Mal wieder was Anderes ...

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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Ralph Hertling
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Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Ralph Hertling »

Moin zusammen!! :wink:

Meine neue SchönwetterRute wollte ich Euch vorstellen.

Es ist eine AtomSix Tachyon 7'6" Klasse 5, superschnell und sahnig-progressiv im Flex.
Sie ist ziemlich leicht, hat einen kurzen, leicht beherrschbaren Wurfhebel und wirft einen Airflo CSI von 8,9m und 12,7g (Schußkopf).
Ein moderat beschwerter WoolyBugger in Größe 6 (Partridge CS 54 Flashpoint Salt) läßt sich damit problemlos auf 22-23 Meter bringen.

Wie ich auf eine solche Rute komme:
Seit einigen Jahren fische ich, leider nur im Urlaub, auf Meerforellen an Dänemark's Südsee.
Anfangs mit Einhandruten in 9 ', erst Klasse 8, später 7 und auch 6. Es war immer mein Handgelenk und teilweise die Schultern, welche mir nach einigen Tagen ununterbrochenen (naja fast) Fischens mit gut Wind, oft auch immer aus der gleichen Richtung, weh taten. Ich fing meine Fische, und warf nach und nach auch immer ein wenig besser, aber wirklich schön war das fast immer nur am ersten Tag. An darauffolgenden Tagen immer mühseliger, sodass ich auch schon mal einen Tag ausließ, um die Sehnen und Muskeln nicht gar zu entzünden.
Also suchte ich nach Lösungen.

Da extensives Krafttraining für mich nicht in Frage kam, und ich mal zwischendurch einen ziemlich guten ZweihandKurs besucht hatte ging ich dazu über mit meiner Zweihand immer öfter überkopf zu werfen, und dies auch zu üben.
Stundenlanges werfen hiermit strengte mich nicht annähernd so an wie einhand mit Ruten jenseits der Klasse 6.
Zudem experimentierte ich mit kürzeren Einhandruten, um den Hebel zu verkürzen.
Einige Jahre später besaß ich eine fünfteilige leichte Zweihand (sog. "Switch") in 11'3" für 8er Einhandleinen oder -schußköpfe, sowie eine 8er Einhand in 8' welche die gleichen Leinen und Köpfe warf.
Es war dann so, dass ich zumeist mit der 11'3" zweihand unterwegs war, welche einfach alle Streamer, auch die allergrößten SamsöKiller und SandAalmuster mit Leichtigkeit transportiert. Sie ist zudem die Hechtrute meiner Wahl im Bodden watend auf Rügen. Die 8' #8 einhand ist jetzt mehr eine BackupRute.
Aber man hat ja im Frühjahr, und später sowieso, auch schon mal besseres Wetter an der Küste, und fischt auch moderatere Fliegen(-größen).
Also kam eine z-Axis Switch 5110-4 dazu, welche durchaus auch mal einen größeren Streamer auf Weite bringt.
Und ich kann Euch sagen, dass ich mit dieser Rute und der nun von mir favorisierten Technik viel mehr Freude beim Fischen, und keinerlei körperliche Malaisen mehr hatte.
Die 5110-4 hat zwar jüngst einen Nachfolgerin bekommen, ist aber hier nicht von Belang.

Als leicht tackleverrückt hatte ich mir aber nun auch gedacht, dass Einhandfischen ja auch irgendwie schön ist ,wenn es denn auf Dauer nicht zu sehr anstrengt.
Also überlegte ich mir, ob es nicht eine knackige 5er Rute in 8 Fuß geben könnte, die auch mal, in Tateinheit mit einer sehr guten Rollenbremse, eine 70er (wohlwissend, dass es zumeist eher 40er-55er Fische sind) Forelle im Drill zu bändigen in der Lage wäre. Hmmm ein FightingButt wäre auch ganz nett. Und da ja wenn schon denn schon wichtig ist stellte ich fest, dass es eine solche Rute (noch) nicht gab.
Also kontaktierte ich meinen sehr vertrauenswürdigen englischen Rutenbauer (EU) ob er mir nicht eine solche Rute zaubern könnte. Nach einigen näheren Spezifikationen was, wie und wofür ich die Rute nutzen wollte, kam die oben beschrieben Rute dabei heraus. Auch nicht ganz billig, aber immer noch günstiger als ein Top-Markenprodukt, jedoch dafür professionell handgebaut, und, vor allem beim Griff, genau nach meinen Vorgaben!!

Ich war sie eben bei leichtem, böigen Wind mit dem betreffenden Schußkopf wieder werfen, und ich hatte großen Spaß, fast ohne Anstrengung und so gut wie ermüdungsfrei mal eben 20-26 Meter mit dem Ding rauszuknallen!!!
Man ist zudem gezwungen, sein Timing schön zu präzisieren, was ein ungemeiner Trainingseffekt nebenbei ist!!
Es macht total Laune, und streng, wie gesagt, kaum an.
Zudem wurde ja nicht zuletzt auch hier im Forum und auch beim Meerforellenfischen mehrfach zutreffend festgestellt dass Weite hoffnungslos überbewertet ist!!

Vielleicht findet sich in dem von mir geschilderten wurfbezogenen Werdegang ja der Eine oder Andere wieder

TL
Ralph
P.S.: Nicht wundern, wenn einige dieses Posting früher oder später auch im FF-Forum lesen. ;)
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Hier in voller "Länge"!! ;-)
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IMG_1572.jpg (124.79 KiB) 5037 mal betrachtet
Die die Rute wunderbar ausbalanchierende Rolle ist eine Nautilus FWX 7/8
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Rollo
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Rollo »

Hallo Ralf,
dann wünsche ich dir viel Spass mit deiner " Neuen" und vor allem Petri.
Vielleicht trifft man sich ja mal wieder in DK und dann lässt du mich mal probewerfen?
Gruß, Rollo
Früher war mehr Lametta!
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Nordstar
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Nordstar »

Hallo Ralph,

echt schönes Teil.

Ich versteh das jetzt so, dass durch deine individuelle Auswahl ebenso Länge 8 und eine andere Griffform möglich wäre, richtig ?


MfG

derLars :!:
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laverda
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von laverda »

Feines Teil Ralph,
gefällt mir sehr sehr gut.
Wegen 70er Mefos würde ich mir weniger Gedanken machen, wenn das Stöckchen ein gutes Rückgrat hat.
Im Stillwasser fische ich auch mit einer 5er (Batson Blank), allerdings 9,5 Fuss auf Groß-Forellen und da mussten bereits Kaliber bis deutlich jenseits der 5kg klein beigeben.

Gruß ans große B vom platten Niederrhein
Fliegenruten werfen Masse...............nicht Klasse
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Wolfi 090361
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Wolfi 090361 »

Also ich hab schon oft im Sommer mit 5-er Rute und kleinen Fliegen gefischt!Der größte Fisch in der Ostsee hatte geschätzte 2,5 -3 kg und nahm in einem Ritsch alles an Schnur von der Rolle.An komplett abgerollter Schnur konnte ich den Fisch zum Ufer zwingen und dann dort auch landen.Aber mir sind dabei schon die Grenzen einer 5-er Rute klar geworden.Im Fluss hab ich dieses Jahr an der 6-er Rute ein vielleicht 3 kg schweren Fisch gedrillt(meine 8-er hatte mein Vater bekommen)und ehrlich gesagt auch mit diesem Fisch war die Rute in Klasse 6 überfordert.Und wenn man nun rein hypothetisch eine 70-iger Mefo mit vielleicht 4-5 kg an eine 5-er Rute bekommt wird wohl "die Hand Gottes"ein gwaltiges Wörtchen mitreden!Viele Grüße,Wolfgang.
Fjorden
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Fjorden »

Hallo,
ich finde es wie Wolfgang auch riskant. Vor Allem aus "hegerischen" Gründen, wenn der Fisch zurück gesetzt werden muss oder sollte! Gerade große MF bleiben doch extrem lange tief und selbst mit einer 8er Rute erzeugt man nicht den Druck um den Fisch von dort zu liften. Verkürzte Drillzeiten sind also kaum möglich. Ich erinnere mich noch an das Gesicht eines dänischen Fliegenfischers als der Fisch von geschätzten 6 kg sich an seiner 5 er Rute mit einem Wasserschwall und Fliege verabschiedete. Ralf, ich weiß auch nicht, ob deine bei langem Fischen eintretenden Schmerzen nicht an dem "verkrampftem" Versuch liegen auf Entfernung zu kommen. Meine Erfahrung ist, dass die Schmerzen genau dann einsetzen. Wenn ich jedoch weiter "entspannt" fische, ist auch der Hebel einer 9,6 ft. Rute ertragbar. Problematisch finde ich auch die Länge, oder du bist versierter Backhandwerfer, denn bei 7,6 ft. ist die Fliege doch häufig sehr dicht in Körper -, und Kopfnähe.
Gruß
Fjorden

p.s. aber die Rute sieht sehr schön aus!!!
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Ralph Hertling
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Ralph Hertling »

Moin zusammen!!

@Rollo
Vom 25.3.-3.4. bin ich, so Gott will, wieder am AaröSund.
Gerne können wir das koordinieren und ebenso gern kannst Du die Rute dann werfen.
:grin: :+++:

@Lars
So wie ich den guten Mann kenne, macht er einfach alles möglich was rutenbautechnisch state-of-the-art, und überhaupt machbar ist.
Auf PN hin gebe ich Dir gerne seine webAdresse. :grin:

@Laverda
Danke für die analogen Erfahrungen, und herzliche Grüße an den flachen N'Rhein!!!
:wink: :+++:

@Wolfgang und Fjorden :wink:
Vielen Dank für Eure Einschätzung, und die Äusserung der Bedenken die ich auch hatte ... bis ich die Rute in Händen hielt!!! :l:
Die Rute hat unten heraus aus dem Handteil eine ganz erstaunliche Kraft.
Auf der Rolle sind hundert Meter Backing, 30 Meter RunningLine und fast zehn Meter Schußkopf. Die Ostsee-MeerForelle, die hundertvierzig Meter Leine nimmt will ich sehen! :o
Hinzu kommt, dass selbige Nautilus FWX eine ganz anständige Bremse hat, sowie dass ich nicht unter 0,26er Stroft FC1 gehe, welche immerhin 6,3 KILO Tragkraft hat.
Damit läßt sich, wenn man sich traut seine Rute wirklich zu belasten, und in meinen Augen auch für größere Forellen mehr als ausreichend Druck auf den Fisch geben!!!
Meinen Erfahrungen nach haben meine größeren Fische enttäuschend gekämpft, und eher weniger Ballett gemacht als es mir lieb gewesen wäre.
Beim Werfen nehme ich immer den Lee-Arm, so gehe ich beinahe allen Körpertreffern aus dem Weg.
TL
Ralph
Fjorden
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Fjorden »

Hallo Ralph,
meine Erfahrung ist auch, dass große MF selten viel Schnur nehmen, es geht mehr um die Druckausübung, denn sie bleiben häufig dicht am Grund. ....ich bin gespannt auf deine Erfahrungsberichte mit der Rute.
Gruß
Fjorden
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laverda
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von laverda »

Hi miteinander,
Da die Diskussion z.T. in Richtung 5er vs 8er ging, ein paar Anmerkungen dazu:
Druck auf den Fisch übt man mit Schnurzug aus und da kommt es ausschließlich auf das Rückgrat (Biegung der unteren Hälfte) einer Rute und den Schnurwinkel an. Bei dem heutigen Rutenmaterial ist das schon gewaltig, was das aushält, man muss sich nur trauen. Mit halbwegs aufrecht gehaltener gebogener Fliegenrute schafft man trotzdem etwa max 1kg konstanten Zug, egal ob 5er oder 8er. Auf eine 3kg Forelle, die in einem Rutsch mehr als 10-15m Schnur von der Rolle zieht, wird garantiert so gut wie gar kein Gegenzug ausgeübt.
Das Problem beim "Druck Ausüben" während einer Flucht des Fisches liegt beim Drill gegen den Bremswiderstand der Rolle darin begründet, dass die Haftreibung der Rollenbremse sehr viel größer ist als die Gleitreibung und zusätzlich der Reibwiderstand der Rollenbremse mit zunehmender Abzugsgeschwindigkeit sehr stark abnimmt. Das ist aus physikalischen Gründen bei ALLEN auf Reibwirkung basierenden Bremsen mit konventionellen Bremsbelägen so.
Wenn man also die stehende Rollenbremse vor dem Fischen so einstellt, dass die bei z.B. 1kg Zug auf die Schnur nachgibt, sinkt bei schneller Flucht des Fisches die Bremswirkung gegen Null und der Fisch schafft es so, sehr viel mehr Schnur in einem Rutsch von der Rolle zu ziehen, als es das Gerät eigentlich zulassen könnte.
An die Zweifler leichten Geräts:
Macht doch mal folgendes Gedankenexperiment in Richtung "Fisch vom Grund wegholen" bzw über konstanten Zug zu ermüden:
Einer 5kg-Forelle wird eine leere 1l-Flasche (analog 1kg Zug, um diese unter Wasser zu ziehen) mit 1m Schnur an den Kiefer gebunden und dann schwimmen gelassen. Was glaubt ihr, wie lange die es schafft die Pulle unter Wasser zu halten? Wie lange dauert es, bis dieser Fisch die Lust am Gegenzug verliert und nur noch träge unter der Oberfläche rumdümpelt?
Wir fischen doch üblicherweise mit Vorfächern jenseits der 5kg (ab 0,22mm)!!!!! Tragfähigkeit, die eine über 1kg Zug hinaus auftretenden Spitzenbelastungen aufgrund ruckartiger Bewegung gemeinsam mit der Rutenbiegung, Schnurdehnung sowie Nachgeben der Rutenneigung aus dem Unterarm usw. ganz locker wegstecken.

Gruß vom platten Niederrhein
Fliegenruten werfen Masse...............nicht Klasse
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Wolfi 090361
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Re: Mal wieder was Anderes ...

Beitrag von Wolfi 090361 »

Mir ist schon ganz schwindelig von den ganzen physikalischen Erwägungen :grin:
Na jedenfalls gabs heute in Dk ein klasse Sonnenaufgang am Wasser,der Wind schlief ein und ich dachte schon..oh mann , nun auch noch Ententeich...,da sprang so 15 Meter vor mir Ralph sein Fisch in voller Länge aus dem Wasser , kurzer Schwall hinter meiner Fliege und wech war er! Und der war ziehmlich blank , hatte die entsprechende Größe und war schwer,...jedenfalls platschte es dementsprechend!Ich stand da, wie angewurzelt und weiß jetzt natürlich , dass ich ihn mit meiner 6-er Rute beherrscht hätte . ;) Viele Grüße,Wolfgang.
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