Hechtfischen mit der Fliege

Viele von uns verbringen ihre Freizeit an den schönsten Küsten Deutschlands.
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Christian :wink:

meine Aussage bzgl. der aufgegriffenen Fangmenge von "7 Meter Hecht am Tag" durch einen Angler war NICHT wörtlich gemeint (diese Zahl wäre absolut unrealistisch als rechnerischer Durchschnittsfang), als viel mehr dahingehend, dass selbst die besten Fangtage von uns Anglern keinen nennenswerten Vergleich zur Fangmenge der Netzfischerei darstellen.
Die Angler entnehmen deutlich weniger als 10% der Hechte im Vergleich zu der Netzfischerei.

Die letzten Tage sah ich nahezu keine anderen Angler. Diejenigen Angler, welche ich sah, hatten nicht einen einzigen Hecht gefangen.
Hingegen die Fischer fangen jeden Tag eine Zahl Hechte, wie ich sie selbst bei einer Gruppe von Anglern nahezu über die ganze Sasison nie sehe.

Bezüglich des eigenen Verhaltens im Kollektiv sehe ich die allermeisten Hechte entgleiten. ;)
Und das finde ich gut so, denn ebenso wie Mawill stimmt es mich sehr traurig, wenn ich (was zum Glück höchst selten vorkommt) viele tote Hechte bei einem Angler sehe.
Sehe ich so etwas, suche ich direkt vor Ort das Gespräch mit jenem Gleichgesinnten.

Streiche am besten das Wort "Peanuts", es entstand aus der Emotion heraus, soeben über 800 Barsche in 20 Minuten sterben gesehen zu haben. Selbst alle Angler zusammen konnten mir dort über die ganze Herbstsaison nicht annähernd eine solche Zahl präsentieren.
Und glücklicherweise setzen die Angler die kleinen Barsche auch reihenweise zurück. Da wird durchaus selbstreflektiert. :+++:

Ebenfalls erkenne ich bei dem einen oder anderen einheimischen Angler ein deutliches Umdenken. Anfangs wurde jenes Entgleiten, welches mir öfters passiert, zumeist sehr argwöhnisch bewertet. Dies ist vielfach nicht mehr der Fall, und ich habe viele schöne Gespräche über die Gründe geführt, welche deutlich Gehör fanden.

Gruß
Bernd
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TOBSN
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Beitrag von TOBSN »

Moin,

nach meinen Informationen ist die Zahl der Hechte in den vergangenen 10 Jahren relativ stabil geblieben. Das, obwohl sich hunderte von Anglern in den Gewässern auf und um Rügen tummeln. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass viele Angler nicht gleich viele Fänge bedeuten. Es gibt haufenweise Angler, die viel zu unprofessionell sind, um auch bei guten Bedingungen die Fangzahlen von guten Anglern vorzuweisen. Natürlich entnehmen auch die Fischer ihren Fang, aber ich denke in der Masse sind es nicht so viele, dass der Bestand ernsthaft gefährdet ist. Viel zu oft gehen auch sie leer aus.

Sich plötzlich darüber aufzuregen (weil es nun mit der Fliege auf Hecht geht), finde ich zudem etwas komisch. Wo war der große Aufschrei, als Ende der 90er Jahre die Boddengewässer und der Peenestrom von zahlreichen Anglern mit professionellen Angelguides aufgesucht wurden. Damals hat sich noch keiner über den Bestandserhalt Gedanken gemacht. Da lagen teilweise wirklich 10-12 tote Hechte im Boot (und das täglich)! Wie war das damals, als die Guidingunternehmen wie Pilze aus dem Boden schossen? Das gleiche gilt übrigens auch für Zander, die wirklich alle um die Ecke gebracht werden. Der Bestand ist auch nicht schlechter geworden, obwohl Angler, Guides und Fischer Jagd auf die Gräten machen. Die Fischerei war immer ein Bestandteil dieser Gegend und bis dato haben es weder die Angler, noch die Fischer so übertrieben, dass der Bestand ernsthaft gefährdet wurde. Ich bin sicherlich nicht dafür, dass jeder gefangene Fisch in die Kiste wandert, aber ich finde, dass man sich die Situation als Ganzes anschauen muss.

T

PS: Die Baggerarbeiten im Peenestrom haben mehr Fische umgebracht, als es Angler und Fischer je konnten!
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adasen
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Beitrag von adasen »

Ist es nicht so, das die Entnahme von Hecht und Zander in MV stückzahlmäßig reglementiert ist? Oder irre ich mich da?
Gruß
André

Ein Leben ohne Hund ist möglich...., aber sinnlos! (Frei nach Loriot)
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Tobsn :wink:
wenn ich hier mit Einheimischen spreche, die seit vielen Jahren auf Hecht angeln und/oder mit dem Netz fischen, höre ich auffallend übereinstimmend und sehr oft die Einschätzung, dass die Hechte in der Summe deutlich in der Durchschnittsgröße wie auch in der Zahl rückläufig sind.
Was die Zander betrifft, so hat man meines Wissens z.B. im Hafen von Stralsund klare Rückgänge der Fangzahlen feststellen müssen.
Selbiges trifft auf den Fang großer Barsche für viele Bereiche zu. Ein Barsch braucht natürlich auch sehr lange bis er eine gewisse Größe erreicht (verglichen mit dem Hecht).
Ich teile Deine Einschätzung, dass die Angler in der Summe heute erheblich umsichtiger mit dem Fang umgehen, als dies zu Beginn der Fall war. Auch denke ich, dass viele Fliegenfischer hier mit einem guten Beispiel vorangehen, und ebenfalls wenig Hechte entnehmen werden. :l:
Gruß
Bernd
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Fliegendose
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Beitrag von Fliegendose »

Moin

Ich gebe Bernd absolut Recht mit der Aussage, dass die Angler in den Bodden nicht viel anrichten mit ihren Entnahmen. Die Fischer mit Ihren Netzen entnehmen auf jeden Fall ein Vielfaches an Fisch!
Stellt Euch einfach mal vor wie viele Touristen jedes Jahr in dieses Gebiet strömen und in einem der Restaurants Fisch aus den Bodden essen wie Zander, Barsch, Flunder, Hecht oder Hering. Das sind zigtausende Portionen.
Wir Angler sind da das kleinste Übel!!!

Die Guides auf Rügen machen es auf jeden Fall ganz gut und lassen große Fische zurück setzen. Jedenfalls das Team Boddenangeln (Bernd auch :-) ). Sie würden sich auch selber den Job schwer machen, wenn sie Massenschlachtungen zulassen würden. Außerdem sorgen die Jungs ordentlich für Einnahmen auf Rügen, da die Gäste einiges an Geld in Unterkünfte, Restaurants, Tankstellen und für die Guides da lassen. Ohne die Angler hätten einige in der Nebensaison ganz schön zu knabbern!

Generell müsste in Deutschland Catch&Release erlaubt werden und wir hätten einen Schritt gemacht im Erhalt der Fischbestände. Umdenken kommt dann vielleicht als Folge. Was erlaubt ist kann ja nicht schlecht sein....

Gruß
Mario
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