Nachtrag Norwegen

Hier sind es vor allem die Lachsflüsse, die viel locken. Mandal, Gaula, Orkla, Namsen und viele weitere Flussläufe halten mächtige Fische bereit. Allerdings hat Norwegen mit seinen Fjorden und Küsten weitaus mehr zu bieten - schreibt darüber.
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Ned Flanders
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Nachtrag Norwegen

Beitrag von Ned Flanders »

Der Wasserstand war niedrig, die Sonne schien seit Tagen, es war warm. Aber es war der erste richtige Moment am Wasser, jetzt, Mitte Juli.

Gestern hatte der alte Kombi nach zwei Tagen Fahrt auf dem Kies vor dem ollen Holzhaus am Fluss in der Nähe Moldes abgebremst, die nächsten zwei Wochen sollten seine Räder möglichst still stehen.
Die Bedingungen hätten besser sein können, immerhin wehte ein leichter Wind über den Pool unten am Fjord - und in den nächsten zehn Tagen würde das Wetter schon irgendwann mitspielen. Es gibt schlechtere Momente im Leben.

Nach den ersten paar Stunden wich die anfängliche Aufgeregtheit, es hatte sich nichts getan und es war Zeit für die ersten Experimente aus der Fliegendose. Eine viel zu große, viel zu helle Garnelenfliege kam ans Band, an das 0.25er Vorfach.
Die Lachse, die hier gefangen werden, sind in der Regel Grilse. Frische Fische, mit Seeläusen behaftet, silbern, wild - und klein. Ein bis zwei Kilogramm schwer, Fische darüber sind als gut anzusehen, die seltenen Fische ab vier Kilo aufwärts gelten als sehr gut. Jetzt zumindest, zwei Wochen vor Ende der Saison.
Zum Auftakt sind die Fische hier etwas schwerer, 2010, hieß es später, soll der Start gut gewesen sein. Dafür war 2009 wohl einhellig von vorne bis hinten ein Katastrophenjahr.

Dinge, die zu dem Zeitpunkt unbekannt waren, es war hell und warm und die Fliege zu groß und dann biss ein Fisch. Ein, zwei kurze Fluchten signalisierten einen akzeptablen Fisch, als die Flugschnur auf der Rolle war und der Kontakt richtig wurde, kam ein erstes Stutzen: Für eine Meerforelle des hiesigen Stammes war der Fisch etwas zu groß, ein Lachs würde die Sache aber anders angehen.
Die Flanke versprach, was kurz darauf der Kescher hielt: Eine Regenbogenforelle. Nicht irgendeine, es war eine schulbuchmäßige Definition eines Farmfisches. Fett und rund und zwischen 1,5 und zwei Kilo schwer, ein kleiner Kopf und ein abgefeilter Rest von Stummelschwanz. Enttäuschung.

Der Fisch bekam den harten Schlag auf den Kopf, kurz pulsierte noch dunkles Blut aus der Schnittwunde am Herzen. Es war ein Rogner, voll und schwer. Er kam auf einen gut sichtbaren Platz direkt am Wasser, kurz darauf kam eine große Möwe und fing an, Stücke aus dem Bauchfleisch zu hacken. Kleinere Möwen hielten einen Sicherheitsabstand, schielten aber gierig hinüber und warteten auf ihre Chance.
Man mag es für verwerflich halten, einen Fisch zum Fraß vorzuwerfen. Doch so ein Tier findet Partner und damit den Weg in den Genpool des kleinen Flusses. Und etwas zu essen, dessen Nachkommen man nie sehen will, weil man sie widerlich findet - das will ich nicht. Auch wenn ich so etwas nicht gerne mache.
Die Möwen kreischten, an diesem Tag biss nichts mehr. Es waren aber einige Fische im Pool, die sich zeigten. Irgendwann kam die Flut und damit der Feierabend. Die Garnelenfliege kam hier nicht mehr zum Einsatz.

Das Wasser sank weiter in den nächsten beiden Tagen, doch es würde bald Regen kommen. Kurz davor kam der erste Lachs, einer von 55 cm - aber so sind sie hier und an der 6er Rute ein feiner Sport. Dann Regen, drei Tage lang, ein Traum für Fischer, ein Albtraum für die Familie
Zu dritt sollten es in neun Tagen Fischen neun Grilse geben. Zwischen einem und 2,5 Kilogramm. Mehrheitlich mit kleinen schwarzen oder braunen Tubenfliegen gefangen. Die waren in diesem Jahr unter den lokalen Spezialisten der heiße Scheiß. (Was nichts heißen muss, vor 20 Jahren war das hier die Blue Charme, vor zehn Jahren Suppa Puppas.) Vor dem Regen fischten wir mit kleinen schwarzen Singles, silberner Körper, braune Haarhechel.
Gerade in den letzten Tagen der Saison kamen viele Fischer. Verständlich, aber das hatte dann wieder etwas von Puff. In dem wir mitmischten.
So wie die erste Regenbogenforelle. Wir fingen noch zwei ihrer Brüder.

Der Rückweg dann über Oslo nach Kopenhagen, drei Tage Stop auf Fünen. Nur noch ein bisschen gefischt, ich hatte nen "Wurfarm". Aber auch wieder wunderschön.

Ned :wink:

Zwei Sachen noch:
Schade, dass der Karsten nicht mehr dabei ist! Danke dir für den Tip mit den Seelachsen. Wir haben zwar keine gefangen, aber die Ecke ist'n Knaller und mit zwei Neffen von 9 und 11 sowieso.

Und: Stellt euch vor, ihr hättet Ende September noch eine Woche frei und die Idee eines Dates mit einer Meerforelle oder einem Lachs. Wo wäre das Date?
Ich möchte nochmal dasselbe wie er sagen - aber etwas umständlicher.
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Danke Ned für deinen schön und ausführlich geschriebenen Bericht über Deine Tour nach Norwegen. Schön zu lesen, auch wenn keine Bilder dabei sind. ;)

Thomas
:wink:
zum fischen geboren, und nicht mehr zur Arbeit gezwungen ;)
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Hansen fight
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Beitrag von Hansen fight »

Moin Ned
Netter Bericht . Danke :+++:
Wo warst Du in Norwegen ? Wie heisst der Fluss ?
Das ist doch mal ne Chance Lachs auf einer Einhand zu fangen.
Gruß Christoph
Zuletzt geändert von Hansen fight am 15.08.2010, 07:50, insgesamt 3-mal geändert.
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mefoandy
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Beitrag von mefoandy »

Hallo Ned,

Danke für den schönen Tourenbericht.

Schade das es mit den Seelachsen nicht mehr geklappt hat.
Eigentlich gibts die doch an jeder Ecke ;)

tl Andy
Achtet die Kreatur !
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Ned Flanders
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Was für ein Gefrickel

Beitrag von Ned Flanders »

wenn man von seinem Handy Bilder auf seinen PC laden will.

Wie auch immer, es ist geschafft, hier also noch ein paar Handyimpressionen.

Jetzt haben sie die falsche Reihenfolge, aber geschenkt...

Ned :wink:
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Ein wenig später, immer noch früh
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Ende einer Nachtschicht
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Im Fluss
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Der Erste
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winny
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Moin !

Beitrag von winny »

Na geht doch :+++: Schöne Bilder :wink:
Gruß winny nur Der Köder im Wasser fängt
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daniel
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Beitrag von daniel »

Besten Dank für deine Urlaubsimpressionen! :+++:
tight lines!

Daniel
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