10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Ständig befinden sich ehrenamtliche Helfer im Einsatz und wirken bei Aktionen und Projekten für die Erhaltung von Natur, Tier- und Umwelt mit. Über solche Aktionen & Projekte kann hier berichtet werden.
Fjorden
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Fjorden »

Hallo Kai,
m.E. ist das kein Einzelfall. In den Strecken meines früheren Vereins in Südniedersachsen werden auch immer wieder mehrere km Bach-, und Flußstrecke abgeholzt. Auch an einem Gewässer in der Eifel, dass ich gepachtet hatte, fanden solche Maßnahmen statt. Informationen gab es in beiden Fällen nicht. Glücklicherweise gibt es ja vermehrt bei den Wasserbehörden (untere oder obere) vernünftige Leute. Versuche doch auch da Kontakt aufzunehmen.Wünsche dir viel Glück im Kampf gegen den Verursacher!
Gruß
Fjorden
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Bernd Ziesche
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Kai, :wink:
ganz bestimmt bist Du nicht zu empfindlich. :+++: Im Gegenteil: Die meisten von uns sind hierzulande (und da nehme ich mich selbst nicht aus) viel zu unempfindlich (geworden?). Man sieht so oft Gewässerveränderungen (durch Menschenhand), die geradezu darauf abzuzielen scheinen, den Lebensraum vieler Arten (Insekten, Vögel, Fische etc.) zu zerstören - mindestens deutlich einzuschränken.
Gerade vor 4 Wochen konnte ich beobachen, wie in Glückstdt ein stehendes Binnengewässer komplett abgestackt und alles an - im Uferbereich befindlichem - Wurzelwerk etc. radikal entfernt wurde. :o Ich fragte mich tatsächlich, wo dort die Verantwortlichen des ansässigen Angelvereines waren bzw. ob die nichts DAGEGEN erreichen konnten?!
Jetzt hat das Gewässer denn rein gar nichts mehr im Uferbereich außer einer vertikalen Holzwand. Vermutlich gut (arbeits-vereinfachend) für die zuständige Stelle bei der Stadt, welche für die Instandhaltung der Uferbereiche der ansässigen Gewässer verantwortlich zeichnet. Mit Sicherheit der Tot vieler Lebewesen.

Wie bereits beschrieben, leider immernoch vielfach traurige aber gängige Praxis.

Toll, dass es Menschen gibt (wie Kai) die sich dafür einsetzen, Grenzen aufzuzeigen und Verbesserungen anzustreben. :l: :+++:

Kai,
vllt. ist es eine Überlegung wert, einen Lokalpolitiker und den in Verbindung mit Presse einzuschalten bzw. wach zu rütteln. Sowas kann manchmal einiges in Bewegung setzen.
Gruß
Bernd
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Broder
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Broder »

Als Obmann könntes Du dich doch erstmal beschweren. Du bist nicht empfindlich.
Stellungnahme erstmal abwarten.
:wink:
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Schluchtenjodler
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Schluchtenjodler »

Bernd Ziesche hat geschrieben:Man sieht so oft Gewässerveränderungen (durch Menschenhand), die geradezu darauf abzuzielen scheinen, den Lebensraum vieler Arten (Insekten, Vögel, Fische etc.) zu zerstören - mindestens deutlich einzuschränken.
Leider bei uns auch noch an vielen Gewässern. Die Landwirtschaft macht Druck und die WBV springen und bezahlen. EU-WRRL, WHG, Naturschutzgesetz, Laichzeit usw. interessieren überhaupt nicht. Und sowas kommt dann dabei raus:

Nesse bei Erfurt im Frühjahr 2014:
IMGP5312.JPG
IMGP5312.JPG (345.01 KiB) 7191 mal betrachtet
IMGP5313.JPG
IMGP5313.JPG (326 KiB) 7191 mal betrachtet
IMGP5315.JPG
IMGP5315.JPG (332.7 KiB) 7191 mal betrachtet
Hier sollen nächstes Jahr nach EU-WRRL wieder Forellen, Groppen und Neunaugen zuhause sein :+x

Grüße,
Silvio
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Naturmensch »

Moin moin,

Mir ist auch klar, dass dies wahrscheinlich kein Einzelfall ist, da muss ich mich nur mal an anderen Gewässern in der Umgebung umschauen.
Dieses Verhalten ist jedoch absolut nicht mehr zeitgemäß, und in vielen Fällen wahrscheinlich sogar rechtswiedrig! (Anforderungen nach WHG, WRRL und FFH) Gemacht wird es trotzdem solange niemand aufschreit - diesbezüglich möchte ich Bernd´s Aussage aufnehmen - wahrscheinlich fehlt einfach in großen Teilen der Bevölkerung das Bewustsein für diese Dinge!

Anregung an alle: Wir sind als Angler doch regelmäßig an den Gewässern unterwegs - Schreit auch Ihr auf wenn Ihr sowas beobachtet!!! Es gibt die klare Forderung z.B. durch das WHG, dass Gewässer so zu unterhalten sind, dass eine Beeinträchtigung der ökologischen Funktionen unterbleibt!!! (kurze Meldung mit der Bitte um Prüfung der Rechtmäßigkeit an den zuständigen Verein!)


@Fjorden: Ich hoffe, dass es nicht in einen Kampf ausartet, das würde wahrscheinlich zu viel verbauen! An die Wasserbehörde hab ich auch schon gedacht, werde aber zuerst versuchen nochmal mit dem Vorsteher des WBV zu sprechen!

@Bernd: Politiker und die Öffentlichkeit mit einzubeziehen ist sicher wirksam, jedoch sehe ich auch hier die Gefahr zu viel für die Zukunft zu verbauen - ich werd´s erstmal über das direkte Gespräch mit den beteilligten Stellen versuchen! Die Option notfalls auch schwerere Geschütze aufzufahren bleibt ja trotzdem bestehen.
Teich gestackt? Einer der kleineren Barschteiche in der Innenstadt?

@Schluchtenjodler: Kenne die Nesse nicht, sieht aber katastrophal aus!!! Kleiner Tip: Wend Dich doch mal an den zuständigen AV, mit der Frage, wie so ein Handeln mit z.B. dem WHG vereinbar ist! Sieht so aus als wäre der Bach ausgebaggert worden, oder sind nur Pflanzen entfernt worden? Auf den Bildern ist ein Paradebeispiel für vollkommen rechtswiedriges Verhalten zu sehen! Evtl. reicht es schon den zuständigen Unterhaltspflichtigen zu signalisieren, dass "man sie im Auge hat", und sie damit streng genommen eine strafbare Handlung begehen! Absolut nicht mehr zeitgemäß dieses Handeln!!! Häufig wird so gehandelt, "weil wir das schon immer so gemacht haben" - einfach mal über den AV oder einen kurzen Brief an die UNB auf die Anforderungen nach z.B WHG hinweisen!!!
Zusätzlich: Pflanzen am Gewässerrand zu "kompostieren" ist alles andere als zuträglich für die Wasserqualität!

Fahr jetzt nochmal an die Au, Schäden dokumentieren und kurze Bestandskontrolle mit der Rute ;)
Gruß
Kai

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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Naturmensch »

Hab ich noch vergessen - bestehende Strukturen (Totholz, Kies, Steine usw.) sind beim Unterhalt nach WRRL zu schonen! Streng genommen ist jede Struktur eine bestehende Struktur sobald sie entstanden ist! (vllt. auch darauf mal hinweisen!)

So, nu aber :f:
Gruß
Kai

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Bernd Ziesche
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Bernd Ziesche »

Naturmensch hat geschrieben:Teich gestackt? Einer der kleineren Barschteiche in der Innenstadt?
Der sogenannte Festungsgraben.
:wink: Von laichenden Barschen kann man da wohl nur noch von träumen. Vorher gab es reichlich Bäume, und Büsche die wunderbar ins Wasser ragten. Und ja, Barsche gab es dort immer.
Naja, man kann sie ja fangfähig besetzen... :cry:

Der einzige Pluspunkt ist, dass ich jetzt einen optimalen Wurfkursparkur mit Wiese und Wasser für 20 Schüler in Reihe habe. Aber darauf hätte ich gerne verzichtet und besser ein bewachsenes Ufer gesehen.
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Naturmensch »

@Bernd: der Festungsgraben also- war wirklich schön bewachsen das Ufer. Bin dieses Jahr noch nicht dort gewesen, habe dort aber vor 2 - 3 Jahren mal ein paar Versuche mit der Fliege gestartet - glaube Du bist an uns vorbei gelaufen als wir gerade am einpacken waren! Ich kann gut nachvollziehen, dass Du auf einen "Trainingsplatz" dieser Art verzichten kannst!
Mit dem Thema sinnvoller, nachhaltiger Besatz möchte ich hier lieber garnicht erst anfangen! :+x
Gruß
Kai

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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Okerfan »

Hallo Kai,
die gleichen Probleme gibts häufig überall. Es gibt natürlich auch positive Ausnahmen.
Grundsätzlich solltest du von "Anzeigen und Beschwerden absehen.
Absoluter Schmarrn und Kontraproduktiv!!!
Du willst (must) mit dem Unterhaltungsverband noch viele Jahre "Zusammenarbeiten" wenn du das wieder zum Postiven wenden willst und bist zum Teil auf deren Erlaubnis angewiesen.
Du solltest mit dem Geschäftsführer des UHV ein Gesprächstermin vereinbaren und dir als Rückendeckung einen anerkannten Biologen ( am besten "Herrn Doktor") der ähnliches mitnehmen. Vielleicht hat euer Landessportfischerverband sowas oder Nabu, Bund. Vielleicht kannst du ja auch den in Rente gegangenen Ex Vorstand dazu bitten oder über ihn Versuchen Einfluß zu nehmen?
Bei diesem Termin kannst du alles erörtern, WRRL usw. Das Ergebnis dieses Termins sollte sein, dass der annerkannte Naturschutzverein ( dein Angelverein ) mit dem
Unterhaltungsverband eine gute Zusammenarbeit für die Erreichung dieser Ziele vereinbart hat. Das muss in der örtlichen Presse stehen und nicht irgendwelches Anschwärzen.
Auch wenn das Gesprächsergebnis nicht so positiv war kann man sowas schreiben.Gute Pressekontakte sind hier natürlich von Vorteil. Leute denen du öffentlich schmeichelst kannst du so in deinem Sinne beeinflussen.
Die eigentlichen Entscheidungsträger eines UHV sind die Vorstandsmitglieder, der Geschäftsführer ist oft nur weisungsgebunden. Du musst wissen wer wer ist.
Normalerweise sind es die ansässigen Landwirte, Landbesitzer die oft auch die ursprünglichen Fischrechte besitzen, die dann über die Fischereigenossenschaften oder Gemeinden dich zum "Fischereiberechtigten" machen. Die meisten von ihnen sind auch Jäger.
Dein Verein könnte zum Beispiel mal einen Umwelttag zusammen mit den Jägern veranstalten, ( Müll sammeln ) was dann natürlich auch in der Presse steht.
Da lernst du alle kennen und ihr werdet bald die besten Freunde sein. :grin:
Jährlich bzw. alle 2 Jahre findet eine "Gewässerschau" mit Vertetern der Naturschutzbehörden,
Kommune, UHV statt wo Unterhaltungsmaßnahmen besprochen werden. Anerkannte Naturschutzvereinen können da auch dran teilnehmen!
Grössere UHV haben meistens eigene Maschinen und eigenes, manchmal gut geschultes Personal, die gute Kompromisse zwischen Naturschutz und Unterhaltung eingehen.
Kleine UHV beauftragen oft Subunternehmen die keine Ahnung haben, dem entsprechend ist auch das Ergebnis. Auch hier kann man versuchen Einfluss nehmen.
In Niedersachsen gibt es Förderprogramm für Fließgewässer zur Umsetzung der WRRL.
Vereine können bis 15000 € beantragen. Gibt es bestimmt auch in SH. Dein Verband weiß da
bestimmt Bescheid. Dafür kannst du ne Menge Störsteine einbringen, die lassen sich nicht so leicht wie Totholz entfernen.
Bleib dran.
Grüße Okerfan
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Naturmensch »

moin,

kurzes "update" - Ich war die letzten Tage wieder am Bach unterwegs. Leider musste ich feststellen, dass immer mehr großvolumige Pools zugespült sind! Zusätzlich sind mehrere verpilzte Fische und Neunaugen an mir vorbei geschwommen (Hecht, Alande und zwei Flussneunaugen mit großflächigen Verpilzungen!) Gerade eben hat, in meinem Beisein, ein Aalangler einen ca. 30cm Aland gefangen, der echt krank aussah - zerrissene Flossen, reichlich Hautreizungen und Parasiten. Es wird immer deutlicher, das dem Bach die Vitalität und vor allem Selbstreinigungskraft genommen wurde!!!

@okerfan: Wie schon mehrfach geschrieben ist mir auch klar, dass nur ein Miteinander nachhaltigen Erfolg verspricht, trotzdem danke.
Die Tel.Nr. des Verbandsvorstehers habe ich mir schon wieder organisiert, werde auch dort versuchen Gehör zu finden - der Tip mit dem Biologen ist super, werde ich am Montag beim NABU gleich mal ausloten.
Über den alten Vorstand ist leider nichts zu machen, wie im Eingangspost geschrieben ist er leider verstorben - sonst wär ja alles noch gut!
Werde mal ausloten, ob ich/wir bei der nächsten Begehung dabei sein können.
Bei uns wird der Unterhalt durch Lohnunternehmer ausgeführt, ggf. nehme ich auch da mal Kontakt auf, aber eins nach dem anderen.
Super Tipp in Bezug auf die Fördergelder, geplant ist auch ein Gespräch mit der Wasserbehörde des Kreises - da werde ich das gleich mal ansprechen!

@all: Schon mal Danke für all die Anregungen auch per pn! Ich halte Euch auf dem Laufenden!
Gruß
Kai

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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Okerfan »

Hallo Kai,
habe mal kurz für dich im www. geschmökert.
http://www.lsfv-sh.de/fischereiberatung
Aufgaben des Fischereiberaters (Dipl.-Biol. Martin Purps)
Das wäre mein erster Ansprechpartner.
Gruß Okerfan
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Naturmensch »

Moin moin,

es gibt ein paar Neuigkeiten!

Der NABU hat mir "volle Unterstützung" zugesagt - ob nun als Einzelkämpfer im Hintergrund wie die letzten Jahre, oder bei ihnen organisiert. :+++:

Eine Rückmeldung mit dem einen oder anderen Tipp von Ludwig Tent habe ich auch bekommen. Dieser hat meinen "Hilferuf" auch gleich an Gerd Janssen + Hr. Purps weitergeleitet. :+++:

Einen kurzen tel. Kontakt mit der Wasserbehörde des Kreises hatte ich auch. Der zuständige Mitarbeiter schien sehr interessiert an meinen Ausführungen - es ist nur leider schwer alles bis ins Detail am Telefon zu beschreiben (eine einfache Zeichnung sagt manchmal mehr als tausend Worte). Unter anderem vor diesem Hintergrund, hat er einen Ortstermin, im Laufe der nächsten zwei Wochen, mit dem Vorsteher des WBV angeregt! :+++:

Mit dem Vorsteher des WBV habe ich auch telefoniert. Im Vorfeld wurde mir von AV + NABU signalisiert, dass er wohl eher unkooperativ sei. Das kann ich so bis jetzt nicht ganz bestätigen, habe ca. 1h mit ihm "geklönt", und hatte den Eindruck ihn, zumindest hin und wieder ins Grübeln gebracht zu haben.
Gründe für den Unterhalt nach seiner Aussage: Der Bach war so unordentlich, überall Holz und umgefallene Bäume im Gewässer - bis auf eine Stelle war das doch so geplant, um Lebensraum + einen sich selbst freihaltenden Abflussquerschnitt zu entwickeln. Es wären lediglich an wenigen Stellen punktuelle Eingriffe nötig gewesen, um evtl. Hindernisse anzupassen!
Weiterer Grund: zeitweiser Rückstau, bei hohen Wasserständen wurden einzelne Wiesen nass. Dies ist nach meinen Beobachtungen jedoch nur in den nach WRRL festgelegten ÜSG (Überschwemmungsgebieten) passiert, und ist meines Erachtens nach als (geforderter) Wasserrückhalt in der Fläche zu sehen (z.B. Kappen der Hochwasserspitze, Herabsetzen der hydraulischen Belastungen etc.)!
In dem Gespräch gab es auch die nächsten Hiobsbotschaften -> Gleithang abbaggern in der V....... - Kurve, das wird der "finale Todesstoß" (die Ortskundigen, die hier mitlesen, und sich leider nicht äußern, dürften wissen wo ich meine!) + aufgrund starker Neophytenbestände ist ein Herbizideinsatz im Umfeld des Gewässers geplant + Umgehungsgerinne des Sandfangs wird auch ausgebaggert (weiteres Mobilisieren von Sedimenten) + Aussage von ihm: der Sandfang funktioniert nicht mehr - die Option, dass durch einen schonenden Unterhalt einfach kaum noch Sediment ankommt gibt es bei ihm wohl leider nicht (schade!), obendrein ist momentan gut zu erkennen, dass er noch funktioniert - nach seinen Unterhaltsmaßnahmen und damit verbundener Mobilisierung von Sedimenten war er ruck zuck voll!!!

Ich habe versucht gerade die Baggerarbeiten zu verhindern , in dem ich ihm mögliche Alternativen im Rahmen eines schonenden Unterhalts aufgezeigt habe (Begründung seinerseits - Ufererosion -> diese soll/muss heutzutage jedoch eigentlich geduldet werden!). Leider hieß es von seiner Seite, dass die Baggerarbeiten genehmigt seien und auch durchgeführt werden - Störsteine, Dünne Kiesschicht in flusstypischer Körnung, oder Erlenpflanzung könne man ja nächstes Mal drüber nachdenken :+x
Natürlich habe ich auch zu den anderen geplanten Maßnahmen und grundsätzlichen Fragen des Unterhalts versucht Alternativen aufzuzeigen. Ich hatte den Eindruck, dass er ins Grübeln gekommen ist - wird noch etwas Arbeit ihn zu überzeugen!
Von dem Ortstermin schien er nicht so begeistert zu sein, will sich aber bei mir melden -> ich werde dranbleiben und ggf. bei ihm nachhaken.

Positive Infos seinerseits: es wird im Oberlauf begonnen Kies und Totholz einzubringen - hätte diese großflächige Zerstörung nicht stattgefunden, wäre dies in manchen Bereichen wahrscheinlich gar nicht mehr nötig gewesen, da sich der Bach diese Strukturen stellenweise schon wieder selbst geschaffen hat!


Eine mail an Hr. Purps habe ich (zusätzlich zu der von Hr. Tent weitergeleiteten) auch noch verschickt - hier warte ich noch auf Antwort.

Gerd Janssen habe ich leider noch nicht erreicht - sollte ich ihn tel. weiterhin nicht erreichen, bekommt auch er noch eine mail!

So, das ist erstmal der aktuelle Stand der Dinge, sobald es etwas Neues gibt werde ich berichten!

:wink:
Gruß
Kai

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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Schluchtenjodler »

Naturmensch hat geschrieben:... + einen sich selbst freihaltenden Abflussquerschnitt zu entwickeln.
Hallo Kai,

Respekt vor Deinem Einsatz :+++: Wenn der entwickelte "sich selbst freihaltenden Abflussquerschnitt" im Rahmen der Aufräumarbeiten verändert wurde ist das für die zukünftige Gewässerunterhaltung kontraproduktiv.
Mit der Aufräumaktion hat man einen "nicht sich selbst freihaltenden Anflussquerschnitt" hergestellt. Der WBV hat sich damit einen Unterhaltungszwang für die Gewässerstrecke auferlegt, denn ein "nicht sich selbst freihaltender Anflussquerschnitt" muss eben regelmäßig freigehalten/unterhalten werden um den Veränderungen der Sohlhöhe, des Grundwasserstands oder der Abflussleistung entgegen zu wirken. Das verursacht regelmäßig Folgekosten. Nach ein paar Jahren kommt dann eine Summe X,- Euro zusammen :oops .

Ob das dem Herrn vom WBV so bewusst war/ist oder hofft er, dass alles für immer so schön aufgeräumt bleibt?

Du solltest mit deinem Wissen weiter mit ihm in Kontakt bleiben und eventuell stärker beachten, dass Geld mehr als Fische und Insekten zählt. Unveränderte Gewässer der Strukturgüteklasse I verursachen nur sehr geringe Unterhaltungskosten. Dauerhaft am teuersten sind die deutlich bis vollständig veränderten Gewässer mit Strukturgüteklasse 4-7 ;)

Gruß
Silvio
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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Naturmensch »

Moin,

"selbst freihaltender Abflussquerschnitt" genau das ist ja der Trick - wirkte auf mich so, als wenn sein Vorgänger das Prinzip verstanden hat! Es waren nur noch punktuelle Eingriffe nötig!

Über das Argument Kosten habe ich schon versucht ihn "zu fassen zu bekommen" - das hat bei seinem Vorgänger auch gezogen - der "Neue" ist zumindest schon mal ins Grübeln gekommen! Hilft nur leider nichts, wenn er, bis er überzeugt ist schon den Bach zum Sandkanal zurück entwickelt hat!

Grundsätzlich nimmt die Sache, nach der mail an Martin Purps Fahrt auf, mal schauen, was noch passiert - werde berichten!
Gruß
Kai

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Re: 10 km Gewässer zerstört - Bin ich empfindlich?

Beitrag von Schluchtenjodler »

Deine Erfahrungen zeigen wieder, dass eine Bachrenaturierung in den Köpfen im Umfeld anfängt.

Hat der WBV einen Gewässerentwicklungsplan zur Umsetzung der WRRL?
Ich meine keinen Unterhaltungsplan von z.B. 1975 sondern eine neuere Planung mit Strukturgütekartierung --> Defizitanalyse --> Öffentlichkeitsbeteiligung --> Maßnahmenfestlegung zur Umsetzung der WRRL --> Kostenschätzung usw.. Dort müssten solche Renaturierungsmaßnahmen, wie Du sie bereits umgesetzt hast, detailiert drin stehen.

Scheint als ob der WBV noch gar kein richtiges Gesamtkonzept für seine Gewässer und die WRRL hat. So wie Maßnahmen an den Gewässern aussehen und Du dort immer wieder aufs Neue predigen musst :no: Der WBV sollte vielleicht mal so einen Plan erstellen/lassen. Dann haben alle etwas nach dem sie sich orientieren können.
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