Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
- gonefishing
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Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Torres del Paine
Von Bellavista geht es weiter in Richtung Torres del Paine. Die Landschaft ist einfach überwältigend. Das ist ganz grosses Landschaftskino! Nein, diese Landschaft passt auf keinen Breitbildfernseher, in kein 3D-Kino und kein Dolby Surround System kann diesen Wind vermitteln. Vielleicht kann man mit der Panorama-Funktion der Kamera die Weite andeuten, aber nicht das Gefühl das diese Landschaft vermittelt. Patagonien hat mich gepackt und lässt mich nicht mehr los.
Ich verlasse Argentinien mit etwas Wehmut, was für ein wunderschönes Land und was für tolle Leute, und das Essen erst... Aber ich weiss schon jetzt dass ich wiederkommen werde.
Mit etwas gedämpften Erwartungen fahre ich weiter Richtung Torres del Paine. Es ist der am häufigsten besuchte Nationalpark in ganz Patagonien und entsprechend sehr touristisch, ich weiss nicht ob das so mein Ding ist. Aber vor allem hat ein gewaltiger Waldbrand vor 2 Jahren den gesamten zentralen Teil des Parks vernichtet, über 12'000 ha Vegetation wurden zerstört. Ich bezweifle dass die Bilder die ich dort sehen werde zu den bisherigen vom Traumland Patagonien passen werden. Deshalb wollte ich hier auch am Anfang hin und war nicht ganz so glücklich als ich diese Station an’s Ende der Tour stellen musste.
Aber es bleibt gar keine Zeit sich gross Gedanken zu machen, die Landschaft ist viel zu faszinierend. Es wird immer grüner und immer mehr Seen und Flüsse tauchen auf. Ich komme zu einem Aussichtspunkt oberhalb meiner Unterkunft und meine Bedenken werden zerstreut. Was für ein Hammer! Ich fahre hinunter und es ist ein kleines Paradies, eine grosse Pferdekoppel in einer Flussschleife, der Blick auf die Cuernos und Torres del Paine, der wunderschöne Rio Serrano, ein paar kleine und mittelgrosse Hotels und meines ist das kleinste und familiärste.
Ich fühle mich sofort sauwohl und mache noch einen kleinen Abendspaziergang.
Auch wenn es hier etwas teurer ist, so etwas ist unbezahlbar!
Von Bellavista geht es weiter in Richtung Torres del Paine. Die Landschaft ist einfach überwältigend. Das ist ganz grosses Landschaftskino! Nein, diese Landschaft passt auf keinen Breitbildfernseher, in kein 3D-Kino und kein Dolby Surround System kann diesen Wind vermitteln. Vielleicht kann man mit der Panorama-Funktion der Kamera die Weite andeuten, aber nicht das Gefühl das diese Landschaft vermittelt. Patagonien hat mich gepackt und lässt mich nicht mehr los.
Ich verlasse Argentinien mit etwas Wehmut, was für ein wunderschönes Land und was für tolle Leute, und das Essen erst... Aber ich weiss schon jetzt dass ich wiederkommen werde.
Mit etwas gedämpften Erwartungen fahre ich weiter Richtung Torres del Paine. Es ist der am häufigsten besuchte Nationalpark in ganz Patagonien und entsprechend sehr touristisch, ich weiss nicht ob das so mein Ding ist. Aber vor allem hat ein gewaltiger Waldbrand vor 2 Jahren den gesamten zentralen Teil des Parks vernichtet, über 12'000 ha Vegetation wurden zerstört. Ich bezweifle dass die Bilder die ich dort sehen werde zu den bisherigen vom Traumland Patagonien passen werden. Deshalb wollte ich hier auch am Anfang hin und war nicht ganz so glücklich als ich diese Station an’s Ende der Tour stellen musste.
Aber es bleibt gar keine Zeit sich gross Gedanken zu machen, die Landschaft ist viel zu faszinierend. Es wird immer grüner und immer mehr Seen und Flüsse tauchen auf. Ich komme zu einem Aussichtspunkt oberhalb meiner Unterkunft und meine Bedenken werden zerstreut. Was für ein Hammer! Ich fahre hinunter und es ist ein kleines Paradies, eine grosse Pferdekoppel in einer Flussschleife, der Blick auf die Cuernos und Torres del Paine, der wunderschöne Rio Serrano, ein paar kleine und mittelgrosse Hotels und meines ist das kleinste und familiärste.
Ich fühle mich sofort sauwohl und mache noch einen kleinen Abendspaziergang.
Auch wenn es hier etwas teurer ist, so etwas ist unbezahlbar!
Gruss, Matthias
- gonefishing
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Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Ich schaue mir einen Hotspot in der Nähe des Hotels an, sieht gut aus aber die Ufer sind steil und ich habe keine Ahnung wie ich hier alleine einen Fisch landen soll. Die Chance dass ich einen fange ist zwar sehr gering, aber für den Fall sollte ich schon einen Plan haben. Also weiter und nach einem weiteren Spot der mich nicht überzeugt komme ich zur Ausmündung aus dem Lago del Toro. Das ist genau was ich gesucht habe, eine tiefe Rinne, eine flach auslaufende Kiesbank und ein flaches Ufer mit viel Rückraum.
Und hier hat es jede Menge Lachse, ich sehe unglaubliche Kaliber buckeln und springen, so dass ich gar nicht in Versuchung komme wieder nur die 7er Switch zu nehmen. Jetzt muss das grobe Geschütz montiert werden, und das nach 4 Wochen Fliegenfischen, schmerzenden Rücken und Armen und immer noch gnadenlosen Wind.
Die paar Locals schleudern ihre Monsterblinker locker bis an’s andere Ufer und ich schaffe mit der Fliege nicht mal die 10m bis in die Rinne...
Irgendwie bekomme ich die Schnur nicht zum Schiessen und der heftige Wind von schräg rechts hinten auf die Wurfhand macht’s auch nicht leichter. Ich weiss nicht ob vielleicht der Schusskopf nicht zur Rute passt, die Combo nicht zu mir oder den Bedingungen. Das hast du nun von deiner Billigcombo...
Irgendwann geht mir ein Licht auf, für meine bescheidenen Grundkenntnisse im skandinavischen Stil und den Wind ist der Schusskopf viel zu lang. Der ist eher für traditionelles Speycasting und das kann ich nicht. Ich Trottel habe wegen dem Wind überall noch Schnüre mit kurzer Keule bzw. kurzem Schusskopf drauf, nur bei der Combo nicht. Da habe ich die Katze im Sack gekauft und da ich nicht noch mehr Geld ausgeben wollte habe ich sie nicht mal mehr probegeworfen und einfach eingepackt.
Nun denn, was man nicht kann das kann man lernen. Ich fuchtle mit dem langen Stecken im Wind, mache eckige Schlaufen und interessante Knoten. Irgendwann entwickle ich eine Wurftechnik bei der ich mit dem Rücken zum Wind sehr schnell vor mir ein paar Achten in die Luft zeichne und dann mit der Rückhand eine Art Rollwurf mache. Das klappt nicht gut aber ab und zu transportiert die Schnur sinking tip, Vorfach und Fliege über die Kante der Kiesbank. Eine grosse Schlaufe menden und gleichzeitig rückwärts schräg flussauf gehen. Dann mit Kontakt zur Fliege wieder zurück laufen um sie länger vor der Kante zu halten.
Ein erfahrener Lachsfischer würde sich vor Lachen wahrscheinlich am Boden kugeln, das Tänzchen das ich da aufführe sieht mehr nach rhythmischer Sportgymnastik als nach Lachsfischen aus...
Aber alle Tänzchen, Bemühungen und Köderwechsel bleiben ohne Ergebnis. Das ist halt Lachsfischen und die ganzen Spinnfischer fangen auch nichts.
Als sie mich vom Hotel fragen ob ich etwas gefangen habe, ‚nein, war aber auch mühsam mit der Fliege bei dem Wind’; ‚si, muy viento, hasta 100kmh...’.
Uuups, ich nehme schon gar nicht mehr wahr wie stark der Wind ist, da kann man sich schon ein bischen anstellen.
Am Abend klart es auf und für den nächsten Tag ist weniger Wind und schöneres Wetter angesagt. Ich möchte morgens kurz fischen, dann in den Park und in den Abendstunden noch mal mein Glück versuchen.
Der Wind ist zwar weniger geworden hat aber um 180° gedreht, und ich merke dass das noch viel blöder ist. Der Wind kommt jetzt von links oben und drückt Schnur und Fliege flussab an mein Ufer. Vielleicht einer von zwanzig Würfen geht über die Kante um einen 1m-Swing zu machen. Da stehe ich nun mit meinen polnischen Wathosen und meiner Billig-Combo und komme mir vor wie der grösste Depp. Ich packe zusammen als ein englischer Fliegenfischer mit Guide kommt. Wir plaudern kurz und ich schaue ihm noch kurz zu wie er das bei diesen Bedingungen macht.
Hmm, seine Ausrüstung kostet zwar 20 mal mehr, aber viel weiter kommt der auch nicht. Vielleicht bin ich ja ein Depp, aber wenigstens nicht der einzige...
Ich fahre zum Lago Grey, man sieht zwar die Spuren des Waldbrandes aber es ist schon wieder viel grüner als ich erwartet habe. Die Landschaft ist einfach gewaltig und das blaue Eis unglaublich.
Durch den Nationalpark zieht sich ein Netz aus Seen und Flüssen. Da sich in jedem See wieder ein Teil des vom Gletscher abgeriebenen Gesteinsmehl absetzt leuchtet hier jeder See und jeder Fluss in einem anderen Farbton. Von der Gletschermilch im Lago Grey bis zum tiefen Blau des Rio Serrano.
Zuletzt geändert von gonefishing am 08.03.2014, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss, Matthias
- gonefishing
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Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
so aus, nichts als Asche und verbrannter Boden. Und jetzt das hier, das ist überwältigend. Ich war im Hochsommer in Patagonien, die Temperaturen schwankten von -5 bis +35°, Schneefall, Graupelschauer und fast immer Sturm, wie muss es hier erst im Winter sein? Und da wächst innerhalb von 2 Jahren ein Garten aus dem Nichts. Alles was ich bisher schon gespürt habe kann man hier regelrecht greifen. Diese Kraft und der unbändige Lebenswille der Natur, die mich berührt, öffnet, sensibel macht, aber die mir auch unglaublich viel Kraft und Hoffnung gibt.
Es ist als würde die Natur sagen ‚Ihr könnt mich nicht besiegen, ihr könnt mich niederbrennen aber ich komme zurück, vielfältiger, frischer und stärker!’
Mehr noch als bei den Kletterern in El Chalten spüre ich hier Mut, Kraft und Lebenswillen der sich auf mich überträgt. Der Ort ist für mich so etwas wie ein Sinnbild dieser Reise.
Es kann fast kein Zufall sein dass ich am Ende der Reise hier bin. Am Anfang hätte ich das hier vielleicht gar nicht gesehen, wäre nicht dafür empfänglich gewesen. So wie die Busse mit den Reisegruppen und Tagesausflüglern die hinter mir durch fahren. Los, zum nächsten Aussichtspunkt und dann zum grossen Wasserfall, und die wahren Wunder sehen nur die wenigsten.
Auf dem Rückweg schaue ich noch einmal am Rio Serrano vorbei. Der Wind hat wieder um 180° gedreht. Na prima, da kann ich ja mit meiner Technik noch ein bischen fischen.
Ich fische die Strecke mehrmals ab, und mit gestern habe ich langsam alle meine Lachsfliegen durch. Tubeflies in allen Grössen und Farben, klassische Lachsfliegen, Bomber und Streamer, floating, intermediate, slow und fast sinking Tip, nicht ein Biss und ich weiss gar nicht mit was ich fischen soll. Die Lachse sind da und buckeln vor mir als würden sie sich über mich lustig machen.
Die letzten Spinnfischer packen zusammen und es wird ruhig, wunderschön und irgendwie vielversprechend. Da fällt mir das unglaublich Blau des Flusses im Abendlicht auf. Beim Seeforellenfischen nehme ich am liebsten Köder die in Richtung der Farbe des Wassers gehen. Ich habe da doch eine knallblaue Intruder, war zwar eigentlich für die Steelheads gedacht aber warum nicht?
Zwei oder drei Würfe, da stoppt die sichtbare Schnurspitze plötzlich. Ein leichter Bogen in der Schnur, schnell auf Spannung, nichts. Am Grund eingehängt? Kann doch fast nicht sein, zu tief und vorher nie passiert, das muss doch fast...
Zwei Würfe später ein eindeutiger Biss, bleibt aber nicht hängen.
Whow, habe ich jetzt die magische Fliege gefunden oder ist das eine kurze Beisszeit? Egal, auf jeden Fall geht da noch was!
Plötzlich ruft mich jemand, dem letzten Spinnfischer springt die Karre nicht an und er braucht Starthilfe. Nein, nicht jetzt! Aber ich kann ja schlecht sagen dass ich jetzt fischen muss und er schauen soll wie er heim kommt... Also raus aus dem Wasser, Starthilfe geben, springt zum Glück gleich an und schnell zurück.
Halt langsam, durchschnaufen, konzentrieren, sauber werfen, Schnur menden, keine Hektik sonst wird das nichts.
Bang! Mir reisst es die Rutenspitze Richtung Wasser, der hängt! Gibt’s doch gar nicht, ich fass es nicht, jetzt nichts falsch machen.
Der Fisch bockt erstmal da wo er gebissen hat ein bischen rum, dann gibt er Gas und zieht vol in die Hauptströmung. Rute und Bremse arbeiten aber wunderbar und ich habe ein gutes Gefühl dass der gut gehakt ist.
Dann steht er einfach mitten im Fluss in der Tiefe und macht gar nichts, und ich auf der anderen Seite mit durchgebogener Rute und gebe auch keinen Zentimeter nach, da haben sich zwei Sturköpfe gefunden. So geht das über Minuten, wenn jetzt jemand kommt denkt er ich habe einen Hänger und weiss nicht wie lösen.
Aber dann wird mein Gegenüber etwas unruhig, bockt ein bischen rum aber ich bringe ihn näher. Da kommt schon die Schlaufenverbindung zum Schusskopf. Also wie war der Plan? Die Schlaufenverbindung nicht in die Ringe ziehen sondern einfach rückwärts gehen, und bevor es richtig flach wird beschleunigen um den Fisch möglichst weit in’s Flache ziehen.
Aber bevor es flach wird gibt mein Gegenüber noch einmal Gas und zieht wieder bis in die Flussmitte. Aber das war noch ein kurzes Aufbäumen. Ich dirigiere ihn zu einer schön flachen Stelle am Ufer, ein Blick nach hinten, alles frei, rückwärts laufen und zack liegt der Lachs am Ufer.
Whow, ich bin ja gerne selbstkritisch; aber jetzt muss ich doch sagen, dafür dass ich das noch nie gemacht habe, habe ich es ziemlich gut hingekriegt.
Was für ein Fisch, eine wunderschöne Chinookdame, makellos und unheimlich massiv. Für den Fluss hier wohl eher ein kleiner Fisch aber für mich das Grösste! Und mein allererster Lachs, free solo and by fair means...
Der Haken ist gleich rausgefallen, schnell ein künstlerisch wertvolles Bild ‚Lachs mit Gänsekacke’ und zurück in ihr Element. Sie düst ab als wäre nichts gewesen, ich drücke auf den Auslöser als ich die Schwanzwurzel loslasse, aber auf dem Foto sind nur ein paar Wasserspritzer zu sehen, den Fisch kann man 5m weit weg nur noch erahnen.
Kein gutes Foto aber ein unglaublich gutes Gefühl. Und kein Foto und keine Trophäe kann das konservieren, das kann ich nur im Herzen bewahren.
Ich esse sehr gerne Fisch und Wildlachs ist etwas vom Feinsten. Aber nach diesem unglaublichen Tag und dem Respekt den mir die Natur gelehrt hat hätte ich den Fisch unmöglich töten können.
Ich wurde mehr als reich beschenkt und liege glücklich im Gras. Am Morgen noch der Depp, am Abend der König.
Und als sie im Hotel enttäuscht sind dass ich den Fisch nicht mitgebracht habe lächle ich nur...
zum 10. und letzten Teil
Ich halte an einer Stelle wo die Spuren des Waldbrandes noch gut zu sehen sind, aber auch wie viel schon wieder nachgewachsen ist. Das ist einfach unglaublich, vor zwei Jahren sah es hier Es ist als würde die Natur sagen ‚Ihr könnt mich nicht besiegen, ihr könnt mich niederbrennen aber ich komme zurück, vielfältiger, frischer und stärker!’
Mehr noch als bei den Kletterern in El Chalten spüre ich hier Mut, Kraft und Lebenswillen der sich auf mich überträgt. Der Ort ist für mich so etwas wie ein Sinnbild dieser Reise.
Es kann fast kein Zufall sein dass ich am Ende der Reise hier bin. Am Anfang hätte ich das hier vielleicht gar nicht gesehen, wäre nicht dafür empfänglich gewesen. So wie die Busse mit den Reisegruppen und Tagesausflüglern die hinter mir durch fahren. Los, zum nächsten Aussichtspunkt und dann zum grossen Wasserfall, und die wahren Wunder sehen nur die wenigsten.
Auf dem Rückweg schaue ich noch einmal am Rio Serrano vorbei. Der Wind hat wieder um 180° gedreht. Na prima, da kann ich ja mit meiner Technik noch ein bischen fischen.
Ich fische die Strecke mehrmals ab, und mit gestern habe ich langsam alle meine Lachsfliegen durch. Tubeflies in allen Grössen und Farben, klassische Lachsfliegen, Bomber und Streamer, floating, intermediate, slow und fast sinking Tip, nicht ein Biss und ich weiss gar nicht mit was ich fischen soll. Die Lachse sind da und buckeln vor mir als würden sie sich über mich lustig machen.
Die letzten Spinnfischer packen zusammen und es wird ruhig, wunderschön und irgendwie vielversprechend. Da fällt mir das unglaublich Blau des Flusses im Abendlicht auf. Beim Seeforellenfischen nehme ich am liebsten Köder die in Richtung der Farbe des Wassers gehen. Ich habe da doch eine knallblaue Intruder, war zwar eigentlich für die Steelheads gedacht aber warum nicht?
Zwei oder drei Würfe, da stoppt die sichtbare Schnurspitze plötzlich. Ein leichter Bogen in der Schnur, schnell auf Spannung, nichts. Am Grund eingehängt? Kann doch fast nicht sein, zu tief und vorher nie passiert, das muss doch fast...
Zwei Würfe später ein eindeutiger Biss, bleibt aber nicht hängen.
Whow, habe ich jetzt die magische Fliege gefunden oder ist das eine kurze Beisszeit? Egal, auf jeden Fall geht da noch was!
Plötzlich ruft mich jemand, dem letzten Spinnfischer springt die Karre nicht an und er braucht Starthilfe. Nein, nicht jetzt! Aber ich kann ja schlecht sagen dass ich jetzt fischen muss und er schauen soll wie er heim kommt... Also raus aus dem Wasser, Starthilfe geben, springt zum Glück gleich an und schnell zurück.
Halt langsam, durchschnaufen, konzentrieren, sauber werfen, Schnur menden, keine Hektik sonst wird das nichts.
Bang! Mir reisst es die Rutenspitze Richtung Wasser, der hängt! Gibt’s doch gar nicht, ich fass es nicht, jetzt nichts falsch machen.
Der Fisch bockt erstmal da wo er gebissen hat ein bischen rum, dann gibt er Gas und zieht vol in die Hauptströmung. Rute und Bremse arbeiten aber wunderbar und ich habe ein gutes Gefühl dass der gut gehakt ist.
Dann steht er einfach mitten im Fluss in der Tiefe und macht gar nichts, und ich auf der anderen Seite mit durchgebogener Rute und gebe auch keinen Zentimeter nach, da haben sich zwei Sturköpfe gefunden. So geht das über Minuten, wenn jetzt jemand kommt denkt er ich habe einen Hänger und weiss nicht wie lösen.
Aber dann wird mein Gegenüber etwas unruhig, bockt ein bischen rum aber ich bringe ihn näher. Da kommt schon die Schlaufenverbindung zum Schusskopf. Also wie war der Plan? Die Schlaufenverbindung nicht in die Ringe ziehen sondern einfach rückwärts gehen, und bevor es richtig flach wird beschleunigen um den Fisch möglichst weit in’s Flache ziehen.
Aber bevor es flach wird gibt mein Gegenüber noch einmal Gas und zieht wieder bis in die Flussmitte. Aber das war noch ein kurzes Aufbäumen. Ich dirigiere ihn zu einer schön flachen Stelle am Ufer, ein Blick nach hinten, alles frei, rückwärts laufen und zack liegt der Lachs am Ufer.
Whow, ich bin ja gerne selbstkritisch; aber jetzt muss ich doch sagen, dafür dass ich das noch nie gemacht habe, habe ich es ziemlich gut hingekriegt.
Was für ein Fisch, eine wunderschöne Chinookdame, makellos und unheimlich massiv. Für den Fluss hier wohl eher ein kleiner Fisch aber für mich das Grösste! Und mein allererster Lachs, free solo and by fair means...
Der Haken ist gleich rausgefallen, schnell ein künstlerisch wertvolles Bild ‚Lachs mit Gänsekacke’ und zurück in ihr Element. Sie düst ab als wäre nichts gewesen, ich drücke auf den Auslöser als ich die Schwanzwurzel loslasse, aber auf dem Foto sind nur ein paar Wasserspritzer zu sehen, den Fisch kann man 5m weit weg nur noch erahnen.
Kein gutes Foto aber ein unglaublich gutes Gefühl. Und kein Foto und keine Trophäe kann das konservieren, das kann ich nur im Herzen bewahren.
Ich esse sehr gerne Fisch und Wildlachs ist etwas vom Feinsten. Aber nach diesem unglaublichen Tag und dem Respekt den mir die Natur gelehrt hat hätte ich den Fisch unmöglich töten können.
Ich wurde mehr als reich beschenkt und liege glücklich im Gras. Am Morgen noch der Depp, am Abend der König.
Und als sie im Hotel enttäuscht sind dass ich den Fisch nicht mitgebracht habe lächle ich nur...
zum 10. und letzten Teil
Zuletzt geändert von gonefishing am 09.03.2014, 23:19, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss, Matthias
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Isch habe Gänsehaut...
- Fliegenfischer
- Beiträge: 520
- Registriert: 17.10.2004, 08:08
- Wohnort: Köln
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
HAMMER!!!!
Vielen dank fürs Mitnehmen und dicken Respekt. Tolle solo-tour
Vielen dank fürs Mitnehmen und dicken Respekt. Tolle solo-tour
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Wie immer Obersahne
Ich wette Patagonien sieht Dich wieder!
Ich wette Patagonien sieht Dich wieder!
Gruß
Nico
Ich kann mich dem Wasser nicht entziehen (AdMeeF)
Nico
Ich kann mich dem Wasser nicht entziehen (AdMeeF)
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Wieder grosse Klasse! :l:
Petri zum Lachs!
Petri zum Lachs!
Gruss Manni
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- NautiChris
- Mückenwedler
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- Wohnort: zwischen den Meeren
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Sehr geil, so soll das sein, alle Mühen werden am Schluss belohnt
Die Z Axis ist wie der Besen einer Hexe, erst wenn du richtig sitzt, kannst du mit ihm fliegen.
- Ned Flanders
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- Wohnort: Schwerte/Ruhr
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Es ist ja schon erwähnt worden, du schreibst wirklich gut. Aber ich finde, es wird immer besser. Das fließt richtig.
Vielen Dank, sollten wir uns mal über den Weg laufen, darfst du in meine Fliegendose greifen. Oder ein Bier auf fünf haben. Aber auch das wurde, glaube ich, schon angeboten.
Vielen Dank, sollten wir uns mal über den Weg laufen, darfst du in meine Fliegendose greifen. Oder ein Bier auf fünf haben. Aber auch das wurde, glaube ich, schon angeboten.
Ich möchte nochmal dasselbe wie er sagen - aber etwas umständlicher.
- leine-leroy
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Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Klasse, bitte nicht aufhören....
Mit den besten Grüßen
Robby
Robby
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Matthias, Hut ab, DANKE dafür und du hast meinen 100%igen Respektgonefishing hat geschrieben: Ich esse sehr gerne Fisch und Wildlachs ist etwas vom Feinsten. Aber nach diesem unglaublichen Tag und dem Respekt den mir die Natur gelehrt hat hätte ich den Fisch unmöglich töten können.
Ich wurde mehr als reich beschenkt und liege glücklich im Gras. Am Morgen noch der Depp, am Abend der König.
Und als sie im Hotel enttäuscht sind dass ich den Fisch nicht mitgebracht habe lächle ich nur...
Fortsetzung folgt...
Das ist in meinn Augen das, was einen FF ausmacht, im richtigen Moment ohne die C&R Diskussion im Hinterkopf richtig zu entscheiden
Liebe Grüße und T. L.
Wolfgang
Wolfgang
- Meerforellenjäger
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Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Klasse, bitte nicht aufhören....
- FALKFISH-THOR
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- Wohnort: Flensburg
Re: Patagonien auf eigene Faust – 9.Teil
Einfach nur SEIN! :l: