Naturschutz im eigenen Garten

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Ostsee-Silber

Naturschutz im eigenen Garten

Beitrag von Ostsee-Silber »

Da das Thema Umweltschutz und Erhaltung, bzw. Förderung bestimmter Tierarten, vielleicht auch neben den Mefos den einen oder anderen von Euch interessiert, möchte ich mal ein paar meiner Gedanken und Erfahrungen dazu niederschreiben.

Einige von uns haben ja einen kleinen Garten, einige davon auch einen kleinen Teich.

Vor zwei Jahren baute ich meinen Teich um und vergrößerte ihn durch angrenzende Bereiche auf Folienbasis. Es entstanden kleinere ruhige Buchten und Ausläufer, die Platz für Seerosenableger bieten sollten.

Beim Auspumpen und Leerräumen des alten kleinen Teichs erhielt ich direkt mal eine Biologiestunde, denn was sich da so alles im Wasser tummelte, war bis dato weitestgehend unbemerkt gewesen.

Obwohl der Teich einen Fischbesatz hatte, wimmelte es vor Libellenlarven, Wasserasseln, Wasserkäfern und Molchen. Jede einzelne Libelle schlürfte ich mit dem Löffel vorsichtig aus dem verbliebenen Schlamm und setze sie übergangsweise in ein Behältnis.

Aufgrund der Vielfalt der Wasserbewohner las ich ein Wenig dazu und versuchte nun, beim Umbau die spezifischen Lebensräume meiner Gäste halbwegs vernünftig einzubauen. Das Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Uferbefestigung erschien als das wichtigste Kriterium, um neben den Libellen auch Molchen, Kröten und Fröschen ein kleines Refugium in der großen Stadt zu schaffen.

Amphibien finden gerne Schutz unter nah am Wasser befindlichen Steinen und Holzstücken. An einem nicht so einsichtbaren Teil meines Teiches, wettergeschützt durch hohe Tannen, stellte ich Lochsteine auf und alte Holzstümpfe.

Für Molche ist es besonders wichtig, unter diesen Steinen einen kleinen Hohlraum zu lassen, in dem sich auch etwas Regenwasser sammeln kann. Das Wasser sollte versickern können und somit entsteht auf einfachstem Wege eine feuchte Höhle für Molche. Weiterer Nebeneffekt der Lochsteine ist der so entstehende Lebensraum für Kellerasseln, Tausendfüssler, Ameisen, Spinnen und sogar Hummeln und Wildbienen.

Hier also einfach mal meine kleine Steinsammlung dazu:
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Stein und Holz 3.jpg
Stein und Holz 2.jpg
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Im Wasser selbst muss zunächst einmal der Zugang für Amphibien ermöglicht werden. Dies habe ich ganz simpel durch Aststücke und schöne alte Wurzeln geschaffen, die den Molchen und Kröten guten Halt geben. Für Vögel und Eichhörnchen dienen die Äste zudem als Rettungssteg, falls die beim Trinken und Baden mal baden gehen.

Mit der Folie habe ich dazu kleinere Inseln im Teich geformt, die auch über Äste und Wurzeln zugänglich sind. Auf den Inseln befinden sich Steine und Sumpfpflanzen, an denen die Molche auch Hochzeit feiern können. Die feuchten Holzstücke dienen weiterhin den Libellen als Stelle zur Eiablage, insbesondere die großen Arten wie die blaugrüne Mosaikjungfer oder der braune Vierfleck bohren in das feuchte Holz kleine Löcher mit ihrem Piekser am Hinterteil und legen die Eier da hinein.
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Ruhige Teichzone 3.jpg
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Die Inseln habe ich unterschiedlich gestaltet, mal mit flach zum Wasserspiegel auslaufendem Ufer, mal etwas böschig mit einer Wurzel als Zugang. So ist auch eine abwechslungsreiche Optik entstanden und ich konnte beobachten, das gerade die Molche alle Einladungen annahmen. An den flachen Uferbereichen einer Insel empfiehlt sich zum Beispiel die Bachminze, welche kräftig wuchert (und daher mal ausgedünnt werden muss) und durch ihre Ausläufer Deckung bietet. Ein oder zwei Steinplatten auf der Insel bieten dazu Sonnenschutz und Ruhebereiche für die empfindliche Molchhaut.
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Insel 3.jpg
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Kleine Klettersprossen in Kombination mit Ästen und flachen Steinen können auf kleinstem Raum angeordnet werden und es macht Spass, die Tiere dann zu beobachten.

Auch mitten in der Stadt :wink:
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Molch.jpg
Kletterleiter.jpg
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Papabär
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Beitrag von Papabär »

Mirko,das sieht richtig gut aus-Respekt :+++: .
Wie lange besteht der Teich schon?Ich meine,das muss doch bestimmt ein bisschen gedauert haben bis sich da ein Molch nieder lässt?Ich spiele
auch schon länger mit dem Gedanken,neben meiner Terasse einen Teich anzulegen.Wie gross ist deine Anlage so in qm?Mir stehen ca.4 bis 6 qm zur verfügung.

Gruss Timo
Beste Grüße aus Eckernförde und TL
Timo
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Timo, der Umbau ist nun knapp zwei Jahre her, die neue Gesamtfläche inklusive aller wasserberührten Flachwasser und Sumpfbereiche liegt bei knapp 25 qm.

Der ehemalige Teich mit etwa 5 qm bestand aber schon über 20 Jahre. Die Molche sind lange unbeachtet geblieben, da sich Niemand so recht um den kleinen Naturteich gekümmert hat.

Erst mein Vorschlag, den Teich umzubauen und eventuell einen Bachlauf da dran zu basteln, brachte mich diesem Hobby näher und natürlich entwickelt man dabei auch Interesse an den Lebensbedingungen der Tiere.

Der Bachlauf hätte allerdings auch dem Besatz von Forellen gedient :oops zum Üben im eigenen Garten.

Schon im letzten Jahr, also ein Jahr nach dem Umbau, stellten sich verschiedene Kröten ein und 2 weitere Molcharten. Selbst den gefrässigen Gelbrandkäfer habe ich schon nach Wasserasseln und Kaulquappen jagen sehen. Zudem haben sich die Libellen extrem vermehrt, so dass vor ein paar Wochen an fast jedem zweiten Halm der Iris eine Nymphe hing. Der Umbau hat sich also gelohnt.

Die Zuwanderung der Molche und Kröten (war noch kein echter Frosch dabei) kann hier recht unproblematisch stattfinden, da die Tierchen in kurzer Entfernung einen Ökologiepark mit viel Wasser und viele Anlagen in der Nachbarschaft zur Verfügung haben. Wann sie in Deinen Teich kommen, hängt von der Entfernung zum nächsten Wasser ab. Also, ansonsten mal ein zwei Molche mitnehmen und aussetzen :oops was allerdings nicht erlaubt ist und zudem können Molche ein Gift über ihre Haut abgeben :o auch daran denken, bevor man die streichelt. Ist nicht ganz ungefährlich, insbesondere für Kinder. Die machen sowas aber nur bei akuter Gefahr, ich habe das noch nicht erlebt und muss andauernd Molche auf die Hand nehmen, wenn der Nachwuchs der Familie neugierig ist.

Wenn Du Deinen Teich direkt am Haus planst, solltest Du Dich bei so angelegten Amphibien-Lebensräumen allerdings schon mal an „Froschkonzerte“ gewöhnen :roll: auch die Kröten können, wenn auch einen kürzeren Zeitraum als die Frösche, ganz gewaltig quaken.

Wenn die Molche und Kröten erst mal da sind, kannst Du ihnen durch Unterwasserpflanzen wie Hornkraut und Tausendblatt die Vermehrung deutlich vereinfachen und dazu bringen diese Pflanzen Sauerstoff ins Wasser. Schwimmblattpflanzen wie Teich- und Seerosen, aber auch einfache Entengrütze, bieten den Amphibien und deren Nachwuchs später Schutz. Es sieht schon ganz witzig aus, wenn so eine Kröte auftaucht und lauter Entengrütze auf dem Kopf hat :lol:

Möchtest Du den Wildbienen und Hummeln noch etwas Gutes tun, empfiehlt sich am Teichrand (im Trockenen) der „Beinwell“, ein immer wiederkehrender Busch mit einer Wuchshöhe von etwa 1 Meter, der auch sehr buschig wird. Wenn der blüht, wimmelt der allerdings vor Hummeln, die lassen dann sämtliche andere Blüten außer Acht. Der Beinwell muß allerdings zum Winter hin radikal geschnitten werden, so dass dieser Platz dann etwas kark aussieht.

Als Seerose würde ich zu Beginn eine etwas kleinblütigere Aurora nehmen, da kannst Du mich gerne mal zu anmorsen.

Bei Deiner geplanten Teichgröße müsstest Du Dich noch entscheiden, ob Fischbesatz oder nicht. So Goldfische sind ja niedlich und fressen bald aus der Hand, aber eine Pumpe mit Filter müsste dann für frisches Wasser sorgen. Die Wasserbewegung durch die Pumpe kann ein Molch als störend empfinden, was Du aber durch einen kleinen Ausläufer mit ruhigem Wasser aufheben könntest. Der Boden dieses Ausläufers könnte aus Holzstückchen, kleinen Kieseln und ein paar größeren Steinen bestehen, dann fühlt sich ein Molch wohl. Wenn so ein größerer Stein auch mal das Wasser durchbricht, dient er den Molchen dazu als Sonnenterrasse. Eine Seerose im Topf auf diesem Grund sorgt mit ihren Schwimmblättern dann auch für Schatten.

Ohne Pumpe und Filter werden sich aber auch sehr zügig die Mücken vermehren :q:


P.S.: Deine Welse sind wirklich niedlich :l: und dann noch aus eigener „Zucht“. In meinem kleinen Aquarium sind zwei Waben-Schilderwelse (inzwischen gut 10 cm groß), 5 Neons und 5 Süßwasser-Garnelen, die als natürliche Bindevorlage dienen :grin:

Aber der Weg für die Welse wäre zu lang.
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

@ Mirko:
Ein kleines Paradies mitten im Ruhrpott!
Wenn nur der böse Graureiher nicht wäre. Aber den holst Du Dir demnächst sowieso zum Fliegen-Tüdeln, wenn er sich überfressen hat und up-side-down im Gras liegt.
"Kleine Wasser machen niemand reich, am besten fischen ist im großen Teich"; also auf an die Küste. :wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
Gast

Beitrag von Gast »

WOW Mirko :o :+++: :+++:

Das ist ja mal 'ne feine Sache :+++:

Herzlichen Glückwunsch zur "Ausführung" und herzlichen Dank für den tollen Bericht :+++:
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Mandal
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Beitrag von Mandal »

@ Mirko,
Anmerkung zum Gelbrand Käfer: sobald wir draussen ein Behältnis mit Wasser stehen haben, ist dort innerhalb kürzester Zeit der G.K.drin,in der Regel spätestens am nächsten Tag.Alles ab grösse eines Eimers,selbst im Kinderplanschbecken :evil: Keine Ahnung woher die immer kommen??
Ich mag die Viecher genau so gerne wie die Kormorane.....
die Kinder sind immer sehr erfreut,über die niedlichen Käfer;ansonsten würde ich....
ingo
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Gast

Beitrag von Gast »

@ Mandal richtige Gelbrandkäfer :?: :o


Mag für Dich ärgerlich sein. Ich hab allerdings seit meiner Jugend keine mehr gesehen :o

Find ich schon interessant :wink:
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Ingo, das kann ich mir auch kaum vorstellen, aber wäre natürlich toll, auch wenn es Dich stört.

Sehr häufig kommen Wasserwanzen, bzw. sogenannte Rückenschwimmer vor. Die Käfer hängen gerne mit dem Hintern an der Oberfläche zum Atmen, allerdings machen dies alle Rückenschwimmer. Haben die Tierchen bei Dir den markanten gelben Rand?

Ich würde ja fast denken, wenn Platz für ein Kinderplanschbecken ist, warum nicht eine kleine Wanne für "wildes Getier"?

In Kiel gibt es noch freie Landschaften, von denen hier nicht viel geblieben ist. Auch ein so geschaffenes Biotop ist nur Künstlich.

Mich würde es freuen, wenn Du den Käfern eine Chance gibst, einem Kormaran sind sie ja nicht gerade sooo ähnlich :wink:
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Beitrag von Mandal »

@ Goeddoek,
laut RoRoRo Tierlexikon sollte es sich um den gemeinen Gelbrandkäfer handeln.Ich werde mich aber nochmal informieren und sobald "sie" wieder da sind,mal fotografieren .Der einzige der noch Ähnlichkeiten aufweist ist der Schwimmkäfer,ich hoffe jetzt nur das ich nicht völlig daneben liege.Zumal eines dieser Tiere innerhalb von einigen Stunden,ca 50 frisch gekescherte Kaulquappen
gekillt hat.
.In der nächsten Zeit sollten die ersten Exemplare auftauchen,dann werde ich (versuchen) den richtigen ?-Käfer zu bestimmen.
Sorry, wenn ich was verkehrtes kundgetan habe :q:
aber ich werde mal ein Bild von einem breit gekloppten ?-K einstellen :lol: sofern sie nicht unter irgendeinem Schutz stehen.Dann natürlich nur ein Bild vom lebenden.
ingo
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Beitrag von Mandal »

ich wusste nicht das der gemeine Gelbrand Käfer so selten ist.Wir haben hier so einiges an Biotop én und Teichen/Seen in der Nähe und Ferne,die ich in der nächsten Zeit mal genauer unter die Lupe nehmen werde.

ingo
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Ingo, wenn es in Deiner Nähe naturbelassene Teiche und/oder Sumpflandschaften gibt, ist der Gelbrandkäfer keineswegs undenkbar.

Selbstverständlich gehört er, wie auch die anderen Schwimmkäfer, Ruderwanzen etc., zu den schützenswerten Tierarten.

Ob Du da nun richtig liegst oder nicht, ist doch nicht wichtig. Es gibt so viele Arten von Käfern, da nehme ich generell immer ein Bestimmungsbuch mit zum Teich ;)

Das dieser Käfer aber die Kaulquappen "gekillt" hat, deutet schon auf die besagten bedrohte Arten hin. Fast alle Schwimmkäfer und Ruderwanzen leben räuberisch. Die haben richtig Appetit und knabbern auch schon mal an meinen Jungfischen :c aber was tut man nicht Alles für den Artenschutz.

In diesem Sinne würde ich ein weniger "breitgeklopptes" Exemplar als Foto bevorzugen :oops (und würde im anderen Sinne jederzeit wieder einen Fasan überfahren :lol: :spass: )

Aber wie gesagt, ob es bei Dir nun Gelbrandkäfer sind oder eine andere Art, das ist für mich so ähnlich, wie eine braune Meerforelle vorsichtig zu releasen :wink:

(und vom Fasan sprechen wir lieber nicht dazu :oops )
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Beitrag von Mandal »

@ Mirko,
mir schwebt da auch schon ein Teich mit Bauchlauf und ähnlichem vor,wir haben allerdings noch kleinere Kinder und in der Nachbarschaft sind viele Kleinkinder.Da sind schon ganz üble Sachen passiert in Gartenteichen....
Und ein komplett eingezäuntes ,verriegeltes Grundstück mit einem umzäumten Teich,auf dem noch ein starkdrahtiges Zaungeflecht (am besten mindestens 15cm über Wasserfläche) liegt,möchte ich mir nicht antun.

ingo
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