Frank Carstensen hat geschrieben:
Moin Chris,
ich fahre seit 2007 so eine Landmaschine. Der Eimer hat in Gänze einfach nur Nachteile. Und zwar komplett. Dafür liebe ich ihn.
Die Karre klappert, hat den CW-Wert der Eiger Nordwand und das Temperament einer Wanderdüne. Technisch ein kompletter Dinosaurier, absolut mieseste Qualität, nur die Hälfte funktioniert überhaupt. Laut, unbequem, ein negatives Raumwunder. In Summe ein komplettes Desaster. Aber die Rückmeldung und die Haptik ist einfach unbezahlbar.
Und mit dem Wendekreis genau der richtige Flitzer für Menschen wie mich. Der entschleunigende Trick: Einfach rangieren. Der wartende Hintermann freut sich auch – wird er doch mit prickelnden Panikattacken belohnt. Denn nach hinten raus kann man bei dem Zirkuswagen quasi nichts sehen. Erquickend!
Überhaupt ist der Defender das letzte Auto, in dem du noch Maschinist bist. Beim Schalten rangelst du die Kupplung nieder, zerrst am langen Schalthebel, bis sich endlich der Gang knarzend verzahnt – herrlich. 122 PS beschleunigen einen auf 145 km/h Spitze. 19 Sekunden dauert diese Übung. Dabei kommt man in den Genuss der schwammigen Lenkung und traditioneller Seitenlage in den Kurven. Ja, dieses Auto hat zwei starre Achsen.
Wegen des recht umfassenden Verzichts auf Komfort erweist er sich zudem als konditionsfördernd. Die Fuhre macht einen regelrecht hart. Aber man stellt sich darauf ein und fährt defensiver als mit jedem anderen Auto.
Wichtige Amtshandlung für Neueinsteiger: Dachgepäckträger kaufen und Ersatzkanister drauf schnallen. Beeindruckt den städtischen Nachbarn schon mal ungemein. Dann noch ein paar Zarges-Boxen drauf, Front- und Heckpartie modifizieren, fertig.
Die Zombie-Apokalypse kann kommen!
FAZIT
Pro: So viel Abenteuer gibt es in keinem andern Wagen. Hervorragende Eigenschaften im Gelände, hoher Kultfaktor = hoher Wiederverkaufswert, viel Platz, ein Schlafplatz ist inklusive. Ruten brauchst Du nicht auseinander nehmen.
Kontra: Im Grunde fast alles. Schlechter Einstieg, unbequeme Sitze, mäßige Fahrleistungen, hoher Verbrauch (12 Liter), kaum Sicherheit, schwammige Lenkung, riesiger Wendekreis, schlechte Federung, rustikale Verarbeitung.