FFH-Richtlinie Probstei

Natürlich interessieren wir uns nicht nur für die erfolgreiche Fischwaid, sondern auch für jegliche Hintergrundinformationen über unsere silbernen Kameraden. Nur wer sein Gegenüber genau kennt, der kann sich auf ihn einstellen.
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Dr.Fish
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FFH-Richtlinie Probstei

Beitrag von Dr.Fish »

Hallo,
ich muss mal loswerden, dass ich den Bestimmungen und Umsetzungen der sog. FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat), doch zunehmend ambivalent gegenüber stehe.
In den letzten Jahren hat das LLUR mehrere Veranstaltungen zum Thema der Umstrukturierung in meinem Heimatgebiet abgehalten, diese Veranstaltungen waren für Intessierte und Anlieger auch immer interessant und informativ.
Es geht um die Region Passader See und Hagener Au, das ist der Abfluss in die Ostsee bei Stein.
Im Zuge der FFH-Richtlinien-Umsetzung gilt ein Verschlechterungsverbot, also in dem sowieso schon Landschaftsschutz-Gebiet dürfen z.B. keine Stege neu gebaut werden usw.
Durchweg positiv zu bewerten, so meine ich.
Der Neubau eines Wehres, das den Wasserstand im See, abhängig von den Wasserständen der obenliegenden Dobersdorfer- und Selenter See regelt, ist beschlossen und wird nach langer Wartezeit auch seit 2014 umgesetzt. Ausgerechnet im Frühjahr wurde nun damit begonnen, den Wasserstand für die notwendigen Baumaßnahmen abzusenken.
Für jeden sichtbar über einen halben Meter, was auch für den Laien offensichtlich seither eine Katastrophe für Uferbrüter, Amphibien, Laich usw. darstellt.
Man hat das Gefühl, das die Messlatte, an der der dauernde Pegelstand dokumentiert wird, in Wulfsdorf einen anderen Bezugspunkt hat als die Messlatte vergangener Jahrzehnte?
Der See ist jedenfalls in den Uferregionen ausgetrocknet, Wasserbrüter- Nester stehen auf dem Trockenen. Ob die Computertechnik, die sich nur am hier und jetzt orientieren kann, so erfolgreich agiert wie die Fischer/ Seeeigentümer vergangener Jahrzehnte, bleibt abzuwarten.
Mittelfristig wirksame meteorologische Erfahrung eines alten Fischers dürfte dem Tiefenmessser mit PC-Anschluss wohl abgehen. Vielleicht ist der jetzige Wasserstand also ein dauerzustand trockener Sommer der Zukunft?
Wenn nun im SH-Magazin vom 29.7.2014 die Rede davon ist, dass der Verkauf des Schlosses Salzau nicht abgewickelt werden konnte, weil das Schloss wegen niedrigen Selenter-See- Wasserstandes Risse bekam, erklärt das vielleicht, warum kein Wasser mehr aus dem Selenter See in ausreichender Menge aktiv geregelt Richtung Passader See und Ostsee abgeleitet wird.
Aber nur, wenn man ganz, ganz böse denkt, und unterstellt, dass das Land hier die Finger im Spiel haben könnte.
Vermutlich bin ich aber nur paranoid und einfach tierisch genervt, weil ich den wunderschönen See so halbtrochen und mit fast 25°C Wassertemperatur (gemessen) so liegen sehe.
Das Gequatsche der örtlichen Pressse, nur die Fischer hätten ein Interesse am erhöhten Wassserstand des Sees ist übrigens Quatsch. Fischer und Angler fangen nicht weniger, es ist nur so schade um Uferflora und -Fauna. Das hat es in hunderten von Jahren vorher nicht gegeben.
Aber da gab es ja auch keine FFH- Richtlinie.
Grüße, G.
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Naturmensch
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Re: FFH-Richtlinie Probstei

Beitrag von Naturmensch »

Moin,

ohne, dass ich das Gewässer und die Umstände kenne, möchte ich hier trotzdem ein paar Gedanken dazu äußern.
Dr.Fish hat geschrieben:
Der Neubau eines Wehres, das den Wasserstand im See, abhängig von den Wasserständen der obenliegenden Dobersdorfer- und Selenter See regelt, ist beschlossen und wird nach langer Wartezeit auch seit 2014 umgesetzt. Ausgerechnet im Frühjahr wurde nun damit begonnen, den Wasserstand für die notwendigen Baumaßnahmen abzusenken.
Ist das Wehr denn schon fertiggestellt, oder ist es noch notwendig den Wasserstand niedrig zu halten (z.B. trocknen von Betonbauwerken)?

Dr.Fish hat geschrieben:
Es geht um die Region Passader See und Hagener Au, das ist der Abfluss in die Ostsee bei Stein.
Im Zuge der FFH-Richtlinien-Umsetzung gilt ein Verschlechterungsverbot, also in dem sowieso schon Landschaftsschutz-Gebiet dürfen z.B. keine Stege neu gebaut werden usw.
Durchweg positiv zu bewerten, so meine ich.
Grds. ist das Verschlechterungsverbot natürlich eine super Sache, es gibt jedoch auch Ausnahmen bei denen eine kurzfristige Beeinträchtigung zulässig ist! Ich könnte mir vorstellen, dass z.B. bei einem maroden Wehr, und damit verbundener Gefahr eines Totalversagens eben Dieses eine vorübergehende Beeinträchtigung zulässig sein kann (Gefahrenabwehr!). Gerade das Verschlechterungsverbot ist relativ schwammig formuliert, und lässt dadurch reichlich Raum für Interpretation und Diskussion! Zum Beispiel: Ab wann tritt eine Verschlechterung im Sinne des Verschlechterungsverbots ein? In Fliessgewässern meines Wissenstands nach, erst wenn eine Verschlechterung um mind. eine Strukturgüteklasse verursacht wird - setzt natürlich voraus, dass vorher überhaupt eine ernsthafte Strukturgütekartierung (nicht im Übersichtsverfahren) stattgefunden hat und Diese regelmäßig aktualisiert wird :roll:
Dr.Fish hat geschrieben: Vielleicht ist der jetzige Wasserstand also ein dauerzustand trockener Sommer der Zukunft?


Bei uns etwas nördl. von HH hat es seit Wochen nicht nennenswert geregnet - könnte der sehr niedrige Wasserstand evtl. darin begründet sein?
Sollte dieser Pegelstand tatsächlich der zukünftige Dauerzustand sein, so kann man eigentlich davon ausgehen, dass die Natur schon ihren Weg findet. (Uferzone mit Lebensraum für Vögel und Amphibien "rückt" weiter in den See) Wichtig: Ich kenn die genauen Gegebenheiten vor Ort nicht, von daher ist das nur eine naheliegende Vermutung!
Dr.Fish hat geschrieben:
Wenn nun im SH-Magazin vom 29.7.2014 die Rede davon ist, dass der Verkauf des Schlosses Salzau nicht abgewickelt werden konnte, weil das Schloss wegen niedrigen Selenter-See- Wasserstandes Risse bekam, erklärt das vielleicht, warum kein Wasser mehr aus dem Selenter See in ausreichender Menge aktiv geregelt Richtung Passader See und Ostsee abgeleitet wird.
Aber nur, wenn man ganz, ganz böse denkt, und unterstellt, dass das Land hier die Finger im Spiel haben könnte.
Ich glaube da musst Du gar nicht so böse denken - Schutz von Kulturgut?!

Bitte nicht falsch verstehen, ich will diese Aktion ganz und gar nicht gut heissen - hört sich dramatisch an, aber es gibt einfach auch Situationen in denen die Natur leider hintenangestellt wird (auch in Zeiten von FFH + WRRL).
Gruß
Kai

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Dr.Fish
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Re: FFH-Richtlinie Probstei

Beitrag von Dr.Fish »

Moin,
nein- ist schon klar, und alles richtig was du schreibst.
Wie gesagt, ich finde die Politik und Aufklärung des LLUR auch einigermaßen vorbildlich im Vorfeld der Aktion.
Die Fischwanderwege potentiell wieder frei zu machen ist sicher auch gut.
Aalwehre haben ausgedient und haben nur noch nostalgischen Wert. Ich hoffe nur, dass der Bau des neuen, PC- gesteuerten Wehres nicht einen neuen Wasserstand bedingt, der in Trockenzeiten so wie jetzt, einen inakzeptablen Wasserstand mit sich bringt.
Schilf und Reet stehen auf rissigem Trockenboden, Seetemperatur gemessen 24,6 in Schnitt, bis über 25 °C sind aber auch drin relativ oberfächennah, also 20 bis 60 cm tief.
Das ist, wenn auch temporär, nicht so doller Naturschutz.
Vielleicht ist der Zeitpunkt für eine solche Aktion, also seit Brut- und Laichzeit in den Hochsommer hinein auch etwas unglücklich gewählt?
Grüße, G.
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