Rutenvermessung

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Achim Stahl
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Re: Rutenvermessung

Beitrag von Achim Stahl »

Moin,

ich hab auch etwas Mühe, diese Vermessung nachzuvollziehen.

Wenn ich es richtig verstehe, impliziert sie, dass jede Rute sich bei dem optimalen Schnurgewicht in einem bestimmten, von der Messanlage vorgegebenen Winkel aufladen soll.

Ob es sich bei der Rute um eine tief flexende Glasrute, eine spitzenbetonte Streamerrute, eine Hechtrute, die aus der Mitte arbeiten soll oder sonst eine Rute handelt, scheint nicht zu interessieren. Das kommt mir ein wenig praxisfern vor.

Nur mal ein Beispiel: Ich habe eine achter Rute, die ich an der Küste verwende. Um damit mittelgroße Streamer in engen Schlaufen weit zu werfen, eignet sich am besten eine knackige schnelle Aktion. Die hat die Rute mit einer Schnur, deren Keule etwa 18 Gramm wiegt. Will ich die selbe Rute zum Hechtfischen mit großen Streamern verwenden, funktioniert sie deutlich besser, wenn sie sich beim Werfen tief auflädt. Optimal ist dann ein Keulengewicht von etwa 21 Gramm.

Viele Grüße!

Achim
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Rutenvermessung

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

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Hallo Andreas,

ob ich Dich aufklären kann :q: Du schreibst:
soll das denn jetzt heißen, das die Liste von Martin Laub, die in mühevoller Arbeit erstellt wurde, keinen Sinn mehr macht weil da Gefühle mit im Spiel sind? Dort zum Beispiel , gibt es für eine Rute 3 verschiedene Schnurempfehlungen, rein "Gefühlstechnisch"
Ich erkläre es Dir mal stellvertretend für alle, die sich nicht zu fragen trauen oder die wie Achim, Zweifel an der Tauglichkeit von Messungen haben. Die Wurfgewichtsangaben in Martins Listen sind Angaben von "Experten" über für eine bestimmte Rute passende Kopfgewichte, subjektiv und wurfstilabhängig ermittelt, zu vergleichen mit den Wurfgewichtsangaben von Herstellern (Beispiel) oder wie von Achim gerade eingeworfen, selbst gemachten Erfahrungen.

Die Rutenvermessung ermittelt dagegen objektive und vergleichbare Messwerte für bestimmte Winkelauslenkungen (Rutenbelastungen) und macht Ruten verschiedener Hersteller miteinander objektiv vergleichbar. Das notwendige Gewicht für eine 3,75° Auslenkung korreliert dabei in etwa mit dem zur Rute "passenden" Wurfgewicht. Vergleicht man diesen Messwert mit den subjektiv erfühlten Wurfgewichten, dann kriegt man eine Ahnung, wie man diese "feste" Angabe einzuordnen hat, d.h. man kann das eigene subjektiv empfundene "Wohlfühlwurfgewicht" mit dem 3,75° Auslenkungsgewicht vergleichen und mit dieser Relation andere ins Auge gefasste Ruten leichter auf ihre Eignung hin beurteilen. Auch die Steifigkeit oder Aktionskurven lassen sich durch die Messwerte vergleichen, ohne dass man eine Rute in die Hand nehmen und "wedeln" muss.

Grüße
Klaus

P.S.: Ich habe z.B. die meisten meiner Ruten vermessen (3,75° Auslenkung), kann prima vergleichen und ich brauche nicht zu fragen: "Kennt einer diese Rute und weiß, für welches Leinengewicht diese Rute ausgelegt ist". Den Antworten und Empfehlungen haften auch immer Zweifel an, außer man vertraut dem "Expertenstatus" des Ratgebenden. Wenn mir eine Rute unterkommt, messe ich und mache mir einen Schusskopf dafür passend.
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SIMPLE SHRIMP
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Re: Rutenvermessung

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

Achim Stahl hat geschrieben:Moin,

ich hab auch etwas Mühe, diese Vermessung nachzuvollziehen.

Wenn ich es richtig verstehe, impliziert sie, dass jede Rute sich bei dem optimalen Schnurgewicht in einem bestimmten, von der Messanlage vorgegebenen Winkel aufladen soll.

Ob es sich bei der Rute um eine tief flexende Glasrute, eine spitzenbetonte Streamerrute, eine Hechtrute, die aus der Mitte arbeiten soll oder sonst eine Rute handelt, scheint nicht zu interessieren. Das kommt mir ein wenig praxisfern vor.

Nur mal ein Beispiel: Ich habe eine achter Rute, die ich an der Küste verwende. Um damit mittelgroße Streamer in engen Schlaufen weit zu werfen, eignet sich am besten eine knackige schnelle Aktion. Die hat die Rute mit einer Schnur, deren Keule etwa 18 Gramm wiegt. Will ich die selbe Rute zum Hechtfischen mit großen Streamern verwenden, funktioniert sie deutlich besser, wenn sie sich beim Werfen tief auflädt. Optimal ist dann ein Keulengewicht von etwa 21 Gramm.

Viele Grüße!

Achim
Hallo Achim,

der Verwendungsbereich Deiner "Allzweckrute" ist Deine Wahl, da will ich nicht reinreden, jedem ist freigestellt, an seine Rute soviel dranzuhängen, bis diese nach seinen Vorstellungen optimal funktioniert. Es ist bei vielen Federsystemen so, dass man sie verschieden hoch belasten kann, es gibt z.B. Federn für Lastwagen und PKWs und davon sehr verschiedene, alle haben technische Angaben, die es ermöglichen, was Geeignetes auszusuchen. Natürlich kann man auch alles ausprobieren bis irgend etwas zusammen passt und kann auch mit verschiedenen Fliegenruten solange herum wedeln und verschiedene Gewichte dranhängen, bis man mit einer Zusammenstellung zufrieden ist - aber dann kommt doch die Frage auf, wie definiert man und erklärt seinen Kunden, was zusammen passt, um zukünftig zielsicherer auswählen zu können? Nummer 8 zu Nummer 8, oder besser Wurfgewicht zu Schnurgewicht? Ich zitiere mal aus einem alten Faden:
SIMPLE SHRIMP hat geschrieben:
Achim Stahl hat geschrieben:Zum Einen ist das "optimale Wurfgewicht" einer Rute eine höchst individuelle und oft auch situations- und tagesformabhängige Sache.

Die AFTMA- Einteilung hat sich in der Tat überlebt und ist kritisierenswert. Aber sie durch eine Einteilung nach Wurfgewichten zu ersetzen, ist ebenfalls suboptimal.
Hallo All,

erstmal zur Herkunft der 3,75° Auslenkung, das haben nicht L. Reim und T. Matschewski erfunden, sondern Rutenbauer wie C. Ritz und E. Garrison haben sich über solche Werte ausgetauscht und ihre Rutenkonstruktionen verglichen.

Empirisch wurde von ihnen ermittelt, dass eine "Gras"Rute, die sich bei "dynamischer" Belastung, also beim Wurf, um 15° auslenkt, als optimal belastet anzusehen ist und gegeben ist, dass die Rute diese Belastung auch dauerhaft aushält. Wird das Schnur- oder Wurfgewicht, das diese Auslenkung beim Werfen zur Folge hat, benutzt um die Rute statisch (waagerecht eingespannt) zu belasten, beträgt die Auslenkung etwa 1/4 der dynamischen Auslenkung, also 3,75°.
Nach und mit dieser Messmethode wurden und werden wundervolle Ruten gebaut, warum muss es einen dann "grausen" oder muss man sich "schütteln" wenn dieser "Konstruktionsgrundwert" auf die Rute geschrieben wird? Oder biegen sich "Plastikruten" so viel anders?

Dieses "Wurfgewicht" ist zumindest ein einfacher Wert, der nicht individuell, situationsbedingt oder tagesform abhängig ist, sondern als Vergleichswert höchst brauchbar ist, aber das ist nur mal wieder meine höchst unmaßgebliche Meinung (IMHO).

Klaus
Du siehst, wir überstehen die Zeit - es hat sich nichts geändert!

LG
Klaus :wink:
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DrMabuse
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Re: Rutenvermessung

Beitrag von DrMabuse »

Vielen Dank Klaus !
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