ich habe mir im Mai diesen Jahres ein kleines Bötchen gekauft. Daran ist einiges gemacht worden von der Elektronik bis hin zur Trollingbar ist es nun auf einem relativ guten Niveau. Ich werde allerdings noch einiges nachrüsten wie Funk, Planermast, elektrische Bilgenpumpe, Rettungsinsel und so weiter. Ziel ist es bis zum kommenden Frühjahr so weit zu sein, dass ich vor Rügen den großen Lachsen nachstellen kann.
Das ist mit meiner Bootsgröße zwar grenzwertig aber mit der entsprechenden Vorsicht durchaus machbar. Ich kenne mich mit der Materie zwar in Ansätzen bereits ganz gut aus aber um möglichst wenig Lehrgeld zu zahlen und direkt auf einem höheren Niveau des Trollings einzusteigen, mussten weitere Infos gesammelt werden. Im Zuge dessen, bin ich in den Bootsanglerclub eingetreten, der stark von der Trollingscene dominiert wird. Dort hat man mich auch sehr freundlich aufgenommen und mit reichlich Tipps versorgt. Generell scheint man mir in der Scene offener zu sein als es in anderen Bereichen des Angelns der Fall ist.
Was mir jedoch beim durchstöbern des Forums sehr schnell aufgefallen ist, sind die teilweise krassen Vorurteile gegenüber der Strandfischerfraktion.
Umgekehrt war mir das durchaus bekannt und das lässt sich auch hier im Forum deutlich nachlesen aber dass diese Vorurteile auch anders herum existieren war mir neu. Schwarze Schafe gibt es sicherlich in beiden Bereichen. Ob es die Troller sind, die den Strandanglern mit ihrem Geschirr buchstäblich über die Füsse fahren oder die Strandangler die am Tag 5,6, 7 oder mehr Grönländer der 40cm Marke abschlachten und davon auch noch stolz ihre Fotos präsentieren, ist eigentlich egal. Es gibt sie halt überall, sie treten nur unterschiedlich in Erscheinung und ich habe beides schon erlebt. Sowohl aus der einen als auch der anderen Perspektive. Die einen werden als Fleischmacher beschimpft und die anderen als Babymörder. Recht haben beide irgendwie …oder halt auch nicht.
![Augen rollen :roll:](./images/smilies/xaug1.gif)
Was mir persönlich am Trolling besonders gut gefällt ist der Teamgeist. Am Strand ist sich jeder selbst der nächste. Auch wenn man den Mitanglern ihre Fische von Herzen gönnt, haben sie diese allein gefangen. Allerhöchstens beim keschern kommt eventuell mal eine art Teamwork auf aber ansonsten ist das ein ganz klarer Sport für Einzelkämfer.
Das verhält sich beim Trolling ganz anders. Drillen kann den Fisch am Ende nur einer aber gefangen werden die Fische immer gemeinsam. Jeder hat an Bord seine feste Aufgabe, seinen eigenen Verantwortungsbereich und nur wenn jeder seine Aufgabe bestmöglich erfüllt, stellt sich auch der Erfolg ein und man kann am Ende des Tages auf einen guten Fang zurückblicken.
So ist einer z. B. der Skipper. Er bestimmt den Kurs und die Geschwindigkeit sowie das zu befischende Gebiet mit allen seinen individuellen Charakteristiken. Der nächste beobachtet die Ruten, kontrolliert sie regelmäßig, befreit sie von Algen, bestimmt die Köder und die Positionen an denen sie angeboten werden (Tiefe und Ausrichtung).
Ein Dritter unterstützt ihn dabei und hat dann zusätzlich noch die wichtige Aufgabe des kescherns. Das ist nämlich bei einem in Fahrt befindlichen Boot mit einem starken Fisch (große Trutte oder sogar Lachs) an der Angel eine sehr anspruchsvolle Aufgabe und will gelernt sein (spreche da leider aus eigener Erfahrung). Dazu müssen die drei ständig mit einander kommunizieren um z.B die Tiefe anzupassen und ähnliches. Jeder der Bereiche ist auf seine weise fangentscheidend und doch funktioniert es nur mit allen Bereichen gleichzeitig. Das ist ganz klar ein Teamsport bei dem die gut funktionierende Truppe immer mehr Erfolg haben wird als der ambitionierte Einzelkämpfer.
![(wichtige) Ansage :s+3:](./images/smilies/xspe3.gif)
Sicher kann man die Angelart an sich gut finden oder eben nicht. Sicher ist es nicht gerade die vom Schwierigkeitsgrad höchstmögliche Anforderung der sich der einzelne Angler stellen kann. Wer an einem schwierigen Fluss mit der Fliegenrute einen gewaltigen Lachs fängt hat rein anglerisch die größere Leistung vollbracht.
Für mich ist es aber das Gesamtpaket von Boot, Team, Technik, dem offenen Meer, der Natur und den widrigen Bedingungen da draussen, die der Sache ihren eigenen Reiz geben.
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„Ich leg mich mal ‚ne halbe Stunde an den Strand und döse vor mich hin“ geht nicht weil ist nicht! Deshalb bin ich nach einem ganzen Tag Trolling auch deutlich ausgepowerter als nach einem Tag am Strand. Mir persönlich macht das Trolling sehr viel Spaß. Auch die Angelei vom Strand, finde ich nach wie vor große klasse und die Fliegenfischerei am Bach werde ich ebenfalls weiterhin intensiv betreiben weil sie mich sehr fasziniert
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Ich möchte hier niemanden bekehren oder von seinen eigenen Überzeugungen abbringen aber manch einer sollte vielleicht etwas offener gegenüber den anderen Arten des Angelns sein. Wenn ich mir anschaue was einige der Strandfischer für einen Elan an den Tag legen und wie intensiv sich viele für ihren Zielfisch einsetzen (Spenden, Arbeitsdienste und so weiter) dann kann man nur sagen RESPEKT!
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Nachdenkliche Grüße
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