AIRFLO Scandi Compact

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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troutcontrol
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AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von troutcontrol »

Ich bin ja aus Erfahrung bekennender AIRFLO-Fan, aber wenn ich mich als Neuling für einen bestimmten Kopf interessieren und deshalb die Website des Herstellers öffnen würde, um dann einen "Scaninavian" und diese Zeichnung vorzufinden ...

Bild

dann hätt ich so meine Zweifel an der verkaufsfördernden Wirkung... :grin: Trotzdem handelt es sich um einen der erfolgreichsten Köpfe von AIRFLO, was dann offensichtlich daran liegt, dass er manche Sachen sehr schön macht - von-alleine-fliegen gehört allerdings nicht dazu! Und wo ich schon dabei bin:

Hechtangeln = HORROR !!!
Skagit = Viel Spaß ! :lol:
Überkopf an der Küste oder am Fluss = Für die Länge ok - aber bitte nicht zu viel Wind !
Unterhand etc. = Yep - aber bitte nur oberflächennah (und nicht zuuu windig!)


Warum ist denn der Kopf nun nicht die seit Jahrzehnten gesuchte eierlegende Wollmilchsau? Nun, einen ersten Eindruck gibt das Masseprofil des Kopfes:

Bild
AIRFLO Scandi Compact 20 g / 8,95 m

Und der Rest? Kommt nach ......

Grüsse
Martin :wink:
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von troutcontrol »

Skagit:

Normalerweise kann man ja mit jedem Kopf in jedem Stil zumindest "irgendwie" werfen - aber beim Scandi Compact hätt ich selbst bei dem leichtesten Sinktipmaterial in T7 arge Bedenken, dass man die tief versunkene Fliege bei einem "Skagit-Cast" wieder aus dem Wasser kriegt:

Bild
AIRFLO Scandi Compact 20 g / 8,95 m + 10´ CCT in T7 (ohne Vorfach/Fliege)

Bild erklärt sich irgendwie von selbst, noch lustiger sieht es mit T10, T14 oder T18 aus .... 8)

Wobei:
"Erklären" in einer den Ansprüchen eines Physikers genügenden Weise könnt ich hier rein gar nichts - und daher probier ich es auch nicht !!
Ich sag daher nur: Passt nicht zusammen ! :grin:
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von troutcontrol »

Zum Verständnis noch mal der Hinweis, dass es sich nicht um Darstellungen handelt, die sich ausschließlich am Durchmesser orientieren - dann käme man nämlich zu diesem Ergebnis:

Bild
T7 mit 0,72 mm / Spitze des SKes mit 1,23 mm

Entscheidend ist vielmehr die Masse der jeweiligen Objekte, die sich an der Dichte des Materials orientiert - und die ist bei T7 nun mal deutlich höher als bei einem Floater, was dann so aussieht:

Bild

Fazit: Passt nicht!! (schreib ich jetzt immer; wer sich berufen fühlt, kann aber gerne den naturwissenschaftlich-physikalischen Hintergrund erhellen, ich kann es nicht)
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

troutcontrol hat geschrieben: Wobei: "Erklären" in einer den Ansprüchen eines Physikers genügenden Weise könnt ich hier rein gar nichts - und daher probier ich es auch nicht !! Ich sag daher nur: Passt nicht zusammen ! :grin:
Unpassende Leinen-Zusammenstellungen lassen bei Masseprofil-Darstellungen gut erkennen, dass beim Werfen damit das Abrollen der Zusammenstellung nicht in harmonischer Weise erfolgen wird.

Ein Erklärungsversuch würde aber das "Verstehen eines Fliegenwurfablaufs" bedingen. Bei solchen Problemstellungen mag aber nicht jeder mitlesen und eine sachlich geführte Diskussion würde schnell ausufern und demontiert werden, wie bei diesem Beispiel.

TL
Klaus

P.S. Wer Geld sparen möchte und schön Werfen will, sollte sich vor dem Kauf oder der Zusammenstellung seiner Leine schon ein paar Gedanken machen.
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von troutcontrol »

Aus Daffke hatte ich vor einigen Jahren statt eines "normalen" Hecht-Schusskopfes mal die Kombination Scandi + Hechtstreamer montiert - ich muss heute noch grinsen, wenn ich mich an die Wurfkapriolen erinnere, der Streamer ist praktisch überall hingeflogen (gerne auch in meine Richtung!!), so dass ich das Experiment noch schneller als ursprünglich geplant beendet habe. :grin:

Da ich an dem Tag garantiert nüchtern gewesen bin, wird die Ursache wohl in der etwas anderen Masseverteilung der Schussköpfe zu suchen sein - und die unterscheidet sich dann doch sehr stark:

Bild

Tactical Pike 20,5 g / 9 m + Pike Polyleader 4´
Scandi Compact 20 g / 9 m + Pike Polyleader 4´


Und als physikalischer Laie sag ich dann einfach mal, dass die Masseverteilung des grünen Kopfes auch schwere Geschütze "auf Kurs" hält, während die stark abnehmende Masse des blauen Kopfes nur kleinere Fliegen sauber unter Kontrolle behält - und die sind beim Hechtfischen eher die Ausnahme...
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von troutcontrol »

Man kann mit allen Scandi-Leinen selbstverständlich auch überkopf werfen was mit "Überkopf-Schnüren" andersherum übrigens nicht funktioniert und montiert sähe das dann so aus ...
Bild
14´ Poly Clear Int
10´ Poly Clear Int
14´ gezogenes Vorfach mit 0,76 mm Butt

Passen tut grundsätzlich alles, wobei der eine eher zu der einen und der andere zu der anderen Montage tendieren dürfte - die Geschmäcker sind halt verschieden. Persönlich würde ich wohl den 10´ Poly wählen, ich hab es allerdings nicht ausprobiert.

Mit einer weiteren Einschränkung müsste man ebenfalls leben - der Kopf wird bei starkem Wind weggeblasen, was dann auch wieder an der Masseverteilung liegen dürfte, klassische "Küsten-Köpfe" sind eher in Richtung "Hecht-Kopf" getapert:

Bild
Guideline Coastal 20,3 g / 10 m
Airflo Scandi Compact 20 g / 9 m
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von troutcontrol »

Die Köpfe haben eine Gewichtsverteilung von 40:60 - darum haben sie ihre Stärken beim T&G-Cast (welchem auch immer) ... :grin:
Bild
Scandi Compact 10 m / 30 g
Scandi Compact 9 m / 20 g

Allerdings fallen die Köpfe unterschiedlich aus - die meisten sind vorne (wie der untere) um 1,23 mm dick, manche jedoch auch nur 1,05 mm oder (wie der obere) um die 1,4 mm. Wer mit Polys fischen will, sollte daher darauf achten, ein nicht zuuu dünn auslaufendes Exemplar zu nehmen, für die Freunde des geknüpften oder gezogenen Monofils gilt das Gegenteil...

:wink:
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

troutcontrol hat geschrieben:Man kann mit allen Scandi-Leinen selbstverständlich auch überkopf werfen was mit "Überkopf-Schnüren" andersherum übrigens nicht funktioniert und montiert sähe das dann so aus ...
Bild
14´ Poly Clear Int
10´ Poly Clear Int
14´ gezogenes Vorfach mit 0,76 mm Butt

Passen tut grundsätzlich alles, wobei der eine eher zu der einen und der andere zu der anderen Montage tendieren dürfte - die Geschmäcker sind halt verschieden. Persönlich würde ich wohl den 10´ Poly wählen, ich hab es allerdings nicht ausprobiert.
Beim Vorgang des Fliegenwurfs spielt die Impulsübertragung eine sichtbare Rolle. In der abrollenden Fliegenschnur werden kontinuierlich Impulse (Masse x Geschwindigkeit) von dem sich zur "Unterschnur" umlegenden Schnurbogen auf die "Restoberschnur" übertragen.
Das Abrollen funktioniert gut und gleichmäßig wenn die Massen- oder Gewichtsverteilung der Fliegenschnur sinnvoll für den Abrollvorgang ausgelegt ist, d.h. die Masse der Restoberschnur den "Impulsüberschuss" des "stehenbleibenden" Schnurteils vollständig aufnehmen kann. Kann der Impuls der Fliegenschnurspitze wegen zu geringer "Restmasse" (= Masse des Vorfachs) nicht vollständig aufgenommen werden, schlägt das umklappende Fliegenschnurende durch (Bogenschlag) und reißt das Vorfach in diese Richtung hinter sich her. Das Vorfach legt sich dabei in den meisten Fällen nicht mehr sauber und gestreckt ab, bei senkrechtem Bogenschlag wird ein zu "leichtes" Vorfach oft hoch gerissen und fällt zu einem Haufen in sich zusammen.
Hängt man ein "schweres" Vorfachteil an eine zu "leichte" Fliegenschnurspitze ist wegen der geringen Masse der Leinenspitze kein ausreichender Impuls zur Weitergabe mehr vorhanden und auf das angehängte Vorfachteil kann kein "gerichteter" Einfluss mehr ausgeübt werden, es fliegt und "überschlägt" sich wie es will.

TL
Klaus

P.S. Der Verfasser erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Plausibilität der vorstehenden "Feststellung", es handelt sich hierbei lediglich um ein persönliches Erklärungsschema, der beschriebene Sachverhalt ist wegen Verwirrungsgefahr nicht für uninteressierte Mitleser gedacht. :grin:
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janw
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von janw »

SIMPLE SHRIMP hat geschrieben: P.S. Der Verfasser erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Plausibilität der vorstehenden "Feststellung", es handelt sich hierbei lediglich um ein persönliches Erklärungsschema, der beschriebene Sachverhalt ist wegen Verwirrungsgefahr nicht für uninteressierte Mitleser gedacht. :grin:
Sehr schön. :lol: :+++: :+++:

:wink:
LG Jan
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von knoesel »

Für weitere interessierte und neue Mitleser ;) :
Schaut auch mal dort hinein,
und zwar "The Leader Concept" fff.
Das Thema ist ja nicht neu - wird aber durch die Diskussion hier sicherlich ergänzt/erweitert/befruchtet/bestätigt....
Gruß Klaus
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SIMPLE SHRIMP
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Re: AIRFLO Scandi Compact

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

knoesel hat geschrieben:Für weitere interessierte und neue Mitleser ;) :
Schaut auch mal dort hinein, und zwar "The Leader Concept" fff.
Das Thema ist ja nicht neu - wird aber durch die Diskussion hier sicherlich ergänzt/erweitert/befruchtet/bestätigt....
Das ist ja eine sehr interessante Seite und es steckt wohl auch einige praktische Erfahrung hinter den aufgeführten Feststellungen und Empfehlungen. Ein Statement springt mich aber förmlich an, weil es mit meinen Überlegungen und meiner Erfahrung überhaupt nicht vereinbar ist:
Steve Schweitzer hat geschrieben:A simple method to determine if the stiffness of the leader material matches the stiffness of your fly line is to bend a section of each in half with your fingers and "feel" the approximate stiffness of each. You’ll easily be able to feel the difference in the resistance to the bend. If you use a butt material that is too flimsy, you’ll experience the "hinge" effect when you cast. The leader will not turn over properly and hinge where the fly line and leader connection is made. Get over this hurdle and you’re well on your way to a designing proper leader.
Steve Schweitzer schreibt an mehreren Stellen, dass das dicke Anfangsteil des Vorfachs entsprechend steif sein sollte und 60-75% der Dicke der Fliegenschnurspitze empfehlenswert ist. HRH hat das auch mal jahrelang verbreitet und die Marke Rhodiaceta als steifes Material empfohlen wegen der besseren "Kraftübertragung". Bei diesem Begriff wundere ich mich immer wieder über die dahinter steckenden Vorstellungen - in einer Fliegenschnur und dem Vorfach wirken ideal nur Zugkräfte und deshalb ist alles "Steife" und "Sperrige" in einer Leinenkombination für den Abrollvorgang unerwünscht und nur hinderlich, weil es ja gebogen werden muss.

Mit den 60-75% wäre ich einverstanden wenn von Masse die Rede ist, dem "Metergewicht", wie es in Martins Abbildungen der Masse-Profile zu sehen ist (> illustrierte Erklärung oben in Martins drittem Beitrag). Ich verwende schon über sehr lange Zeit "weiche", meist verzwirnte oder verdrehte Vorfächer, die bis zu 100% an die Masse der Fliegenschnurspitze angepasst sind und es "rollt" und streckt sich wunderbar und problemlos.

TL
Klaus
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