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Am 6.8. ging es los nach Norwegen.
Die Angelhütte "Lars" (angelreisen.de) war gebucht ab 8.8., aber da der Flug am 8. August
unerhörte 300 EUR pro Nase teurer sein sollte als der am Mittwoch vorher, entschloss ich
mich, mal zu recherchieren, was man mit 600 EUR so anstellen konnte.
Man konnte so einiges :-)
Dass es am Ende etwas mehr als 600 EUR wurden lag daran, dass ich in letzter Minute
doch entscheiden habe die Zimmer auf eine kleine Suite upzugraden und das Dinner mit
zu buchen. War möglicherweise etwas dekadent, aber es waren sehr schöne zwei Vorlauftage,
bevor die Angelei losging. Gebucht haben wir im http://www.solstrand.com das man m.E.
uneingeschränkt empfehlen kann.
Für weitere Bilder bei Interesse die Hotelseite anklicken. Die 360° Shows erfordern JAVA.
Wir haben am ersten Tag eine 4 Std. Wanderung vom Hotel aus unternommen und anschließend
ausgibig die Schwimmbäder inspiziert. Das "Therapie" Bad mit der Massagedusche für die
Schultern wäre in der Folgewoche abends eine gute Sache gewesen. So wurde lediglich ein
Vorbereitungsprogramm daraus.
Hier einige Bilder von der Wanderung
Am Freitag setzten wir dann mit der kleinen Fähre nach Vage über, wo wir zunächst unsere
mit Hund reisenden Urlaubscompanions trafen. Die beiden waren nächtens mit der Fähre nach
Kristiansand übergesetzt und die Nacht durchgefahren und brauchten dafür auf norwegischer
Seite dafür ~ 8 Stunden.
Es folgte eine kleinere Autotour von Vage nach Reksteren (~ 40 Minuten) wo wir von unserem
Housekeeper eingesammelt und zur Hütte gebracht wurden. Einweisung in Haus und Boot waren
schnell erledigt und so sollte es noch am Nachmittag das erste mal rausgehen.
Da gutes Wetter war entschieden sich die Mädels dafür mitzukommen, was bedeutete, das auch
Hund mit an Bord mußte.
Es war ein Nachmittag mit schönem Angeln und wenig Fisch. Da wurde schnell klar, das die
Erwartung "In Norwegen hängst Du die Angel ins Wasser und dann ist Fisch dran" schnell
revidiert werden mußte. Dennoch konnten wir den Grill bereits am ersten Abend bestücken.
Wir fingen einige Makrelen beim Schleppen auf dem Heimweg und einige allerdings recht kleine
Rotbarsche. Da die Biester auf jeden Fall hin sind, wenn man sie aus 50m raufholt, ist es
auch Essig mit zurücksetzen. Da kann man dann immer nur versuchen ein Stück weiter zu fahren.
Auf einer Drift, mein Pilker taumelt so bei 85m herum, steigt das Echolot urplötzlich an
einer Kante auf 50m. Oh, Oh, ...
Nix wir rauf mit dem Teil, sonst hängst Du fest. Ich kurbele wie blöd und im nächsten
Moment wird mir fast die Rute aus der Hand gerissen. Fisch !!
Der Kampf ist kurz, etwa 10m Strecke nach oben und dann nur noch Gewicht. Aber die
verbleibenden 60m wollen überbrückt werden. Da es jetzt keinen echten Widerstand mehr gibt,
drille ich vorsichtig, damit nichts ausschlitzt. Alle sind begeistert, dass es doch noch was
ordenentliches für den Grill gibt, und ich gebe zu bedenken, dass der Fisch noch nicht im Boot
ist. "Ist das riesige Weiße was da kommt der Fisch?" fragt meine bessere Hälfte. Da muss ich
doch gleich mal schauen, weil ich mich zum Pumpen etwas in die Bootsmitte begeben habe.
Ok, "riesig" ist etwas übertrieben, aber was da kommt ist ordentlich.
Ein Leng der knapp an der 70er Marke knabbert und wegen seiner jetzt extrem ausgedehnten
Schwimmblase natürlich eindrucksvoll aussieht. An Bord mit ihm.
Juchu, der erste ordentliche Fisch des Urlaubs.
Auch wenn man den eigentlich auf Naturköder fangen sollte, hat er meinen Pilker, den ich
gerade mit Karacho eingeholt habe voll genommen. Stand da nicht in irgendeinem Artikel, den
ich vorher gelesen haben was von Speed-Jigging???
So geht das also.
An diesem Tag war dann auch Schluß. Für die Truhe war noch kein Fisch dabei, alles noch
Direktverbrauch. Die Quote für den nächsten Tag musste noch gesteigert werden.
Angeltag zwei beginnt und wir beschließen, zunächst mal den Fjord nach innen hin zu beangeln.
Wir sind zunächst ähnlich erfolglos wie am Vortag. An einer Stelle schaffen wir es zweimal
die Makrelen Paternoster gut zu besetzten und haben auch eine passende Fischanzeige dazu
auf dem Echolot, aber es bleiben wenig Fische. Was zum Henker ist hier los.
Wieder ein paar Rotbarsche (schnell weg hier). Mit der gleichen Technik wie am Vortag
(Speedy Gonzales pilken) fange ich noch einen kleinen Leng von knapp über 50cm, wieder auf den
blanken Pilker. Da 50cm für Leng uns ebenfalls zu klein erscheinen machen wir uns zu der
Lengstelle vom Vortag auf. Kurzer Stopp, eine Runde Speedpilken, und die Rute ist krumm, ...
Ja, genauso hatte ich mir vorgestellt, dass Norwegen funktioniert, allerdings im 15 Minuten Takt
in meinem jugendlichen Leichtsinn, nicht jeden Tag nur einmal.
Dieser Bruder ist agiler als ein Leng, und hat auch etwas flacher, so um die 50m gebissen,
daher vermute ich mal einen Dorsch, auch wenn der Housekeeper und diesbezüglich wenig
Hoffnung gemacht hat.
Kurze Zeit später liegt mein erster Köhler überhaupt im Boot. Knappe 50cm wird er haben und
irgendwie hatte ich in Hinsicht auf Kampfstärke mehr von Köhlern erwartet. Auch dieser Geselle
hat den silbernen Pilker genommen.

Was soll's, der Tag ist um, wir haben genug zum Abendbrot und die Truhe bekommt wieder nichts
zum Einlagern.
Angeltag Drei verläuft bis zum Abend ähnlich wie die beiden davor.
Wir fangen beim Schleppen einen Hornhecht, der als Köderfisch nominiert wird.
Wir machen die wichtige Erkenntnis, dass das Echolot ein wenig zu empfindlich eingestellt ist,
nachdem wir über einer ca. 90m tiefen Stelle ein Fischecho in allen Größen, dass von 50m bis
zum Boden reicht ca. 1 Stunde ohne jeglichen Kontakt beangeln.
Ich fange an anderer Stelle einen Lumb (auf Hornhechtfetzen), der zusammen mit einigen
Makrelen wiederum das heutige Abendbrot sichert. Das kann doch alles nicht angehen.
Irgendwas machen wir grundlegend falsch. Pilker ? Naturköder ? Fetzen ? Maks ?
Sind wir denn völlig ahnungslos?
Wir beschließen, nach dem Essen noch mal einen Abendtörn zu machen.
Um ca. 20:30 über einem 20m Berg finden wir endlich die Köhler.
Kann nichts anderes sein. Echolot ist im unteren Empfindlichkeitsdrittel und statt einer
homogenen Schicht gibt es immer mal wieder einzelne Echos oder kleinere Grüppchen in allen
Tiefen von 10m abwärts und den Berg runter bis 50m.
Da muss doch was zu fangen sein...
Aber es sollte noch ein Weilchen dauern. Dennoch blieben wir ausdauerend an dieser Stelle,
da mußte doch einfach Fisch sein. Wir Wechseln die Pilker/Mak Kombinationen auf 100g Pilker
mit Makrelenvorfach, vieleicht sind die Echos ja doch Makrelen. Wieder pilken wir ca. 10
Minuten mit der neuen Montage ohne dass etwas passiert.
Plötzlich rumst es bei mir in der Rute und am anderen Ende tobt heftig etwas herum...
"Fisch, dat ist ein Köhler" und im nächsten Moment wird die Rute richtig gestresst.
Ich pumpe hoch und habe drei der Makrelenfedern mit Köhlern besetzt.

Fast eine halbe Stunde dauert es noch bis die Beißerei richtig losgeht in dieser halben
Stunde kann man mitten im Fisch pilken, spinnen, zurbeln, spriggeln und was nicht alles.
Nix passiert. Hat man aber endlich einen Deppen, der wirklich zupackt und dann sind innerhalb
von 10 Sekunden drei oder noch mehr am Makrelenvorfach. Die Fische, die dann beißen haben auch
noch eine akzeptable Größe. Mein bester "Hol" ist ein Full House incl. besetztem Pilker.
Etwas später wird die Beißerei konstanter. Man bekommt häufiger Angriffe,
aber selten sind mehr als zwei Haken besetzt.
Im Prinzip sind jetzt aber viele der Fische zu klein. Wir setzen daher einiges wieder zurück,
da sie ja nicht aus so großer Tiefe kommen haben sie auch eine gute Chance denke ich. Ein größerer
Pollack gesellt sich dazu. Davon sollten wir insgesamt nur 4 im ganzen Urlaub fangen und
alle(!) waren mit Pilker oben am Kopf von außen gehakt. Pollacks sehen Köhlern recht ähnlich,
haben im Verhältnis deutlich größere Augen und wenn genug Licht ist, sind sie auch etwas güldener.
Beim Filetieren haben sie viel weicheres Fleisch als Köhler.
Gegen 23:30 Uhr laufen wir wieder in "unseren" Hafen ein und sind noch eine Weile beschäftigt
den Fang zu verwerten.
Was Köhler angeht, wissen wir also nun wie das geht. Angeltag 4 wird daher ebenfalls ein Köhlertag.
So, nun sollen aber noch ein paar "große" Fische her. Tag 5 und 6 gelten daher wieder mal dem Leng
und wir versuchen es in tieferem Wasser auf der Außenseite. Mein Angelpartner ist endlich mit Naturköder
erfolgreich und fängt schöne Lengs (80/85/99) am 5. und drei weitere am 6. Tag.
Tiefe war ca. 70m bis 80m ohne Pilker mit Makrelenfetzen.
Mein Glück ist ausgereizt. Ich hänge 4 Montagen in die norwegische Unterwasserfjordwelt, aber
Lengs fange ich nicht mehr.
Am letzen Tag können wir nicht mehr angeln, da der Flieger um 10:15 zurückgeht und die anderen die
Fähre um 16:30 bekommen müssen. Wir brechen daher sehr früh auf und können den letzten Tag nicht mehr
nutzen.
Erkenntnisse meines ersten Norwegen Urlaubs:
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1) In Norwegen springen einem die Fische nicht ins Boot
2) In Norwegen gibt es nicht nur kapitale oder große Fische. Wenn ein Heftchen einer Angelzeitung von
Schnittgewichten von 3kg für Köhler schreibt, lügt sie schlicht.
Mag sein, dass es solche Tage an einigen Ecken gibt, "Schnitt" sind sie aber bestimmt nicht.
3) Ich mag Leng-Angeln nicht. Ich mag generell nicht in großer Tiefe angeln.
Der Umstand, dass alles, was man von da unten raufholt tot ist, gibt irgendwelchen Mindestmaß-
Überlegungen keinen Raum. Wir haben zuviel Kleinzeugs umgebracht, ohne das wir ein Chance hatten
das zu verhindern. Gefällt mir überhaupt nicht. Außer wegfahren und eine andere Stelle zu suchen
habe ich dafür auch keine Lösung, dann sind aber meist schon einige Fische hin.
Haken mit Long-Line-Release-Knopf hab ich noch nicht gefunden.
Köhler aus 10-30m kann man gut zurücksetzen. Rotbarsche aus 30m schon nicht mehr.
4) 500g Bleie mit 200m Leine draußen reinzuholen ist schwere Arbeit. Elektrische Rollen sind teuer.
Kann man die auch ausleihen ?
5) Ich bin hingefahren, um mal andere Sorten Fisch als üblich zu fangen. Das hat gut geklappt.
(Makrele, Leng, Lumb, Rotbarsch, Köhler, Pollack)
6) Ich bin hingefahren, um ein paar größere Fische zu fangen. Das hat nicht geklappt.
Größter Leng ~ 70 / Größter Köhler ~ 50 ... ziemlich mager.
7) Die Hütte war zum Angeln ideal, für die Mädels aber zu weit ab vom nächsten Ort.
Ich denke die für auch die Begleitung ideale Hütte ist von Bergen Airport
ohne Fähre zu erreichen (entspanntere Rückfahrt) und muss noch gefunden werden.
Fazit: Ich fahre bestimmt mal wieder nach Norwegen, aber ich würde vorher versuchen sicher zu stellen,
dass es genügend Spots mit 10m - 30m Fangpunkten in der Nähe gibt, damit es halbwegs die Möglichkeit gibt,
Kleinzeug lebendig zurückzusetzen.
Ich hoffe für "noch nicht" oder "bisher wenig" Norwegenangler ist dieser
Artikel nicht zu desillusionierend. Es war nett, aber die Vorstellung, man
fängt jeden Tag 5 zweistellige Fische wird zumindest beim ersten Mal nur
mit sehr viel Glück (oder Guide?) klappen. Wenn man öfter in eine Ecke fährt
und die Spots genauer kennt mag das besser werden.
Wir haben jedenfalls nicht geschafft das Fanglimit auszuschöpfen, weil wir
uns die ersten drei Tage zu paddelig angestellt haben.
Volker




