Das vergangene Wochenende hat da die Sicht verändert – ein kleines Frühlingshoch erwärmte das Uferwasser unserer Strände, das Leben erwachte und ich sah das erste Mal die Hochzeit der Tangläufer.
Während die Hochzeit der Borstenwürmer eine sehr bekannte Angelegenheit ist, so denke ich, dass die Hochzeit der Tangläufer eine absolut unterschätzte Sache ist.
Die Sonnenstrahlen durchfluten den flachen Uferbereich und aufgeregt schwimmen die Tangläufer zahlreich umher, kommen dabei bis in die flacheste Pfütze, die eine Welle hinterließ und haben auch manchmal ihr Hochzeitskleidchen dabei.
Diverse Farbtöne finden sich in diesem Krebs- oder Asseltierchen, von Hellbeige über Grau bis hin zu fast tiefbraunen Tönen sind viele Kleidchen unterwegs.
Auch Mehrfarbigkeiten kommen häufig vor, ein graues Tierchen hat häufig einen hellorangenen Farbtupfer im vorderen Thoraxbereich und gerade bei semitransparenten Färbungen ist auch gut die Speiseröhre zu sehen, bindetechnisch könnte man gar Tangläufer umsetzen, die gefrühstückt haben oder nicht :grin:


Die Bewegungen der Tangläufer könnte man fast mit dem Hakenschlagen eines Feldhasen vergleichen, nur in kleinerem Maßstab, ein Tangläufer ist in der Lage, blitzschnell die Richtung zu wechseln, er kann zügig zur Wasseroberfläche streben oder auch schwupps unter einem Stein verschwinden.
Während der Partnersuche sind die Tangläufer noch aktiver und schwimmen in unberechenbaren Bewegungen hin und her. Dazu habe ich Euch hier ein Kurzvideo geladen: Tangläufer-Video.
Haben sich zwei Tangläufer gefunden, nimmt das größere Männchen die kleinere Dame unter den Bauch und schwimmt so mit ihr. Die Weibchen haben meist nur 5-7 mm Körperlänge, während die Männchen oft doppelt so groß sind. Eine Kopie als Fliege des Hochzeitspärchens ist aber wenig praktikabel, da die Dame den Hakenbogen zu sehr beeinflusst, obwohl ich das sicherlich noch probieren werde.


Ich denke einfach, der Tangläufer und auch die optisch sehr ähnlichen Wasserasseln bieten uns auch an der Küste einen fliegenfischereilichen Aspekt, wie wir ihn am Süßwasser ausüben. Er lässt sich wunderbar als Fliege umsetzen, darf in allen Farbtönen probiert werden und kann so abwechslungsreich geführt werden, das uns kaum langweilig wird.
In der Tat eine Einsicht, die ich erst seit dem letzten Wochenende habe, betreffend des tatsächlich imitatorischen Wertes einer Fliege.
Zur Strategie des Tangläuferfischens finde ich es als absolut nötig, frisches Wasser zu suchen. Wo ein Angler zuvor durchgewatet ist oder ein Hund baden war, brauchen wir es nicht versuchen. Wenn man zu zweit oder dritt losgeht, sollte das gegenseitige Verhalten vorher geklärt sein und es muss an diesem Ort natürlich auch Tangläufer geben
Ich werde dazu abgelegene Riffs bevorzugen, die einen langen Fußmarsch erfordern. Ein steiniger Strand ist von Vorteil und der Ausläufer des Riffes sollte schon recht tief sein, um der Meerforelle einen schnellen Rückzug zu gewährleisten.

Das Anbieten des Tangläufers sollte so dezent wie möglich ausfallen, am Besten gar nicht erst reinwaten, sondern aus geduckter Haltung werfen. Eine leichte Sinktip mit transparenter Spitze erscheint mir sinnvoll, um das Augenmerk des Fisches wirklich nur auf die Fliege zu bringen. Eine Art Indianerfischen am großen Wasser.
Kurze Würfe inmitten der Speisekammer, Präsentation mit schnellem Richtungswechsel (über die Rutenspitze) und ein variierendes Einstrippen mit Sinkpausen, gebt dem Løppen Leben und vielleicht ist die Hochzeit der Tangläufer mal eine Sternstunde.
Die erste Fliege habe ich klein gebunden, mit etwas Partridge als Schwänzchen und Fühlern, etwas braunes Dubbing und einem Rückenschild aus Latex. Die Rippung mit Bindefaden und den Rücken lackiert für etwas dezenten Glanz. Als Haken habe ich einen sehr feinen Klinkhamer benutzt, den 15 BN in Größe 14. Er hat einen großen Hakenbogen und es ist wichtig, den Fisch bei einem Biss nehmen zu lassen. Für das Hakenlösen empfiehlt sich statt der Arterienklemme eine normaler Kunststoffhakenlöser, um einen kleinen Fisch nicht zu verletzten, da die Fliege erst in den Kiemen Halt finden könnte.
Viel Spass beim Indianerspielen





