Küstentour Herbst 2011

Viele von uns verbringen ihre Freizeit an den schönsten Küsten Deutschlands.
Was sie auf ihren Reisen so erlebt haben, ist hier zu lesen.
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Fleeesch
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Küstentour Herbst 2011

Beitrag von Fleeesch »

Ich muss zum Küstenangeln immer den langen Marsch machen, daher kann ich euch jetzt meinen ersten Reisebericht anbieten. Nach der letzten gemeinsamen Tour mit meinem Kumpel aus Hamburg im Februar war der Entschluss schnell gefasst, im Herbst wieder zusammen los zu fahren. Mein Bruder, ebenfalls Küstenverrückter war auch dabei. Nachdem in McPomm die Meerforelle ab 15.09. zu ist und wir in SH schon einiges kennen, fiel die Wahl diesmal auf Als, um mal wieder ein neues Revier kennenzulernen.

Die Chronologie der Leidenschaft…

Freitag den 28.10 treffen sich drei aufs Angeln heiße Gestalten kurz vorm Dunkelwerden in Kaltenkirchen, damit man am nächsten Morgen in DK den Tag nicht mit so niederen Tätigkeiten wie Schein holen beginnen müsste. Leider gibt‘s nur den Jahresschein für 22€, aber das ist uns in dem Moment natürlich egal. Die zweite Eintrittskarte für die Insel, unser schönes Ferienhaus, hatte ich über dieses Forum auf http://www.als-feriehuse.dk gefunden hatte. Die Schlüssel liegen am vereinbarten Platz und Brennholz ist auch noch da. Ich würde dieses Haus jederzeit wieder buchen, zumal die Möglichkeit, auch zum vergünstigten Preis übers Wochenende zu buchen, auf Kurztrips bedachten Anglern sehr entgegen kommt. Bei Interesse teile ich das genaue Haus gern über PN mit. Die beste erste Erfahrung mit dem Domizil: Mit einem kalten Pils in der Hand den Kamin anheizen, herrlich… So muss ein Angelurlaub anfangen.

Samstag
Die Woche über hatten wir super Oktober-Wetter, doch jetzt ist der Nebel dick wie Räucherspeck und unser erster Tag wird begleitet von einem starken Luftdruckabfall um die 10 hPa. Aber nützt ja nix, für unseren Start haben wir uns das Riff in Gammel Pøl ausgeguckt. Trotz Angelführer und Navi gleicht die Anfahrt dem verrückten Labyrinth, oder sind wir einfach nur zu müde?? Zum Glück haben die anderen gut aufs Tempo gedrückt mit dem Aufstehen, so ist es immer noch stockdunkel bei unserer Ankunft am Wasser. Kurze Zeit später stehen drei „Spinner“ in der Ostsee und es zappelt beim zweiten Wurf des Urlaubs bei meinem Kumpel der erste Dorsch, zu klein aber ein verheißungsvoller Start. Jeder bekommt den Morgen seine Fischkontakte, doch hängen bleibt leider nichts mehr, obwohl die Bedingungen einen guten Eindruck machen.

Die zweite Tageshälfte wollen wir am Sund stehen und kommen gegen Mittag in Stevning an. Noch beim Wathosen anziehen, kommt ein Bus voller Dänen den schmalen Weg runter. Was wollen die denn wohl hier? Steigt hier gleich eine Horde Brandungsangler aus, und fischt einen Cup aus? Aber als die Mitfahrer ihre Hände zum Gruß heben, alle eine Dose Pils umgriffen, und der Bus wieder dreht, schmeißen wir unsere Sorgen über Board und müssen erstmal kräftig lachen. Die nächste komödiantische Einlage liegt 5 Meter entfernt auf dem großen Holztisch in Form einer herrenlosen Spinnrute. Hand- und Spitzenteil sind scheinbar von verschiedenen Ruten, die in Ballen aufgerollt daneben liegende Geflochtene zeugt von einem erbitterten Kampf Mensch gegen Maschine. Auf dem Weg zum Wasser kommt uns der vermeintlich Gepeinigte entgegen und die Frage nach der Herrenlosigkeit ist geklärt.

Hier geht es gleich gut los. Mein Bruder bekommt eine Untermaßige ans Band, setzt zurück und hat 10min drauf wieder einen Fisch, diesmal ein guter, der aber leider durch einen Sprung wieder aussteigt. Bei mir ruckt es kurz darauf auch ganz ordentlich an der Skeletor. Ich drille den Fisch heran, taxiere ihn auf um die 50cm und wäge ab, was jetzt passieren soll. Der Fisch ist nicht perfekt silbern, verliert aber eine Schuppe im Wasser, doch während ich viel zu lange überlege, den Kescher drunter zu halten, schüttelt sich die Fjord-Forelle vor meinen Füßen, dreht eine Runde und raus ist der Haken. Viel später fängt mein Kumpel noch einen Dorsch, aber das war‘s dann.
Ein letzter Versuch auf Dorsch endet unter der Brücke in Sønderborg. Hier stehen einige Netze und wir müssen etwas in die Peripherie ausweichen. Der Blinker sackt sehr lange durch, doch außer Seesternen greifen die Blinker nichts ab. Wo sind bloß die Fische? So tiefes Wasser, doch kein Dorsch in der Nähe? Bald darauf machen wir ein bischen genervt Schluss…

Sonntag
Auf mehrfachen Wunsch meiner Person steuern wir wieder im Dunkeln heute die Landspitze von Kegnaes Faerge an. Die Anfahrt ist heute viel unkomplizierter und mit dem ersten Morgenrot stehen wir ganz allein auf der Sandbank. Zu sehen gibt’s außer einem davon flitzenden kleinen Steinbutt (?) und vielen Feuerquallen vor allem einen tollen Sonnenaufgang. Ich hatte mich besonders auf diesen Platz gefreut, durch die vielen Bilder, die ich vorher gesehen hatte. Nach dem Waschküchenwetter vom Vortag ist es mit dem perfekten Sonnenaufgang nun eine echte Wohltat, an diesem Platz zu sein. Leider währt die Freude aber nur kurz und die erlebte Sonnenstunde entpuppt sich im Nachhinein als die Einzige unseres ganzen Wochenendes. Ach ja, Angeln: Meine beiden Mitwerfer bekommen beide eine zu kleine Forelle ans Band, bei mir ist nix.

Um die Mittagszeit ein kurzer Zwischenstopp in Mommark, aber nach einer halben Stunde Blech feuern sinkt unser Vertrauen. Das Wasser ist total runter, wir sehen uns einer Übermacht aus Algen entgegen und entscheiden uns, wieder nach Stevning zu fahren. Hier geht heute kurz gesagt fast gar nix. Das Wetter ist total mies, Sprühregen kriecht in die Klamotten. Kurz vorm Dunkeln bekommt mein Kumpel einen Forellenbiss vor den Füßen, mehr kommt nicht. Auch bei den anderen Anglern haben wir an den ersten beiden Tagen keinen Fisch gesehen. Es scheinen nicht so viele Flossenträger an den von uns besuchten Plätzen unterwegs zu sein… So langsam verfluchen wir den Luftdrucksturz. Oder ist es doch etwas anderes, sind wir ohne Inselerfahrung einfach nur mit der falschen Strategie unterwegs?

Montag
Unser letzter Tag bricht an. Um 17.00 Uhr müssen wir das Haus übergeben, dementsprechend motiviert sind wir, heute noch einen vernünftigen Fisch zu fangen. Wieder mal neugierig auf neue Ufer, wieder im Dunkeln, marschieren wir in Richtung des Riffs von Kegnaes Ende. Direkt um das Riff wird das Waten extrem schwierig. Die Algen sind so dick angespült, dass man kaum durchkommt und vorsichtig den Grund erspüren muss. Immerhin bleibt mit den leichten Blinkern kaum Tang an unseren Haken hängen. Bei meinem Bruder gehen zwei Dorsche an den Haken, einer sogar offiziell maßig, aber beide gehen zurück ins Nasse. Wiedersehen macht Freude . Mein Vertrauen ist trotzdem nicht besonders. Dank des leicht auflandigen Winds entgehen wir zwar dem Gestank der am Ufer verfaulenden Algen, doch irgendwie passt das Gefühl nicht. Ich denke mir, dass das Wasser vielleicht ziemlich durchsetzt ist mit allerlei Aromen dieser Kompostierung und lasse die beiden zurück, fische mich weiter nach links bis zum beginnenden Sandstrand. Zwar kriege ich auch hier keinen Biss, aber der Untergrund sieht gut aus, die Algen sind weg, und vor dem Strand liegt eine wunderbare Rinne.

Bald darauf wieder komplett, haben auch die anderen nichts zu erzählen. Also nochmal auf nach Kegnaes Faerge. Am Parkplatz „übergeben“ wir zunächst das Algenriff im fliegenden Wechsel an eine um die 10-köpfige Gruppe Deutscher. Schwer was los auf der Insel… Gefangen haben auch sie noch nicht.

Zu unserer Überraschung ist die Sandbank frei. Doch der Wind ist völlig eingeschlafen, Strömung ist überhaupt nicht zu verzeichnen. So bleibt es dann auch hier bei unserer mageren Bilanz. Zu guter Letzt mit dem Mute der Verzweiflung waten wir noch ein gutes Stück in das Hav. Hier zwischen den vielen Miesmuscheln und dem Seegras müssen doch an guten Tagen Fische patroullieren, doch wir machen uns für heute keine Illusionen mehr. Viel interessanter, als jetzt noch weiter zu schneidern, ist das Treiben der Mefo-Nahrung im Uferbereich. Wir sehen viele Garnelen, unzählige Kleinfische, die ich für junge Hornhechte gehalten habe (Länge um die 2cm, weiß jemand wie lang die jetzt sein müssten?) und Grundeln. So wird der Weg zurück ein bischen wie kleiner Junge spielen, wo man mit der Hand noch den Keustern im Bach nachgestellt hat.

Am Auto gilt es dann, einen Schlussstrich zu ziehen. Die monatelange Vorfreude wurde doch ein bischen enttäuscht. Drei Leute, jeden Tag um die zehn Stunden fischen und nichts wirklich passiert. Uns ist klar, dass wir nicht am Forellensee waren, doch etwas mehr Fischkontakt wäre doch schön gewesen. Wir sind uns sicher, dass die Bedingungen uns sicher nicht in die Karten gespielt haben. Der Wetterwechsel, ständig trüb und nass hat wohl nicht nur den Fischen nicht so gut gefallen. Auch uns bleibt Als darum irgendwie in trüber Erinnerung zurück und wir wünschen allen, die dort ihr Glück versuchen wollen, dass Sie ein paar schönere Tage haben. Ich freue mich schon auf den nächsten Küstentrip, der dann aber wieder woanders hingehen wird…

Petri Heil euch allen!
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Zum Zeitvertreib wechselte ich dann auch mal in den Unterwassermodus
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Das war richtig schön, als die Sonne da aufging
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Und so kam sie langsam aus'm Bett
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Mein Kumpel in Fluten, 3-4 von vorne sah echt ganz gut aus
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Mein Bruder und mein Kumpel, denken mal wieder nur ans Angeln...
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Das Ding gehörte da wohl einfach hin ;)
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Gruß Micha
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Megger
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Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von Megger »

Schöner Bericht vom "Hadern und Grübeln" und tolle Bilder. Danke dafür. :+++:
Und seid man nicht so enttäuscht, das geht alles auch noch schlechter - in jeder Hinsicht. Scheint doch, dass ihr interessante Strecken befischt und viel gesehen und auch was erlebt habt.

:wink:
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Meerforellenjäger
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Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von Meerforellenjäger »

Sehr schöner Bericht und tolle Bilder-danke-.
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Rollo
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Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von Rollo »

Hallo Micha,
danke für den toll geschriebenen Bericht und die schönen Bilder. Ich drücke die Daumen, dass es bei der nächsten Reise an die Ostsee besser klappt. :!: :+++:
Gruß, Rollo
Früher war mehr Lametta!
Harzer99
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Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von Harzer99 »

Ja auf Als kann es auf und ab gehen. Generell ist die Insel für den Erholungseffekt sicher gut geeignet, aber fischtechnisch gibt es durchaus bessere Ecken in der Ostsee.

Gruss Harzer
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OnnY
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Wohnort: ...bei Hamburch..:)

Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von OnnY »

Moin
... Schöner Bericht und schöne Foddos.....

Nicht ärgern über die Nullnummern...dat wird schon...
Hauptsache Seeluft schnuppern...
Gruss Andreas
Gruss Andreas
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Fleeesch
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Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von Fleeesch »

Dank euch, ich weiß ja, dass es alles noch schlechter geht :oops

Mir steht auf jeden Fall der Erholungseffekt im Vordergrund, alles andere ist Zugabe und ein bischen erholt habe ich mich die drei Tage auf Als (trotz des frühen Aufstehens) auf alle Fälle. Gibt es denn eurer Meinung nach in Dänemark Reviere, die sich besonders für die Herbstfischerei empfehlen?
Gruß Micha
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Jörg Bodenstein
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Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von Jörg Bodenstein »

Danke für den netten Bericht :+++:

...und bei eurem nächsten Trip bleibt dann der Traumfisch hängen ;)

Jörg
Born to fish- forced to work !
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conrad
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Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von conrad »

Schöner Bericht...klasse Fotos :+++:
und das mit den Fischen klappt mit Sicherheit beim nächsten mal....

LG Conrad
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knoesel
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Wohnort: Eckernförde

Re: Küstentour Herbst 2011

Beitrag von knoesel »

Danke für einen netten Bericht mit interessanten Fotos :+++:
:wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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