Weihnachten auf Bornholm

[Strandlaeufer]

Zugegeben, es ist schon eineinhalb Jahre her, aber das ändert doch eigentlich nix, oder?

kleines Tagebuch

21.12.2008
Raus aus dem Haus - rein ins Wasser. Zweieinhalb Stündchen Fischen direkt vor der Haustür, auf dem Broens Rev bei Snogebaek. Nach links (Norden) die Kante von 0,5 auf 3 m Wassertiefe, nach rechts (Süden) das sanft abfallende Schieferriff. Plötzlich ein silberner Veitstanz am Ende der Schnur und ein 40er Grönländer darf nach dem Abhaken wieder schwimmen. Was für ein schöner Auftakt.

22.12.2008
Stürmischer Westwind, ich entscheide mich für tiefes Wasser am Salthammer Rev. Der Sturm reißt den alten Wellen die Kämme Weg und wiederholt schmeißt mir der Wettergott einen Eimer Wasser ins Gesicht. Dafür unglaubliche Wurfweiten, die Füllschnur unter den 150 m Geflochtener scheint bei Mitwind-Würfen schon bedrohlich durch. Nach zwei Stunden nass und glücklich...

24.12.2008
Heute schmückt das Vorfach natürlich eine Juletraer-Fliege (Juletraer dän. = Weihnachtsbaum). Allerdings feiern die Forellen wohl nicht auf der Broens Odde. Wiedereinmal lerne ich etwas über Kreuzseen. Welle von links, brusthoch - undramatisch. Welle von rechts, brusthoch - undramatisch. Welle von links und rechts gleichzeitig, brusthoch - auch noch undramatisch. Nur am Schnittpunkt war die Welle plötzlich ein bisschen größer als ich. Als ich mich im Häuschen trockne, ist der Baum schon geschmückt!

26.12.2008
Schwacher Nordostwind, 5°C, wunderbare Bedingungen für Broens Odde. Und nach einer knappen Stunde rappelt es auch schon am Ende der Leine. Wilde Jagd über die Schieferbank und eine blanke 45er mit großen Punkten guckt mich weihnachtlich an - ich verabrede mich mit ihr auf ein neues Wiedersehen in zwei oder drei Jahren...

27.12.2008
Windstill, dunkler Himmel, schwarze unbewegte See. Der Angelladenprofi sagt, ich solle mich bei dem Wetter lieber um die Familie kümmern, aber die Familie kümmert sich gerade selbst... Alle Blinker-Wobbler-Farben und Fliegenmuster in drei Stunden probiert - kein Fisch.

29.12.2008
Ein ganzer Tag zum Fischen - ab an die Nordküste. Salene-West lässt sich gut beangeln, leichter Ostwind und schöne Dünungswellen auf den vorgelagerten Riffen. Nach zwei erfolglosen Stunden lasse ich den Wobbler von Wurf zu Wurf etwas tiefer laufen und rummms - steht die Rute krumm und bockt. Schwere Kopfschüttler, kaum Schnurgewinn. Ein träger, aber dicker Absteiger, geht es mir durch den Sinn. Nach drei Minuten steht der Fisch vielleicht fünfzehn Meter vor mir und taucht dann gemeinerweise direkt vor dem querliegenden Unterwasserriff auf Bodentiefe ab. Mit der geflochtenen ohne Rücksicht auf Verluste über die Riffkante nach oben zerren? Lieber nicht. Zum Glück setzt sich das Tier von allein wieder in Bewegung und ich sehe ein braunes, langes Schimmern im bewegten Wasser. Aber keine braune Meerforelle, sondern ein stattlicher 60+-Dorsch hat sich meinen rot-schwarzen Wobbler geschnappt. Unverhofft kommt oft!

30.12.2008
Temperatursturz in der letzten Nacht, knackiger Frost. "Forget it" sagt mein Angelladenprofi, ich kann's aber nicht sein lassen und verbringe ein paar wunderschöne Stunden bei klirrend-klarem Sonnenschein an der Südküste Bornholms auf der Stenodde.

Nachtrag und Dank
für alle, die mir Tipps für die Winterfliegen-Auswahl gegeben haben: Kein Fisch hat sich für meine Springerfliegen interessiert, welches Modell ich auch gefischt habe. Fliege pur am Sbirullino mochten Sie auch nicht, aber an diesen Tagen nahmen sie auch kein Blech - somit ein unklares unentschieden...