.
Moin Armin,
in einem früheren Faden:
Biegung der Fliegenrute habe ich mal geschrieben:
Ich kenne zwei (theoretische) Grundausführungen des Zweihandwurfs, die Unterhandtechnik (norwegisch) und den "Schwedischen Zweihandwurf". Bei dem Underhand Cast hat die obere Hand nur die Aufgabe, die Rute zu führen, der Wurfimpuls (Rutenbiegung) wird allein von der unteren Hand eingeleitet. Beim schwedischen Wurfstil drückt die untere Hand den Rutenknauf an den Körper, die Rute wird mit der oberen Hand nach vorn geschoben und gebogen (Wurfimpuls), manchmal auch unterstützt durch eine leichte Drehung des Oberkörpers. Bei der schwedischen Variante kommt es kaum zu einem "Dirac-Impuls", bei dem Unterhandwurf ist das dagegen häufig zu sehen, ein Stoß mit der oberen Hand in die Rute versetzt diese in Schwingungen und die Rutenspitze produziert die deutllch sichtbaren Wellen in der Schnur. Besser geworfen entspannt sich bei beiden Wurfausführungen nur die gebogene Rute (beim vorderen Stop), das geringere Nachschwingen des Spitzenteils erzeugt nur leichtere Wellen in der Schnur.
Ich werfe wie die meisten, die ich sehe, einen Kombinationsstil, versuche dabei aber diesen "Oberhandstoß" zu vermeiden, weil der keine Distanz bringt und weil eine gestreckte Schnur schöner aussieht. An deutliche Energieverluste durch die Wellen glaube ich nicht, bei mir fliegt wellige Leine scheinbar genau so weit wie eine schön gestreckte, und richtiger sind ja auch "überflüssige" Rutenschwingungen die Wellenerzeuger. Bei Federsystemen ist es mal so, dass es masseabhängiges (Rutengewicht) Nachschwingen geben muss, besonders wenn es effizient sein soll, also die gespeicherte Energie möglichst ungedämpft freigesetzt werden soll.

- Wahl des Drehpunktes.jpg (71.72 KiB) 356 mal betrachtet
Unterhandtechnik: Ich habe von dem 'reinen' Unterhandstil gesprochen, bei dem die 'Führungshand' beim Auswurf weitgehend gleich positioniert bleibt, wie auf nachstendem Scan der Feuerstein-Webseite und von Göran selbst demonstriert zu sehen ist:
Hans Spinnler, als einer der wenigen von Göran Anderson ausgebildeten, zertifizierten und authorisierten Ausbilder der Unterhand-Technik spezifisiert diese Technik:
Unterhand-Technik
Mittlere bis schnelle Ruten 11” bis 15”
Schussköpfe ca. 8 m bis 14 m. An Runningleine angeschlauft.
Lange Vorfächer (Bis ca. 8 m)
Flexible Griffhaltung beider Hände.
Kein Körpereinsatz. Fusshaltung unwichtig.
Armeinsatz: Ca. 5 % obere Hand, 95 % untere Hand.
Kurzer Arbeitsweg wegen der kurzen Schussköpfe.
Fast kein Platzbedarf (0.60 bis 1.00 m genügt)
Keine Unruhe auf der Wasseroberfläche.
Anker ist alleine das lange Vorfach und die Fliege
Wenn mit 'Armeinsatz' die Bewegung der Hände gemeint ist, entspräche das zum Beispiel: Einer Zugbewegung der unteren Hand über ~ 30 cm und einer 'Hubbewegung' der oberen Hand von ~ 1,5 cm. Ist die eingebrachte Energie = Kraft x Weg gemeint, fällt die Bewegung der oberen Hand noch geringer aus, weil die obere Handkraft immer größer ist als die Krafteingabe mit der unteren Hand.
Anmerkung: Ich weiß, dass weder Hans noch Göran selbst diesen Vorgaben gerecht werden und es anders ausführen, aber was wird nicht alles gesagt.
"Rutenbiegung von der Spitze her", meint nicht diese unsinnige Diskussion, an die Du Dich erinnert fühlst, sondern soll darauf hinweisen, dass man beim Werfen viel mehr mit der Spitze der Rute machen muss. Beim Beschleunigen 'kleiner' Schnurmassen ist das Werfen aus dem Handgelenk heraus, wo nur die 'Rutenspitze' eingesetzt wird, das Ziel. Ist mehr Schnurmasse zu beschleunigen, muss die Rutenbiegung durch den Zug am Spitzenring tiefergehend zunehmen bis zur 'maximalen' Biegung bei 'optimalem' Wurfgewicht. Bei Switchcasts soll im Gegensatz zu Rollwürfen die Leine grundsätzlich mit der Rutenspitze beschleunigt werden, mit einem 'Switch', oder 'Snap', oder 'Zip', wie immer man diesen Impuls auch nennen mag, der Rest der Rute biegt sich dann von allein, eine nur wenig gebogene Rute nach vorn - unten zu schlagen, ist wenig effizient.
'Rezeptbuchtechnik' ? Wir nehmen, wir fassen, wir bringen, wir bewegen, wir drehen ... eben was man beim Werfen so tut und macht.
TL
Klaus