@ Bernd und alle Interessierten:
Ich stimme mit Deinen Erfahrungen absolut überein. Kleine 10er Fliege, orange, grün, pink und so.
Wir müssen an jeden Fisch ja mit Überlegung drangehen, schon im Vorfeld können wir Fehler vermeiden.
Daher möchte ich einen kleineren weiteren Exkurs unternehmen, welcher mir letztendlich eine gute Horni-Quote eingebracht hat und hoffentlich zur nächsten Rapsblüte wieder bringt (und Euch auch).
Es begann mit meiner allerersten Fliegenrute, das war im Frühjahr 2002. Eine Exori mit einer Compo 69 Rolle, dazu eine einfache 8er WF.
Ich wollte es wissen, was war nun das Besondere an dieser Fischerei, warum schauten mich Fliegenfischer etwas verachtend an, wenn ich meinen Sbirulino durchs Wasser zog? Oder war es gar Neid?
Heute ist es mir egal, ich kann ein wenig werfen und habe auch wesentliche Dinge verstanden, insbesondere den Unterschied beim Werfen und Fische fangen. Und um ehrlich zu sein, fische ich inzwischen zu 95% die Fliege, würde meinen recht weiten Weg zum Strand jedoch nicht ohne eine Spinnrute unternehmen.
So auch im Mai 2002, es war ein schöner Morgen mit herrlichem Sonnenaufgang, welcher mir fröhlich beim Überqueren der Fehmarnsundbrücke entgegenlächelte.
Mein Weg führte direkt zum Strand von Wallnau, ab in die Sachen und zum ersten Mal die neue Fliegenrute zusammengebaut. Keinen Wurf hatte ich vorher unternommen, es sollte am Strand unter reellen Bedingungen passieren.
Am Strand saßen sie dann, meist etwas ins Alter geratene Kollegen, die ihre Wasserkugeln beobachteten. Sie lächelten bei meinem Anblick und es gab nur von einem der bestimmt 15 Mann ein kurzes „Moin“. :c
Einen kurzen Gedanken verschwendete ich, warum lachen die, wenn ich hier mit einer Fliegenrute aufschlage und warum lächeln die Fliegenfischer, wenn ich mich mit einer 40 Gramm Wasserkugel eingereiht hätte? Wie gesagt, ich dachte nur kurz daran.
Abseits der parkplatznahen Kleinveranstaltung zog ich die Schnur ab und wedelte so vor mich hin, da sah ich die Landung eines guten Hornis bei einem der Kugelstosser. Gut, Fisch ist da und fischte weiter. Ein weiterer Hornhecht wurde gestrandet und landete ohne Abschlagen im weissen Majoeimer. Meine Schnur brach zusammen und ich wich so gerade eben noch der Fliege aus, welche mein Ohr streifte. Ein weiterer Horni landete im Eimer, dann der nächste. Der Opi ohne Knüppel liess den Nächsten im Majoeimer verschwinden, dann fingen drei Mann gleichzeitig.
Nach etwa einer Stunde zog ich entnervt ab, ab ins Auto und erst mal Kaffee trinken. Was hatte die Hornis veranlasst, an den dicken Wasserkugeln Selbstmord zu begehen? Warum nicht auf Fliege, die ich so fleissig eine Stunde lang auf mindestens 10 Meter geschmissen hatte?
Ich fuhr nach Weissenhaus, schon mal in Richtung meiner Unterkunft. Es war noch früh und ich hatte auch noch den ganzen kommenden Tag.
Um es abzukürzen, ich fing keinen Hornhecht. In Weissenhaus waren erstaunlicherweise zwar nur 2 weitere Kollegen mit Spinnruten, doch auch auf Blech nix.
Das Bier entschädigte und mit sortierten Gedanken und frischen Hoffnungen fischte ich den nächsten Morgen wieder Weissenhaus. Hier nochmal Abkürzung, kleiner Zeitsprung in den frühen Abend. Gegen 20 Uhr war mein Soll erreicht, viel gefischt, die Spinnrute doch nicht ausgepackt, aber leider nix erwischt. Ok, nächstes Mal halt.
Aber wie immer der letzte Wurf, den ich etwas müde und lustlos quer gegen den Wind parallel zum Ufer warf, ich strippte nicht, ich legte die Rute über die Schulter und ging die letzten Schritte am Strand entlang Richtung Auto. Zupp, zupp, hä? Da hing er, mein erster Fliegenhornhecht, auf unglaubliche Art gehakt, aber ich hatte ihn. Bann gebrochen
Ich beschäftigte mich danach ausführlich mit den Ostsee-Pfeilen, so wie mit jedem Fisch. Jeder neue Versuch brachte mehr Erfolg. Seit über 10 Jahren hatte ich Hornhechte nun schon „rausgekugelt“, aber darüber nachgedacht hatte ich nie so recht. Die sind halt im Sommer da.
Daher hier auch noch einmal deutlich die für uns wichtigsten Eigenschaften des Hornhechtes:
1. er ist ein absoluter Augenjäger, also tagaktiv
2. er ist futterneidisch
3. er ist schnell
4. er hat einen sehr guten Geruchssinn
5. er sieht den Angler meist zuerst
Weiterhin benutzt er seinen Schnabel zum Fassen der Beute, der Schnabel besteht aus Knochen (!), daher nicht vergleichbar mit einem weichen Fischmaul.
Und ein weiterer wichtiger Punkt: der Hornhecht jagd auch zum Spass!
Daher müssen wir die Darbietung unserer Fliege anpassen, wenn wir mit den Hornis spielen möchten, nehmen wir einen Streamer der Größe 4 oder 6, manchmal bleibt der ja doch hängen, wollen wir aber Hornis fangen, dann müssen wir ihm vorgaukeln, unsere Fliege sei Nahrung.
Das Verhalten des Hornhechtes konnte ich oftmals direkt beobachten, im glasklaren Wasser der südnorwegischen Buchten habe ich sehr viele Fische auf Sicht gefangen und sah, wie sie die Fliege nahmen. Aus erhöhter Position von Felskanten ist dies ein Schauspiel, welches ich Jedem herzlich empfehlen möchte.
Daher meine Meinung: eine größere Fliege attackiert er, eine kleine frisst er. Er spielt nicht mit der kleinen Fliege, er schwimmt nicht unentschlossen hinterher, er frisst sie. Natürlich mag es auch in seiner Absicht liegen, den 4er Streamer zu fressen, doch eine kleine Beute ist halt einfacher zu bewältigen.
Vielleicht die Ente kurz als Vergleich: mit ihrem Schnabel packt sie das Brotstück, doch sie hält es nur fest, um es mit Wasser zu tränken. Erst wenn es weich ist, wird sie es verschlucken. Es sei denn, es herrscht Futterneid. Dann muss sie schnell sein. Eine meiner Überlagungen dazu ist, dass ein Hornhecht nicht allein ist, wenn er schnell frisst, zuppelt er nur rum und haut dann ab, wird man nicht viel fangen. Ich vermute, dies sind einzelne Fische auf dem Weg in ihre Laichbucht (These).
Ich biete daher, genau wie Bernd, meine Fliege langsam an. Ich werfe und lasse sie treiben, ganz kurze Strips, um Kontakt zu halten. Manchmal reicht es sogar, die Schnur einfach von der Welle tragen zu lassen, etwas Wind ist noch besser.
Meine Rute halte ich dabei inzwischen parallel zur Strandkante, bei einem Kontakt folge ich mit der Rutenspitze langsam der Schnur und hebe sie bei stetigem Gegenzug langsam an.
Zu kleine Fliegen verangeln Hornis, zu große fangen schlecht. Ich persönlich bin bei der Hakengröße 10 hängengeblieben, weil ich damit einfach die meisten Hornis gelandet habe.
Generell noch ein Schlusssatz: der Hornhecht ist zwar ein Massenfisch und es ist leicht, davon 70 Stück in kürzester Zeit mit einem Heringsfetzen zu fangen. Es ist ebenfalls nicht schwierig, 20 mit der Fliege zu fangen oder 10 mit Blinker und zweitem eingeschlauftem Drilling.
Für mich ist der Hornhecht einer meiner Lieblingsfische geworden, er hat mich geärgert und genervt, aber zum größten Teil hat er mich erfreut.
Also, eigentlich so wie die Meerforelle

Leidenschaft Hornhecht, eine saisonal bedingte Leidenschaft, die wir genießen sollten und ich denke jeder Hornhecht hat wie alle Fische das Recht, mit angebrachter Ehrfurcht und Ehrerbietung für die Küche feingemacht zu werden. Und wer mal 20 Hornis ausnehmen und putzen musste, dem reichen vielleicht nächstes Mal auch 10, oder 6

Sorry, hatte wohl zu viel Zeit heute
