Bericht Hemsil/Glomma

Hier sind es vor allem die Lachsflüsse, die viel locken. Mandal, Gaula, Orkla, Namsen und viele weitere Flussläufe halten mächtige Fische bereit. Allerdings hat Norwegen mit seinen Fjorden und Küsten weitaus mehr zu bieten - schreibt darüber.
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Kurt Mack
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Bericht Hemsil/Glomma

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Wir sind schon eine Woche zu Hause, aber ich habe früher einfach keine Zeit gehabt. Zwei Sonderschichten, ein übervoller Kirschbaum und die über den Urlaub angesammelten Arbeiten ließen mir nur wenig Ruhe.


Zum Anfang waren wir einen Tag an der Rur bei Manni! Die Fischerei über den Tag war nicht berauschend, aber Manni hatte für uns noch einen Geheimtipp parat. Optisch gab die Stelle nicht viel her, keine Rauschen und nur gerade, befestigte Ufer, aber Äschen, schöne Äschen bis 38cm, konnte an der Stelle jeder von uns fangen. Nach einer kurzen Nacht verabschiedeten wir uns von Manni und Agi Richtung Norden. Vielen Dank nochmal für die herzliche Aufnahme.

Die Fahrt über Dänemark mit der Fähre nach Larvik und dann über Land nach Hemsedal klappt ohne Probleme.

Die zwei Tage an der Hemsil waren sehr lehrreich. Das Wetter war zu kalt für die Jahreszeit, der Wasserstand aber nur wenig höher als normal. Trotzdem gab es über die Mittagszeit einen Schlupf von Baetis rhodani und einer anderen Eintagsfliegenart, ähnlich Ephemerella ignita. Leider haben wir die wenigen steigenden Fische erst recht spät gefunden. Weite Strecken waren ohne Steigringe und auch unsere suchenden Blicke ins klare Wasser fanden keine Fische. Hauptgrund war das kühle Frühjahr, weshalb die Insekten und Fische nur wenig aktiv waren. Viele Norweger und etliche Schweden versuchten auch meist vergeblich ihr Glück. Trotzdem haben wir dazu gelernt. Meine bewährte Methode das Vorfach mit einem kleinen Ruck zu versenken, sodass die aufsteigenden CDC-Fliege ohne verräterische Spiegelungen zum Fisch treibt, hat bei dem extrem klaren Wasser eher die Fische verscheucht. Bei einer Sichttiefe von mindestens 4-5 Metern konnten die angeworfenen Fische den Ruck sehen und stellten meist das sowieso zögerliche Steigen ein. Ich bin sicher, dass es mit einem entfettetem 14er Fluorocarbon und einer normalen Präsentation besser gelaufen wäre.
Trotzdem zwei unvergessenen Tage: Überall Elchkacke und angebissenen Weidenäste, ein Fluss fast ganz ohne menschliche Eingriffe mit Inseln und Nebenläufen, tolle Umgebung mit schneebedeckten Gipfeln, Hütten und Campingplatz günstig/sehr sauber und viel, ganz viel Platz am Wasser.

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Samstag morgen knapp 400km/6h quer durch Norwegen. Kleine Strassen, Berg hoch, Berg runter, über eine Hochebene der Hedmark, dann die Glomma stromauf. Bis auf die dauernd wechselnden Höchstgeschwindigkeiten in zehner Schritten von 40-80, wo wir bei fest installierten Geschwindigkeitskontrollen nicht immer gleich wussten, wie schnell wir fahren durften, war die Fahrt ein Knaller.

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Gegen 2 Uhr trafen wir im angemieteten Haus bei Bernd (Ziesche) ein. Eine kurze Begrüßung, auspacken und ab zum Wasser. Zum Anfang empfahl Bernd die Strecke hinter dem Kvennan-Camping. Hier ist die Glomma laut Google-Earth 100m breit und ich gebe ehrlich zu, dass ich nicht wusste wo ich anfangen soll. Ich watete dann etwas abseits der Truppe ins ganz ordentlich fließende Wasser und achtete auf Ringe. Nach ein paar Minuten konnte ich auch einige ausmachen. 10er CDC-Fliege ans 15er Vorfach und versuchen immer schön ohne Dreggen anzubieten. Nach ein paar Würfen dann ein deutlicher Stieg, Leine straffen und mein erster norwegischer Fisch hing fest. Gleich eine schönere Äsche mit 43cm, die meinen Rekord am heimatlichen Gewässer gebrochen hätte. Auffällig halten die Äschen beim Hakenlösen viel länger still als ich das sonst kenne. Innerhalb der nächsten Stunden fange ich genug Fisch um schon etwas satt zu sein. Deshalb probiere ich etliche Muster und Methoden durch und versuche den Fluss kennen zu lernen.
Die nächsten Tage geht es immer an neue Stellen, die Auswahl an guten Stellen ist bemerkenswert, dazu sind die Parkplätze einfach zu finden und die Wege zum Wasser mit Holzfischen markiert.
Meine fischereilichen Höhepunkte waren das Fischen nachts von 23 bis 3 Uhr bei Dauerdämmerung mit der Nassfliege auf Äschen und das leichte Streamern rund um die Uhr auf Äschen!!! und Bachforellen. Frank und ich mussten 2 Äschen entnehmen, die den Streamer so tief genommen haben, dass sie schon blutend angelandet wurden. Die beiden hatten neben etwas Kleinkram 2 bzw. 3 Bachneunaugen/Queder von 10-12cm und eine kleine Koppe im Magen. Ich vermute, dass diese Äschen sich vermehrt räuberisch ernährt haben. Steigringe, die mit Streamer angefischt wurde, brauchen keine Bisse.
Äschen die in ruhigerem Wasser stiegen, waren deutlich schwieriger zu überlisten. Wichtig hier: ein abgesunkenes Vorfach, kein Dreggen und kleinere Fliegen. Durch den hohen Befischungsdruck lehnten die Äschen sogar sich im Wind bewegende natürliche Insekten ab.
Meine beste Muster waren
trocken: meine Sauerdun mit dunklem Fadenkörper in 12-18

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der Klinkenputzer in 10 und 12 (Bilder und Bindeanleitung folgen demnächst)

die F-Fly mit Körper aus Fasanenstoßfibern in 14 und 16

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nass: orange Tag

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Streamer: brauner Muddler mit Marabou

Nachts mit Streamer

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Äsche 45+

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Die Fischerei war wegen dem kühlen Frühjahr nicht optimal, vor allem weil die Wassertemperatur nur 9-10°C betrug. Normalerweise sind es 12-13°C und dann schlüpfen auch die ersten Köcherfliegen. Wer ganz einsame Strecken bevorzugt, wird an der Glomma nicht glücklich, aber es bleibt jedem genug Freiraum um seiner Fischerei nachzugehen.
Hauptfischart ist die Äsche, die in der Mehrzahl zwischen 35 und 40cm groß ist, jede 5-7te Äsche ist über 40cm, die größeren waren bis knapp 50, wobei Frank eine deutlich größere Äsche gefangen hat. Wer es drauf anlegt und etwas Routine beim Äschenfischen hat, sollte tägliche mehrere Dutzend Äschen fangen können.
Bachforellen sind da deutlich schwieriger. Zwar werden recht viele beim Trockenfliegenfischen gefangen, gezielt geht es meiner Meinung nach nur mit Streamer. Wer gezielt Rinnen, Hindernisse und tiefe Löcher möglichst nachts abfischt, wird Bachforellen fangen. Unser Bachforellen waren zwischen 35 und 50cm groß und zeigten uns was ein Wildfisch so drauf hat.
Als Bonbon gibt es einen guten Bestand an Hechten in der Glomma. Mehrere konnten ruhend in Flachwasserzonen beobachtet werden. Gefangen wurde aber keiner der ruhenden Hechte. Es lohnt sich aber tiefere Kehrwasser und pflanzenreiche Randbereiche abzufischen. Ich wurde nach nur wenigen Würfen mit einem 70er Hecht an der 5er Rute belohnt. Hier aber bitte nur mit Stahlvorfach fischen. Der größte von uns gesichtete Hecht hatte mehr als 90cm.
Anzumerken wäre noch, dass Bachforellen und Hecht ausnahmslos zurückgesetzt werden müssen.

Unsere Reise haben wir mit Bernd Ziesche verbracht. Diese "geführten" Reisen sind nicht jedermanns Sache, aber es minimiert einen Reinfall bei ungünstigen (Wetter)Bedingungen und man ist schneller am Fisch. Mir hat besonders der Mittag auf dem Sportplatz viel gebracht. Da ich mir das Werfen selbst beigebracht habe und meine Wurfkünste nur bis 15m gut sind, konnte ich erstmals erkennen, wo meine Schwachpunkte sind. Bernd zeigte mir einfach verständlich, wie ich sie ausmerzen kann. Auch Frank, der um Welten besser wirft als ich, konnte viele Anregungen mitnehmen. Ansonsten war das Zusammen unkompliziert. Bernd richtet sich nach unseren Wünschen, ließ jedem seinen gewünschten Freiraum und half bereitwillig wo er helfen sollte.

Landschaftlich ist die Ecke ein Traum: schneebedeckte Gipfel oberhalb der Baumgrenze, ein mächtiger Fluss fast ohne menschlichen Einfluß, Zeichen von Elchen an allen Ecken und als kleiner Höhepunkt Bärenlosung auf einer Insel. Trotzdem mangelt es nicht an Tankstellen und Einkaufsmöglichkeiten, dazu noch beste Straßen und hilfsbereite Menschen.

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Mehr von der Reise könnt ihr unter http://www.first-cast.de/Textdateien/re ... -2015.html finden.

Infos über die Glomma-Strecke: http://www.kvennan.com/index.htm



Tschüß, Kurt
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Maqua
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Re: Bericht Hemsil/Glomma

Beitrag von Maqua »

Danke für den tollen und umfangreichen Bericht, Kurt! :+++: :+++: :+++:
Ich wäre gerne dabei gewesen! ;)
Gruss Manni :wink:





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schöngeist
dorfspacken
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Re: Bericht Hemsil/Glomma

Beitrag von schöngeist »

Danke für die ausführliche Berichterstattung!
Beide Flüsse habe ich als absoluter Anfänger im Fliegenfischen auch schon befischt und bin Schneider geblieben (Hemsila)
bzw. habe nur wenige kleine Äschen gefangen (Glomma).
Zumindest der Glomma werde ich bestimmt noch einen Besuch abstatten, das Fischen dort hat was..

:wink:
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OnnY
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Re: Bericht Hemsil/Glomma

Beitrag von OnnY »

Hallo Kurt...

Schön geschrieben und bebildert... :+++: :+++: :wink: :wink:
Gruss Andreas
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Nixon
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Re: Bericht Hemsil/Glomma

Beitrag von Nixon »

:+++:
Liebe Grüße und besten Dank!

https://vimeo.com/119426318
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adasen
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Re: Bericht Hemsil/Glomma

Beitrag von adasen »

Schöner Bericht von einer tollen Reise :l: Klasse geschrieben :+++:
Gruß
André

Ein Leben ohne Hund ist möglich...., aber sinnlos! (Frei nach Loriot)
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