelst Du in den östl. Flüssen wie auf Schmierseife. Dies wird durch den starken Algenbewuchs auf den Steinen ausgelöst. Dieser entsteht schneller und ausgeprägter bei Dünger- und Fäkalieneintrag, gepaart mit gutem Soneneintrag, der für höhere Wassertemperatur und damit besserem Algenwachstum sorgt.
Somit dürfte dieses Prblem in der Wupper weniger gegeben sein.

Solange sich nicht ein wirkliches Geschiebe entwickelt, kann der Laich die stärkere Strömung recht gut ab, denn die Fließgeschwindigkeit ist am Grund deutlich geringer, als an der Oberfläche.

Auch Temperaturschwankungen dürften den Eiern nicht so viel ausmachen.
Die Larven haben eine Entwicklungszeit von ungefähr 400 Tagesgraden.
Das heißt im Groben, wenn Du eine durchschnittliche Temperatur von 4 Grad Celsius hättest, würden die Larven nach etwa 100 Tagen schlüpfen. Ist es im Durchschnitt wärmer, schlüpfen sie entsprechend früher, ist es kälter, schlüpfen sie später.

Gruß
Harald
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