Moin,
wie wohl mehr oder weniger jeder von Euch versuche ich auch nach meinen fast täglichen Angeltouren Gründe oder Erklärungen für die Phasen von extremer Beißlaune bis zum Gegenteil - wochenlanger Fischabstinenz -zu finden.
Neben den üblichen Verdächtigen wie Wind, Strömung und Temperatur bin ich nun immer wieder auf relativ starke Zusammenhänge zwischen den aktuellen Salinitäten und der An- Abwesenheit der Fische gestoßen.
Insbesondere in diesem Frühjahr war bzw. ist das Wasser sehr kalt. Bei bestimmten, meistens ablandigen Windrichtungen zeigen sich Salinitätsentwicklungen die annähernd Nordseeniveau erreicht haben. Immer wenn diese extrem hohen Sal. vorherrschten, waren die Fische wie ausgestorben.
Könnt ihr diese Vermutung bestätigen oder habt ihr Argumente dagegen?
meine Infos beziehe ich übrigens vom dänischen Seewetterdienst ifm.
Salinität und aktuelle Fänge?
Re: Salinität und aktuelle Fänge?
Moin, hier euer Haus und Hof Ozeanograph --- es gibt keine nennenswerten Salzgehaltsschwankungen auf kurzen Zeitskalen in der Ostsee und abseits der Einstromregionen (Beltsee). Auch durch ständiges Wiederholen dieser These wirds nicht wahrer. Hinzukommt, dass es nur an sehr wenigen Stellen im Ostseeraum gute Salzgehaltsmessungen gibt, und die Verteilungen die man im I-net findet sind Modellvorhersagen oder Nachsagen. Und ihr glaubt schon dem Wetterbericht nicht und das im Teich ist ungleich komplizierter. J.
Re: Salinität und aktuelle Fänge?
Hallo piscator,piscator hat geschrieben:es gibt keine nennenswerten Salzgehaltsschwankungen auf kurzen Zeitskalen in der Ostsee .
ich hatte mir beim Fischen auch schon öftern gedanken gemacht ob der Salzgehlt schwankt.
Wenn ich dich jetzt richtig vertanden habe, ist der Salzgehalt der Ostsee im Wesentlichen überall gleich. Egal ob in tieferen Wasserschichten oder im Oberflächenwasser in dem wir ja meistens fischen. Da würde das ja auch als Faktor ob Fisch da ist oder nicht weg fallen.
Dann kann ich mit das weitere Abschmecken ja auch sparen :grin:
Gruß, Lars
Re: Salinität und aktuelle Fänge?
Moin Lars et al.
es gibt in der Ostsee natürlich Salzgehaltsunterschiede von nahezu hochmarin (S höher als 30ppt) im Bereich Kattegat und Skag. bis fast Süßwasser im Finnischen Meerbusen. Dann gibt es noch vertikale Unterschiede mit den höheren Salzgehalten in Bodennähe -- da Salz die Dichte erhöht. Es ist also nicht so einfach Tiefenwasser mit höherem Salzgehalt an die Oberfläche zu bringen und dort zu belassen (das liegt daran, dass das dichtere Wasser gerne nach unten sinken möchte).
Um jetzt kurzzeitige Änderungen in Salzgehalt zu erzeugen, bleiben mehrere Möglichkeiten.
1. Verdunstung V erhöht S (effektiv nur in den Tropen auf längeren Zeitskalen)
2. Niederschlag N verringert S (lokale Schauer etc. liefern keinen großen Beitrag und für die gesamte Ostsee ist N-V ausgeglichen).
3. Einstromereignisse von der Nordsee (S marin) sind dicht/schwer und erfolgem daher am Boden behindert durch Ostseeschwellen (selten bis in die Tiefen Becken)
4. Vertikale Vermischung bei bestimmten Windlagen und bei hohen Windgeschwindigkeiten.
Wichtiger ist, dass mit dem Bodenwasser und Auftrieb nicht nur höherer Salzgehalt sondern auch andere Temperaturen plötzlich auftreten -- diese haben einen viel größeren Einfluss auf die Fischlein (mal positiv und mal negativ) alles schonmal im Ozeanographie Sektor beschrieben. J.
es gibt in der Ostsee natürlich Salzgehaltsunterschiede von nahezu hochmarin (S höher als 30ppt) im Bereich Kattegat und Skag. bis fast Süßwasser im Finnischen Meerbusen. Dann gibt es noch vertikale Unterschiede mit den höheren Salzgehalten in Bodennähe -- da Salz die Dichte erhöht. Es ist also nicht so einfach Tiefenwasser mit höherem Salzgehalt an die Oberfläche zu bringen und dort zu belassen (das liegt daran, dass das dichtere Wasser gerne nach unten sinken möchte).
Um jetzt kurzzeitige Änderungen in Salzgehalt zu erzeugen, bleiben mehrere Möglichkeiten.
1. Verdunstung V erhöht S (effektiv nur in den Tropen auf längeren Zeitskalen)
2. Niederschlag N verringert S (lokale Schauer etc. liefern keinen großen Beitrag und für die gesamte Ostsee ist N-V ausgeglichen).
3. Einstromereignisse von der Nordsee (S marin) sind dicht/schwer und erfolgem daher am Boden behindert durch Ostseeschwellen (selten bis in die Tiefen Becken)
4. Vertikale Vermischung bei bestimmten Windlagen und bei hohen Windgeschwindigkeiten.
Wichtiger ist, dass mit dem Bodenwasser und Auftrieb nicht nur höherer Salzgehalt sondern auch andere Temperaturen plötzlich auftreten -- diese haben einen viel größeren Einfluss auf die Fischlein (mal positiv und mal negativ) alles schonmal im Ozeanographie Sektor beschrieben. J.
- Bernd Ziesche
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Re: Salinität und aktuelle Fänge?
Hallo
passend zum Thema ein kurzer Auszug aus einem meiner Vorträge:
Allgemeine Zusammensetzung des Salzes:
Chlorid: 55,04; Natrium: 30,61; Sulfat: 7,68; Magnesium: 3,69; Calcium: 1,16; Kalium: 1,10; Bikarbonat: 0,41; Bromid: 0,19; Borat: 0,07; Strontium: 0,04
Natriumchlorid = Kochsalz = Hauptbestandteil
<0,1% = Süßwasser; 0,1-1,0% = Brackwasser; >1,0% = Salzwasser
Vergleichswerte:
Durchschnittlicher Salzgehalt der Ozeane: 3,5%
Gesättigte Kochsalzlösung: 35,6%
Atlantik: 3,54%; Indischer Ozean: 3,48%; Pazifik: 3,54%; Nordsee: 3,5%; Totes Meer: 27% (Oberfläche)/32,66%(auf 50m Tiefe)
Ostsee:
Finnischer Meerbusen: 0,1% ; Rügen: 0,8%; Kieler Bucht: 1,5%; Samsö: ca. 2,5%
Der Salzgehalt hat langfristig betrachtet in Verbindung mit der jahreszeitlich bedingten Wassertemperatur sicherlich deutlichen Einfluß auf das Beissverhalten bzw das Verhalten insgesamt bei der Meerforelle. Entsprechend gibt es z.B. im (sehr kalten) Winter Reviere, die ich (erfahrungsbasiert)meiden würde, weil der Salzgehalt vergleichsweise sehr hoch ist.
Gruß
Bernd
passend zum Thema ein kurzer Auszug aus einem meiner Vorträge:
Allgemeine Zusammensetzung des Salzes:
Chlorid: 55,04; Natrium: 30,61; Sulfat: 7,68; Magnesium: 3,69; Calcium: 1,16; Kalium: 1,10; Bikarbonat: 0,41; Bromid: 0,19; Borat: 0,07; Strontium: 0,04
Natriumchlorid = Kochsalz = Hauptbestandteil
<0,1% = Süßwasser; 0,1-1,0% = Brackwasser; >1,0% = Salzwasser
Vergleichswerte:
Durchschnittlicher Salzgehalt der Ozeane: 3,5%
Gesättigte Kochsalzlösung: 35,6%
Atlantik: 3,54%; Indischer Ozean: 3,48%; Pazifik: 3,54%; Nordsee: 3,5%; Totes Meer: 27% (Oberfläche)/32,66%(auf 50m Tiefe)
Ostsee:
Finnischer Meerbusen: 0,1% ; Rügen: 0,8%; Kieler Bucht: 1,5%; Samsö: ca. 2,5%
Der Salzgehalt hat langfristig betrachtet in Verbindung mit der jahreszeitlich bedingten Wassertemperatur sicherlich deutlichen Einfluß auf das Beissverhalten bzw das Verhalten insgesamt bei der Meerforelle. Entsprechend gibt es z.B. im (sehr kalten) Winter Reviere, die ich (erfahrungsbasiert)meiden würde, weil der Salzgehalt vergleichsweise sehr hoch ist.
Gruß
Bernd
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Re: Salinität und aktuelle Fänge?
Mal ne Frage am Rande, nehmen die Meefos eigentlich in den Gebieten mit ganz geringem Salgehalt, also sagen wir mal Richtung Finnland, Estland usw. ihre sibrige Farbe im "Meer" an, oder hat das mit dem Salzgehalt gar nix zu tun?
Würd mich mal interessieren.
Gruß,
Michael
Würd mich mal interessieren.
Gruß,
Michael
Gruß Micha
- Bernd Ziesche
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Re: Salinität und aktuelle Fänge?
Sie sind auch im Süßwasser silbern.
Siehe Seeforellen .
Gruß
Bernd
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