Tovdalselva - Fischen auf Lachs und Bachforelle

Gerade im Sommer macht es die Badesaison es einem nicht leicht seiner Leidenschaft zu fröhnen und daher sind oft andere Reviere und Zielfische angesagt. Gerade für die Binnenländer eine silberlose Zeit, aber auch andere Fische haben ihren Reiz.
Ostsee-Silber

Tovdalselva - Fischen auf Lachs und Bachforelle

Beitrag von Ostsee-Silber »

Melde mich hiermit aus einer anderen Welt zurück und hoffe, Ihr lasst Euch für ein paar Minuten dorthin entführen.

Anstatt eines Urlaubsberichtes möchte ich die Gelegenheit nutzen, Euch einen noch nicht so bekannten Lachsfluss in Südnorwegen in Kurzform vorzustellen: den Tovdalselva und seine Umgebung.

Bekannt ist der Tovdal durch seine etwa 35 Kilometer lange lachsführende Strecke, doch es gibt noch mehr zu entdecken. Aber beginnen wir beim Lachs.

Auch der Tovdalselva zählt zu den wasserstandsabhängigen Lachsflüssen, was ich leider dieses Jahr deutlich zu spüren bekam. Die ersten drei Juniwochen lächelte die Sonne ununterbrochen und bescherte den meisten südnorwegischen Flüssen einen knappen Wasserstand. Ohne frischen Regen und mitten zwischen den Vollmondphasen stiegen kaum Lachse und Meerforellen auf.

Vom Mündungsbereich in Kristiansand bis zum Ende der Wanderstrecke, dem Herefossfjorden, folgen die Fische einer sehr abwechslungsreichen Flusslandschaft mit großen seenartigen Bereichen, Wasserfällen, sehr schmalen Passagen und auch kleineren Stromschnellen. Ein Highlight ist sicherlich der Tveitfossen bei Birkenes, an dem die Kinder bei schönem Wetter inmitten der wartenden Lachse und Meerforellen baden...

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Fast alle Abschnitte der 35 Kilometer sind wesentlich besser zu erreichen als an vergleichbaren Flüssen in Südnorwegen, zahlreiche Rastplätze entlang der Flusstrecke laden mit Tischen und Bänken zum entspannten Beobachten des Wassers ein. Insbesondere in den unteren Lachszonen im Umkreis der Ortschaft Birkenes gibt es sogar kleine Brücken über den Fluss, welche einen schnellen Wechsel der Uferseite ermöglichen.

Ein Satz zu Zone 2, wo am Tovdal die meisten Lachse gefangen werden: ein hoher Wasserfall beendet diese Zone, an dem die Fische nur bei gutem Wasserstand vorbei kommen. Vor dem Wasserfall sammeln sich die Fische und stehen teils übereinander, oft werden sie mit Pilkern gerissen und mit Springerfliegen am Hintern gehakt. Es ist kein Wunder, dass die Zone 2 somit die erträglichste Zone ist, doch ich hatte keinen Pilker dabei und auch sonst sagte mir das nicht sooo zu.

Gefangen habe ich leider nur einen winzigen Lachs in Zone 4 und einen dicken Fisch nach kurzem Drill verloren.

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Aufgrund des sommerlichen Wetters blieb es also bei zwei Tagen Lachsfischen und es kam Plan B, wir fischten auf Bachforellen und Saiblinge.
Der Tovdalselva hört ja nicht nach 35 Kilometern auf, nöö, da wird’s eigentlich erst richtig spannend, zumindest, wenn man das Pirschen auf scheue Bachforellen mag. Insbesondere der Juni zeigt die Auswirkungen des Mittsommers, auch in Südnorwegen und so gab es eigentlich kaum eine dunkle Nacht.


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Der weitere Verlauf des Tovdals bietet sehr viel Abwechslung und eine extrem spannende Fischerei, doch der dominierende Fisch ist klar das „Fjellörret“, eine Bachforelle die nicht gerade groß wird. Die Seen und Flüsse sind in Norwegen voll davon, Forellen zwischen 10 und 20 Zentimetern bilden den größten Teil der Wasserbevölkerung. Diese Forelle ist mit knapp 15 Zentimetern geschlechtsreif und gilt daher als ausgewachsen. Es ist bei den Norwegern sehr beliebt, davon mal ein paar auf den Grill zu legen.

Dazu ein kurzer Abschweif: während meines Aufenthaltes lernte ich zwei Reisegruppen kennen, welche nacheinander das Nachbarhaus gebucht hatten. Angelockt durch dicke Bachforellen auf den Fotos im Reisekatalog waren die Jungs der Meinung, hier gibt’s Forellen zum Abwinken. Womit sie auch recht hatten und kein Reiseanbieter etwas Falsches versichert hatte, denn an dem See vor unseren Häusern gab es sicherlich 3 Forellen pro Quadratmeter Wasser, allerdings alle Fische um die 10 Zentimeter.

Es tat mir sehr leid, in die enttäuschten Gesichter zu sehen und noch mehr leid, als sie dann tütenweise die kleinen Fische mitnahmen. Wer das erste Mal nach Norwegen fährt, für den sind diese Worte: „gute Angelmöglichkeiten“ als Text im Katalog heißt noch lange nicht, das die Angelmöglichkeiten auch verwertbaren Fisch bedeuten und „Haus am See“ bedeutet eigentlich, der See ist völlig abgefischt...

Wenn an den Tafeln am Wegesrand auf die diversen Fischarten hingewiesen wird, die hier vorkommen, sollte man erst beobachten, bevor man die Dauerkarte kauft. Nur weil ein Saibling auf dem Foto auf der Tafel zu sehen ist, muss der erst mal gefunden und gefangen werden.

Allerdings habe ich meinen persönlich ersten Saibling hier erwischt, zwar nicht groß, aber zwischen den ganzen Lütten erschien er schon fast „gewaltig“ ...

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Auf der Forellenstrecke gilt der einfache Hinweis, etwas abseits zu fischen. Da, wo man laufen muss, klettern und kraxeln, mit der Rute im bruchsicheren Rohr quer durch die Botanik, ausgerüstet mit einem Mückenhut und Mückenspray. Der Lohn dieser Mühen sind dann manchmal doch Forellen mit 25+.

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Insgesamt habe ich in drei Wochen weit über 100 Forellen gefangen, fast alles die Kleinen und nur an sehr unwegsamen Stellen die Fische, von denen ich dann schweren Herzens 5 Stück für den Grill mitnahm.

Doch wie auch beim Fischen auf Meerforellen erlischt ja nie ganz die Hoffnung und so begab es sich, dass sich eine meiner Goldkopfnymphen dann doch noch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort befand und glücklicherweise auch mal eine „Foto-Assistentin“ anwesend war.

Mit den nachfolgenden Fotos möchte ich daher diesen kurzen Ausflug an die Ufer des Tovdalselva beenden. Die kleine Fotoserie zeigt fast live, wie der Fisch aus der Strömung kam, wo wohl kaum Jemand gefischt hätte, meine knapp 30 Jahre alte Glasfaserrute mal wieder schön belastet wurde und ich hoffe, Ihr habt ein paar Eindrücke aus einer „anderen Welt“ bekommen.

Und Glück gehört immer dazu ...

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Gast

Beitrag von Gast »

Da ging der Bericht heute doch noch "on" :o

Ich würde mal sagen:
1A Bericht Mirko :+++: :+++:
Hat sich gut gelesen :wink:

Und was ein geil gefärbter Fisch :l:
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Kystefisker
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Beitrag von Kystefisker »

.....feiner Bericht, schöne Bilder und der Fisch am Schluß is ja nur... :l:

Aber Schade das da Dinge vorgegaukelt werden die man Tourist doch teuer Bezahlen muß, kann die Entäuschung der Reisegruppen mehr als verstehen.... :!:

Gründliche Recherchen sind wohl angesagt.......... "kf"
"Good fishing trip means also good time with your friends, people who have the same burning passion to fly fish, find the peace in it and respect mother nature."
Kielerkrabbe

Beitrag von Kielerkrabbe »

Moin Mirko,
schöner Bericht und klasse Bilder, hatte Dich schon im Forum vermisst. :wink:
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Mandal
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Beitrag von Mandal »

@ Mirko,
super Bericht mit schönen Bildern
........und dann noch der Fisch :+++: :wink:

ingo
Keep your eye on your fly
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Sebi hat geschrieben:Da ging der Bericht heute doch noch "on" :o
Aber sicher :grin: Wenn morgen der Alltag beginnt, werden sich bestimmt noch ein paar Leute daran erfreuen, hoffe ich.

Die dicke Forelle wollte ich eigentlich releasen, doch ich muss sie beim Kiemengriff verletzt haben. Als ich sie in die Strömung hielt, trat leider etwas Blut aus und somit endete das Schicksal dieser Forelle. Bild

Sicher bin ich mir noch nicht, ob nicht ein Saibling seine Flossen da drin hatte. Ein Hybrid vielleicht? Die sehr großen Flossen könnten durch den Standort in der Strömung zeugen, die überdimensionale Fettflosse erinnerte aber mehr an einen Lachs und der Bauch an einen Saibling :roll:
Gast

Beitrag von Gast »

Hai Mirko,

schön, das du wieder da bist - irgendwas hat mir die letzten 3 Wochen gefehlt :c ;)

Ansonsten : Tolle Bilder und kurz und knapp "serviert"

CU
Gruss Stephan :wink:
Hardi

Beitrag von Hardi »

Moin Mirko,
danke für deinen schönen Bericht, und schön das wir den Bericht noch "mitnehmen" können, bevor der Alltag wierder anfängt. :+++:

Sehr schade, da freut man sich das ganze Jahr auf den Urlaub, und dann macht der Sommer und der Wasserstand einem wieder einen Strich durch die Rechnung. :cry:
Gruß Thomas
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Kystefisker hat geschrieben:Schade das da Dinge vorgegaukelt werden die man Tourist doch teuer Bezahlen muß, kann die Entäuschung der Reisegruppen mehr als verstehen.... :!:

Gründliche Recherchen sind wohl angesagt.......... "kf"
Leider muß ich selbst gestehen, mal solche Dinge verzapft zu haben. Vor vielen Jahren arbeitete ich mal nebenbei für einen Angelreiseveranstalter und fischte in vielen Regionen Norwegens. Es war nicht schwer, große Forellen da zu fangen wo es sie gab und diese dann verschiedenen Reisezielen als Foto "beizumischen" :roll:

Heute würde ich sagen, traue nur dem, was im LMF steht :grin:

In diesem Sinne, kurz und knapp serviert ;) , wer ernsthafte Infos möchte, kann mich gerne anmorsen.

Vielen Dank auch für Eure Worte :D , obwohl mal drei Wochen Online-Abstinenz nicht geschadet haben, wenn mir auch sonst nix gefehlt hat, so kommt mir nur Ihr und das LMF in den Sinn :wink:
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Vossi
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Beitrag von Vossi »

:+++:

Danke Mirko

feiner Bericht und ein paar Bilder zum Träumen .....

Und willkommen zurück ;)
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Mange Takk :wink:
Gnilftz

Beitrag von Gnilftz »

Moin Mirko

Willkommen zurück!!!

So fängt die Woche richt geil an, n Käffchen in der Hand und beim Schlürfen nen tollen Reisebericht mit geilen Bildern aus Norge anschauen. :l:
Danke dafür!!! :+++:

Greetz
Heiko :wink:
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo Mirko,

danke für den wirklich sehr schönen Bericht und die nicht minder schönen Bilder! :+++:

Thomas
:wink:
Gast

Beitrag von Gast »

Klasse Bericht, Mirko! :+++:

Gerade an einem verregneten Montagmorgen liest und schaut sich ein solcher Bericht besonders gut. :wink:
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Unser Mirko ist wieder im Lande und erfreut uns gleich mit tollen Berichten :+++:
Zu den Angelprospekten in NO kann ich Mirko nur bestätigen. Ich wollte vor einigen Jahren in der Otra (Byglandsfjord) den BLEKE kennen lernen, eine Forellenart, die nur noch dort vorkommt. Nach 3 Wochen Nullnummern fragte ich bei der Kommune (mit dem Prospekt in der Hand), ob sie mir diesen Fisch zumindest mal zeigen und evtl. eine fängige Stelle beschreiben könnten. Nach etlichem Palaver im Nebenzimmer fragte man mich, ob ich Netze bei mir hätte. :+no:
Die anderen kleinen Forellen (Fjell-Örret) haben keine Chance "erwachsen" zu werden, da zu wenig Nahrung. Sie werden in manchen Abschnitten des Oberlaufs der Otra (zB bei Skomedal) sogar mit Netzen herausgefischt, um einer Überbevölkerung entgegen zu wirken. Außerdem wird der Wasserstand am Ende der (Kanu- und Rafting-) Saison sehr tief abgesenkt, so dass weite Strecken des Uferbereiches trocken fallen und somit alles Leben vernichtet wird.
Dies soll nur bestätigen: Traue lieber den Berichten im LMF als NO-Angelprospekten :wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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