Hallo liebe Gemeinde,
kaum bin ich mal ein paar Tage unterwegs, um Frondienst zu leisten, gehts hier gleich handfest zur Sache. Angesichts der heftigen Bilder natürlich verständlich. Hat irgendwie einen Touch von "
Waterworld". In dem science fiction mit Kevin Costner konnten die Überlebenen nur noch auf so rostigen Pötten leben, weil die Umweltzerstörung den Menschen den Lebensraum entzogen hat.
Ich wollte meinen Senf zwar nicht dazugeben, aber nu soll es so sein! Ich glaube, daß die ganze Diskussion hier in die falsche Richtung läuft und etwas aneinander vorbeigepostet wird. Einer reitet auf dem Tourismus herum, der andere auf der Natursauerei und der nächste auf den Kosten. Natürlich kein Wunder, wenn ein Einheimischer hier einfach behauptet, daß das nur für die Touris gemacht wird und einige voll drauf einsteigen. Bleibt natürlich die Frage offen ob das wirklich so ist?
So einfach ist das nämlich meistens nicht!
Grundsätzlich ist ein so massiver Eingriff in die Natur natürlich kritisch zu betrachten - das dürfte wohl einleuchten. Anders und direkt ausgedrückt - das ist großer Schei...! Eine Argumentation wie
"die anderen haben das auch gemacht" ist natürlich Unsinn und geht in anderen Lebensbereichen auch nicht. Dann könnte man weiter Philosphieren und sagen
"hey laß mal in Waabs nen Atomkraftwerk bauen - in Brokdorf haben sie das auch gemacht". Ich kann auch nicht einen Fehler ausbügeln, indem ich einen weiteren begehe oder mich auch nicht darauf berufen, daß andere auch etwas verbotenes getan haben, wenn ich selbst dabei erwischt werde. Ein solche Argumentation ist ziemlich unproduktiv und führt zu nichts.
Wo wir dann bei der Argumentation sind, stellt sich natürlich heraus, daß Timo zwar die Tätigkeiten seiner Gemeinde in jedem Falle verteidigt (was natürlich auch lobenswert sein kann), aber mit den falschen Argumenten - denke ich.
"Wir kämpfen ums Überleben - wir brauchen Touristen".
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Das ist natürlich schön einfach - aber ob es der offizielle Grund für diese Maßnahme ist?
Aus rechtlicher Sicht ist eine solche Maßnahme, in die obendrein noch öffentliche Mittel einfließen sollen, meines Wissens doch niemals als reine Föderung des Tourismusses durchsetzbar (oder Irre ich da?).
![Nein :-no:](./images/smilies/xno2.gif)
Wir leben ja hier nicht in einer Bananenrepublik wo jeder tun und abzweigen kann wo und was er will! :grin:
Die ganze Aktion kann grundsätzlich nur unter Küstenschutz bzw. dem Schutz von
"Brandungsküste" laufen - denke ich. Wer da welche Beziehungen hat spielen lassen, weiß natürlich keiner. Aus geologischer Sicht ist aber gerade die Küste bei Waabs eine der Küstenabschnitte, für die Gutachten erstellt wurden und die als besonders bedroht angesehen werden. Legitim ist es aber, wenn man (auf welchem Wege oder Beweggrund auch immer) solch eine Küstenschutzmaßnahme zugesprochen bekommt, als Anlieger (oder halt Geschftsmann) mal ne Viertelmillion einzuschießen, um zu erreichen, daß der Strand noch zwei Meter breiter und natürlich die Küste dadurch noch sicherer wird.
![zwinkern ;)](./images/smilies/xzwi1.gif)
Fett machen wird das den Kohl auch nicht mehr. Und man wird lachen, denn hier sind zwei Interessen vereinbar! Zum einen breiter Strand für die Gäste und zum zweiten
"längerer" Küstenschutz. Je breiter der Sandstreifen desto effektiver. Das hat natürlich mit Naturverträglichkeit nichts zu tun, aber er es gibt halt auch andere Interessen.
Nachhaltig ist die ganze Geschichte laut Hörensagen nicht. Mir wurde von einem Einheimischen vor längerer Zeit mal erzählt, daß es mit irgendwelchen Großwetter(wind)lagen zu tun hätte, daß da oben auf der Ecke der ganze Sand verschwindet und ab Langholz fördeeinwärts alles versandet. Das ist aber nur Hörensagen von einem Einheimischen, der seit 50 Jahren dort oben an der Küste wohnt.
"Jo jo - die jungen Lüd - hev noch ned begrivven, dat de Natur moken deit wat se will" Wenn das so ist, dann holt sich die Natur ihr Küstenbollwerk schneller wieder, als es den Anwohnern oder Verantwortlichen recht ist - wenn der Wind es so will.
Wie das finanziert wird steht auf einem anderen Blatt Papier. Wenn ich mir allein anschaue, was auf Sylt jedes Jahr vepulvert wird - absoluter Schwachsinn. Aber Küstenschutz wird halt überall massiv betrieben, um den Landabbau zu verhindern. Wo es Sinn macht und wo nicht wage ich persönlich nicht zu beurteilen. Wer will entscheiden, welches Dörfchen man in den nächsten 50 Jahren dem Meer Opfert. Wenn man sich z.B. Schilksee anschaut, da haben die vo langer Zeit in Richtung Kahlenberg auch mal ganz kräftig ein paar Buhnen vor die Steilküste geknattert, um zu verhindern, daß die Küstenfunkstelle in den nächsten Jahren abschmiert. Und ein paar Häuser stehen da auch noch.
Da müßte zuerst eine Grundsatzfrage beantwortet werden:
"Ist der, der an solch einem gefährdeten Ort sein Hab und Gut hat, selbst Schuld wenn es ihn zerreißt oder ist es Sinnvoll solches Kapital durch Maßnahmen in Form von Deich, Küsten oder Lawinenschutz zu schützen?"
Also eine Grundsatzdiskussion "Pro Contra - Küstenschutz, Überschwemmungsschutz bzw. Deichschutz - Lawinenschutz!"
Allerdings darf man daher auch als Binnenländer nicht allein auf die Jungs von der Küste zeigen. Hab im Fach
"Ökonomische Theorie der Politik" mal einen interessanten Exkurs zum Abstimmungsverhalten von Politikern zum Küsten- und Lawinenschutz besucht. War sehr interessant. Was bei uns als Aufwand zum Küstenschutz draufgeht, geht in anderen Regionen für Hochwasserschutz oder Lawinenschutz drauf. Könnte dann auch sagen,
"ja warum bauen die ihre Häuser in Überschwämmungsgebieten oder Ihre Häuser unterhalb planierter Skipisten oder Lawinengefährdeten Hängen?"
Aber liebe Gemeinde, glaubt mir eines, wenn ein Großteil des Sandes zwischen den Steinbuhnen herausgespült ist und sich die Natur den Bereich wieder so eingerichtet hat, wie sie ihn gerne hätte, dann werden auch wir und sicherlich die MeFos diesen Bereich wieder lieben! Es ist schließlich nicht die erste (und sicherlich nicht letzte) Küstenschutzmaßnahme vor Waabs.
![zwinkern ;)](./images/smilies/xzwi1.gif)
Uns fällt das nur so massiv auf, weil viele von uns sehr gerne dort gefischt haben!
Für die Natur ist die Maßnahme natürlich eine Katastrophe!
Das dürfte wohl völlig ausser Frage stehen und ist nicht weg zu argumentieren!
Postet mit Liebe! :l:
Die Verfolgung der weiteren Entwicklung dieser Maßnahme wird sicherlich sehr interessant sein - egal wie die ganze Sache nun zustande gekommen ist.
P.S.: Infos zum Küstenschutz in Schleswig-Holstein findet man z.B. hier: Küstenschutz der Landesregierung Schleswig-Holstein. Insbesondere in den Bewertungsgutachten ist Waabs aufgeführt. Den Generalplan Küstenschutz gibt es ebenfalls bei der Landesregierung zum Download.