Blech vs. Fliege in Nyborg, 2013

[Sandaal]

Moinmoin.

Vorneweg: Ich bin gar nicht neu, sondern war nur viel zu lange nicht hier. Der Mefo-Virus in mir zieht sich phasenweise weit zurück, kommt dann aber – zum Glück – auch immer wieder zum Ausbruch. Wie in diesem Jahr, als die zweite Aprilhälfte ganz zufällig mit meinem Fünenaufenthalt zusammenfiel.

Bei diesem Trip habe ich mindestens ein Erlebnis gehabt, welches mir ausreichend kurios erscheint, um euch davon unter dieser Rubrik zu berichten:
An Nyborg fahre ich nicht einfach vorbei. Die Brücke nach Sjaelland löst ein angenehmes Fernweh und in diesem Jahr auch Vorfreude auf den „Haupturlaub“ im Sommer in mir aus. Und angeln kann man dort ja auch recht flexibel.
Am Slipshavn-Strand angekommen wunderte ich mich, warum trotz Empfehlung in einschlägiger Fachliteratur, bester Saison und Stadtnähe niemand dort im Wasser stand. Stattdessen drängte sich die Konkurrenz in der künstlichen Kulisse des Marinehafens. Dort standen etwa zehn Kollegen, darunter wohl acht Fliegenfischer. Mir war es recht, denn den Strand hatte ich so für mich allein. Ein anderer Angler tauchte dann doch noch in meiner Nähe auf. Er erklärte mir, im Marinehafen seien vor einigen Tagen 22000 Regenbogner aus einem Tank entwichen. Irgendjemand hätte diesen Vorfall bei Facebook beschrieben. Man würde Fische ohne Ende sehen und sie ließen sich auch fangen. Ich war ziemlich skeptisch und hatte keine Lust, dem Herdentrieb zu folgen. Abends habe ich den verbliebenen drei Anglern dann doch noch mal eine Viertelstunde zugesehen. Einer fischte wohl mit Sbirulino und landete in der kurzen Zeit fünf Fische, die anderen keinen.

Jetzt kommt der Knaller, mit dem wohl niemand gerechnet hat: Am nächsten Tag hab ich auch im Marinehafen gestanden. Als Nichtfliegenfischer hatte ich mir Spinner, kleine Blinker und Wobbler eingepackt. "Familie VIMS" hatte ich leider vergessen. So drei Stunden werde ich es probiert haben. Obwohl um mich herum ein regelrechtes Fischgewimmel war (ich hab sprichwörtlich im Fisch gestanden), hab ich nicht einen Kontakt bekommen. Um mich herum wurde fast ausschließlich mit Fliege gefischt, ein Vater hatte seinen Kids Würmer auf die Haken gezogen. Die Wurmkids und ich blieben Schneider und was die anderen gefangen haben, ist schier unglaublich. Stundenlang Biss auf Biss zu haben dürfte selbst für auch sonst erfolgreiche Fliegenfischer ungewöhnlich gewesen sein. Und die Regenbogner konnten sich sehen lassen. 45cm waren keine Seltenheit und auch größere Fische waren dazwischen. Wahrscheinlich sind die Jungs in einen Endorphinrausch geraten und konnten deshalb nicht mehr aufhören. Obwohl es echt kühl war.
Kurios fand ich natürlich die enorme Fischdichte. Kurios fand ich aber auch, dass die Fische mit ihrer unverhofften Freiheit tagelang nicht anzufangen wussten. Da hätten sie auch im Tank bleiben können. Vor allem aber hat mir dieses Erlebnis eindrucksvoll verdeutlicht, dass es Situationen gibt, in denen man als Spinnfischer gegenüber dem Fliegenfischer trotz nachweislich vorhandener Fische sehr, sehr alt aussehen kann. Nicht einen mickrigen Zupfer hab ich bekommen.

Insgesamt war mein Urlaub sehr schön. Mehr oder weniger erfolgreich habe ich „ca. zwanzig aus 117“ gespielt. Es gab Kontakte, Nachläufer und gefangene schlanke maßige und untermaßige Fische, aber auch viel Ruhe, Wetter, Natur und zwei lupenreine Frostbeulen. Von den letzten beiden mal abgesehen war es eigentlich ein perfekter, entspannter Wiedereinstieg.

Hoffentlich verzieht sich mein Virus so schnell nicht wieder.

TL aus Bottrop,
Jörg

[Cowie]

Hallo Jörg,

danke für das Teilhaben an deiner kuriosen Erfahrung

Ich weiß auch nicht, was ich da gemacht hätte, Blech oder Fliege???
Hinzu kommt ja auch noch, dass jeder für sich selbst entscheidet:
Will ich mein Fischen, Natur, Ruhe, Wetter und Umgebung genießen oder
will ich meine Pfanne oder Truhe füllen??

...manchmal; insbesondere nach einer Sammlung von Schneidertagen will man vielleicht beides... :c

Deine von dir geschriebenen letzten vier Zeilen (ohne Grußformel)
sagen eigentlich alles: du hast alles richtig gemacht!