Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

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troutcontrol
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Re: Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

Beitrag von troutcontrol »

Alte Berichte sind auch schön: :l:
troutcontrol hat geschrieben: Als Ausgleich fang ich kurze Zeit später einen Grils von vielleicht 4 Pfund ("don´t strike!") und mehreren Seeläusen...
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bald darauf einen richtig guten ("don´t strike!"), der mehrere Male bis ins Backing geht. Wo hab ich eigentlich den Unsinn mit der Handballen-Bremse her (kloing, rumpel, ratter, ratsch)?
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Nach dem Fisch stell ich jedenfalls die Bremse so ein (und fass sie danach nicht mehr an), dass ich noch kommod Schnur abziehen kann - das reicht aus, um den Fisch einerseits mit mehr als halbkreisförmig gebogener Rute zu liften (wann brechen die Dinger eigentlich?), andererseits um bei einer Flucht entsprechend Schnur geben zu können. Wieder was gelernt! :grin:
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84 cm - sehr schön!
Ist schon wieder 7 Jahre her - ich werd alt! :lol:
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Ned Flanders
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Re: Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

Beitrag von Ned Flanders »

Man kommt ja in diesen Tagen aus dem Placebo-Fischen nicht raus und ich für meinen Teil hänge dann gerne ein paar Stunden im Netz rum und schaue mir Fliegenfischen- und im speziellen Lachsfliegenfischen-Videos an.
Gestern Abend dann war es wieder soweit, ich schaue einem (vermutlich) Finnen dabei zu, wie er an einem finnisch-norwegischen Grenzfluss Lachse Gassi führt und dann erklärt er zwischendrin, dass es einen nicht unerheblichen Unterschied macht, ob man den Fisch einkurbelt oder rückwärts geht.
Hier so ab min 27.: https://www.youtube.com/watch?v=XVTjvb81GC0
Wenn ich das richtig verstanden habe, war sein Argument, dass die Fische das Einkurbeln nicht mögen und sich daher kräftiger dagegen wehren, als wenn man sie quasi zieht, ohne sie zu kurbeln.
Deckt sich das mit den Erfahrungen der hier versammelten Expertise?

Tobi :wink:
Ich möchte nochmal dasselbe wie er sagen - aber etwas umständlicher.
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Willi Barthel
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Re: Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

Beitrag von Willi Barthel »

Hallo Tobi,
das mit dem Placebo-Fischen und Video gucken ist aktuell auch bei mir angesagt.

Zu Frage des Laufens während dem Drill...

Aus meiner Sicht gibt es während des Drills unterschiedliche Situationen die, neben oder statt dem Einholen der Schnur mit der Rolle, die Laufarbeit sinnvoll oder unumgänglich machen:

- wenn man den Pool im Wasser stehend befischt hat ist es sinnvoll zum Drill und/oder zur Landung des Fisches die höhere Position am Ufer zu erreichen
- und um schneller den Schnurdruck vom Fisch weg zu nehmen und ggf. flussab unter den Fisch zu kommen.
- wenn die zur Landung des Fisches optimale Schnurlänge erreicht ist, können Bewegungen des Fisches auch einfach durch ein paar Schritte ausgeglichen werden um den Fisch zum Ufer zu bringen
- nicht alle Stellen am Ufer sind zum Landen des Fisches geeignet, diese Stelle kann man mit dem Fisch an fixierter Schnurlänge am Ufer laufend erreichen.
- wenn man den Fisch statt zu Keschern im Kies Stranden muss mit fixierter Leine
- wenn, wie im Video der Fisch den Tail des Pools erreicht, die Strömung nutzt und flussab geht, hilft kein Kurbeln nur Laufen und gute Kondition bzw. Körperbeherrschung.

Eigentlich zeigt das Video sehr gut warum es manchmal besser ist sich zu bewegen anstatt oder nur zu Kurbeln.
Nicht zu vergessen bei diesen Fragestellungen, die passende Bremseinstellung sonst gibt`s Überraschungen.

Gruß Willi
" der Lebenserinnerungssammler"
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troutcontrol
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Re: Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

Beitrag von troutcontrol »

troutcontrol hat geschrieben:Geh nach oben, zieh mir die dicken Socken und Fleece-Klamotten an, bei Nieselregen und Mückenalarm reine Nervensache ! :grin:

Finde einen schönen Stein am Rand der Hauptströmung, kurz anfangen, verlängern, weiter verlängern, immer weiter, 15 Würfe, 20 Würfe, Fliege müsste jetzt eigentlich schon direkt vor dem Stein quer driften, hab mich entschieden, mindestens 1-2 m weiter runter zu gehen, setz zum Einstrippen an - Wumms, direkt vor dem Stein, Fisch kommt beim Biss halb aus dem Wasser raus, sieht gross aus!

Fisch geht nach rechts in die Hauptstömung, jetzt ist Halten angesagt! Die erste Runde gewinne ich, kann sogar einige Meter Schnur einkurbeln und an Land kraxeln, das sieht schon mal nicht schlecht aus. Fisch kommt am Rand der Hauptströmung langsam auf mich zu, geht sogar ein Stück an mir vorbei weiter nach oben - und schießt dann nach unten, gleich noch eine Flucht hinterher, ist schon hinter dem Stein, geht er jetzt durch die Rausche, ist er weg. Fisch stoppt, Schnur liegt am großen Stein an. Fest? Was mach ich jetzt? Geh langsam stromab, kurbele ein, ist die Schnur nun fest oder nicht? Fisch scheint aber noch dran zu sein, scheint direkt vor der Rausche zu stehen, muss ihn da irgendwie wegkriegen, nur wie? Lauf vielleicht 15 m stromab, Halten auf Biegen und Brechen, die Zeit vergeht, alles zittert, wie von Zauberhand löst sich die Schnur langsam vom Stein, wandert langsam Richtung Hauptströmung aus. Halte die Rute parallel zur Wasseroberfläche, Schnur möglichst weit weg vom Stein, dreh mich um, gehe wie ein Treidelpferd mit dem Rücken zum Fisch langsam stromauf, rechte Hand mit dem Rutenende vor der Brust, Rute zeigt mit der linken Hand unterstützt zum anderen Ufer, lass die Rolle arbeiten, manchmal läuft sie rückwärts, manchmal nicht, kann so eh nicht kurbeln, ich gewinne aber mehr als ich verliere, nur das zählt, immer weiter nach oben, schön langsam, niemanden reizen.

Hab meine Ausgangsposition wieder erreicht, dreh mich um, Fisch ist am linken Rand der Hauptströmung, weit genug weg von der Rausche, alles gut! Nehm die Rute hoch, Fisch schießt in die Hauptströmung, mehrere Lachse schießen aus dem Wasser, ich geh die Böschung hoch, Schnur sägt durchs Wasser, halte die Rute so hoch wie möglich, will den Wasserdruck verringern, Fisch geht in 5 m - 6 m Abstand an mir vorbei durch die Hauptströmung - der will doch nicht die Rausche hoch?? Fisch ist in der Rausche, wird langsamer, bleibt aber nicht stehen, ganz langsam schiebt er sich durch die Rausche diagonal nach oben an den rechten Rand, die Schnur vibriert durch den Wasserdruck - Wahnsinn!! Gleich ist er oben, das wird dann lustig, wie komm ich da hinterher? Fisch ist vielleicht einen halben Meter vom Ende entfernt, läßt sich plötzlich auf mich zu in die Strömung abkippen, Schnur ist dadurch lose, kurbeln, kurbeln, schneller kurbeln - Fisch ist noch dran !!

Fisch schießt noch mal nach unten, diesmal aber höchstens 15 m. Muss mir jetzt einen Kopf um den Landeplatz machen, Kescher ist eh nicht da, sollte also schon eine Stelle mit ruhigerem Wasser sein. Fisch wird schwächer, im 6. oder 7. Versuch kann ich ihn ins flache Wasser dirigieren, hab ihn!!
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Haken sitzt sauber im Oberkiefer, läßt sich ohne Probleme lösen, alles gut! Wie groß?
Kann es gar nicht glauben, messe 2x nach: Fisch hat "nur" 91 cm - aber was für ein Kampf über bestimmt 20 min !!! :l:
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Ned Flanders
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Re: Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

Beitrag von Ned Flanders »

"Nicht reizen" waren die wesentlichen zwei Worte, nehme ich an?
Schönen Sonntach :wink:
Ich möchte nochmal dasselbe wie er sagen - aber etwas umständlicher.
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Ned Flanders hat geschrieben:
... Gestern Abend dann war es wieder soweit, ich schaue einem (vermutlich) Finnen dabei zu, wie er an einem finnisch-norwegischen Grenzfluss Lachse Gassi führt und dann erklärt er zwischendrin, dass es einen nicht unerheblichen Unterschied macht, ob man den Fisch einkurbelt oder rückwärts geht. Hier so ab min 27.: Salmon Fishing with Two-Handed Rods

Wenn ich das richtig verstanden habe, war sein Argument, dass die Fische das Einkurbeln nicht mögen und sich daher kräftiger dagegen wehren, als wenn man sie quasi zieht, ohne sie zu kurbeln. Deckt sich das mit den Erfahrungen der hier versammelten Expertise?
Moin Tobi,

Willi hat eigentlich schon alles gesagt, Kurbeln und Pumpen ist 'aktiver Kampf', 'Rückwärts- oder Aufwärtsgehen' ist angebracht um den Fisch an einen neuen oder anderen Kampfplatz oder eine besser geignete Landestelle zu ziehen. Auf 'ruckelhaftes' Einkurbeln reagieren Fische oft sehr viel anders als auf einen gleichbleibenden Zug, manchmal folgen sie ohne Kopfschütteln.

Ich wünschte, ich könnte wieder mal einen 'Ziehen'.

TL
Klaus
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Der Zuagroaste
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Re: Ich hab einen Lachs am Band - und nun?

Beitrag von Der Zuagroaste »

Das kann ich auch bestätigen. Dazu kommt, das man so eine größere Distanz zum Fisch einhält. Noch deutlicher ist der Effekt beim Drill einer Forelle vom fahrenden Boot aus. Durch den beständigen Zug kommen die Fische extrem schnell bei Fuß.
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