Vogel des Jahres 2010: der Kormoran

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franco 123
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Beitrag von franco 123 »

Daniel, irgendwas an deiner Argumentation ist glaube ich nicht ganz richtig. Du sprichst von "Naturflüssen und Bächen", die vom Kormoran "leergeputzt" werden. Erstens bezweifle ich, dass ein Fluss vom Kormoran leergefischt werden kann; er würde eher abziehen, weil die Nahrung zuletzt immer knapper wird und er woanders mehr findet.
Zweitens: "Naturfluss" hieße, dass ein weitgehend intakter Lebensraum vorhanden wäre, indem sich die Räuber-Beute- Verhältnisse und Nahrungsbeziehungen aufeinander eingestellt hätten und somit kein Problem (z.B. zu große Kormoran-Population) auftreten würde.
Dem ist aber nicht so.
Durch wirtschaftliche und landwirtschaftliche Nutzung sind diese natürlichen Zusammenhänge durch die Menschen entscheident gestört. Und nun sind die Kormorane da, und wir fangen an zu jammern und zu schimpfen. Mit welchem Recht? Die Kormorane haben die Landschaft nicht verändert und Naturräume oft empfindlich gestört, sondern Menschen waren die Verursacher. Ziel müsste also sein (und das versuchen die Naturschutzverbände oft vorbildlich), möglichst viele großflächige Naturräume, z.B. Flussauen, wieder herzustellen. Dies ist aber, bedingt durch wirtschaftliche Interessen, zur Zeit oft nicht möglich.
Bis dahin werden wir mit dem Kormoran leben müssen.
Sieh in als Kumpel, Daniel. 8)
Frank
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daniel
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Beitrag von daniel »

Hey Frank,

naja, eigentlich denke ich, dass ich mit meiner Argumentation richtig liege. Im Sommer versammeln sich die Kormorane in Kolonien an der Stausseen der Regionen Thüringen und auch im Harz. Gerade in sehr kalten Wintern gefrieren diese zu und der Kormoran findet an diesen keine Nahrung.

Wie Du absolut richtig beschrieben hast, weicht dieser dann auf anderen ( freie ) Gewässer, und da im Winter die Fließgewässer sehr schwer gefrieren sind es nunmal diese, aus um an Fisch heranzukommen. Im Frühjahr kann man dann beobachten wie sich die Koloniebäume an den Seen wieder füllen.

Ich hoffe, dass ich es jetzt nicht zu kompliziert geschrieben habe :wink:
Das wir mit dem schwarzen Gefieder leben müssen ist klar wenn auch zumindest für mich schwer zu akzeptieren ABER meine Kumpels werden das nicht :grin:

Nee, mal im Ernst, die Bestände der angegebenen Bäche und Flüsse haben in den letzten Jahren arg durch den Kormoran gelitten. Das haben einige ortsansässige Fischereivereine belegen können. ;)

Schöne Grüße aus Leipzig :wink:
tight lines!

Daniel
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Fliegenjeck
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Kormoran

Beitrag von Fliegenjeck »

Hallöchen,
Ist das alles so?
Im Letzten Verein an der Ruhr hat der Kormoran die Äsche Tadellos ausgerottet,nachweislich.Warum???Aufgrund der Art des Flusses.Genau die richtige Tiefe,dank der Begradigung,das kann er das einige hundert Meter Flussauf nicht mehr da hier noch ein natürlicher Flussverlauf ist.Hausgemachtes Problem also.
Aber es spielt auch nicht die tragende Rolle. Die Tragende Rolle ist: Aufgrund dieses Verhaltens gibt es Gruppen ( Angler) die dabei den kürzeren ziehen,und Gruppen die dabei den längeren ziehen ( Kormoran, Umweltschützer).
Es gibt in meiner Nähe einen Baggersee in dem ist eine Insel gewesen, muß man sagen.Hier hat das Piepmätzchen noch bessere Arbeit geleistet.Die Insel war einst für die brütende Artenvielfalt bekannt,da sie hier geschützt war. Mittlerweile ist diese Insel nur noch mit ein paar traurigen Baumstümpfen "bewaldet",weil nach 4 Jahren erfolgreichen zusch.....ns der Insel durch den Kormoran alles kaputt gegangen ist was Vegetation hieß,da wächst kein Grashalm mehr.Ein schöner graugrüner Haufen der aus nem mitlerweile Badesee,rausschaut.Schade für ca 15 andere Arten.U.a. Der Eisvogel.Schade...
Ob man ihn deswegen zwingend bejagen muß weis ich nicht,aber der " Schaden" durch Ihn ist größer als der Nutzen,so scheint mir.Ob man ihn durch zureden überzeugen kann weiß ich auch nicht. :grin:
Aber ihn durch seine Feinde, als Gleichgewicht zu Limitieren, halte ich schon für denkbar... Denn welche denkbar gute Niesche besetzt den dieser Vogel?Welche biologische Bedeutung hat er hier? Verzehrt er Aas,ist er ne Gesundheitspolizei? Und ob er dabei Talsperren oder Flüsse leerfuttert ist das wirklich von Bedeutung?Leer is leer,oder nicht?Ob 500 gramm oder weniger oder mehr am Tag, seine Adaption ist riesig und das ist letztendlich die Auslöschung vieler anderer Arten aufgrund einer ?! Teilweise wird man das Gefühl eines Heuschreckenschwarmes nicht los...
Meine Gedanken ,nicht mehr nicht weniger...
MfG nobby....
Ich bin ein (H)optimist. Diese glauben, das durch ein homebrew sich alles verbessert... :+grin:
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franco 123
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Beitrag von franco 123 »

Hallo nobby,

ich versuche, dir noch mal meine Sichtweise zu verdeutlichen:
Ich stelle nicht in Abrede, dass Kormorane Fischbestände dramatisch dezimieren können, dass sie durch große Kotmengen Bäume zum Absterben bringen, durch ihre Präsenz andere Arten, z.B. Eisvogel, verdrängen usw.usw. Jetzt kommt die Frage nach der Ursache: Menschen haben diese und jene Lebensräume so umgestaltet, dass genau diese Situation da ist. Dem Kormoran trifft keine Schuld, er verhält sich genau so, wie er sich verhalten kann, nämlich möglichst erfolgreich. Das Verschwinden anderer, in diesem Fall von Menschen gewünschte, Arten ist nur folgerichtig. Zugespitzt formuliert: Aus Strafe für die Fehler der Menschen soll der Kormoran nun abgeknipst werden.

Ich finde es gut, dass du den "Schaden", den er offenbar anrichtet, in Anführungszeichen setzt, es soll wohl bedeuten, dass er natürlich nicht schuldig ist. Aber deine Einteilung der Tiere in Schädlinge und Nützlinge, nur aus der Sicht von Menschen betrachtet, ist mir fremd.
Wenn Menschen denn schon Naturräume gestalten, sollte darauf geachtet werden, dass die veschiedenen Arten die Voraussetzungen bekommen, im Gleichgewicht miteinander zu leben, und dann wird es Probleme dieser Art nicht geben. Aber, wie schon gesagt, ist dies oft aus wirtschaftlichen Interessen nicht möglich. Ansonsten muss man halt hinnehmen, wenn manche Arten zahlenmäßig aus dem Ruder geraten und andere gar nicht mehr auftreten.
Im Übrigen bin ich beides, Angler und Naturschützer, und ich denke, dass nicht nur Naturschützer, sondern alle profitieren, wenn es immer mehr intakte Lebensräume geben würde.
Grüße Frank
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Polar-Magnus
Eigentlich war ich's nicht...
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Beitrag von Polar-Magnus »

Moin.

Du sollst keine anderen Foren haben ausser dem LMF :!:

Manchmal lohnt es aber ja doch, ein wenig über den Tellerrand zu schielen ;) .

Fand ich interessant: Hier geht's lang.

Gruß,

Ingo :wink:
Ein Fliegenfischer ist manchmal glücklich, aber nie wunschlos.

Du bestimmst das Ziel, du bestimmst den Weg und du bestimmst die Regeln. Es ist dein Spiel, dein Leben.
Zitat von gonefishing aus seinem sagenhaften Patagonien Reisebericht.
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CDC-Dun
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Beitrag von CDC-Dun »

Hallo Ingo,

da warst Du schneller als ich. :+++:

Hoffentlich werden jetzt einige unserer NABU geblendeten Angelfreunde :cry: mal aufwachen.
Es ist schon traurig wenn man liest welche Einstellung manche habe, aber meist sind diese dann auch über das wahre Ausmaß der Schäden nicht informiert.

Opfer des zu großen Kormaranbestandes:
Äsche und Aal, zwei Fischarten die auf der roten Liste stehen.
Bei uns werden sogar die Weißfische zur "Mangelware".
Und was denkt ihr das die Vögel in der Ostsee fressen?
Richtig: Meerforellen.

Gruß
Stefan
Gardenfly
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Beitrag von Gardenfly »

Ich finde die Behauptung das der Kormoran nie eine Fischart ausrottet-sondern nur der Mensch komplett falsch.
Es gab genug verbaute Flüsse mit guten Fischbeständen, kommt der Kormoran war es das für die Fische-selbst Industriegifte haben weniger Schaden angerichtet.

Die Äsche flieht nicht vor dem Kormoran, da sie ihn nicht als natürlichen Feind ansieht, da sind fehlende Verstecke also egal.
Gerade kleine Gewässer die im Winter offen sind, werden vom Kormoran in kürzester Zeit soweit geleert das eine Reproduktion nicht mehr stattfindet.

Mein Hausgewässer ist das erste mal seit Jahren diesen Winter Kormoranfrei , da ich 2009 fast nur Nullnummern oder Fingerlange Fische gefangen habe weiss ich auch wieso.
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franco 123
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Beitrag von franco 123 »

oh weh...schwierige Diskussion! Das löst ja alles große Empfindlichkeiten aus.
Dabei sind wir, glaube ich, gar nicht so weit voneinender entfernt. Mich nervt es natürlich auch, wenn Flüsse und Seen vom Kormoran leergeräumt werden, die Arbeit von Vereinen zunichte gemacht wird, angeln nicht mehr möglich ist.
Ich möchte nur nicht die Hasskappe gegen den Kormoran aufsetzen. Es ist für mich die Frage, wer die Schuld an der Misere hat, die Frage nach der Ursache. Die Vögel zu schießen löst das eigentliche Problem meiner Meinung nach nicht.
Die Fronten sind verhärtet, der Ton wird schärfer. Auch in anderen Foren ist man sich da gar nicht grün, wie ich mittlerweile gemerkt habe.
Wir werden dies hier wahrscheinlich nicht sachlich diskutieren können. Ich schlage daher vor, es einfach dabei zu belassen.
(';)') Gruß Frank
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Vossi
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Beitrag von Vossi »

Hey Frank, irgendwie bin ich doch bei Dir......

Auf der ersten Seite dieses Themas habe ich meine Meinung<-- ...einfach mal klicken.... ja bereits schon einmal kund getan.
Hat sich noch immer nichts dran geändert :wink:

Und vielleicht sollte jeder hier noch einmal in sich gehen und darüber genauestens nachdenken.
Die Natur regelt Ihre "Probleme" selbst. Greift der Mensch ein, wird die Natur geregelt....... :wink:
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wassermann
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Beitrag von wassermann »

Moin Frank, moin Vossi,

schade, dass man schon wieder so weit ist, man will eigentlich nicht weiter diskutieren, sonst ist man schon Nabu-verblendet. Ich bleibe auch bei meiner Meinung, autochthone Tierart hat auf jeden Fall das Recht hier zu leben und da sollten wir uns auch nicht beirren lassen. Leergefischte Meere sind nicht das Werk von Kormoranen, naturferne Flüsse auch nicht. Wo ziehen wir die Grenze, was ist mit dem Reiher, dem Hecht, dem Schweinswal, dem Seeadler usw. ... Alle umbringen, damit wir in Ruhe angeln können? Klingt nicht plausibel, ist nicht mein Verständnis als Teil der Natur an ihr teilzunehmen und den einen oder anderen Fisch zu entnehmen. Sicher ist es regional problematisch, aber so ist es halt mal und die Bilder von zig angeschossenen Kormoranen in einer Kolonie in MV gehen mir auch nicht mehr aus dem Kopf... Da stelle ich lieber das angeln ein als so etwas nochmals zu sehen. Na ja, die einen sehen es so, die anderen anders, vielleicht ist es in diesem Fall gut, dass die entscheidenden Institutionen im überreguliertem Deutschland hier mal nach klaren EU-Richtlinien entscheiden und wir faktisch keinen Einfluss haben.

Meine Meinung.

Gruß Stefan :wink:
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daniel
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Beitrag von daniel »

Moin moin,

meiner Meinung nach ist das Gleichgewicht oder besser gesagt die Kormoranpopulation aus den Fugen geraten. Als geschützte Art hatte der Kormoran alle Zeit der Welt um sich massenhaft zu vermehren und zu verbreiten.

Nun können wir ja abestimmen auf welche Seite wir uns stellen, Kormoran oder Äsche und Bachforellen... das ist jetzt vielleicht zu ironisch geschrieben, jedoch sieht's genauso aus. da wir hier jedoch der angelnden Zunft angehören, dürfte das Ergebnis mehr als eindeutig sein.

Nicht's desto trotz sollte sich der Ton unter uns nicht zu sehr verhärten. Es geht nicht's über eine sauber, sachliche Disskusion :wink:
tight lines!

Daniel
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Polar-Magnus
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Beitrag von Polar-Magnus »

Moin.

An sich fand ich diese Diskussion bis hierhin nicht besonders unfair oder emotional unsachlich, sondern im Großen und Ganzen formal im Rahmen.

Da gab's bei anderen, teils unwichtigeren Themen schon mehr unnötigen Ärger, finde ich... 8)

Ingo :wink:
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Beitrag von wassermann »

Moin Ingo,

finde ich auch, man lernt mit den Argumenten der Gegenseite ja auch immer was dazu. Finde ich interessant.

Gruß Stefan :D
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Ralph Hertling
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Beitrag von Ralph Hertling »

Moin!

Ich persönlich finde einen wichtigen Punkt nicht unbeträchtlich:
Wir als Menschen sollten uns selbst als Teil dieser Welt nicht zu wichtig nehmen.
Der Mensch, oder die Menschheit als Poplation, ist selbst nur sehr bedingt ein Regulativ. Da sollte man sich nichts vor machen.

Arten sind gekommen und gegangen ... das ist, als Ganzes betrachtet, sehr normal. Es gibt da kein Gut oder Böse.
TL
Ralph
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daniel
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Beitrag von daniel »

Ralph Hertling hat geschrieben:Moin!

Ich persönlich finde einen wichtigen Punkt nicht unbeträchtlich:
Wir als Menschen sollten uns selbst als Teil dieser Welt nicht zu wichtig nehmen.
Der Mensch, oder die Menschheit als Poplation, ist selbst nur sehr bedingt ein Regulativ. Da sollte man sich nichts vor machen.

Arten sind gekommen und gegangen ... das ist, als Ganzes betrachtet, sehr normal. Es gibt da kein Gut oder Böse.
Moin Ralph,

da geben ich Dir zu 100% Recht. Wenngleich ich den Rückgang von Äsche und Co auf Grund der aufgeführten "Problematik" nicht akzeptieren möchte ;)
tight lines!

Daniel
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