Catch und Release Verbot in Norwegen

Was sagt eigentlich das Gesetz?
Etwas hat sich angeblich oder tatsächlich geändert?
Fragt nach, berichtet und diskutiert hier über solche Änderungen!
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Bernd Ziesche
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Catch und Release Verbot in Norwegen

Beitrag von Bernd Ziesche »

Wie seht ihr ein solches Verbot z.B. im Zusammenhang mit einer Mitnahmebegrenzung von einem Lachs in der Woche (oder am Tag) ?

Ich persönlich finde es schlicht inakzeptabel, viel Geld in eine Lachsfischerei zu investieren, um dann wegen erfüllter Mitnahmebegrenzung nach einer Stunde des Fischens, Pilze sammeln zu gehen.

Für mich vollkommen unverständlich wie man eine deutliche Fangbegrenzung aus der akuten Notwendigkeit heraus erlassen kann und gleichzeitig das Untersagen von Catch und Release plant.

Wie ist Eure Meinung zum Thema ?

Beste Grüße
Bernd
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Müller
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Beitrag von Müller »

vielleicht haben die schlichtweg keinen bock mehr auf leute, die ihre 15 kilo fisch am ersten tag fangen, und den gesamten resturlaub nur die viecher aus der tiefe pumpen, um sie anschließend als möwenfutter wieder zu releasen.
für den lachs gilt wohl das gleiche. und mit dem argument, das die ja damit den tourismus kaputt machen, kann man einer stinkreichen fischerei - und bodenschatznation m.e nicht kommen.
wer babyrobben kloppt, der fi..t auch kinder!!!
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Müller :wink: .
Immerhin haben sie ja bereits interveniert und das Problem in den Handlunsspielraum der Kommunen abgetreten - nachdem es Proteste aus dem eigenen Land hagelte.

Wenn ein Freilassen gefangener Fische grundsätzlich verboten ist, bedeutet dies fürs Äschenfischen oder Pollackfischen den Tod.
Entweder für zahlreiche Fische, oder für den umsichtigen Angler, der nach einer viertel Stunde seine Mahlzeit für mehrere Tage zusammen hat :p und die Entnahme (also sein Angeln) stoppt.

Gut durchdacht erscheint mir solch Lösung nicht. Auch nicht aus Sicht des Fisches. Denn manch Fisch lebt durch die Motivation der Angler, den Bestand zu sichern / zu stützen.

Ich denke, wenn die Nachfrage nach einem Gewässer nicht groß genug ist, lassen sich Pachten nicht erwirtschaften und letztlich bleibt fraglich, wer dann zuletzt noch genug Interesse an der Hege und Pflege eines Gewässers hat. Die Angler spielen da ja doch manch wesentliche Rolle - aber eben auch aus einem gewissen Eigennutzen heraus.

Gruss
Bernd
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Ostsee-Silber

Re: Catch und Release Verbot in Norwegen

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Bernd, finde ich prima, dass Du dieses Thema ansprichst!
Bernd Ziesche hat geschrieben:Für mich vollkommen unverständlich wie man eine deutliche Fangbegrenzung aus der akuten Notwendigkeit heraus erlassen kann und gleichzeitig das Untersagen von Catch und Release plant.
Ich habe die beiden Zitate Deiner Worte mal umgedreht, um auf den Punkt zu kommen.

Bei obigem Zitat verstehe ich ebenfalls nicht, wo der Sinn steckt. Und ich dachte, da wird nur in Richtung Lachs geplant.

Eine solche Regelung wiederspricht jedenfalls deutlich meiner Einstellung und ich lasse mich nicht von irgendwelchen Erlassen zwingen, einen meiner Ansicht nach der Entnahme ungeeigneten Fisch zu töten.
Bernd Ziesche hat geschrieben:Ich persönlich finde es schlicht inakzeptabel, viel Geld in eine Lachsfischerei zu investieren, um dann wegen erfüllter Mitnahmebegrenzung nach einer Stunde des Fischens, Pilze sammeln zu gehen.
Womit wir bei den möglichen Konsequenzen wären. Werden die Angler ausbleiben?

Jedenfalls war dieses Thema heute unser Gesprächsstoff beim Mittagessen und unser persönliches Fazit ist klar: wir werden im nächsten Jahr wieder nach Norwegen fahren.

Ein paar Pollacks und Seelachse fangen, vielleicht einen Lachs, eventuell ein paar Forellen im Fjord und ein paar Forellen und Saiblinge in Fluss und See. Es gibt dort einfach zu viele schöne Eindrücke zu erleben und wir werden entscheiden, ob und wann wir töten.
Karstein

Re: Catch und Release Verbot in Norwegen

Beitrag von Karstein »

Ostsee-Silber hat geschrieben: wir werden im nächsten Jahr wieder nach Norwegen fahren.
Ach wie?? Habt ihr etwa schon was im Focus? :grin:

@ Bernd: nach den neuesten Regulatorien in Canada und auch Irland (dort seit 2001) für das Lachsangeln ist zumindest die Alarmglocke an. Inwieweit solche Regelungen nun sinnvoll sind, vermag ich nicht zu deuten - aber wie es ein Kenner der Szene im Winter uns gegenüber ausdrückte: fangt euren Lachs die nächsten 10 Jahre, danach wird es ganz düster ausschauen...
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meyfisch
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wenn ich ehrlich bin....

Beitrag von meyfisch »

dann finde ich es vollkommen okay, catch und release bei fischen, die das mindestmaß überschreiten zu verbieten.

welche konsequenzen das für den angelturismus in norwegen hat, warten wir es ab.

gr

mf
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Aukieker
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Beitrag von Aukieker »

Hmmh..

...vielleicht wollen die einfach nur unter sich sein...ich glaub nämlich nicht, daß die Norweger sich an Ihre eigenen Beschränkungen halten werden/können/wollen.

Dann eben woanders.

LG
Rolf
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Ahoi :wink:
Passend zum Thema fällt mir die Fischerei an der norwegischen Glomma ein. Jahrelang herrschte dort ein so hoher Befischungsdruck mit ebenfalls hoher Entnahme, dass der Bestand an Bachforellen stark reduziert war. Der Bestand an Äschen sank in der Durchschnittsgröße der Äschen teils bis auf ca. 25cm ab.
Vor 4 Jahren wurde auf einer Teilstrecke weiter oben ein Catch & Release Projekt gestartet. Es wurden zwei Tageskarten angeboten. Die eine mit einer zulässigen Entnahme von einem Fisch und die andere mit einer zulässigen Entnahme von 3 Fischen.
Resultat: Die etwas preisgünstigere Tageskarte mit Entnahmezulassung von einem Fisch wurde dermassen deutlich gut angenommen, dass es sie dies Jahr ausschliesslich gab.
Der Bestand an Bachforellen hat sich binnen der wenigen Jahre deutlich verbessert und die Durchschnittsgröße der Äschen stieg bis knapp unter 40cm an. Das ganze Projekt stiess nicht nur bei den Anglern, sondern auch bei vielen heimischen Bewohnern auf sehr positive Anerkennung.
Auf mich hat dies Projekt einen Beispielcharakter für einen sinnvollen Umgang mit dem Fischbestand und letztlich mit der Natur.

Ein Catch & Release Verbot würde so ein Projekt zerstören. Man müsste die Entnahmebegrenzung aufheben, oder die Angler würden sicherlich ausbleiben.

Ich denke auch, da wird uns Anglern die Zukunft noch manch gemeinschaftliche Initiative abfordern. Umso wichtiger, dass wir in aller erster Linie zusammenhalten!

@Aukieker: Die norwegischen Angler wollen nicht unter sich sein. Solche Regelungen / Gesetze stammen dort ebenso wenig wie auch hier bei uns von Anglern ... ;)

@all: So oft wie ich hier die geschilderte Freude über eine zurückgesetzte Meerforelle lese, da müssten bei vielen die Alarmglocken angehen. Man stelle sich die Fischerei im Frühjahr in Südschweden vor, wenn man die abgelaichten Meerforellen nicht mehr zurück setzen dürfte.

Und die nächste Konsequenz ist doch dann ein komplettes Angelverbot während der Schonzeiten.

:wink:
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cojote
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Beitrag von cojote »

In meinen Augen ist ein solches Verbot ein Paradoxon angesichts der rückläufigen Fangzahlen in den Norwegischen Lachsflüssen und dem steigenden Wirtschaftsfaktor Angeltourismus.

Woher stammt denn diese Forderung, wer beschliesst darüber und weisst Du vielleicht wann darüber entschieden wird :q:

Meiner Meinung nach muss ein verantwortungsvoller Fischer selber entscheiden dürfen, ob er einen Fisch zurücksetzt.

LG
Cojote :wink:
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Gast

Beitrag von Gast »

Bernd Ziesche hat geschrieben: da müssten bei vielen die Alarmglocken angehen. Man stelle sich die Fischerei im Frühjahr in Südschweden vor, wenn man die abgelaichten Meerforellen nicht mehr zurück setzen dürfte.
Und man stelle sich erst einmal den Alarm in Südschweden vor,wenn die Fleischmacher jeden Kelt in die Freiheit setzen müssen,statt ihnen zu tausenden den Kopf einzuschlagen. ;) :grin:

Ein nicht ganz ungeiler Gedanke. :l:

Gruß,Heiko. :wink:
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

:wink:
Letztlich steckt hinter dem ganzen Entwicklungsprozess die Frage, ob Fische Schmerzen empfinden oder nicht.
Die Antwort darauf liegt immer in der Definition von dem, was genau als Schmerzempfinden definiert wird.
Es gibt sowohl wissenschaftliche Untersuchungen, die ein vorhandenes Schmerzempfinden bei Fischen zum Ergebnis haben, wie auch welche, die ein gegenteiliges Resultat zum Ergebnis haben.
Solche Untersuchungsergebnisse markieren immer wieder einen deutlichen Teil der Grundlage für die ethische Diskussion, ob Catch und Release dem Tier unnötigen Schaden zufügt.
In Norwegen war das Angeln seit jeher als ein stark respektierter Weg der "Nahrungsbeschaffung" angesehen. Und diese Sichtweise hat dort sehr tiefe Wurzeln.
Unter dem Aspekt, dass Fische Schmerzen empfinden, wirft insbesondere reines Catch und Release nachvollziehbar einige berechtigte Fragen auf.
Es gibt in Norwegen eine entsprechende Kommission mit durchaus ethischer Ausrichtung, welche sich deutlich gegen Catch und Release aussprach. Wie sich diese Kommsission exakt zusammensetzt und welch Entscheidungen sie genau treffen darf, weiss ich leider auch nicht im Detail. Zumindest aber wurde Catch und Release meines Wissens bereits verboten. Aufgrund erheblicher Proteste wurde die Umsetzung - soweit mir bekannt, jetzt zunächst auf die einzelnen Kommunen abgewälzt, wobei denen auch ein gewisser Handlungsspielraum zugestanden wurde.
Was daraus wird, bleibt also abzuwarten.
Kurzfristig sieht es nach einer Entwarnung aus, langfristig ist diese Diskussion mit allen Folgen sicherlich längst noch nicht am Ende.

Und das trifft längst nicht nur auf Norwegen zu.

Gruss
Bernd
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Gast

Beitrag von Gast »

Nein, letztendlich läuft es nicht auf die Schmerz ja oder nein -Frage hinaus, sondern auf die Frage, ob die Angelfischerei noch legitim ist, wenn der rudimentäre Zweck der Fischerei, nämlich der Nahrungswerwerb durch die eigene Hand abhanden gekommen ist.
Diese ganze Catch&Release Debatte hat mich schon zu Karpfenanglerzeiten abgeschreckt --> denn sie führt zu nichts sondern schührt nur noch mehr die Aufmerksamkeit von PETA und co. Ja, wir reden über Norwegens Richtliniern,aber sie fallen auf Deutschland zurück. Das hat bei einem norddeutschen Karpfenagler bereits dazu geführt, vor Gericht zu stehen (wer die mediale Berichterstattung seinerzeit verfolgt hat, weiß, wer damit gemeint ist).
Es geht ja nicht nut um Schmerzempfinden sondern über etwas Übergeordneteres:
Angler handeln gegen den Willen des Fisches - Fakt. Angler, die ihren Fisch für den Teller zusammenhaben, und weiterfischen (C&R), nehmen in Kauf, sich ihr eigenes Erlebnis und Naturvergnügen auf Kosten von Kreaturen zu holen - auch Fakt (auch mein eigener). Soll heißen, man soll sich da nicht in die eigene Tasche lügen und die Angelfischerei aus ethischer Sicht zu verharmlosen. Ich persönlich finde es nur verständlich, wenn aus einer ethischen Fraktion heraus die Forderung aufgestellt wird, die Fischerei wieder in ihre alte Bestimmung zurückzuführen. Aspekte der Bestandschonung sollten da allerdings kein Argument sein.
Das impliziert selbstverständlich nicht die hegerischen Apsekte, die zweifelsohne durch ein C&R Verbot auf die Probe gestellt werden. Aber das wurde in dieser Runde ja schon angesprochen.
Ich für meinen Teil werde es weiter so handhaben wie bisher:
Wo kein Kläger, da kein Richter.

Mfg, einer derjenigen die nicht nur für die Pfanne fischen.[/quote]
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han hugo
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Beitrag von han hugo »

ja, da wurde mal wieder sehr schnell aus der hüfte geschossen, was das zurückziehen des c&r-verbots bzw. weitergabe an die kommunen nur unterstreicht. die gesetze werden von leuten (politikern) entschieden, die nicht unbedingt gut beraten sind, nicht in der materie stecken, als lobbyisten auftreten.

fangbegrenzung mit c&r-verbot ist für mich nachvollziehbar, doch wird es mich davon abhalten eine angeltour nach norwegen zu machen. den weiten weg kann man sich sparen, das haben wir hier in deutschland doch auch (bin kein schlächter der kein mass halten kann).

eine anpassung der preise für die angelerlaubnis wäre ein unbedingtes muß für mich an die geänderte situation.

ohne reglementierung geht es ohnehin nicht; ob das die schwarzen scharfe unter den anglern abhalten wird "fleisch zu machen" ist äußerst fraglich. nur der apell an die vernunft des anglers nachhaltig zu handeln, wird wohl vom gro der angler mißachtet werden.

sollen die norweger es ausprobieren. ob danach der angeltourismus einbrechen wird, wird sich zeigen. wir sind frei in der entscheidung wo wir angeln wollen und müssen uns den gegebenheiten vor ort anpassen.
wer fängt hat recht!
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Müller
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Beitrag von Müller »

ohne reglementierung geht es ohnehin nicht; ob das die schwarzen scharfe unter den anglern abhalten wird "fleisch zu machen" ist äußerst fraglich
das ist die knackwurst. solche regelungen vermiesen lediglich denjenigen das fischen, die auch ohne solch gesetze vernünftig handeln. die leute, denen sowieso alles egal ist (und wegen denen solch kram erst zustande kommt), schlachten und plündern sowieso ungestraft weiter.

wenn waffen illegal wären, hätten nur kriminelle welche :s+3:
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Roksan
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Beitrag von Roksan »

Müller hat geschrieben:
das ist die knackwurst. solche regelungen vermiesen lediglich denjenigen das fischen, die auch ohne solch gesetze vernünftig handeln.
Gesetze werden u.a. dazu erlassen um das zu regeln, was nicht automatisch durch Vernunft der Menschen geregelt wird.

Nur der Gesetzgeber zeigt öfters keine Vernunft bei Ausgestaltung der Gesetze bzw. Anwendungsrichtlinien...


Gruß Alex aus Kiel
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