Beim Stöbern im "Schwesterforum" bin ich auf diese sehr ausführliche Beschreibung gestoßen > Czech Rute und etwas nachdenklich geworden. Vor vielen vielen Jahren, als es noch reichlich Äschen gab in den Norddeutschen Bächen, haben wir Ähnliches auch gemacht, mit super leichter Stipprute, Styroporkugel auf Bambussplice als Bißanzeiger, 0,5 g Bleischrot und mit künstlicher Nymphe haben wir schöne Äschen gefangen, zum Essen! Aber erlaubt war das nur außerhalb der Fliegenfischstrecken, dort wo auch das Angeln mit Würmern, Maden und anderem Zeugs erlaubt war. Wir traten dort auch nicht als Fliegenfischer auf, diesen "Sport" betrieben wir an den "FLY Only" Strecken, dort gab es noch Fischer, die einen gewissen "Ehrenkodex" hoch hielten, weil sie dachten, dass Fliegenfischen etwas Besonderes wäre.
TLRe: Czech Rute
Beitrag von Lechhuchen » 07.03.2014, 10:24
Servus Lutz,
gerne! Geht auch relativ schnell! Nachdem ich einige Bücher gewälzt hatte und zunächst mit ultra-komplizierten Montagen probiert hatte bin ich irgendwann zur Erkenntnis gekommen, dass beim CZ-N weniger einfach mehr ist.
Es gibt für mich einen ehernen Grundsatz: Die gesamte Montage muss konsequent darauf getrimmt sein, dass alles möglichst rasch zum Grund runter kommt!
Das schaffst Du nur durch eine geschickte Kombination von möglichst (soweit je nach Fischbestand halt vertretbar) dünnen Vorfachbestandteilen aus Flourcarbon und Deinen verwendeten Fliegen. FC sinkt nachweislich (und durch eigene Erfahrungen belegbar) wesentlich schneller als normales Mono ab.
Wichtig sind also neben dem Vorfachmaterial natürlich auch die Fliege bzw. (falls erlaubt) die Fliegen. Diese müssen ebenfalls auf schnell sinkend getrimmt sein. Jetzt könnte man sagen: Okay, einfach reichlich Tungsten drauf tüdeln und fertig - aber weit gefehlt!
Das wichtigste ist, dass Deine Fliegen der Strömung möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Das heißt: Möglichst schlanke Fliegen vorzugsweise selbst binden, Gewicht Tungsten ja, aber maßvoll einsetzen ... immer mit dem Hintergrund weniger Körperfülle ist wichtiger als viel Gewicht ... Schnickschnack wie Beinchen, Hecheln, alles was irgendwie absteht und Strömung fängt am besten komplett weg lassen ... dann werden die Fliegen tauchen wie Bleienten ... fast deep and down zum Grund und immer am Grund entlang ... am Grund geht´s rund ... das ist für mich persönlich das wichtigste Geheimnis vom CZ-N ... mal abgesehen von der richtigen Köderführung halt dann auch noch ... immer Tuchfühlung zu den Nymphen halten ... wenn die Montage stimmt, merkst Du jedes Steinchen am Grund ... und dann jeden noch so kleinen verdächtigen Zupfer sofort mit Anhieb (bzw. Anheben der Rute) quittieren ... besonders bei den Äschen ... es braucht einige Erfahrung ... aber wenn alles passt, kommt die von allein.
Ansonsten zum Vorfachaufbau:
Bei mir hat sich so gut wie immer und in fast allen Anwendungssituationen eine Vorfachlänge herauskristallisiert, die in etwa der Rutenlänge entspricht - das muss aber natürlich je nach Gewässertiefe selbst variert werden. Meine persönlichen "wohlfühl-Vorfächer" sind also in der Regel so gut wie fast immer 3 Meter lang. Vor der Fliegenschnur habe ich dann zuerst einmlal einen 40 cm braided Bissanzeiger (Geflecht-Bissanzeiger in auffälliger Färbung, neon-orange oder gelb) eingeschlauft - der gehört also eigentlich noch nicht zum Vorfach, da dieser auf der Wasseroberfläche schwimmt ... und das tut er am besten, wenn er vorher ordentlich gefettet wurde!!! Bei genauer Betrachtung ist mein auf Tiefe gehendes Vorfach also eigentlich nur 260 cm (ohne Bissanzeiger) lang. Der Bissanzeiger ist beim gesamten CZ-N-Vorgang das einzige (und das je nach Tiefe auch nicht immer), was die Wasseroberfläche berührt ... die Fliegenschnur tut das bei mir nie ... sie ist also eigentlich völlig unwichtig ... aber wenn beim CZ-N mal nix geht (und das kommt auch vor), dann stelle ich mit der gleichen Rute / Rolle auf Trocken oder normales Nymphen um ... von daher also lieber doch eine qualitativ gute Fliegenschnur verwenden, die man dann auch dafür verwenden kann, um schnell auf andere Methoden umstellen zu können ... manche meiner Kollegen haben zwischenzeitlich gar keine Fliegenschnur mehr auf der Trommel, sondern nur noch Mono ... das wäre mir aber dann irgendwie schon zu blöd .... dann kann ich ja auch gleich mit der Spinnrute oder mit der Stippe raus gehen ...
Der Rest des Vorfachs besteht (nach dem Bissanzeiger) dann zuerst aus ca. 20 cm von 20er Fluorcarbon. Da kommt dann ein Pitzenbauer-Ring hin. Das gewährleistet, dass man an der Stelle auch mal schnell ein komplettes Vorfach austauschen kann. Der Rest (sprich ca. 240 cm) ist bei mir aus durchgehendem (parellelen) Flurcarbon in der erforderlichen Stärke. Wenn´s Barben gibt - nicht unter 0,20 oder auch mal 0,18 mm. Wenn´s nur nach Forellen und Äschen riecht auch mal 0,16 ... wenn ich je nach Jahreszeit und Fliegen und jeweiligem Gewässer dann auch mal nur auf Äschen pirsche, dann gehe ich oben schon auch mal bis auf 0,12 Flourcarbon runter ... das ist dann aber für mich die absolute Untergrenze ... alles drunter würde ich mir auch bei den Äschen nicht mehr trauen, denn an den Gewässern wo ich fische werden auch die relativ groß ...
Wo nur eine einzige Fliege erlaubt ist (mittlerweile an einigen Gewässern), war´s das dann auch schon! Wenn aber 2 oder sogar mehr Fliegen erlaubt sind, dann lasse ich das Vorfach zuerst etwas länger und durchgehend und kappe es dann dort (meistens 30 bis 50 cm über der Grundfliege) und binde dort einen 10 bis 15 cm Springer mit Chirurgenknoten ein. Wichtig ist dabei, dass der Abschnitt, den Du als Springer verwendest nach oben absteht ... falls man den nach unten nimmt, gibt´s nach meiner Feststellung leichter Verwicklungen zwischen Vorfach und Springer. Wenn man mit dem CZ-N dann anfängt, hat man zuerst öfters Verwicklungen von haupt-Vorfach und Springer ... das nervt ... aber man findet intuitiv irgendwann einen "Wurfstil" ... eher nur einen "Schwipp-Stil", um das ganze auch ohne Verwicklungen raus und am Grund entlang zu bekommen ... da brauchts etwas Geduld ... nicht entmutige lassen ... das wird alles!
Sonstiges Zubehör brauchste ansonsten nicht ... das ganze möglichst einfach zu halten, ist wie gesagt viel besser als zu kompliziertes zu montieren. Du brauchst auch keine speziellen Vorfächer für CZ-N oder gezogenes Monofil o.ä. .... ebenfalls brauchst Du keine von den kleinen durchsichtigen Plastikteilchen (Roller), an die die Springer angebunden werden können ... alles viel zu teuer und kompliziert ... wenn Du das obengenannte beachtest, dann wirst Du relativ bald deine ersten CZ-N-Fische fangen ... das müssen dann auch nicht unbedingt Äschen sein ... meistens geht´s mit Barben als erste CZ-N-Fische los ... aber auch Aitel, Aland, Brachsen, Barsche ... alles schon damit erwischt!
Ich wünsche Dir jedenfalls viel Spaß auf dem weiteren Weg zum CZ-N-Fischer. Du wirst auf jeden Fall mehr Fische haken, als früher ... gehe also bitte sorgsam damit um ... und immer auf dem Teppich bleiben ... pass vor allem auf, dass Du nicht bei Kollegen in Verruf kommst ... es gibt am Wasser viele, die CZ-N-Spezies überhaupt nicht gerne sehen ... einfach aus dem Grund, weil sie glauben, dass ihr "nur Trockenfischen" oder nur "normal"-Nymphen viel edler und waidgerechter sei ... weil sie aber weniger Bisse bekommen als Du evtl. dann, sind sie neidisch und verbreiten Gerüchte ... obwohl sie selbst niemals den Widerhaken andrücken würden.
Das ist auch noch so ein Punkt: Bitte nur widerhakenlose Nymphen binden und verwenden ... es gibt (z.B. von HANAK) klasse dünndrähtige aber sehr stabile widerhekenlose Haken, die genau für´s CZN gemacht sind ... besser geht´s nicht ... auch die tragen erheblich zum schnellen Absinken der Nymphen bei ... und wenn Dir mal einer Vorhaltungen machen wird, dann zeig ihm einfach Deine Nymphen in der Dose, die alle keinen Widerhaken haben (sollten) und lass Dir dann seine Plumsdinger mit Widerhaken zeigen ... dann ist wahrscheinlich sofort Ruhe ... es schadet aber auch absolut nichts, wenn Du Dich generell schon vorher erkundigst ob dort, wo Du zum Fischen gehst CZ-N als "normal und unkritisch" oder ob es dort eher als "verpönt und kriminell" abgehandelt wird ... dann bist Du schon im Vorfeld auf der sicheren Seite ... ich fische nur dort CZN, wo´s keine Probleme und Kommentare in Richtung "unfairer Fischer" gibt ...
So, das war jetzt weniger nur zum Vorfach, sondern mehr zum CZ-N allgemein .... das ganze ist als Gesamtpaket zu verstehen, das nur dann funktioniert, wenn mehrere Dinge passen ... ich wollte Dir das einfach auf den Weg mitgeben, weil es einen gewissen "Leidensweg" über Jahre mit darstellt ... das ganze ist aus mehreren Perspektiven spannend, interessant - aber auch keinesfalls "einfach" - und schon gar nicht am Wasser selbst "unumstritten" ... deshalb:
Viel Spaß beim probieren aber auch Vorsicht bei der maßvollen Anwendung - Augen auf und lieber nicht zuviel mit andernen Schlaumeiern am Wasser drüber reden ... genieße es mehr für Dich, dann kann´s und wird´s Dir eine ganze Menge Spaß machen!
Huchi
Klaus
P.S. Ich empfinde das vorstehende Zitat über das Czech Nymphing noch als maßvolle Beschreibung dieses "Kunstangelsports".