Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
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Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Es geht hier weniger um unseren Silbernen Kameraden, aber irgendwie hat es auch was mit unserer Umwelt u. Gesundheit zu tun. : :c
Gruß Christoph
Geesthachter Küstenforscherin weist neuartige Flammschutzmittel in Aalen nach
Roxana Sühring vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht in ihrer Doktorarbeit, wie sich Flammschutzmittel in dem fetthaltigen Gewebe von Aalen anreichern. Dabei geht es besonders um neuartige Flammschutzmittel, die als Ersatz für bereits verbotene Chemikalien dieser Art eingesetzt werden. In allen Gewebeproben aus den von ihr untersuchten Aalen fand Sühring sowohl die alten als auch die neuartigen Flammschutzmittel – im europäischen Vergleich in teilweise hohen Konzentrationen. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Chemosphere“ veröffentlicht.
Bestandsrückgang des Aals
Roxana Sühring aus der Abteilung Umweltchemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht, welche Rolle Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen (Foto: HZG). Roxana Sühring aus der Abteilung Umweltchemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht, welche Rolle Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen (Foto: HZG).
In den letzten 30 Jahren hat die Bestandsgröße des Europäischen Aals deutlich abgenommen. „Neben der Veränderung der natürlichen Lebensräume, der Überfischung und anderen Faktoren werden auch Schadstoffe als möglicher Grund für den starken Rückgang des Bestandes vermutet“, sagt Marko Freese vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Hamburg.
Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen gemeinsam, welche Faktoren beim Rückgang der Aalbestände eine Rolle spielen und welche Maßnahmen geeignet sind, damit der Bestand sich erholen kann.
Dazu gehören auch die Untersuchungen in dem „POPs in Eels-Project“ der Abteilung “Umweltchemie“ am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG). „Ich möchte herausfinden, welche Rolle die alten und neuartigen Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen“, sagt Doktorandin Roxana Sühring vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht.
Einsatz und Verbreitung von Flammschutzmitteln
Flammschutzmittel werden Kunststoffen und Textilien zugesetzt, um sie schwer brennbar zu machen. Einige dieser Chemikalien sind gesundheitlich und ökologisch bedenklich und bauen sich in der Umwelt nur langsam ab.
Mit dem „Stockholmer Übereinkommen zu persistenten organischen Schadstoffen (POPs)“ (Stockholmer Konvention) sind seit 2004 die Herstellung und der Einsatz von einigen Flammschutzmitteln, wie zum Beispiel polybromierte Diphenylether (PBDEs), eingeschränkt oder verboten.
Es werden jedoch chemisch ähnliche Flammschutzmittel auf den Markt gebracht, die derzeit noch nicht reguliert sind. Der weltweite Einsatz an Flammschutzmitteln wird auf mehrere hunderttausend Tonnen pro Jahr geschätzt.
Flammschutzmittel in Aalen
Mitarbeiter des Thünen Instituts für Fischereiökologie untersuchen verschiedene Lebensstadien der Aale. Dieser kleine Steigaal wandert aus der Elbmündung stromaufwärts und wachst zum Blankaal heran, der eine Länge von 150 Zentimeter erreichen kann (Foto: Jan-Dag Pohlmann). Mitarbeiter des Thünen Instituts für Fischereiökologie untersuchen verschiedene Lebensstadien der Aale. Dieser kleine Steigaal wandert aus der Elbmündung stromaufwärts und wachst zum Blankaal heran, der eine Länge von 150 Zentimeter erreichen kann (Foto: Jan-Dag Pohlmann).
In ausgewachsenen Aalen weist Sühring, im Vergleich zu den von ihr untersuchten Jungaalen, im europäischen Vergleich nach wie vor hohe Konzentrationen der bereits verbotenen PBDEs nach.
Als Ersatz werden heute bromierte Flammschutzmittel oder chlorierte Dechlorane eingesetzt. Diese Substanzen konnte Roxana Sühring in allen Lebensstadien der Aale finden. Besonders in Jungaalen sind diese Ersatzstoffe in höheren Konzentrationen enthalten als die PBDEs.
Dafür hat die Umweltchemikerin in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Thünen-Instituts Gewebeproben von etwa 90 Europäischen Aalen verschiedenster Lebensstadien aus der Elbe, dem Rhein und dem deutsch-dänischen Fluss Vidå untersucht.
Anhand der von Roxana Sühring untersuchten Proben ist neben der Konzentration der Chemikalien im Gewebe auch zu erkennen, wo die Stoffe aufgenommen werden. Denn Aale leben in den Ozeanen und Mündungsbereichen der Flüsse, bevor sie ab einem Alter von ein bis drei Jahren flussaufwärts wandern.
Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler des Thünen Instituts die Bestandssituation der Aale (Foto: Jan-Dag Pohlmann). Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler des Thünen Instituts die Bestandssituation der Aale (Foto: Jan-Dag Pohlmann).
Die neuartigen Stoffe werden sowohl im Mündungsbereich von den Jungtieren als auch weiter flussaufwärts von den ausgewachsenen Tieren aufgenommen. Die heute verbotenen PBDEs wurden überwiegend flussaufwärts nachgewiesen – vor allem in Proben aus Industriegebieten am Rhein. Auffällig ist, dass Sühring das chlorierte Flammschutzmittel Dec-602 nachweisen konnte, das weder in Europa produziert noch nach Europa importiert wird. Durch die Arbeit von Sühring wurde Dechloran Dec-602 erstmals in aquatischen europäischen Organismen untersucht und nachgewiesen.
Es ist bekannt, dass von halogenierten organischen Verbindungen Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen. Zu dieser Stoffgruppe gehören auch die bromierten Flammschutzmittel und die chlorierten Dechlorane. Um das Risiko dieser neuartigen Flammschutzmittel einzuschätzen, gibt es laut Sühring jedoch noch zu wenige Untersuchungsdaten und daher auch keine offiziellen Grenzwerte. Um gesicherte Aussagen zu treffen, welche Rolle die Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang der Aale spielen, müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Weitere Informationen:
Zur Abteilung Umweltchemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht
Zur Veröffentlichung „Brominated flame retardants and dechloranes in eels from German Rivers“ in dem Fachmagazin „Chemosphere“
Zum Thünen Institut für Fischereiökologie
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Heidrun Hillen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Geesthacht
Telefon: +49 (0)4152 87 1648
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Gruß Christoph
Geesthachter Küstenforscherin weist neuartige Flammschutzmittel in Aalen nach
Roxana Sühring vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht in ihrer Doktorarbeit, wie sich Flammschutzmittel in dem fetthaltigen Gewebe von Aalen anreichern. Dabei geht es besonders um neuartige Flammschutzmittel, die als Ersatz für bereits verbotene Chemikalien dieser Art eingesetzt werden. In allen Gewebeproben aus den von ihr untersuchten Aalen fand Sühring sowohl die alten als auch die neuartigen Flammschutzmittel – im europäischen Vergleich in teilweise hohen Konzentrationen. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Chemosphere“ veröffentlicht.
Bestandsrückgang des Aals
Roxana Sühring aus der Abteilung Umweltchemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht, welche Rolle Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen (Foto: HZG). Roxana Sühring aus der Abteilung Umweltchemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht, welche Rolle Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen (Foto: HZG).
In den letzten 30 Jahren hat die Bestandsgröße des Europäischen Aals deutlich abgenommen. „Neben der Veränderung der natürlichen Lebensräume, der Überfischung und anderen Faktoren werden auch Schadstoffe als möglicher Grund für den starken Rückgang des Bestandes vermutet“, sagt Marko Freese vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Hamburg.
Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen gemeinsam, welche Faktoren beim Rückgang der Aalbestände eine Rolle spielen und welche Maßnahmen geeignet sind, damit der Bestand sich erholen kann.
Dazu gehören auch die Untersuchungen in dem „POPs in Eels-Project“ der Abteilung “Umweltchemie“ am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG). „Ich möchte herausfinden, welche Rolle die alten und neuartigen Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen“, sagt Doktorandin Roxana Sühring vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht.
Einsatz und Verbreitung von Flammschutzmitteln
Flammschutzmittel werden Kunststoffen und Textilien zugesetzt, um sie schwer brennbar zu machen. Einige dieser Chemikalien sind gesundheitlich und ökologisch bedenklich und bauen sich in der Umwelt nur langsam ab.
Mit dem „Stockholmer Übereinkommen zu persistenten organischen Schadstoffen (POPs)“ (Stockholmer Konvention) sind seit 2004 die Herstellung und der Einsatz von einigen Flammschutzmitteln, wie zum Beispiel polybromierte Diphenylether (PBDEs), eingeschränkt oder verboten.
Es werden jedoch chemisch ähnliche Flammschutzmittel auf den Markt gebracht, die derzeit noch nicht reguliert sind. Der weltweite Einsatz an Flammschutzmitteln wird auf mehrere hunderttausend Tonnen pro Jahr geschätzt.
Flammschutzmittel in Aalen
Mitarbeiter des Thünen Instituts für Fischereiökologie untersuchen verschiedene Lebensstadien der Aale. Dieser kleine Steigaal wandert aus der Elbmündung stromaufwärts und wachst zum Blankaal heran, der eine Länge von 150 Zentimeter erreichen kann (Foto: Jan-Dag Pohlmann). Mitarbeiter des Thünen Instituts für Fischereiökologie untersuchen verschiedene Lebensstadien der Aale. Dieser kleine Steigaal wandert aus der Elbmündung stromaufwärts und wachst zum Blankaal heran, der eine Länge von 150 Zentimeter erreichen kann (Foto: Jan-Dag Pohlmann).
In ausgewachsenen Aalen weist Sühring, im Vergleich zu den von ihr untersuchten Jungaalen, im europäischen Vergleich nach wie vor hohe Konzentrationen der bereits verbotenen PBDEs nach.
Als Ersatz werden heute bromierte Flammschutzmittel oder chlorierte Dechlorane eingesetzt. Diese Substanzen konnte Roxana Sühring in allen Lebensstadien der Aale finden. Besonders in Jungaalen sind diese Ersatzstoffe in höheren Konzentrationen enthalten als die PBDEs.
Dafür hat die Umweltchemikerin in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Thünen-Instituts Gewebeproben von etwa 90 Europäischen Aalen verschiedenster Lebensstadien aus der Elbe, dem Rhein und dem deutsch-dänischen Fluss Vidå untersucht.
Anhand der von Roxana Sühring untersuchten Proben ist neben der Konzentration der Chemikalien im Gewebe auch zu erkennen, wo die Stoffe aufgenommen werden. Denn Aale leben in den Ozeanen und Mündungsbereichen der Flüsse, bevor sie ab einem Alter von ein bis drei Jahren flussaufwärts wandern.
Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler des Thünen Instituts die Bestandssituation der Aale (Foto: Jan-Dag Pohlmann). Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler des Thünen Instituts die Bestandssituation der Aale (Foto: Jan-Dag Pohlmann).
Die neuartigen Stoffe werden sowohl im Mündungsbereich von den Jungtieren als auch weiter flussaufwärts von den ausgewachsenen Tieren aufgenommen. Die heute verbotenen PBDEs wurden überwiegend flussaufwärts nachgewiesen – vor allem in Proben aus Industriegebieten am Rhein. Auffällig ist, dass Sühring das chlorierte Flammschutzmittel Dec-602 nachweisen konnte, das weder in Europa produziert noch nach Europa importiert wird. Durch die Arbeit von Sühring wurde Dechloran Dec-602 erstmals in aquatischen europäischen Organismen untersucht und nachgewiesen.
Es ist bekannt, dass von halogenierten organischen Verbindungen Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen. Zu dieser Stoffgruppe gehören auch die bromierten Flammschutzmittel und die chlorierten Dechlorane. Um das Risiko dieser neuartigen Flammschutzmittel einzuschätzen, gibt es laut Sühring jedoch noch zu wenige Untersuchungsdaten und daher auch keine offiziellen Grenzwerte. Um gesicherte Aussagen zu treffen, welche Rolle die Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang der Aale spielen, müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
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Fliegenfischen macht froh.Fliegenbinden ebenso.
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Hi.
Ob nun Flammschutzmittel, Schwermettalle, PCB, PFT, oder andere anorganische Verbindungen - die reichern sich leider alle gern im Fettgewebe an, insbesondere bei Konsumenten am Ende der Nahrungskette. Der Aal hat einfach zusätzlich das Problem, dass er einen extrem hohen Fettanteil (>50%) für die lange Reise durch den Atlantik anlegt und obendrein noch verhältnismäßig viele Jahre im Süßwasser lebt. Und alle Gifte konzentrieren sich über die gesamte Lebensdauer, bevor am Ende ein einziges Mal abgelaicht wird.
Dass Schwermetalle erbgutverändernd wirken und unfruchtbar machen ist schon seit Jahrzehnten bekannt - die Quecksilberkonzentration in Rheinaalen war lange Zeit so hoch, dass das zuständige Ministerium für Ernährung (in den letzten 10 jahren ja nur ca. 3 mal umbenannt worden...) lange Zeit sogar generell vom Verzehr abgeraten hat.
Zu den chemischen Problemen kommen dann noch die Hormonbelastung der Flüsse (das Antibabypillenhormon Gestagen lässt sich heute sogar im Trinkwasser nachweisen), unsere geliebten Wasserkraftwerke und nicht zu vergessen der Schwimmblasenparasit.
Alles zusammen nicht unbedingt die besten Vorraussetzungen, wenn man am Ende eines für Fische doch recht langen Lebens noch eine große Reise vor sich hat bevor man sich ein einziges Mal vermehren will... :c
Ob nun Flammschutzmittel, Schwermettalle, PCB, PFT, oder andere anorganische Verbindungen - die reichern sich leider alle gern im Fettgewebe an, insbesondere bei Konsumenten am Ende der Nahrungskette. Der Aal hat einfach zusätzlich das Problem, dass er einen extrem hohen Fettanteil (>50%) für die lange Reise durch den Atlantik anlegt und obendrein noch verhältnismäßig viele Jahre im Süßwasser lebt. Und alle Gifte konzentrieren sich über die gesamte Lebensdauer, bevor am Ende ein einziges Mal abgelaicht wird.
Dass Schwermetalle erbgutverändernd wirken und unfruchtbar machen ist schon seit Jahrzehnten bekannt - die Quecksilberkonzentration in Rheinaalen war lange Zeit so hoch, dass das zuständige Ministerium für Ernährung (in den letzten 10 jahren ja nur ca. 3 mal umbenannt worden...) lange Zeit sogar generell vom Verzehr abgeraten hat.
Zu den chemischen Problemen kommen dann noch die Hormonbelastung der Flüsse (das Antibabypillenhormon Gestagen lässt sich heute sogar im Trinkwasser nachweisen), unsere geliebten Wasserkraftwerke und nicht zu vergessen der Schwimmblasenparasit.
Alles zusammen nicht unbedingt die besten Vorraussetzungen, wenn man am Ende eines für Fische doch recht langen Lebens noch eine große Reise vor sich hat bevor man sich ein einziges Mal vermehren will... :c
Gruß Paddy
- Kielerkrabbe
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
...nicht zu vergessen, das Abschöpfen der Glasaale an den europäischen Flußmündungen, wozu das auch immer das geschieht...
...mit der Zeit wird die Zeit immer wichtiger.
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Was heute aber gar nicht mehr so stattfindet. Es gibt nur noch wenige lizensierte Boote, die das machen und es wird knallhart überwacht, einen illegalen Handel gibt es eigentlich nicht mehr.Kielerkrabbe hat geschrieben:...nicht zu vergessen, das Abschöpfen der Glasaale an den europäischen Flußmündungen, wozu das auch immer das geschieht...
Allerdings kommen ohnehin nur noch weit weniger als 1% der Glasaale von 1970 heute an der Küste an.
Die letzten beiden Jahre geben allerdings einigermaßen Anlass zur Hoffnung, dass es vielleicht doch noch nicht völlig zu spät ist (um auch mal etwas Positives zu vermelden). Die Menge an Glasaalen lag deutlich höher als noch die Jahre zuvor!
In wenigen Wochen beginnt der diesjährige Aufstieg - spannend zu sehen ob es nur eine kurze Welle war, oder ob sich dieser sehr positive Trend bestätigen lässt.
Gruß Paddy
- Hansen fight
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Hallo Paddy,FoolishFarmer hat geschrieben:Was heute aber gar nicht mehr so stattfindet. Es gibt nur noch wenige lizensierte Boote, die das machen und es wird knallhart überwacht, einen illegalen Handel gibt es eigentlich nicht mehr.Kielerkrabbe hat geschrieben:...nicht zu vergessen, das Abschöpfen der Glasaale an den europäischen Flußmündungen, wozu das auch immer das geschieht...
Allerdings kommen ohnehin nur noch weit weniger als 1% der Glasaale von 1970 heute an der Küste an.
Die letzten beiden Jahre geben allerdings einigermaßen Anlass zur Hoffnung, dass es vielleicht doch noch nicht völlig zu spät ist (um auch mal etwas Positives zu vermelden). Die Menge an Glasaalen lag deutlich höher als noch die Jahre zuvor!
In wenigen Wochen beginnt der diesjährige Aufstieg - spannend zu sehen ob es nur eine kurze Welle war, oder ob sich dieser sehr positive Trend bestätigen lässt.
Lass uns teilhaben, an deinem Wissen. Ich finde es es solcheThemen immer sehr spannend.
Gruß Christoph
Fliegenfischen macht froh.Fliegenbinden ebenso.
Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Guten morgen,
"Umweltbelastung" und "Überfischung" ist beides schädlich für den Bestand bzw. Bestandsentwicklung.
In meiner Kindheit habe ich viel Zeit auf der dänischen Insel Rømø und dem umliegendem Festland verbracht und war natürlich so oft es ging mit meiner Angel am Wasser
In der Nähe von Flusseinläufen konnte ich im Schilfgürtel massenhaft Glasaale mit der Hand fangen, Aalquappen gab es dort "überall" im Überfluss. Mit einfachstem Angelgeschirr konnten wir täglich sehr viele Aale fangen und wir hatten in der Bröns Au eine tolle Fischerei auf Bachforellen.
In der Flussmündung der Bröns Au konnte ich oft, zu bestimmten Zeiten, viele grosse Meerforellen springen sehen. Damals wusste ich noch nichts von der Meerforelle und auch nichts über das Fliegenfischen
"Irgendwann" kamen plötzlich einige grosse Schiffe die gezielt die Glasaale befischten, diese wurden gleich im Hafen verpackt, abtransportiert und per Flieger verschickt.
Wenige Jahre später gab es keine Glasaale, keine Aalquappen, der Aal war ebenfalls verschwunden und ich sah ich kaum noch Meerforellen in der Bröns Au und die Bachforelle war so gut wie weg.
Diese gezielte Befischung auf die Glasaale, die ja auch in vielen anderen Länder betrieben wurde, hat massiv den Aalbestand geschädigt und es Bedarf vieler Dinge damit er überhaupt eine Chance hat sich davon zu erholen.
Bei der Mefo und Bachforelle gab es noch weitere negative Einflüsse, z.B. wurde eine Regenbogenzucht direkt an der Bröns im Oberlauf der Au betrieben und diese als "Frischwasser-Zufuhr" genutzt. Regenbogen büxten ständig aus und wüteten in den Laichbetten und breiteten sich über die ganze Strecke aus. Der "Tod" war damals ein Dammbruch und alle Regenbogen überschwemmten die Au.
Viele Angler fingen über Wochen, täglich bis zu 40 Regenbogen pro Tag ! (die Bröns ist ein sehr kleiner Bach)
Heute gibt es die Zucht dort nicht mehr, der ursprüngliche Verlauf der Au wurde wieder hergestellt (renaturiert), Laichbetten angelegt, Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen und ganzjährige Schutzgebiete "installiert". Dieses Projekt hat enorm viel Geld gekostet und wurde vom Staat finanziert.
In DK hat der Staat allerdings ein viel grösseres Interesse so etwas zu fördern. DK lebt vom Tourismus und Angler machen einen grossen Teil aus.
Das finanzielle Interesse gibt in der Regel leider die Richtung vor.... :c
Gruss Alex
"Umweltbelastung" und "Überfischung" ist beides schädlich für den Bestand bzw. Bestandsentwicklung.
In meiner Kindheit habe ich viel Zeit auf der dänischen Insel Rømø und dem umliegendem Festland verbracht und war natürlich so oft es ging mit meiner Angel am Wasser
In der Nähe von Flusseinläufen konnte ich im Schilfgürtel massenhaft Glasaale mit der Hand fangen, Aalquappen gab es dort "überall" im Überfluss. Mit einfachstem Angelgeschirr konnten wir täglich sehr viele Aale fangen und wir hatten in der Bröns Au eine tolle Fischerei auf Bachforellen.
In der Flussmündung der Bröns Au konnte ich oft, zu bestimmten Zeiten, viele grosse Meerforellen springen sehen. Damals wusste ich noch nichts von der Meerforelle und auch nichts über das Fliegenfischen
"Irgendwann" kamen plötzlich einige grosse Schiffe die gezielt die Glasaale befischten, diese wurden gleich im Hafen verpackt, abtransportiert und per Flieger verschickt.
Wenige Jahre später gab es keine Glasaale, keine Aalquappen, der Aal war ebenfalls verschwunden und ich sah ich kaum noch Meerforellen in der Bröns Au und die Bachforelle war so gut wie weg.
Diese gezielte Befischung auf die Glasaale, die ja auch in vielen anderen Länder betrieben wurde, hat massiv den Aalbestand geschädigt und es Bedarf vieler Dinge damit er überhaupt eine Chance hat sich davon zu erholen.
Bei der Mefo und Bachforelle gab es noch weitere negative Einflüsse, z.B. wurde eine Regenbogenzucht direkt an der Bröns im Oberlauf der Au betrieben und diese als "Frischwasser-Zufuhr" genutzt. Regenbogen büxten ständig aus und wüteten in den Laichbetten und breiteten sich über die ganze Strecke aus. Der "Tod" war damals ein Dammbruch und alle Regenbogen überschwemmten die Au.
Viele Angler fingen über Wochen, täglich bis zu 40 Regenbogen pro Tag ! (die Bröns ist ein sehr kleiner Bach)
Heute gibt es die Zucht dort nicht mehr, der ursprüngliche Verlauf der Au wurde wieder hergestellt (renaturiert), Laichbetten angelegt, Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen und ganzjährige Schutzgebiete "installiert". Dieses Projekt hat enorm viel Geld gekostet und wurde vom Staat finanziert.
In DK hat der Staat allerdings ein viel grösseres Interesse so etwas zu fördern. DK lebt vom Tourismus und Angler machen einen grossen Teil aus.
Das finanzielle Interesse gibt in der Regel leider die Richtung vor.... :c
Gruss Alex
- Martin 1960
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Mit freundlichen Grüssen Martin.
"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Moin
Ja, es ist wirklich zum heulen! Ich habe seit etlichen Jahren den Ansitz auf meinen Lieblingsfisch eingetellt und verfolge sein Schicksal mit Bangen. Ich denke nicht, dass die nachgewiesenen Belastungen durch Chemikalien den Niedergang allein besiegeln könnten. Sie kommen nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt, zu dem andere, weit drastischere Einflüsse (Glasaal-Fischrei, Behinderung des Abzugs zur Sargassosee) schon einen erheblichen Bestandsrückgang herbeigeführt haben.
Am Ende überwiegt bei mir die Erkenntnis, dass wir all den Dreck, den wir in die Umwelt freisetzen, fressen werden (müssen). Nebenwirkungen eingeschlossen. Das kommt doch aus dem Super-Drehbuch für den Blockbuster über den Untergang unserer Zivilisation.
Und ich dachte immer, Optimismus wäre mein zweiter Vorname.
Ilja
Ja, es ist wirklich zum heulen! Ich habe seit etlichen Jahren den Ansitz auf meinen Lieblingsfisch eingetellt und verfolge sein Schicksal mit Bangen. Ich denke nicht, dass die nachgewiesenen Belastungen durch Chemikalien den Niedergang allein besiegeln könnten. Sie kommen nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt, zu dem andere, weit drastischere Einflüsse (Glasaal-Fischrei, Behinderung des Abzugs zur Sargassosee) schon einen erheblichen Bestandsrückgang herbeigeführt haben.
Am Ende überwiegt bei mir die Erkenntnis, dass wir all den Dreck, den wir in die Umwelt freisetzen, fressen werden (müssen). Nebenwirkungen eingeschlossen. Das kommt doch aus dem Super-Drehbuch für den Blockbuster über den Untergang unserer Zivilisation.
Und ich dachte immer, Optimismus wäre mein zweiter Vorname.
Ilja
- NautiChris
- Mückenwedler
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Bei mir steht er seit 7 Jahren nicht mehr auf der Wunschliste, mit Optimismus kommt man nicht mehr weiter.
Die Z Axis ist wie der Besen einer Hexe, erst wenn du richtig sitzt, kannst du mit ihm fliegen.
- Waldmeister
- Smolt
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Hier noch ein interessanter Beitrag auf NDRinfo zum Flammschutzmittel und weitere Gefahren für den Aal.
http://www.ndr.de/info/audio194205.html
Gruß
Waldmeister
http://www.ndr.de/info/audio194205.html
Gruß
Waldmeister
- Waldmeister
- Smolt
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Die Glasaale werden abgeschöpft und in ganz Europa als Besatzfische verkauft, da der Aal sich in Gefangenschaft nicht vermehrt.Kielerkrabbe hat geschrieben:...nicht zu vergessen, das Abschöpfen der Glasaale an den europäischen Flußmündungen, wozu das auch immer das geschieht...
Viele Angelverbände kaufen die Glasaale und setzen sie in Binnengewässern zum Angeln aus. Von dort kommen die Aale aber meist nicht mehr zurück ins Meer. Es gibt Studien an Wasserkraftturbinen bei denen die Mortalität bei Aalen bei 28% liegt. Ich weiß nicht, wie viele Wasserkraftwerke es am Rhein gibt, aber ich denke, viele Aale, die am Oberlauf ausgesetzt worden sind, werden nie die Nordsee erreichen.
Außerdem sterben rund 40% der Glasaale beim Fang an den Küsten Europas.
Von daher werden die Besatzmaßnahmen vom Aal zur Förderung stark angezweifelt.
Einen interessanten Artikel zum Aal gibt es hier.
Gruß
Waldmeister
- Waldmeister
- Smolt
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Re: Sind Flammschutzmittel Schuld am Rückgang der Aale ?
Moin,
hier ein neuer Artikel vom Thünen Institut:
Aal: Besatzaktionen nicht immer hilfreich für den Populationsaufbau
Thünen-Fischereiexperte sieht massenhaftes Einsetzen von Jungaalen in die
Flüsse kritisch
Dem Europäischen Aal geht es nach wie vor schlecht: Der Bestand dieser
Wanderfisch-Art ist, gemessen an der Jungfisch-Rekrutierung, seit den
1970er-Jahren um rund 90 % zurückgegangen. Auch wenn in den vergangenen
beiden Jahren eine leichte Erholung bei der Ankunft von Jungaalen an den
Europäischen Küsten festgestellt wurde, bleibt die Art dennoch außerhalb
sicherer biologischer Grenzen und wird nach dem Washingtoner
Artenschutz-übereinkommen als bedrohte Art gelistet. Regelmäßig führen
deshalb interessierte Verbände Besatzaktionen durch, bei denen junge Aale
(Glasaale oder vorgestreckte Farmaale) in großen Mengen in die Flüsse und
Seen ausgebracht werden. Erst jüngst wurden rund 300.000 Glasaale in die
Elbe und ihre Nebengewässer besetzt. Doch diese gut gemeinten Aktionen
treffen in der Fachwelt nicht nur auf Gegenliebe.
Dr. Reinhold Hanel, Leiter des Thünen-Instituts für Fischereiökologie und
Mitglied der Aal-Arbeitsgruppe des Internationalen Rates für
Meeresforschung (ICES), gibt zu bedenken: „Bis heute lässt sich der Aal
nicht künstlich fortpflanzen. Alle Jungaale, die in die Flüsse besetzt
werden, entstammen Wildfängen aus den Mündungsgebieten westeuropäischer
Flüsse.“ Eine der wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen zur
Glasaalfischerei, durchgeführt im Vilaine-Ästuar, einem bedeutenden
Fanggebiet an der französischen Atlantikküste, kommt dabei zu dem
Ergebnis, dass beim Fang und dem anschließenden Transport über 40 % der
Aale sterben. Hanel: „Auch wenn in anderen Fanggebieten die
Sterblichkeiten durch schonendere Fangmethoden etwas geringer ausfallen,
heißt das, dass wesentlich mehr junge Aale gefangen werden müssen, als bei
den Besatzaktionen überhaupt ausgesetzt werden.“
Reinhold Hanel, der derzeit Untersuchungen in der Sargassosee, der
„Kinderstube“ der Aale im Westatlantik durchführt, weiß sich in seiner
kritischen Einschätzung zu den Besatzaktionen einig mit dem
Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES). „Ein Aalbesatz ist
zumindest in der gegenwärtigen Bestandssituation nur dann sinnvoll, wenn
er der Stützung des Gesamtbestandes dient, nicht zur Aufrechterhaltung der
Fischerei. Es muss ein positiver Nettoeffekt für diese gefährdete Art
erzielt werden. Das heißt, abzüglich der Fang- und Transportsterblichkeit
muss die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungaale in den besetzten
Flüssen und Seen höher sein als in den Ursprungsgewässern“, so der
Forscher.
Um den Besatzerfolg nachweisen zu können, sind einige Länder wie Schweden
dazu übergegangen, Besatzaale zu markieren. Die von der Wissenschaft seit
Jahren erhobene Forderung, dies auch in Deutschland landesweit
verpflichtend festzuschreiben, wurde bisher nicht umgesetzt.
Gruß
Waldmeister
hier ein neuer Artikel vom Thünen Institut:
Aal: Besatzaktionen nicht immer hilfreich für den Populationsaufbau
Thünen-Fischereiexperte sieht massenhaftes Einsetzen von Jungaalen in die
Flüsse kritisch
Dem Europäischen Aal geht es nach wie vor schlecht: Der Bestand dieser
Wanderfisch-Art ist, gemessen an der Jungfisch-Rekrutierung, seit den
1970er-Jahren um rund 90 % zurückgegangen. Auch wenn in den vergangenen
beiden Jahren eine leichte Erholung bei der Ankunft von Jungaalen an den
Europäischen Küsten festgestellt wurde, bleibt die Art dennoch außerhalb
sicherer biologischer Grenzen und wird nach dem Washingtoner
Artenschutz-übereinkommen als bedrohte Art gelistet. Regelmäßig führen
deshalb interessierte Verbände Besatzaktionen durch, bei denen junge Aale
(Glasaale oder vorgestreckte Farmaale) in großen Mengen in die Flüsse und
Seen ausgebracht werden. Erst jüngst wurden rund 300.000 Glasaale in die
Elbe und ihre Nebengewässer besetzt. Doch diese gut gemeinten Aktionen
treffen in der Fachwelt nicht nur auf Gegenliebe.
Dr. Reinhold Hanel, Leiter des Thünen-Instituts für Fischereiökologie und
Mitglied der Aal-Arbeitsgruppe des Internationalen Rates für
Meeresforschung (ICES), gibt zu bedenken: „Bis heute lässt sich der Aal
nicht künstlich fortpflanzen. Alle Jungaale, die in die Flüsse besetzt
werden, entstammen Wildfängen aus den Mündungsgebieten westeuropäischer
Flüsse.“ Eine der wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen zur
Glasaalfischerei, durchgeführt im Vilaine-Ästuar, einem bedeutenden
Fanggebiet an der französischen Atlantikküste, kommt dabei zu dem
Ergebnis, dass beim Fang und dem anschließenden Transport über 40 % der
Aale sterben. Hanel: „Auch wenn in anderen Fanggebieten die
Sterblichkeiten durch schonendere Fangmethoden etwas geringer ausfallen,
heißt das, dass wesentlich mehr junge Aale gefangen werden müssen, als bei
den Besatzaktionen überhaupt ausgesetzt werden.“
Reinhold Hanel, der derzeit Untersuchungen in der Sargassosee, der
„Kinderstube“ der Aale im Westatlantik durchführt, weiß sich in seiner
kritischen Einschätzung zu den Besatzaktionen einig mit dem
Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES). „Ein Aalbesatz ist
zumindest in der gegenwärtigen Bestandssituation nur dann sinnvoll, wenn
er der Stützung des Gesamtbestandes dient, nicht zur Aufrechterhaltung der
Fischerei. Es muss ein positiver Nettoeffekt für diese gefährdete Art
erzielt werden. Das heißt, abzüglich der Fang- und Transportsterblichkeit
muss die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungaale in den besetzten
Flüssen und Seen höher sein als in den Ursprungsgewässern“, so der
Forscher.
Um den Besatzerfolg nachweisen zu können, sind einige Länder wie Schweden
dazu übergegangen, Besatzaale zu markieren. Die von der Wissenschaft seit
Jahren erhobene Forderung, dies auch in Deutschland landesweit
verpflichtend festzuschreiben, wurde bisher nicht umgesetzt.
Gruß
Waldmeister