Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrungen.

Fliegenbinden ist eine Kunst für sich. Der Phantasie der Fliegenbinder sind keine Grenzen gesetzt und die existierenden Muster sind unzählbar. Tipps und Tricks können hier ausgetauscht werden.
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Kurt Mack
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Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrungen.

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Seit Anfang des Sommers fische ich vermehrt mit der Trockenfliege, die ich aber nicht nur einfach abtreiben lassen, sondern auch aktiv an der Wasseroberfläche und darunter führe.
Angefangen hat das Ganze an der Sauer beim Äschenfischen. Die Äschen verweigern in der Regel Trockenfliegen hartnäckig, wenn das Vorfach schwimmt. Da das regelmäßige Entfetten ziemlich mühselig und zeitraubend ist, habe ich angefangen meine CDC-Muster (meist die Still-born-Dun, F-Sedge, SauerDun, F-Fly) unter Wasser zu ziehen, die Dank der eingeschlossenen Luftblase zwischen den CDC-Fibern wieder auftauchen. Das System hat sich bewährt und ein paar besonders schwierige Äschen konnte ich überlisten, indem ich die Fliege in ihrem Sichtbereich austauchen gelassen haben. Da sie so etwas nicht kennen und das Auftauchen einer schlüpfenden Eintagsfliege sehr ähnlich sieht, konnte ich die Bisse meist zu verwerten. Einige Äschen konnte ich auch beim Ziehen der Muster unter Wasser wie beim Naßfliegenfischen erwischen.

Leider waren die Muster nach 3-4 Fischen verschleimt und auch mit Amadou und Nachfetten kaum noch zum Schwimmen zu bekommen. Was ich brauchte war ein Muster, dass mehr Luft einschließen kann und ins gesamt besser sichtbar ist. Ein paar Probemuster waren beim Besuch an der Rur dabei und eins hat sich besonders bewährt:

Einen passenden Namen habe ich noch nicht gefunden und bin für Vorschläge dankbar. Ein guter Name würde ich gerne mit einer kleinen Kollektion belohnen.

Bild

Material:
- normallanger Haken, nicht zu dünndrähtig, in Größe 10 bis 14
- Naturdubbing (Hase, Kaninchen, Squirrel) braun,beige oder grünlich
- 2-4, meist nehme ich 3, mittlere CDC-Federn, bevorzugt in den Naturfarben, grau bis beige

Die Bindeweise ist recht einfach, meist braucht man ein, zwei Probemuster, bis die Fliege gute Proportionen zeigt: Haken einspannen, Faden anlegen, Grundwicklung, lackieren, die Spitzen der CDC-Federn mit dem Kiel nach hinten zeigend und mit nach hinten gestreiften Fibern einbinden, die Spitzen nicht zu knapp einbinden, da die feinen Kiele beim Nachvorneklappen schon mal abreißen können, Körper dubben, Faden muß vorne liegen, jetzt die CDC-Federn einzeln nach vorne klappen, Fibern nach hinten streifen und im Kopfbereich fest einbinden, da die Kiele relativ dick sind, binde ich den 1. Kiel etwas links, den 2. etwas rechts und den Letzten mittig ein. Die Fibern immer schön nach hinten streifen dann ergibt sich ein ganz wuscheliger Flügel, der sich über den ganzen Rücken der Fliege zieht, länger als 1/3 sollten die Fibern nicht über den Hakenbogen hinausragen.

Dieses Muster fische ich mit einer 3er bis 5er Rute und einem schwimmenden, verjüngten Vorfach oder mit einer Tenkararute. Die Vorfachspitze sollte nicht zu dünn gewählt werden, da die Bisse auf die geführte Fliege meist entschlossen und auch teilweise aggressiv sind. Ich benutze am liebsten 18er bis 20er Stroft GTM. Die Fliege fette ich dünn mit "Never sink" oder CDC-Öl von MP ein. So verschleimt die Fliege weniger, läßt sich besser auswaschen, mit einem Amadou trocknen und kann deutlich länger gefischt werden.
Ich fische quer- oder stromab. Meist werfe ich zu erst die langsam fließenden Bereiche möglichst dicht am gegenüberliegenden Ufer an. Dort versuche ich das Muster unter häufigem Menden der Fliegenschnur möglichst lange anzubieten, dann lasse ich die Fliege von der in der Strömung abtreibenden Leine rausziehen. Häufig bekomme ich Bisse, wenn die Fliege nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche rumschwingt. Bei Nachlassen des Zuges taucht die Fliege auf. Gerne lasse ich die Fliege mehrmals über verschiedene Strecken, stromauf über die Wasseroberfläche hüpfen, um sie dann wieder abtreiben und rumschwingen zu lassen. Je nach Anbieteweise imitiere ich mit der Fliege eine an der Wasseroberfläche oder darunter schlüpfende, eine schlitternde, auf der Wasseroberfläche oder untergetaucht Eier ablegende Köcherfliege. Aber auch schlüpfende oder Eier ablegende Eintags- oder Steinfliegen verhalten sich ähnlich.
Alles in allem macht mir diese Art der Fischerei sehr viel Spaß, nicht nur weil ich meist gut damit fange, sondern auch weil man richtig kreativ sein kann und oft von den Aktionen der Fische überrascht, ja fast erschreckt wird.

Ein weiteres, namenloses Muster ist in der Erprobungsphase, hat die Testphase so gut abgeschlossen.
Das Ziel war eher eine tauchende Köcherfliege mit den unbenetzten, glitzerden Flügeln zu imitieren. Auch sollte die Siluette mehr nach einer Köcherfliege aussehen.
Das Ergebnis war eine "La peute" aus CDC und Entenfedern:

Bild

Material:
- normallanger Haken, nicht zu dünndrähtig, in Größe 10 bis 14
- Naturdubbing (Hase, Kaninchen, Squirrel) braun,beige oder grünlich
- 1 Wildentenbrustfeder, kann man nicht kaufen, man findet sie in ausreichenden Mengen an Stellen, an denen Wildenten übernachten und sich putzen.
- 2-3 mittlere bis große CDC-Federn in naturgrau

Haken einspannen, Faden anlegen, Grundwicklung, lackieren, Körper über 2/3 dünn dubben, 2 CDC-Federn übereinander legen, mit Materialklammer aufnehmen, Fibern von Kiel schneiden, Faden spalten, Fibern 1/3 einlegen, verdrallen, als Hechelkranz winden und immer zurückstreifen, Entenbrustfeder von Flaum und zu langen Fibern entfernen, mit der Spitze einbinden, Stelle lackieren, Feder doppeln, Hechel nach hinten zeigend winden, restliche CDC-Federn in Materialklammer einlegen, Kiele abscheiden, Faden spalten, Fibern 1/5 einlegen, verdrallen, Hechel über Entenbrustfeder nach hinten zeigend winden, sauberer Abschlußknoten, überstehende CDC-Fibern an Öhr mit Flamme abbrennen, lackieren,
Alternativ zu der Entenbrustfedern kann man auch Rebhuhn oder Fasan nehmen, welche aber nicht so gut schwimmen, was man durch mehr CDC ausgleichen kann.

Bild


Versucht es mal, entweder gleich in den letzten Wochen der Saison oder im nächsten Jahr ab Juni wenn die Köcherfliegen vermehrt schlüpfen. Aber Achtung: Suchtpotenzial.

Tschüß, Kurt
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Rollo
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Re: Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrung

Beitrag von Rollo »

Hallo Kurt,
so wie du die Eigenschaft deiner Fliege beschreibst, fällt mir spontan der Name: Dry Diver ein.
Gruß Rollo :wink:
Früher war mehr Lametta!
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Hawk
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Re: Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrung

Beitrag von Hawk »

Ich fische sehr gerne mit furchenden Mustern auf der Oberfläche, Zielfisch ist hier eher die Bachforelle wobei ich damit auch sehr regelmäßig schöne Äschen erwische.
Für Forellen nehme ich besonders Abends/Nachts gerne recht große Muster, meist so Hakengröße 8 oder 10.
An Gewässerabschnitten wo ich mit Äschen rechne greife ich dann eher zu gr. 12-14.

An Fliegen kommen bei mir für diese Fischerei eigentlich nur 2 Muster ans Band, entweder Köcherfliegen oder Schnaken Imitationen.

Die Schnaken fische ich am liebsten an der Tenkara Rute wobei ich hier dann ausnahmsweise wirklich kaum werfe sondern eher den Wind und die Strömung zur Hilfe nehme.
Ich fische mit den teilen idr. bachabwärts auf kurze Distanz, das heißt weit vom Ufer weg und geduckt oder auf Knien bewegen. Die Schnaken lasse ich dann übers Wasser tanzen und immer nur kurz aufsetzen, dann mal für einkurzes Stück treiben wobei ich ihr mit leichtem zupfen leben einhauche usw. damit fische ich dann die Spots sehr gründlich ab.
Die Bisse kommen hier fast immer richtig aggresiv.

Die gleiche Technik funktioniert auch mit Köcherfliegen, wobei ich die auch sehr gerne an der normalen Fliegenrute fische und dann entweder quer rüber oder schräg flussabwärts werfe und dann an der Oberfläche rumfurchen lasse. Klappt tagsüber sehr gut, sowohl auf Äschen als auch auf Forellen. Wenn grade Köcherfliegen aktiv sind ist das ganze natürlich umso besser.
Aber auch Abends und nachts ! ist das eine super Technik, hier darf die Fliege auch gerne etwas größer sein.

Fliegenmuster:
bei den Schnaken bin ich och am rumexperimentieren zwischen sehr realistischen Foam Mustern wie von morten oeland http://www.wicked-flyfishing.com/images ... _daddy.jpg und sehr einfachen Mustern so in diesr Richtung : http://thumbs.dreamstime.com/x/daddy-lo ... 887952.jpg

Bei den Köcherfliegenimitationen fische ich sehr gerne alle möglichen Varianten mit Rehhaar.
Als optimal hat sich allerdings eine modifizierte Version der Stimulator erwiesen : und zwar binde ich die Fliege statt mit Rehhaar mit Poly Yarn.
Gefettet Schwimmt das Muster dann wirklich wie ein Korken. Wenn es nach mehreren Fischen dann reinigt man es kurz unter Wasser, trocknet es mit ein paar Leerwürfen, fettet erneut und kann weiter fischen.
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Polar-Magnus
Eigentlich war ich's nicht...
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Re: Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrung

Beitrag von Polar-Magnus »

Hallo Kurt,

interessanter Ansatz, nett getüftelt :+++: .

Und ganz klar: Bubble Dun :mrgreen: .

Gruß

Ingo
Ein Fliegenfischer ist manchmal glücklich, aber nie wunschlos.

Du bestimmst das Ziel, du bestimmst den Weg und du bestimmst die Regeln. Es ist dein Spiel, dein Leben.
Zitat von gonefishing aus seinem sagenhaften Patagonien Reisebericht.
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Robby
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Re: Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrung

Beitrag von Robby »

Was mir zu dem Thema einfällt ist die gute alte Stimulator. Damit bekommt man Fische zum Steigen, wenn sonst gar nichts mehr geht. Auch gerne im Sommer in der Mittagshitze. Hat mir schon so manchen Tag gerettet. Am besten funktioniert sie unter überhängenden Bäumen im Schatten. Sie sollte mit einem lauten Klatschen, vielleicht mit einem Tuck-Cast, am anderen Ufer landen und dann wird der Fliege mit der Rutenspitze Leben eingehaucht. Entscheidend ist die Mischung aus Furchen und natürlicher Drift. Auch versunken funktioniert das Muster gut. Die Bisse sind in der Regel sehr spektakulär, teilweise springen die Fische und nehmen die Fliege aus der Luft beim landen. Auch Gurgler und Chernobylant sind tolle Muster, aber das ist mir zuviel Plastik und zu wenig Fliege. Die Stimulator hat dazu geführt, dass ich dieses Jahr kaum mit der Nymphe gefischt habe. Ich fange eigentlich immer an der Oberfläche an und erst wenn oben nichts geht befische ich tiefere Regionen. Das Fischen mit der Stimulator ist eine sehr aktive, spannende und spektakuläre Fischerei mit hohem Adrenalinfaktor. Viel Spass damit.
Mit den besten Grüßen
Robby
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Kurt Mack
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Re: Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrung

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Danke für die Namensvorschläge, auch per PN. Dry diver gefällt mir bisher gut, wobei ich eher zum deutschen Namen "Trockentaucher" tendiere.

Beim nächsten Mal werde ich auch einige Schnakenmuster mitnehmen, die bei uns jetzt in Mengen unterwegs sind.

Tschüß, Kurt
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Kurt Mack
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Re: Aktives Fischen mit der Trockenfliege! Muster, Erfahrung

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Ich war wieder unterwegs. Leider gab es nur wenig Oberflächenaktivität und deshalb auch nicht so viele Fische mit dem Trockentaucher und der CDC-Peute. Mit Naßfliege und Nymphe konnte ich beim Zurückfischen noch einige erwischen.
Eine beschwerte Schnake, die ich wie eine Nymphe gefischt habe, hat erstaunlich gut gefangen. Ein interessanter Ansatz, den ich weiter verfolgen werde.

Tschüß, Kurt
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