Mal ernsthaft Fliegenfischen: Eine Woche im tiefsten Bayern
- Achim Stahl
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- Registriert: 19.07.2006, 13:23
- Wohnort: Kiel, ganz dicht am Fisch!
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Mal ernsthaft Fliegenfischen: Eine Woche im tiefsten Bayern
Moin,
wer außergewöhnlich hart arbeitet, muß sich auch mal eine Woche Urlaub gönnen. Deshalb habe ich mir ein paar Tage frei genommen, um meine alte Heimat zu besuchen, mich dort mit Freunden zu treffen und es mir drilltechnisch richtig schmutzig zu geben.
Erster Tag: Sichtfischen auf den "Golden Bonefish" (auch "Fisch der tausend Biere" gennnt)
Statt mich langsam zu steigern, ging es gleich in die Vollen: Mein Lieblins-Karpfengewässer lag eben als erstes auf dem Weg. Zusammen mit meinem ehemaligen Kollegen Flo machte ich mich auf die Suche nach gründelnden Flußkarpfen. Bald waren die ersten Fische gefunden. Zunächst zeigten sich die Kapfen nicht sehr kooperativ und verweigerten alle unsere angebotenen Fliegen. Dann schlürfte der erste Fisch Flo's Streamer ein. Leider fasste der Hake nicht. Kurzes Fluchen auf bayrisch und weiter geht's. Der nächste Fisch ist ausgemacht, und ich lasse ihm meine fette fluschige Nymphe vors Maul treiben. Eimal kräftig angesaugt, und sie ist im Karpfenmaul verschwunden. Anhieb und ab geht die Post! Die sechser Rute biegt sich bis in den Korkgriff und die Bremse kreischt auf. Nach einem harten heftigen Drill kann ich den Fisch landen.
Nachdem der Anfang gemacht ist, geht es voran. Die Fische werden im Lauf des Tages immer aktiver und nehmen bereitwillig unsere Fliegen. Besonders in der Strömung stellen die Karpfen unser Material auf eine harte Probe. Aber 22er Fluorcarbon hält, und auch eine leichte sechser Rute kann man getrost richtig krumm machen. Im Lauf des Tages fingen wir etliche Fische über fünf Kilo, wobei ein fetter Achtkilofisch den krönenden Abschluß machte.
Zweiter Tag: Bayrische Steelheads vor den Toren von München.
Am zweiten Tag hatte ich das Privileg, eine Gastkarte für mein ehemaliges Vereinsgewässer zu bekommen. Schon vorher wurde mir angekündigt, dass sich dort sehr starke Regenbogenforellen befinden sollten. Ich traf mich am Wasser mit meinem Freund Alois, der mir ganz aufgeregt erzählte, dass er gerade einen guten Fisch mit der Trockenfliege gelandet hatte. Kurz darauf verlor er einen fünfziger Fisch an der Nymphe. Er zuckte nur mit der Schulter und meinte: "War nur ein Kleiner!" Was er damit meinte wurde mir klar als ich die ersten beiden Fische an einem Wehreinlauf auf den Streamer bekam. Jedes Mal dachte ich zunächst an einen kleinen Huchen. Die harten schnellen Fluchten und wilden Sprünge zeigten aber immer schnell, dass es sich um feiste Regenbogenforellen über zwei Kilos handelte.
In den ruhigeren Passagen der Isar war ein brauner Jellewurm unschlagbar. Die Fische stiegen beinhart ein und lieferten die Drills, die ich mir am Mandal öfters mal gewünschscht hätte. Nur, dass ich dieses Mal mit einer sechser Einhandrute unterwegs war.
Dritter Tag: Am Zwingsee, Edelpuff in den Bergen
Am dritten Tag war ich mit meinem Freund Bernd am Zwingsee verabredet. Der glasklare Bergsee wird ein Mal im Jahr sehr gut mit Forellen, Karpfen, Schleien etc. besetzt. Durch das klare Wasser ist die Fischerei allerdings nicht immer einfach. Besonders effektiv waren kleine schwarze Trockenfliegen. Besonders die Regenbogenforellen lieferten heftige Fluchten, mehrfach bis ins Backing. Neben etlichen Regenbogenforellen konnten wir auch ein paar Schleien auf Nymphen verhaften. Die stattlichen Karpfen und Grasfische verweigerten sich leider standhaft.
Vierter Tag: Am Förchensee
Der Förchensee ist einer der schönsten kleinen Bergseen, die ich kenne. Das Wasser ist so klar, dass man sich in der Tiefe fast immer verschätzt (Bernd wollte aus dem Boot aussteigen und stand bis über die Oberkante des Watstiefels im See),und man kann überall die Forellen und Saiblinge herumschwimmen sehen. Am Morgen konnten wir etliche Regenbogenforellen, Bachsaiblinge und ein paar Bachforellen mit tief geführen Woolly Buggers überzeugen. Später stiegen die Fische auch auf Trockenfliegen.
Die Fischerei am Förchensee ist übrigens sehr preisgünstig: Die Übernachtung im Hotel mit einem ausgiebigen Frühstük kostet 25 € und die Tageskarte für Hausgäste nur 10,- €. Ein Boot kann auch mitbenutzt werden.
Fünfter Tag: Beim Heger (Deutsche Traun)
Meine münchner Freunde hatten mir zum Geburtstag eine Tageskarte für die Deutsche Traun geschenkt. Also brachen wir gemeinsam dorthin auf. In der Nacht zuvor hatte es heftig geregnet, und das Wasser war etwas angetrübt. Das machte die Sichtfischerei etwas schwerer, ließ aber auch gerade die großen Fische unvorsichtiger werden. Große Steinfliegennymphen mit wackelnden Gummibeinchen entpuppten sich als wahre Großfischmagneten. Ich verlor eine gewaltige Regenbogenforelle, die mir nach fünfminütigem beinharten Drill in der scharfen Strömung ausschlitzte, Flo wurde von einem Fisch "gespoolt", das heißt, der Fisch zog ihm die Schnur und das Backing bis zum Spulenknoten von der Rolle, bevor er ausschlitzte. Etliche Fische zwischen vierzig und sechzig Zentimeter konnten wir aber landen. Leider hielten sich die Forellen bei dem schlechten Wetter mit dem Steigen sehr zurück, so dass mit der Trockenfliege nur wenig ging.
Sechster Tag: An der Mangfall
Auch an diesem Tag meinte es das Wetter nicht wirklich gut. Es war recht kühl und regnerisch. Die Mangfall war ziemlich angetrübt und verlangte nach dicken Streamern. Auch damit mussten wir die Forellen lange suchen. Aus den tiefen Gumpen und Rinnen konnten wir ein paar Bach- und Regenbogenforellen bis vierzig Zentimetern landen. Dann zeigte sich noch ein großer Döbel an der Oberfläche, der meiner orangen Lachseifliege nicht widerstehen konnte.
Siebter Tag: An der Deutschen Traun (Vereisstrecke Angelverein Traunstein)
Am letzten Tag habe ich mit Bernd dessen Vereinsstrecke unterhalb Traunsteins befischt. Das Wetter klarte allmählich wieder auf, und man konnte vereinzelt Fische in den Rinnen und Gumpen stehen sehen. Allerdings waren sie nicht zum Steigen zu bewegen. Dennoch konnten wir ein paar Bach- und Regenbogenforellen auf Streamer verhaften. An den großen Barben, die wir immer wieder grüppchenweise antrafen bissen wir uns allerdings die Zähne aus.
Für mich war das eine phantastische Angelwoche in Bayern. Auch wenn das Wetter nicht immer mitmachte, übertraf die Fischerei dennoch alle meine Erwartungen. Die meisten Fische waren in einer ausgezeichneten Kondition, sahen gesund aus und hatten unversehrte Flossen. Daneben schmeckten das bayrische Bier und die bayrische Küche auch wieder ganz ausgezeichnet und überzeugten mit ausgesprochen günstigen Preisen.
So, und jetzt noch ein paar Bilder. Ich bekomme noch mehr, die gibt's dann später.
Viele Grüße!
Achim
wer außergewöhnlich hart arbeitet, muß sich auch mal eine Woche Urlaub gönnen. Deshalb habe ich mir ein paar Tage frei genommen, um meine alte Heimat zu besuchen, mich dort mit Freunden zu treffen und es mir drilltechnisch richtig schmutzig zu geben.
Erster Tag: Sichtfischen auf den "Golden Bonefish" (auch "Fisch der tausend Biere" gennnt)
Statt mich langsam zu steigern, ging es gleich in die Vollen: Mein Lieblins-Karpfengewässer lag eben als erstes auf dem Weg. Zusammen mit meinem ehemaligen Kollegen Flo machte ich mich auf die Suche nach gründelnden Flußkarpfen. Bald waren die ersten Fische gefunden. Zunächst zeigten sich die Kapfen nicht sehr kooperativ und verweigerten alle unsere angebotenen Fliegen. Dann schlürfte der erste Fisch Flo's Streamer ein. Leider fasste der Hake nicht. Kurzes Fluchen auf bayrisch und weiter geht's. Der nächste Fisch ist ausgemacht, und ich lasse ihm meine fette fluschige Nymphe vors Maul treiben. Eimal kräftig angesaugt, und sie ist im Karpfenmaul verschwunden. Anhieb und ab geht die Post! Die sechser Rute biegt sich bis in den Korkgriff und die Bremse kreischt auf. Nach einem harten heftigen Drill kann ich den Fisch landen.
Nachdem der Anfang gemacht ist, geht es voran. Die Fische werden im Lauf des Tages immer aktiver und nehmen bereitwillig unsere Fliegen. Besonders in der Strömung stellen die Karpfen unser Material auf eine harte Probe. Aber 22er Fluorcarbon hält, und auch eine leichte sechser Rute kann man getrost richtig krumm machen. Im Lauf des Tages fingen wir etliche Fische über fünf Kilo, wobei ein fetter Achtkilofisch den krönenden Abschluß machte.
Zweiter Tag: Bayrische Steelheads vor den Toren von München.
Am zweiten Tag hatte ich das Privileg, eine Gastkarte für mein ehemaliges Vereinsgewässer zu bekommen. Schon vorher wurde mir angekündigt, dass sich dort sehr starke Regenbogenforellen befinden sollten. Ich traf mich am Wasser mit meinem Freund Alois, der mir ganz aufgeregt erzählte, dass er gerade einen guten Fisch mit der Trockenfliege gelandet hatte. Kurz darauf verlor er einen fünfziger Fisch an der Nymphe. Er zuckte nur mit der Schulter und meinte: "War nur ein Kleiner!" Was er damit meinte wurde mir klar als ich die ersten beiden Fische an einem Wehreinlauf auf den Streamer bekam. Jedes Mal dachte ich zunächst an einen kleinen Huchen. Die harten schnellen Fluchten und wilden Sprünge zeigten aber immer schnell, dass es sich um feiste Regenbogenforellen über zwei Kilos handelte.
In den ruhigeren Passagen der Isar war ein brauner Jellewurm unschlagbar. Die Fische stiegen beinhart ein und lieferten die Drills, die ich mir am Mandal öfters mal gewünschscht hätte. Nur, dass ich dieses Mal mit einer sechser Einhandrute unterwegs war.
Dritter Tag: Am Zwingsee, Edelpuff in den Bergen
Am dritten Tag war ich mit meinem Freund Bernd am Zwingsee verabredet. Der glasklare Bergsee wird ein Mal im Jahr sehr gut mit Forellen, Karpfen, Schleien etc. besetzt. Durch das klare Wasser ist die Fischerei allerdings nicht immer einfach. Besonders effektiv waren kleine schwarze Trockenfliegen. Besonders die Regenbogenforellen lieferten heftige Fluchten, mehrfach bis ins Backing. Neben etlichen Regenbogenforellen konnten wir auch ein paar Schleien auf Nymphen verhaften. Die stattlichen Karpfen und Grasfische verweigerten sich leider standhaft.
Vierter Tag: Am Förchensee
Der Förchensee ist einer der schönsten kleinen Bergseen, die ich kenne. Das Wasser ist so klar, dass man sich in der Tiefe fast immer verschätzt (Bernd wollte aus dem Boot aussteigen und stand bis über die Oberkante des Watstiefels im See),und man kann überall die Forellen und Saiblinge herumschwimmen sehen. Am Morgen konnten wir etliche Regenbogenforellen, Bachsaiblinge und ein paar Bachforellen mit tief geführen Woolly Buggers überzeugen. Später stiegen die Fische auch auf Trockenfliegen.
Die Fischerei am Förchensee ist übrigens sehr preisgünstig: Die Übernachtung im Hotel mit einem ausgiebigen Frühstük kostet 25 € und die Tageskarte für Hausgäste nur 10,- €. Ein Boot kann auch mitbenutzt werden.
Fünfter Tag: Beim Heger (Deutsche Traun)
Meine münchner Freunde hatten mir zum Geburtstag eine Tageskarte für die Deutsche Traun geschenkt. Also brachen wir gemeinsam dorthin auf. In der Nacht zuvor hatte es heftig geregnet, und das Wasser war etwas angetrübt. Das machte die Sichtfischerei etwas schwerer, ließ aber auch gerade die großen Fische unvorsichtiger werden. Große Steinfliegennymphen mit wackelnden Gummibeinchen entpuppten sich als wahre Großfischmagneten. Ich verlor eine gewaltige Regenbogenforelle, die mir nach fünfminütigem beinharten Drill in der scharfen Strömung ausschlitzte, Flo wurde von einem Fisch "gespoolt", das heißt, der Fisch zog ihm die Schnur und das Backing bis zum Spulenknoten von der Rolle, bevor er ausschlitzte. Etliche Fische zwischen vierzig und sechzig Zentimeter konnten wir aber landen. Leider hielten sich die Forellen bei dem schlechten Wetter mit dem Steigen sehr zurück, so dass mit der Trockenfliege nur wenig ging.
Sechster Tag: An der Mangfall
Auch an diesem Tag meinte es das Wetter nicht wirklich gut. Es war recht kühl und regnerisch. Die Mangfall war ziemlich angetrübt und verlangte nach dicken Streamern. Auch damit mussten wir die Forellen lange suchen. Aus den tiefen Gumpen und Rinnen konnten wir ein paar Bach- und Regenbogenforellen bis vierzig Zentimetern landen. Dann zeigte sich noch ein großer Döbel an der Oberfläche, der meiner orangen Lachseifliege nicht widerstehen konnte.
Siebter Tag: An der Deutschen Traun (Vereisstrecke Angelverein Traunstein)
Am letzten Tag habe ich mit Bernd dessen Vereinsstrecke unterhalb Traunsteins befischt. Das Wetter klarte allmählich wieder auf, und man konnte vereinzelt Fische in den Rinnen und Gumpen stehen sehen. Allerdings waren sie nicht zum Steigen zu bewegen. Dennoch konnten wir ein paar Bach- und Regenbogenforellen auf Streamer verhaften. An den großen Barben, die wir immer wieder grüppchenweise antrafen bissen wir uns allerdings die Zähne aus.
Für mich war das eine phantastische Angelwoche in Bayern. Auch wenn das Wetter nicht immer mitmachte, übertraf die Fischerei dennoch alle meine Erwartungen. Die meisten Fische waren in einer ausgezeichneten Kondition, sahen gesund aus und hatten unversehrte Flossen. Daneben schmeckten das bayrische Bier und die bayrische Küche auch wieder ganz ausgezeichnet und überzeugten mit ausgesprochen günstigen Preisen.
So, und jetzt noch ein paar Bilder. Ich bekomme noch mehr, die gibt's dann später.
Viele Grüße!
Achim
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Klasse Urlaub
Super Achim!
Schöne Gegend, tolle Fische (beneidenswerte Vielfalt), gute Fotos!
Die Binnenlandfischerei hat auch was, muss ich sagen.
Die Aktion der Rute (6er) finde ich persönlich bedenklich. Ich wär ja innerlich ganz schön zusammengezuckt (und hätte mal schnell von da an mindestens (!) die 7er genommen).
Gruß von Hanne
Schöne Gegend, tolle Fische (beneidenswerte Vielfalt), gute Fotos!
Die Binnenlandfischerei hat auch was, muss ich sagen.
Die Aktion der Rute (6er) finde ich persönlich bedenklich. Ich wär ja innerlich ganz schön zusammengezuckt (und hätte mal schnell von da an mindestens (!) die 7er genommen).
Gruß von Hanne
Tight Lines
Hanne
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Hi Achim,
da hast Du Dir ein schönes Geburtstagsgeschenk und uns Etliches schmackhaft gemacht (6er Rute, Fischen auf Sicht und Karpfen, täglich ein anderes Gewässer, Weißwurst und Paulaner und ...).
Mehr Bilder? Das wäre fein.
da hast Du Dir ein schönes Geburtstagsgeschenk und uns Etliches schmackhaft gemacht (6er Rute, Fischen auf Sicht und Karpfen, täglich ein anderes Gewässer, Weißwurst und Paulaner und ...).
Mehr Bilder? Das wäre fein.
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Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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