Tag 2
Ich falle ziemlich früh aus dem Bett, ist eigentlich gar nicht nötig weil sich der frühe und späte Nachmittag als die beste Zeit zum Trockenfliegenfischen rausgestellt haben aber mich hält jetzt nichts mehr: Ich muss da raus!!
Der Tag beginnt so wie ich ihn liebe: Noch mit der Kaffeetasse in der Hand vom Schlafanzug direkt in die Wathose und ins Auto. Heute starte ich etwas weiter unten und habe mir vorgenommen, die erste Runde mal den Streamer durch den Fluss zu ziehen, es ist noch ziemlich kühl am frühen Morgen und keinerlei Insektenaktivität zu beobachten. Das sieht man dem Fluss auch durchaus an:
Es dampft und nebelt in der Morgenluft, irgendwie sehr mystisch die Stimmung.
Meine Stimmung lässt sich nach der ersten Stunde mit " mystisch" allerdings nicht gut beschreiben, nachdem sich nur eine 20er Bachforelle dazu herablässt meinen schwarzen Wooly Bugger zu verhaften. Im Geiste hatte ich mir schon gewaltige Forellen oder einen 80er Huchen ausgemalt, aber das wäre dann vielleicht doch etwas zu viel des Guten...
Ich mache also eine taktische Kehrtwende und kehre zurück zu meinen Leisten, im speziellen Fall eine 12er Stimulator Trockenfliege. Im Nu ändert sich die Situation, kaum auf trocken umgestiegen gibt´s auch wieder Fish&Drill.
Dabei entdecke ich so manchen unglaublichen Pool, so wie diesen hier:
Dabei sind diese Pools nicht nur wahnsinnig schön anzusehen, der hier schenkt mir auch noch ne knackige Regenbogenforelle, die sich erst nach langem Drill geschlagen gibt.
Dann aber kommt das absolute Highlight meines zweiten Tages. Ich fische mich vorsichtig Stück für Stück an den tiefen Auslauf einer gewaltigen Rausche an. Es ist bereits später Nachmittag und durch das viele Werfen, Waten ,Klettern und Laufen bin doch schon etwas müde und denke bereits ans Aufhören, als nach einem Wurf direkt in die Mittelströmung der Biss erfolgt. Klingt alltäglich , aber : Da wo eine Zehntelsekunde vorher noch meine Fliege schwimmt, springt eine Forelle fast senkrecht aus dem Wasser, keine 4 Meter vor mir! Der Fisch kommt dabei komplett aus dem Wasser und springt dabei mindestens einen halben Meter hoch in die Luft. Ich erschrecke mich regelrecht und setze auch gar keinen richtigen Anhieb, zum Glück ist das auch gar nicht nötig denn die Forelle hakt sich bei ihrer gewaltigen Sprungeinlage selber. Die schöne 38er Regenbogenforelle darf nach einem spannenden Drill auch wieder schwimmen, hat sie mir doch den mit Abstand spektakulärsten Biss auf eine Trockenfliege beschert den ich je erlebt habe. Hätte ich das gefilmt wäre mir der Oskar sicher....
Jetzt bin ich wieder wach und fische doch ein Stündchen weiter, wobei ich noch drei Bachforellen um die 40cm fangen kann, es ist einfach Wahnsinn an diesem Fluss.
Wieder beschließe ich den Tag völlig berauscht von den vielen Eindrücken, kaputt aber einfach - glücklich!
Tag 3
Wieder haut es mich früh aus den Federn, ich bin einfach zu aufgedreht zum Ausschlafen. Tagesanfang wieder wie beschrieben und dieses Mal beginne ich mit der Nymphe, es ist so früh am Morgen einfach zu kühl für die trockene.
Wie am Tag zuvor tut sich aber zu Beginn wieder nichts und ich lasse nach einer Stunde Nymphe Nymphe sein und knote eine trockene an, es ist wieder mal eine Rehhaar Caddis.
Und genau wie am Tag davor geht es mit diesem Wechsel los, sie beißen, sie beißen!! Mein Weg führt mich gezielt zu einem Wahnsinns-Pool den ich schon von der Straße beim Vorbeifahren ausgemacht habe, ist zwar ein kleiner Fußmarsch, aber da will ich hin. Es gibt eine winzige Hängebrücke über diesen Pool, von oben sieht das Ganze so aus:
An der tiefsten Stelle dürfte der Pool so 5 Meter Tiefe aufweisen, und während ich mich von hinten heranpirsche, kann ich sie sehen: Da stehen mindestens 20 Fische aller Größe und wedeln lässig in der Strömung mit den Schwanzflossen. Ich werfe diesen und jenen Fisch an, binde mein halbes Trockenfliegensortiment abwechselnd an die Leine und wechsele dann zurück auf Nymphe, aber was ich auch tue: NULL Interesse. Dann umkreise ich vorsichtig den Pool, lasse die Nymphe abtreiben und versuche die Nymphe durch Drift attraktiver zu machen oder durch den Leisenring-Lift aufsteigen zu lassen, aber: NULL Interesse. Dann nochmal nen Streamer montiert, aber ihr ahnt es schon, auch da: NULL Interesse. Dabei kann man sich von hinten den Fischen bis auf 2 Meter nähern ehe sie sich gemütlich in den tieferen Teil zurückziehen, aber wahrscheinlich hätte ich eher einen mit der Fliegenrute direkt erschlagen können bevor einer von denen auf irgendwas von mir präsentiertem gebissen hätte. Vermutlich zieht dieser Pool die Fischer an wie Fliegen das Licht und die Fische in diesem Stück Savinja könnten locker als Fachverkäufer in jedem Angelladen anfangen, weil sie wahrscheinlich schon alles gesehen haben, was man als Köder an ein Fliegenvorfach binden kann.
Nach einer Stunde geb ich auf, die Runde hat klare Sieger und ich bin´s nicht.
Auch an diesem Tag erlebe ich auf dem Weg weiter nach oben traumhafte Fischerei, da wo die Fische noch nicht so ausgebufft sind wie am Hängebrücken-Pool gibt´s immer wieder schöne Forellen die meine Caddis nehmen.
Der Regenbogner wohnte hier...
Ich denke, die Eindrücke auf den Fotos sprechen schon für sich, ich komme auf JEDEN Fall noch mal, und, ja: Es stimmt, die Berichte sind wohl nicht übertrieben, die Savinja ist ein Traumfluss für jeden Fliegenfischer, ich kann´s bestätigen!!